Neuaufbau eines Vermona Synthesizers

M

Magic994

||||
Hallo,

zuletzt erreichte mich ein Vermona Synthesizer, welcher wohl jahrelang auf einem rumänischen Dachboden vor sich hin schimmelte. Er lagerte dort im original Case, welches an einer Seite völlig verschimmelt ist.
Interessanterweise konnte man den Synthesizer noch einschalten. Gestimmt und voll funktionstüchtig war er allerdings nicht mehr.

Anhang anzeigen vs1-OUT.mp4

Auf den Bildern ist auch unschwer der schlechte Zustand des Geräts erkennbar:

s-l1600.jpg
s-l1600 (2).jpg

Im Inneren wurde es ebenfalls nicht besser:

Foto 27.09.21, 21 00 23.jpg

Foto 27.09.21, 20 30 40.jpg

Nach längerer Begutachtung aller Teile musste ich leider feststellen, der Schimmel war in jedem Holzteil. Es stank wirklich extrem. Man konnte es mit dem Synthesizer nicht lange in einem Raum aushalten.
Überall waren spuren von Weißschimmel, das Holz war durchtränkt. Stahlteile waren teils bis zur Unkenntlichkeit verrostet.
Also folgte im ersten Schritt erstmal die Trennung von Technik und Gehäuse, was sich in dem Fall des Vermona Synthesizers doch etwas aufwändiger herausstellte als beim Tiracon, da hier nichts gesteckt war.
Ich habe also erstmal alle Lötverbindungen beschriftet und mit ausreichend Fotos dokumentiert. Dann wurden die Lötverbindungen getrennt und die 3 Platinen im unteren Teil des Synths entfernt. Diese sind leider ebenfalls in schlechtem Zustand.

Foto 27.09.21, 23 56 02.jpg
Foto 28.09.21, 23 54 51.jpg
Foto 28.09.21, 20 48 09.jpg

Zu den Platinen werde ich ab hier in einem späteren Beitrag zurückkommen.

Nun geht es aber erstmal um die Restauration des Gehäuses. Dafür musste erst einmal alles voneinander getrennt werden und jedes Holzstück weiter begutachtet, wobei leider noch viel mehr zum Vorschein kam:

Foto 28.09.21, 21 29 02.jpg

Foto 28.09.21, 20 49 25.jpg

Die Seitenablage, wo sich Mod und Pitch befinden, war im schlimmsten Zustand:

Foto 07.10.21, 18 58 52.jpg

Leider das Panel nach dem Putzen ebenfalls:

Foto 07.10.21, 19 57 14.jpg

Es folgt die Rekonstruktion der Holzteile:

Foto 05.10.21, 20 48 38.jpg
Foto 08.10.21, 17 57 31.jpg
Foto 08.10.21, 20 47 39.jpg
Foto 15.10.21, 18 55 45.jpg

Abschleifen und bespannen / bekleben mit neuem Leder:

Foto 19.10.21, 19 00 19.jpg

Fräsen, Schleifen und anschließendes Ölen der neuen Seitenteile aus Palisander:

Foto 26.10.21, 13 51 43.jpg
Foto 26.10.21, 14 05 23.jpg

Probesitzen aller Komponenten des Gehäuses:

Foto 26.10.21, 14 59 04.jpg

Die Klaviatur wurde auf diesem Weg bisher auch einmal vollständig zerlegt, gereinigt und gefettet.

Soweit der aktuelle Fortschritt. Demnächst folgt nun die vollständige Montage des Gehäuses, Beschaffung neuer Potis und Frontbleche und anschließend die Instandsetzung des Innenlebens.

Die DXF Dateien der Gehäuseteile werde ich demnächst veröffentlichen.
 
Faszinierend, aber was ich nicht verstehe: Wenn am Ende die Elektronik nicht wieder hin zu kriegen ist, dann war der ganze Aufwand doch umsonst, oder?
 
Ich plane ebenfalls die 3 vergammelten Platinen auf der Unterseite vollständig zu ersetzen. Die Schaltpläne waren nicht sonderlich groß, sind bereits abgezeichnet und daraus neue Platinen abgeleitet. Diese sind aktuell in Fertigung und werden dann demnächst neu / NOS bestückt.

