Juno 106: Zwei Slider "schalten" bzw. "Alles oder nichts" ab Mittelstellung

[Andre Sack]

Im Grunde hatte ich dem Löten und Basteln aus Zeitgründen abgeschworen. Heute habe ich allerdings meinen guten alten Juno 106 nach zehn Jahren der Abstinenz ausgemottet und seinen Kumpel, den MKS 7 gleich mit. In Summe hat es trotz fachgerechter Lagerung vier Voicechips gerissen. Kalkulierbares Problem, und zur Not gibt es ja Nachbauten. Mein eigentliches Problem:

Die Fader am Juno 106 laufen alle noch 1a, ... bis auf zwei:

Der Subossi und der Cutoff Slider haben nur noch zwei Zustände: „Ca. voll auf“ und „Ca. aus“. Das „Umschalten“ dazwischen kommt etwa auf Stufe 5. Normal würde ich sagen: "Schmutz". Was mich verwundert ist allerdings, dass es gleich zwei sind, die bei recht genau mittlerer Stufe „schalten“ statt zu faden. Klingt fast schon wie ein digitales Problem.

Ich würde einfach erstmal versuchen, die Fader auszulöten und einen baugleichen Nachbarn gleich mit und dann durchtauschen, um zu sehen, ob es am Fader liegt. Da ich hier allerdings drei Kleinkinder rumhüpfen habe, muss ich jeden Abend meine „Baustelle“ aufbauen, wenn sie im Bett sind und abbauen, bevor sie wieder aufstehen. Also immer alles aufschrauben, machen, zuschrauben, wieder wegpacken. Ich kann nichts stehen lassen. Das macht kleine Schritte mühsam, daher vorauseilend meine Frage:

Hatte wer schonmal ein ähnliches Problem (Slider machen um die Mittelstellung eine Art „Alles oder nichts“) und einen Verdächtigen für den Fall, dass es nicht am Slider selbst liegt? Das vorher zu wissen könnte mir ggf. den einen oder anderen auf- und Abbauen ersparen. Danke

 

[fanwander]

Lässt sich denn Noise und Resonanz gleichmäßig regeln?

Mein TIpp wäre 4052 (IC1) auf dem Panelboard

 

[Andre Sack]

Hi Florian, danke für die schnelle Rückmeldung.

Die Reso scheint zu tun, was sie soll. War erst schwer herauszuhören mit einem Filter, das immer ganz auf oder zu ist. Das mit dem Noise war ein guter Hinweis, in dem Rahmen habe ich was neues zum Cutoff gefunden, was das Testen möglich gemacht hat:

• Noise macht ca. von 0-1 gefühlt nichts, von 1-5 alles super und jenseits wird es nicht mehr lauter.
• Der Cutoff Regler bekommt eine „dritte, mittlere Stufe“, sobald Noise weit genug auf ist.
• Und .... tatata: Der Noise Regler regelt die Cutoff Frequenz mit

Scheint, das hat mir schonmal das Umlöten der Slider gespart. Besten Dank. Würde jetzt erstmal schauen, ob ich morgen noch irgendwo einen 4052 Mux/Demux habe bzw. wo ich ansonsten dieses Jahr noch kurzfristig einen lokal herbekomme.

 

[fanwander]

• Der Cutoff Regler bekommt eine „dritte, mittlere Stufe“, sobald Noise weit genug auf ist.
• Und .... tatata: Der Noise Regler regelt die Cutoff Frequenz mit

OK, dann ist eindeutig der 4052 die Ursache

 

[Andre Sack]

Hurra, mein Zehnerpack 4052 ist endlich angekommen. Eine kleinere Einheit wäre teurer geworden. Falls wer im Raum Bochum mal vor einem ähnlichen Problem steht: Ich hätte da wohl welche.... Eben also den Roland wieder auf gemacht, Board ausgebaut, soweit es ging, und nun vorsichtshalber eine Frage:

Kann es wirklich sein, dass das alle Kabel am Panel Board fest mit dem Board verbunden sind?

Ich habe jetzt ein paar Fotos zum Vergleich im Netz gesucht, aber es scheinen alle am voll verkabelten halb eingebauten Board herumzumachen. Würde ich dann im Zweifel auch so handhaben, wenn es keine schönere Lösung gibt.

