Cosmic Baby - Musik-Podcast vom RBB zum 60. B-Day

GeoTeknique

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Hi in die Runde,
Vor zwei Monaten gab es im Rahmen von RadioEins des RBB ein Musik-Podcast des Künstlers Harald Blüchel - seinerzeit unter dem Pseudonym 'Cosmic Baby' auftretend und schlagartig aufgrund persönlicher Differenzen wohl auch mit sich selbst von der Bühne wieder verschwand.

Zu seinem 60. Geburtstag gibt es nun zu seinen ehren eine tolle musikalische Retrospektive.

Bis vor einigen Jahren war es komplett still geworden um dieses absolute Ausnahmetalent der elektronischen Musik. Denn er bringt etwas mit, was den mMeisten seiner Zunft damals abging - eine klassische Ausbildung am Musik-Konservatorium und anschließend die Aufnahme des Studiums der Komposition und des Toningenieurs. Hier haben wir es also mit einem damals schon absolutem Fachmann zu tun. Seine Spezialität waren einerseits die Voranbringung und Mitentwicklung des bis heute bekannten Genres 'Trance'. Zum zweiten zeichete er sich als so ziemlich mit der Erste aus, der Live-Performances auch wörtlich nahm. Während die meisten seiner Kollegen das aufs DJ'ing also das Plattenauflegen und ineinandermixen gesetzt haben, hat er sich ein kleines Home-Studio als Live-Maschine aufgebaut und die ganze Geschichte teilautomatisiert und Live improvisiert. Seiner Zeit war er damit um ca. 10 Jahre den anderen Künstlern voraus. Mir fällt persönlich erst Kalbkrenner 2003 ein, der ähnlich vorging, damals dann aber volldigitalisiert mit lediglich nem Notebook.

Nun sind von Harald Blüchel doch seit einiger Zeit wieder vermehrt Lebenszeichen zu hören. Hier haben wir nun mal ein aktuellesLebenszeichen, dass erstmals nicht die Verleugnung der Vergangenheit zum Primat auserchor. Und das finde ich bemerkenswert. Vielleicht leben Totgesagte doch länger.

Den Auftakt macht das wunderschöne Stück 'Sea of Tranquility' mit dem 'Pulsating' Patch aus dem JD-800 - ein Traum das Stück



Persönliche Anmerkung - Die Musik von Cosmic Baby [die aufmerksamen Leser hier habens mitbekomen, dass ich das noch nicht so lange mit ihm vertraut bin] erzeugt in mir eine enorme Emotionalität. Es greift irgendwie mein Stammhirn an. Nicht selten bin ich so emotional berührt von den immer wieder gleichen Stücken, dass sie mir sprichwörtlich die Tränen in die Augen treiben. Derartiges kann ich von kaum einen Anderen Künstler berichten. Hier hab ich wohl endgültig mein Meister gefunden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Während die meisten seiner Kollegen das aufs DJ'ing also das Plattenauflegen und ineinandermixen gesetzt haben, hat er sich ein kleines Home-Studio als Live-Maschine aufgebaut und die ganze Geschichte teilautomatisiert und Live improvisiert. Seiner Zeit war er damit um ca. 10 Jahre den anderen Künstlern voraus. Mir fällt persönlich erst Kalbkrenner 2003 ein, der ähnlich vorging, damals dann aber volldigitalisiert mit lediglich nem Notebook.

RMB hatte damals meine ich auch Synthesizer und Computer auf der Bühne und war ein Live-Act. Jedenfalls sieht das auf den alten Fotos und Videos so aus und die Live-Versionen klingen auch etwas anders.
 
eine klassische Ausbildung am Musik-Konservatorium

genau das hat mich damals immer am meisten gestört, es klang halt oft genau nach „ Musikstudent will auch mal Techno machen“…..
Wir haben das in den 90ern ab und zu gehört, ich will die Musik auch echt nicht schlecht machen, mir persönlich war es aber immer zu seicht und auch „zu perfekt“….
 