Das ganze habe ich zuletzt bereits mit dem Tiracon 6V gemacht, da mein Analogteil völlig defekt war und die PCBs von Feuchtigkeit zerstört, sodass sie sich kaum noch löten ließen - außerdem wäre es dann nur eine gewisse Zeit bis zum nächsten Problem gewesen.

tir1233.jpg
 
Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.

Der Axen im Hause erspart den Sindermann. :opa:
So zumindest hieß der Spruch, als der Vermona Synthesizer gebaut wurde!

Wenn mir damals Einer erzählt hätte, dass im Jahre 2021 ...
Die Schalter-Leisten erkenne ich wieder. Die waren auch in anderen Geräten drin und schon neu ziemlich unzuverlässig. :roll:
 
du hättest ihn vermutlich auch gleich einfach selbst bauen können.

ich mache mich manchmal über die software anderer leute her, wenn ich da dann alles repariert habe, was vorher scheiße war, sind vom original nacher auch nur noch 3% übrig.

ich bin ja kein freund von holz, aber die seitenteile sehen toll aus!
 
Das nenn ich mal ein nerdiges Hobby. Ganz nach meinem Geschmack :lol:

In der Tat, zumal der Vermona nicht unbedingt ein Instrument ist, in das ich so viel Mühe und Aufmerksamkeit stecken würde.

Aber unter'm Strich ist nichts befriedigender, als einem vergammelten, todgeweihten Wrack neues Leben einzuhauchen.

Stephen
 
Jetzt gibt es den auch für die Nachwelt.

und es gab ja auch mal die Zeiten, in denen die TB303s für 69€ abverkauft wurden.
 
Ach ja, der gute alte Vermona. Den hatte ich auch mal. Lang ist es her. Ein Tanzmusiker wollte ihn nach der Wende loswerden. Gib was du willst sagte er. :D Er hatte schon einen neuen Korg i3.

Hut ab vor so viel Enthusiasmus. Alte Synthesizer zu erhalten sollte mit dem vaterländischen Verdienstorden lamettiert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank an alle erstmal!
Es ist ein learning by doing. Ich habe vorher noch nie Synthesizer restauriert. Vermona Synthesizer und Tiracon 6V sind meine ersten beiden größeren Projekte (also was über Batteriewechsel, Klaviaturreinigung und Recap hinaus geht)

Wenn mir damals Einer erzählt hätte, dass im Jahre 2021 ...
Die Schalter-Leisten erkenne ich wieder. Die waren auch in anderen Geräten drin und schon neu ziemlich unzuverlässig. :roll:

Meinst du die "Preset Druckschalter", welche in dem Foto wo Innenleben von Gehäuse getrennt sind noch im Kabelbaum eingelötet sind?
Diese sind nämlich die einzigen Platinen / Komponenten, welche noch zu funktionieren scheinen. :heyho:

du hättest ihn vermutlich auch gleich einfach selbst bauen können.

ich mache mich manchmal über die software anderer leute her, wenn ich da dann alles repariert habe, was vorher scheiße war, sind vom original nacher auch nur noch 3% übrig.

Wenn ich mit ihm fertig bin ist nicht mehr so viel Original an ihm. Ein paar Platinen, Kabelbaum, Klaviatur und die Alu-Gehäusebleche. Der Rest ist neu.
Somit sollte er aber hoffentlich für die nächsten 40 Jahre gerüstet sein.
 
Ein faszinierendes Projekt. Schön, dass du es mit uns teilst. Wie sah denn die Tastatur aus? Hast du da Bilder? Die ist beim Vermona Synth ja selbst im Neuzustand eine Katastrophe. Nur für Bassisten mit dicken Fingern geeignet. Aufgrund der speziellen CV Kennlinie des Vermona kann ich nur hoffen, dass alle in der Tastatur eingelöteten Widerstände noch top sind.
 