 

[swissdoc]

Kann es wirklich sein, dass das alle Kabel am Panel Board fest mit dem Board verbunden sind?

Leider eine Unart in so manchem der alten Kisten. Wenn man nicht höllisch aufpasst, lupft es so eine Verbindung und man hat einen schönen Türstopper. Bei einem Solton Cathedral Echo E 3000 war genau das dem Vorbesitzer passiert. Es gibt zwar Schaltpläne dazu im Netz, aber aus irgendeinem Grund fehlt dort die Motor-Regelung. Mit viel Googeln und Glück konnte ich herausfinden, wo das eine Kabel abgerissen war. Und das nur, weil der Regelungs-Chip auch in Plattenspielern verwendet wurde. Dort gab es ein Service-Manual, aus dem ich das Pinout des Chip ableiten konnte (ein Datenblatt dazu gab es einfach nicht).

 

[fanwander]

Ich habe jetzt ein paar Fotos zum Vergleich im Netz gesucht, aber es scheinen alle am voll verkabelten halb eingebauten Board herumzumachen. Würde ich dann im Zweifel auch so handhaben, wenn es keine schönere Lösung gibt.

Das Bild bei Syntaur schaut nach Steckern an beiden Seiten des Kabels aus :

Die gehen nur schwer ab. (Leicht seitlich längs in der Richtung der Pinreihe anwinkeln)

Ich mache normalerweise nur die Kabel ab, die wirklich im Weg sind. Wenn ich drum rum komme, lasse ich Kabel dran. Nichts ist übler als beim Wiederzusammenstecken, Kabel an die falsche Stelle zu stecken... (Wobei Roland gezielt Stecker unterschiedlicher Pin-Zahl verwendet hat, um sowas möglichst auszuschließen)

 

[Miks]

Uffbasse! Es gibt auch Verbinder, die nur so aussehen, als wären sie steckbar, es aber nicht sind! Da enden die Kabel auch in einem Plastikteil, jedoch werden dessen Kontakte durch die Platine gesteckt und verlötet. Diesen Teil kann man also nicht (ohne weiteres) von der Platine lösen. Die 'andere Seite' solcher Kabel haben dann in der Regel eine lösbare Steckverbindung. Also bitte genau hinsehen, bevor man 'mit sanfter Gewalt' Schaden anrichtet...

 

[Andre Sack]

Das mit den Steckern an beiden Seiten der Kabel dachte ich auch erst, aber ich glaube, der Syntaur hat das auch nur mit Kabeln fotografiert, weil es ohne viel Löterei wäre. Zumindest habe ich meine nicht zerstörungsfrei ab bekommen und habe sie deshalb dran gelassen.

By the way: Es ist auch eine Strafarbeit, das Board da rein- und rauszufummeln, wenn man den Juno nicht komplett entkabeln will. Das Board wird mit drei Stegen der Platine unter eine Metallschiene des Panels geschoben und dann verschraubt. Leider ist da kaum Platz, um es rein- und rauszuschieben, und die Kabel machen es exponentiell schlimmer. Mir graut davor, weil ich da die Tage wieder ran muss.

So, nun die Wasserstandsmeldungen:

VCA/VCF Chips:

• Fünf von am Ende sieben auffälligen VCA/VCF Chips (ich mache den MKS 7 parallel, darum sind es ein paar mehr, als der Juno hat) sind wieder voll im Leben.
• Einer macht, egal in welchem Slot, zu wenig Resonanz. Liegt leider so extrem weit daneben, dass das Kalibrieren nicht weggehen wird. Den Rest macht er prima. Das Problem hatte er aber auch vor dem Acetonbad schon.
• Einer ist komplett hinüber.

