DCO Gespräch aus: Jetzt hat's meinen Prophet 600 (GliGli)

imogen

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Cool auch der Post über den Crumar Bit 01. Ich würde allerdings nicht die Bezeichnung DCO verwenden, was ja einen digital gesteuerten analogen Core impliziert. Jürgen Haible hat mal eine Art Taxonomie angerissen, siehe hier [...]

Weiter würde ich die programmierbaren Counter (8253) und Counter (4520) und deren Kaskadierung im Synth nicht als digital summation chip bezeichnen.

Ich glaube das ist ein Thema für einen eigenen Thread, vielleicht kann man sogar ein eigenes soziales Netzwerk damit starten ;-)

Persönliche finde ich die von Jürgen Haible vorgeschlagene Unterscheidung (kannte ich nicht) zwischen DCO und DO bzw. DD, eher künstlich. "Digital" ist für im Kern "nicht mehr materialabhängig" und das trifft auf genau die grundlegende DCO Methode mittels Intel 8253 und vergleichbar zu. Alles weitere ist analog, und das trifft auch auf den Bit One zu. Der hat genau wie ein Juno 60 einen Integrator, Komparator usw. und alles ist komplett materialabhängig. Für mich folgt der Bit One dem DCO Schema, genau wie der Synthex. Aber beim zweiten Punkt muss ich Dir recht geben: mein Begriff "digital summation" ist mehr als irreführend - das werde ich umarbeiten, insb. weil die Treppenfunktion ja eben analog ist (auch wenn sie als Kaskade aus den "digitalen" Pulswellen gebaut ist).

Mich würde aber auch interessieren, wie es @RealRider mit dem P600 ergangen ist :)

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MOD: Auf Wunsch von hier abgetrennt, dort geht es um DCOs und OSCs des Prophet 600 https://www.sequencer.de/synthesize...phet-600-gligli-erwischt.163697/#post-2474099
 
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Ich glaube das ist ein Thema für einen eigenen Thread, vielleicht kann man sogar ein eigenes soziales Netzwerk damit starten
Dann lass uns das so machen. Du bist der erste seit Jahren, der meine Haken hier im Forum aufgeschnappt hat. @Moogulator schiebt uns die Posts sicher rüber. Ich halte an der Unterscheidung übrigens nichts für künstlich (wobei ich die Details der Aufstellung von Jürgen nicht auswendig gelernt habe). Beim Bit One und auch beim Synthex ist eben kein analoger Core enthalten. Die Bits der Zähler werden über einen diskreten DA-Wandler zu dieser Treppenfunktion (die zeit- und werte-diskret ist). Der Synthex löst ein paar Bits besser auf. Es ist halt variable Sample Rate und daher gibt es recht wenige Artefakte, wobei man im Bass das digitale beim Bit zumindest hören kann.
 
Besten Dank @Moogulator, dann können wir hier auf tiefstem Nerd-Level weitermachen und Musik mit dem Lötkolben erklären.
 
Ich vermute mal, dass die Idee die folgende ist: damit man etwas einen analogen "Oszillator" nennen kann, der nur "Controlled" werden muss, muss dieser mindestens eine eigene interne Zeitskala haben müssen, d.h. einen Kondensator, der z.B. die Integrationsgeschwindigkeit bestimmt etc. Oder? Dann fiele der Bit One komplett raus, denn keine der 3 Wellenform verwendet eine analoge Komponente die Zeitskala bestimmt. Dann wären aber sicher viele Wellenformen von DCO Synths eigentlich nur Dividerergebnisse und kein Oszillatoren-Ouput, z.B. die Square Wave vom JX8P (ist 1:1 die steuernde Pulsewelle).

Die Frage ist, wie entscheidend ist das? Die DCO Idee, das Pulssignal aus den logischen Schaltkreisen als Ausgangsmaterial zu verwenden für das Audiosignal, macht insgesamt das Ganze sowieso zu einem "digital-analog Bastard" (man müsste eigentlich sagen "linear-nicht-linear Bastard"). Die essentielle Abgrenzung ist die zu den digitalen "Oszillatoren", die die Wellenform digital erzeugen, und zu den spannungsgesteuerten. Zu beiden gehört der Bit One nicht.
 
@swissdoc: das hier scheint sogar für Dich zu nerdig zu sein ;-) Ich nehme das aber auch zu Anlass, mal ein paar Schematics zu studieren und Dinge in meinem Kopfzu sortieren...

Also, ich habe mir das nochmal genau angeschaut anhand von Juno 60, JX8P und Kawai SX240. Man kann ein spezifisches Designmerkmal benennen, das ist die analoge Integration, was ich jetzt mal mit dem o.g. "analogen Core" gleichsetzen würde. Man darf jetzt aber nicht in die Falle tappen zu denken, dass DCOs einen analogen "Oszillator" haben, der digital gesteuert wird. Der Integrator oszilliert nicht, es ist ein Wavesshaper. Es gibt bei DCO Synths keinen analogen Oszillator im Kern.

Im Falle von Juno 60 und SX240 und JX8P wird der digital erzeugte Puls per Integrator in einen Sägezahn verwandelt (1. Wellenform). Im Fall von Juno 60 und SX240 wird aus dem Sägezahn dann die Pulse-Welleform per Komparator erzeugt (2. Welleform). Diese hat dann eine variable Pulsbreite. Im Fall von JX8P gibt es keine Pulsebreitenvariation, es wird die digital erzeugte (symmetrische) Pulsewellenform dirket als Pulse ausgegeben. Juno60 und SX240 haben einen Suboszilator in (symmetrischer) Pulsform, die jeweils ebenfalls so umgesetzt ist, dass die digital erzeugte Pulsewelle direkt ausgegeben wird. In Summe lässt sich also sagen, dass jeder dieser klassischen DCO Synths mindestens eine Wellenform hat, die keinen "analogen Core" im obigen Sinne verwendet.

Besonderheit Synthex und Crumar Bit: hier kommt GAR KEIN Integrator zu Anwendung. Es wird aber mit ANALOGEN MITTELN aus digital erzeugten Wellen ein Sägezahn in Stufenform zusammenaddiert. Digital ist das trotzdem nicht, und es hat überhaupt nichts mit DAC Methoden zu tun, aber das Ergebnis ist dennoch stufig: "5 Bit Äquivalent" im Bit (hörbar für Triangle!) und "8 Bit Äquivalent" im Synthex. Dass diese Stufigkeit nichts mit digitalen Methoden zu tun hat, erkennt man daran, dass die Stufigkeit keine feste zeitliche Auflösung hat (anders als die Samplerate bei einem digitalen Soundfile) sondern sich mit dem Pitch harmonisch bewegt. Daher klingt das im Falle vom Bit One nicht etwa digital verzerrt sondern sogar schön. Fazit: es ist eine analoge Waveshaper-Methode.

Ich halte den Vorschlag, nur bestimmte Waveshaper-Methoden als DCO zu bezeichnen, nicht für zielführend.
 


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