Wie sah denn die Tastatur aus? Hast du da Bilder? Die ist beim Vermona Synth ja selbst im Neuzustand eine Katastrophe. Nur für Bassisten mit dicken Fingern geeignet. Aufgrund der speziellen CV Kennlinie des Vermona kann ich nur hoffen, dass alle in der Tastatur eingelöteten Widerstände noch top sind.
Schrecklich.
Die hinteren Federn sind gut angerostet und von den Kontaktfedern unterhalb der Tasten sind bereits 2 gebrochen. Die Metallteile in den Tasten sind ebenfalls gut vergammelt. Ich habe den Rost so gut es ging entfernt und werde demnächst vielleicht noch etwas lackieren, da natürlich beim Schleifen die vielleicht noch restlich vorhandene Verzinkung als Schutz vor weiterem Rost nun völlig verschwunden ist.
Die Klaviatur war sehr schwergängig und hat gequietscht.
Ich habe nach der Reinigung die Gummibuchse unterhalb jeder Taste, welche die Taste in Position hält und gleichzeitig Höhen- und Tiefenanschlag darstellt, ordentlich eingefettet.
Dazu habe ich die hinteren Federn ordentlich eingefettet und soziemlich jede andere Stelle wo sich Metall bewegt und keinen elektrischen Kontakt herstellen muss.
Demnächst werden wahrscheinlich weitere Kontaktfedern brechen. Wenn es soweit ist werde ich mich nach Ersatz umschauen.
Ich kann vom aktuellen Ist-Zustand gerne später Fotos hochladen.

Es ist aber ganz normal, dass diese Klaviatur schwergängiger ist als andere "von heute" bzw die typischen Fatars.
Die Klaviatur ist massiver gebaut und die Mechanik nicht grade auf Laufruhe ausgelegt. :dancehammer:
Die Tasten sind sogar etwas schmäler als bei heutigen Fatar Klaviaturen. Dennoch finde ich sie schön zu spielen, da man etwas mehr drauf einschlagen kann. Man sollte nur besser Kopfhörer tragen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist aber ganz normal, dass diese Klaviatur schwergängiger ist als andere "von heute" bzw die typischen Fatars.
Die Klaviatur ist massiver gebaut und die
Trotzdem verwunderlich, denn die Klaviaturen der Vermona ET 6-2 sind super und sehr leichtgängig und gut für Organisten geeignet.
 
Meinst du die "Preset Druckschalter", welche in dem Foto wo Innenleben von Gehäuse getrennt sind noch im Kabelbaum eingelötet sind?
Diese sind nämlich die einzigen Platinen / Komponenten, welche noch zu funktionieren scheinen.

Schalter.jpg

Ich meine diese Schalter. Wenn die noch funktionieren, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sie bisher nur wenig benutzt wurden.
Die waren zu DDR-Zeiten in fast allen Geräten drin und die waren ein "beliebtes" Verschleißteil.
Die Kontaktflächen sind nicht gescheit oberflächenbeschichtet und neigen zu Abrieb & Korrosion und auch der Rast-Mechanismus neigt auch zum Ausleiern, sodass sie irgendwann mal nicht mehr vernünftig rasten.

Die Tasten sind sogar etwas schmäler als bei heutigen Fatar Klaviaturen.

Ich glaube das war damals auch einer der (vielen) Kritikpunkte an dem Gerät, dass die Klaviatur keine Standard-Maße hat (obwohl man zu der Zeit im gleichen Haus Elektronenorgeln mit vernünftigen Klaviaturen gebaut hat).
 
Ich meine diese Schalter. Wenn die noch funktionieren, dann ist das ein Zeichen dafür, dass sie bisher nur wenig benutzt wurden.
Die waren zu DDR-Zeiten in fast allen Geräten drin und die waren ein "beliebtes" Verschleißteil.
Die Kontaktflächen sind nicht gescheit oberflächenbeschichtet und neigen zu Abrieb & Korrosion und auch der Rast-Mechanismus neigt auch zum Ausleiern, sodass sie irgendwann mal nicht mehr vernünftig rasten.
Ich vermute auch, dass mein Gerät sich eher kaputtgestanden hat. Man sieht oft Abnutzungsspuren auf den Beschriftungsblechen, was hier ebenfalls nicht der Fall ist.
Die Schalter lassen sich allerdings auch ersetzen, wird nur etwas Arbeit herauszufinden welche Art hier genau verwendet wurde.
Ich glaube das war damals auch einer der (vielen) Kritikpunkte an dem Gerät, dass die Klaviatur keine Standard-Maße hat (obwohl man zu der Zeit im gleichen Haus Elektronenorgeln mit vernünftigen Klaviaturen gebaut hat).
Ich finde es nicht so schlimm, dass diese keine Standardmaße hat. Ich merke beim Spielen keine Umgewöhnung zwischen anderen Geräten.
Ich würde aber auch mal behaupten, dass die von Vermona verwendeten Klaviaturen immer recht ähnlich sind.
Man sieht sowohl beim Tiracon 6V, beim Vermona Synthesizer als auch z.B. beim Vermona ET6 immer die gleiche Aufhängung der Tasten:
tirklav.jpg