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Ganz vergessen, Stellar 1992 in Dauerschleife und jetzt staubt die CD seit Jahrzehnten ein.
Damals ziemlich angesagt, waren aber auch andere Zeiten.
Danke fürs erinnern!

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Interessant zu beobachten, wie sich Leute dann an ihre Vergangenheit erinnert fühlen, wenn was aus der Zeit kommt. Mir geht es grundsätzlich nicht anders. Jetzt das ABER. Aber da mir die Werke und die Persönlichkeit selbst erst vor kurzem auf dem Schirm gerieten, bin ich in der Hinsicht vollkommen unbefangen. Ich habe keinerlei Erinnerung an Cosmic Baby. Für mich ist es quasi jungfreulicher Classic-Neo-Trance :)

Was Erinnerungen weckt ist die Stilistik in der Musik als Solche. Da war er garnicht mal so allein und bei MFS zumindest in erlauchter Gesellschaft.

Es drängt sich der Verdacht zu Russel Hancorne aka 'Mystic Force' auf. Ebenfalls schlagartig aufgehört in ähnlicher Zeit mit ähnlicher Silistik. Heute wohl vom Erdboden verschluckt oder vllt. von irgendeinem australischem Alligator gefressen oder was weiß ich. Ich bin dem klassichen Trance wohl zeitlebens verfallen. Es ist für mich die musikalische Erfüllung. Und ich bin zutiefst überzeugt, dass inhaltlich die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist.

Irgendwann wird wieder eine Generation das Erbe dieser Leute entdecken und sich davon inspirieren lassen. Sicher muss auch der Zeitgeist dazu passen. Love Peave and Harmony sind nunmal gerade ziemlich out. Stattdessen zerfleischt sich die Welt zusehends. Eine neue Generation im Sinenr der 70/90er Love-Peace-Unity-Bewegung ist derzeit nicht in Sicht. Warten wir mal die 30er ab. ...
 
Er hat den Trance auf eine neue viel professionellere Ebene gehievt. Er war einer der ersten, der seine Musik auf voll digitalen Gerätschaften gründete. Ähnlich ging PvD vor, der sich das wohl bei ihm abgeschaut hat. Aber das aus musikalischer Sicht Besondere, ist die Einspielung wunderschöner aber dennnoch recht einfacher Pianoklänge.

Man muss nur mal den Auftakt von Fantasia über die vielen Versionen analysieren. Am Anfang gibt es so einen Dreiklang, manchmal nur als 3-Klang gespielt, und er wechselt über ein im Hintergrund zum Klavierspiel verzögerten Pad-Sound die Tonlage. Das klingt so abgespaced. Ich hab Schwierigkeiten, dem inhaltlich genau zu Folgen, da er das Ganze so geschickt konstruiert hat, dass man sich ständig vom Drumherum ablenken lässt.
Das Spiel mit der Polyrhythmik [wir hatten das Neulich in einem anderen Zusammenhang] hat er auch drauf.

Derart komplexe Klangefüge, die aber in ihrer Gesamtheit dann wieder harmonisch und reduziert wirken, hat PvD nicht drauf - nicht mal ansatzweise.
 
RMB hatte damals meine ich auch Synthesizer und Computer auf der Bühne und war ein Live-Act. Jedenfalls sieht das auf den alten Fotos und Videos so aus und die Live-Versionen klingen auch etwas anders.

ja, das stimmt, Rolf Meier Bode hatte die Bühne immer voll. auch Oliver Lieb hat immer viel Gear aufgefahren und top Live-Gigs gespielt . Aber Cosmic Baby hatte diese besondere Art, extatisch die Synths von Hand dazu zu spielen, fast schon zu maltretieren - bischen wie Moby Anfang der 90er. Das war schon eine besondere Abfahrt auch fürs Publikum.
 