Slider:

Nach dem Tausch des Multi(de)muxers war das „Übersprechen“ von Noise und Cutoff weg. Ich denke, dass der Chip nun korrekt arbeitet. Also ein Fehler weniger

Das Ganze hat aber nichts daran geändert, dass Cutoff und Sub Slider sich nahezu binär verhalten. Da VR5-VR16 ja im Prinzip alle das Gleiche tun (5V->Slider->Widerstand->Muxer), habe ich im eingebauten Zustand, bei stromlosem Gerät geschaut, ob das wirklich so ist:

• Pin20 (5V) -> Slider: Alle haben Durchgang
• Slider (gemessen Pin20 vs Slider „out“ für Stufen 0, 2, 5, 8, 10): Irres Zeug
  
• Widerstände zwischen Slider und Muxer: Alle gemessen ca. 4,8k +/-5%, sollte oki sein.
• Leiterbahn Widerstand -> Muxer: Alle haben Durchgang

Nun stehe ich hier mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf. Meine These ist, dass hier 16 identische Slider, die identisch eingebaut sind, unterschiedliche Dinge tun. Und dass mir das nur aufgefallen ist, weil zwei davon Sprünge hatten, statt nur zu stottern. Es knistert halt nichts beim Juno, weil die Slider nichts analoges regeln. Ich denke, die können einmal alle gegen neue getauscht werden.

Chorus:

Der knisterte, unabhängig von der Lautstärke. Das Knistern im leisen Zustand war offensichtlich ein verstärktes Knistern der defekten Voice Chips, das vom Chorus stark betont wurde. Hat sich mit den entknisterten Voicechips erledigt.

Nun knistert der nur noch, wenn man bei tiefen Tönen sehr weit aufdreht.

Bleibt zu tun:

• 16er Satz Slider bestellen und einbauen
• Voice Chips bestellen und einbauen
• Beide Geräte kalibrieren

Für die Slider würde ich einmal ein komplettes Set holen und fertig, dann habe ich auch wieder schöne Dustcover und nicht meine selbstgemachten Pappen. Bei den Voice Chips bin ich noch hin und her gerissen. Im Grunde brauche ich „erstmal“ nur zwei, aber bei 13 dieser Chips im Einsatz ist es nur eine Frage der Zeit, da könnte es fast Sinn machen, gleich das rabattierte Bundle zu holen. Wer weiß außerdem, wie lange AR die noch nachbaut.

 

[Andre Sack]

Heute sind die Slider gekommen. Eingebaut, und nun läuft diesbezüglich schonmal alles. Das Sub- und Cutoff Problem hat sich damit erledigt, und Noise regelt wieder gleichmäßig. Ich hatte direkt den vollen 16er Satz bei snth-parts.com bestellt, die sind hier gleich um die Ecke in Wuppertal und haben umgehend verschickt. Die Slider sind prima, würde ich da wieder kaufen, hoffe aber, das wird nicht mehr nötig. Die alten Slider haben übrigens auch ausgebaut jeder was anderes getan, obwohl die alle gleich sein sollten ...

Voicechips sind bei AR bestellt. Erstmal aber nur die zwei, die ich wirklich brauchte und kein ganzer Satz. Der Jahresanfang war doch etwas teurer, als gedacht

Bleibt, auf die Voicechips zu warten, die Geräte zu kalibrieren und zu gucken, was dabei herauskommt.

 

[Andre Sack]

So, Soundchips von AR sind gestern auch gekommen und eingebaut und klingen genau wie die anderen. Top Sache, könnte nicht sagen, welcher original ist und welcher nicht.

Die Bestellung der Chips über AR hat prima geklappt, ist aber eine Art Black box und gewöhnungsbedürftig: Man klickt auf "Kaufen", wird zu Paypal weitergeleitet, bestätigt dort Kaufpreis +15 Euro (auf der Webseite stand noch was von + 10 Euro), und das wars. Keine Kommunikation, keine Bestätigung. Geliefert wird automatisch und ausschließlich an die Paypal Adresse. Nach ca. einer Woche kamen die Chips per Einschreiben.

Erfahrungswert für den Fall, dass wer auf die Idee kommt, die Voicechips zu sockeln:

Die neuen Voicechips haben breitere Beinchen als die alten. Ich hatte, weil's mit den alten Voicechips so gut passte, alle gesockelt und dabei die schmalen Buchsenleisten verwendet (diese Stangen, die man auf passender Länge abbrechen kann). Lernen auf die harte Tour: Die neuen Beinchen passten da nicht rein. Also wieder alles auslöten. Und das war kein Spaß, das ist eng da und durchkontaktiert und die Leisten lagen flach auf. Selten so fummeln müssen.

Das hat mir dann leider auch die Zeit geraubt, die ich gerne noch zum Kalibrieren gehabt hätte. Kommt dann demnächst, danach kann der hoffentlich zugeschraubt werden.