Ich würde daher vermuten, dass die Mechanik sich auch nicht groß unterscheiden wird zwischen den Geräten. Es ist vermutlich eher ein Problem der Pflege. Diese Art von Klaviatur mag es gefettet zu werden.
Ich habe die meines Vermona Synthesizers vor 2 Tagen gefettet und nachdem sich jetzt alles in Ruhe bis in die letzte Ritze verteilen konnte läuft diese sehr leichtgängig. Ein drüberschrappen von unten nach oben ist sogar schneller möglich als bei aktuellen Fatars, ohne dass sich die Tasten untereinander berühren.

EDIT: Ich nehme diese Aussage zurück. Unten bei "Verwandte Threads" findet man einen Thread über einen Vermona Synth mit Kontaktproblemen an der Klaviatur und das einzige Bild welches dabei ist zeigt eine völlig andere Mechanik als bei meinem.
Die in meinem ähnelt der im Tiracon verwendeten Klaviatur stark, während diese so aussieht wie aus den Orgeln.
Das bringt mich meiner Vermutung aber auch wieder näher, dass mein Vermona Synth einer der letzten ist, da hier bereits TL071 statt B081D verbaut sind, welche den Spuren auf dem PCB nach zu urteilen auch die ersten sind, welche dort verbaut wurden.
Auch wurden bei meinem schon aktuellere Transistoren eingebaut, teils ebenfalls "Westtechnik".

tl071motorola.png
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe noch Fotos der Tiracon Klaviatur gefunden, als ich diesen Restauriert habe:
Diese ist vom mechanischen Aufbau her gleich, nur dass es beim Vermona 2 Kontaktstäbe (Summenschiene / Bussbar) gibt und eben ein Spannungsteiler in Form von Widerständen statt wie auf den Bildern Dioden.
IMG_9253.PNG
IMG_9254.PNG
Anhang anzeigen 3419863796406878962.MP4
 
Das bringt mich meiner Vermutung aber auch wieder näher, dass mein Vermona Synth einer der letzten ist, da hier bereits TL071 statt B081D verbaut sind, welche den Spuren auf dem PCB nach zu urteilen auch die ersten sind, welche dort verbaut wurden.
Auch wurden bei meinem schon aktuellere Transistoren eingebaut, teils ebenfalls "Westtechnik".

Das muss nix bedeuten. Es gab auch schon "immer" in der DDR eine Art "friedliche Koexistenz" mit dem bösen Westen auf Halbleiter-Ebene.
Ich kann mich daran erinnern, dass wir 1984 auf den Platinen des K1520-System (Einschub-Rechner auf Basis U880 = Z80) immer eine bunte Mischung aus Eigenproduktion, russischen Teilen, Teilen von Tesla aber auch immer wieder reichlich Bauteile aus westlicher Produktion (Zilog, Motorola, Texas Instruments, später auch Intel in den Clonen von deren PCs).
Die Bestrebungen gingen aber bis zum Mauerfall dahin, West-Importe so weit es geht zu vermeiden und durch Bauteile aus einheimischer Produktion zu ersetzen.
Mit abernteuerlich beschafften West-Teilen hat man nur bestückt, wenn's nicht anders ging. Das musste damals alles über dunkle Kanäle an Embargolisten vorbei gekauft werden.
 
aha...der Zonenmoog. Hmm lecker. Polyphon wäre das ein richtiger Hit. Respekt wer sowas restauriert und für die Nachwelt erhält.
Ein sehr schöner Synthesizer der mit seinem schönen Vermona Logo wirkt wie ein Instrumment vom anderen Stern.
 
Der TL071 ist ein Operationsverstärker aus dem Fernen Westen. Motorola - USA.

... und der B081D der Äquivalent-Typ aus DDR-Produktion, war damals nur immer wieder schwer lieferbar.
Da war wohl in der Produktion die Ausschussrate zu hoch... oder der 5-Jahres-Plan am Bedarf vorbei.
 

Similar threads



News

Zurück
Oben