Bis vor einigen Jahren war es komplett still geworden um dieses Absolute Ausnahmetalent der elektronischen Musik. Denn er bringt etwas mit, was den Meisten seiner Zunft damals abging - eine klassische Ausbildung am Musik-Konservatorium und anschließend die Aufnahme des Studiums der Komposition und des Toningeniuers. Hier habens wir es also mit einem damals schon absolutem Fachmann zutun.

Das war auch immer das problem mit Cosmic Baby.. alles zu perfekt und seicht..wie Jean-Michel Jarre wenn er versuchte Techno zu machen
 
Denn er bringt etwas mit, was den Meisten seiner Zunft damals abging - eine klassische Ausbildung am Musik-Konservatorium und anschließend die Aufnahme des Studiums der Komposition und des Toningeniuers.
Ich finde/fand CB damals zwar sehr erfrischend und anders, aber wenn ich daran denke, dass jeder Technomusiker die zitierten "Anforderungen" erbracht hätte, dann jagt es mir die Gänshaut den Rücken runter - aber nicht vor Begeisterung.
 
CB wurde ja nun doch auch schnell langweilig. Immer die gleichen lieblichen Arpeggios. Das meiste immer bretthart auf 16tel quantisiert und von den Instrumenten nichts was andere damals nicht auch verwendet hätten (909, 101, Juno, Sampler-Piano).

Möchte die ehrfürchtige Atmosphäre hier aber nicht allzusehr stören… ;-)
 
CB wurde ja nun doch auch schnell langweilig. Immer die gleichen lieblichen Arpeggios. Das meiste immer bretthart auf 16tel quantisiert und von den Instrumenten nichts was andere damals nicht auch verwendet hätten (909, 101, Juno, Sampler-Piano).

Möchte die ehrfürchtige Atmosphäre hier aber nicht allzusehr stören… ;-)
Die Retrospektieve bietet einen guten Anlass, das eingefahrene Schema zu überdenken. So man denn Blüchel anstatt Cosmic Baby als Messlatte ansetzt.
Das war auch immer das problem mit Cosmic Baby.. alles zu perfekt und seicht..wie Jean-Michel Jarre wenn er versuchte Techno zu machen
Was JMJ angeht, da gehe ich voll mit. Ich finde gerade DAS macht Blüchel anders. Bei JMJ wirkt es gekünstelt und langweilig. Bei Blüchel wirkt es richtig lebendig. Es pulsiert, es schwebt, es entwickelt sich, es drückt, es bietet auch Raum zur Interpretation. Es ist halt eingängiger als so abgedrehtes JMJ-Zeugs.

Meint PvD den Trance-Paul?
Ja. Meine Referenz in Sachen Trance bis Dato. Was dem PvD abgeht ist das Wechselspiel mit unterschiedlichen Tonlagen. Mag sein, dass es da auch vorkommt. Aber nicht so filigran und elegant wie bei Blüchel. Und wenn das eine Resultat der professionellen Ausbildung ist, dass ist das doch nur zu begrüßen und sollte vielleicht dem ein oder anderen zu der Erkenntnis führen, dass Erfolg eben nicht von alleine kommt, sondern, dass man dafür auch was machen muss, was über das Gewöhnliche Maß hinausgeht. PvD hatte dann langfristig auf eine andere Weise seine Erfolge, die, betrachtet man nur den monetären Teil der Geschichte, jene Blüchel's deutlich in den Schatten stellten.

Rückblickend ärgere ich mich selbst ein wenig, dass ich auf dieses Spiel hereingefallen bin.
 
Beim hören des Podcasts kam mir mehrmals der Gedanke, dass der Cosmic Baby Sound, auch gut und gerne Berliner Schule im 90er Jahre Gewand hätte darstellen können.

Zu Cosmic Baby/Harald Blüchel habe ich tatsächlich kaum einen Bezug, in der ersten Hälfte der 90er war ich musikalisch ganz woanders unterwegs. Das Stück 'Träume' hab ich dann irgendwann 97/98 gehört, finde die Melodie sehr einprägsam.
 
Beim hören des Podcasts kam mir mehrmals der Gedanke, dass der Cosmic Baby Sound, auch gut und gerne Berliner Schule im 90er Jahre Gewand hätte darstellen können.

Zu Cosmic Baby/Harald Blüchel habe ich tatsächlich kaum einen Bezug, in der ersten Hälfte der 90er war ich musikalisch ganz woanders unterwegs. Das Stück 'Träume' hab ich dann irgendwann 97/98 gehört, finde die Melodie sehr einprägsam.

Dein Gedanke war damals real, Cosmic Baby wurde dem "Berlin Trance Sound" zugeordnet:

 
Ich hatte damals als Jugendlicher loops of infinity auf einem Jauche mix tape.
War eine seiner besten Nummern.
Und einige Sachen liefen glaube auch auf einer meiner ersten Techno House Partys im Orbit.
Damals wurde es ja bei uns so gegen Morgens immer ruhiger und tranciger auf dem Dance floors anders wie heute immer härter und cooler.
Nehme an die djs wollten uns damit einen fläsch verpassen was den auch oft gelungen ist. ;-)
Man sah da die unterschiedlichsten sportlichen Sachen auf dem floor.
Manche machten derehende bewegungen beim Tanzen andere weiteten die Arme und flogen übern gesamten Dance floor usw.
Unter style stand bei den dj's im Flyer immer Euphoric Trance.
War ne spannende interessante Zeit.
Also Cosmic baby gehört auf jeden Fall auch zur anfangs Zeit.
Auch wenn es studierter war.
 
Lang ist es her. Ich habe ihn zwei mal live gehört. Mayday 1992 und 93 oder 94 in Münster. Hat mir damals gut gefallen, konnte ich aber nicht zu lange hören, war mir dann doch etwas zu ruhig. Ich mochte schon damals lieber monotones gestampfe als komplexe Trance Sounds. Oh je, wie lange ich schon Techno höre, ich bin alt. :selfhammer:
 
Das Studium war sicher nicht zwingend erforderlich um Trance zu machen. Aber es hat ihm mit Sicherheit geholfen.
An mir ging das leider völlig vorbei. Hätte ihn gern mal live erlebt.

Energy52 - genau das war der Grund, ihn bisher zu meiden. Bei diesem juno-Sound in dem Stück - da läuft mir die Galle über. Fürchterliches Stück. ;-) Bleib' da lieber jeweils beim Original Paul [Kid Paul] und Harald.

ChatGPT gefragt, was klassischen Trance ausmacht:
Eine der Teiantworten war, dass die Stücke immer sehr programmatisch aufgebaut sind, lange dauern und dabei eine Geschichte erzählen und einem auf eine Reise mitnehmen. Die beschriebenen Tanzzustände der extatisierten Zuhörer lassen vermuten, dass die ChatGPT-Einschätzung nicht sooo falsch war :)

Genau das sollte Trance sein. Er sollte in der Lage sein, Körper und Geist voneinander zu trennen. Jam & Spoon haben das mit 'Follow Me' auf die absolute Spitze getrieben. Und bei den späteren Veröffentlichungen gabs auch im Podcast am Anfang ein ambientes Stück, dass sich weit über 10 Minuten erstreckt und ebenfalls eine Geschichte erzählt. Blüchel erzählt seine Geschichten halt etwas eloquenter, aber meiner Meinung nach längst nicht elitär überladen (was die alten Sachen angeht).

Es muss ja keine komplizierte Geschichte sein. Ein einfaches Thema wie bei Follow Me reicht ja meist schon aus. Aber man muss sich sowohl als Komponist als auch als Hörer eben die Zeit nehmen.
 


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