Schule und Musik

Aber diese Texte... :?

Außerdem: "Rock" und "peinlich" sind bei mir nicht ganz synonym - nur fast. :lol:
 
Ja, sind herrlich naiv. Aber genau diese "Unbeschwertheit" finde ich gut.
Jan Delay finde ich um längen peinlicher, aber über Geschmack kann man ja vortrefflich streiten.

Ich denke unsere Ansichten decken sich in dieser Hinsicht sehr.
Die Kiddies neugierig machen und Ihnen die Möglichkeit zur Entfaltung geben.
Sich drauf einlassen aber sich nicht überall einmischen.
Mehr können wir eigentlich nicht tun.
Wobei ich naturgemäß weniger mit Kindern in Kontakt komme als Du.
Ich kann nur von meiner Erfahrung mit meiner Tochter und deren Freundeskreis schreiben.
 
fogman schrieb:
Jan Delay finde ich um längen peinlicher,

Den erwähne ich erst gar nicht. 8)

Ich komme aber sicher nicht mehr mit Kindern in Kontakt als Du.
Vielleicht verwechselst Du micht mit jemand anderem hier im Forum - ich bin kein Lehrer.
 
Holla, danke für den Hinweis. :oops:
Ich bemerke gerade das sich die Aussagen trotzdem decken, lustig.

Ich war eher so ein Nirvanakind, bis ich das Brett vorm Kopf weggenommen habe und
meinen musikalischen Horizont erweitert habe.
Mittlerweile kann ich mich in viele Stücke einhören und verstehen, was daran reizvoll sein könnte.
Auch wenn sie nicht meinen Geschmack treffen.
Das hat dazu geführt daß ich von Harry Belafonte über Tori Amos und Westbam bis Sonic Youth mit vielem zurechtkomme.
So ein zünftiges "Hava Nagila" hat doch schon was.
Erst recht wenn danach gleich die Spermbirds und Peter Gabriel folgen.
Wirre Playlists mag ich am liebsten.
Geprägt wurde das weniger durch Erwachsene, sondern eher durch Geschwister und Freunde.
 
jan delay sollte sich mal die chronische sinusitis behandeln lassen oder den anstand haben den mehr als evidenten hinweis auf die von ihm konsumierten retardierend wirkenden substanzen aus seinem "künstler" pseudonym zu entfernen - dieser schmock


ach und was ist hier jetzt mit fischen ??? da fällt mir diese rammstein text ein ...den fisch gibt er ihr von hinten


salut
 
Von Mozart gibt es auch einen "humoristischen" Kanon.
Habe ich aber noch nie in Schulbüchern gesehen.
Er heißt "Leck mir den Arsch fein recht schön sauber".
 
Habe mal in einem Stück mitgewirkt, in dem ein Synthton in Flötentöne übergleiten (Querflöte allerdings), also so eine Cluster/Verschmelzungssache. Das war ganz interessant.
 
Bin wie immer ein wenig zu spät mit meinem Beitrag, aber dennoch.

Den prägensten Teil meiner Schulzeit habe ich auf einem der bekannteren Reformpädagogik-
Internate verbracht d.h. so einer Schule mit Lehrer Duzen und so... Also einer Einrichtung,
die vom Konzept her dem Herrn Elektrokamerad gut ins Feindbild passt, weil man zusammen
(Lehrer & Schüler) lernt und die Schüler vermeintlich keinen Freiraum für die Rebellion haben
und sich dadurch nicht abgrenzen können.

Abgesehen von meinen persönlichen Erfahrungen, dass z.b. mein Musiklehrer ein Vollidiot
war, mein Deutsch- und Theaterlehrer mir Autechre sowie EinZ gezeigt hat, ich ab und zu
Abends mit meinem Physiklehrer Abends Klavier gespielt und ich trotzdem rebelliert habe,
stellt sich für mich die Frage ob hier in der Diskussion nicht zwei Sachen vermischt werden.
Nämlich einmal der Akt der Abgrenzung/Revolte/Aufbegehren/Identitätsfindung und der Musik,
die dazu gehört wird?
Denn die Abgrenzung erfolgt über die Tat oder das denken anderer oder neuer Gedanken,
während die Musik dazu doch eigentlich "nur" den Soundtrack liefert.
Und ich will Dir nichts unterstellen, deswegen frage ich dich mal direkt Elektrokamerad, denn in deinem
bisher vorgestellter Lebenslauf scheint die Revolte nicht so durchzuscheinen (beim WDR abhängen
hört sich jetzt erstmal nicht so subversiv an): Wie, womit bzw. hast Du überhaupt rebelliert?

*hoppla R. Fehler
 
Moogulator schrieb:
Beschäftigt sich die Schule mit dieser Musik überhaupt? Also bei mir war das höchste ELP in der Schule. Ansosnten eher Theorie, singen oder sowas, Kinderkram (raushören auf rel. niedirgem Niveau). Aber keine Klassik, aber dafür auch mal Musicals und ich hab sicher nicht erwähnt, dass für mich das gleichbedeutend mit Schlager ist oder ankam. Und mit Schülern aktiv Texte machen in Gruppen? Also wir haben geschrieben

Es war einmal ein Pferd, das stand auf dem Berg
da oben war ein Atomkraftwerk.
Oder so, halt die Sache nicht ernst genommen. Eigentlich auch streng motiviert davon, dass die Lehrerine schon mit ihren Musicals nicht so den Nerv traf. Aber das hätte auch nicht geklappt, die Metalfraktion, die Pop-Wave Fraktion, die Normalpopfraktion und div. Exotiker hat man damit nicht umarmt.
Letztlich liegt es am Lehrer, was im Lehrplan wie intensiv behandelt wird. In der Grundschule war's natürlich recht amüsant, viel mit Singen und Glockenspiel usw., wenn man da schon was anderes als Glockenspiel oder Blötflocke spielen konnte (etwa Orgel/Keyboard wie ich), dann fiel das schon sehr positiv auf. Lustigerweise hab ich übrigens zum ersten und bisher einzigen Mal eine Eigenkomposition veröffentlicht (mit Text von der ganzen Klasse), da war ich zehn, und das fand im schulischen Rahmen statt.

Später auf dem Gymnasium sah das dann anders aus, nachdem wir die Glockensp^WOrff-Instrumenten-Phase hinter uns hatten (die Dinger wurden wohl deshalb anstelle der heute üblichen Blötflocken verwendet, weil sie erstens in reichlicher Zahl vorhanden, zweitens pflegeleicht und drittens einfach zu erlernen waren). Gerade da ist der Musikunterricht ja je nach Pauker schwer unterschiedlich. Wir hatten einen, der absolut barock- und klassikverliebt war (Romantik war für ihn wahrscheinlich schon grenzwertig), und der alle Arten von Rockmusik als des Teufels erachtete. Der Mann sang Belcanto (und auch nur Belcanto) und spielte Klavier, Cembalo und Pfeifenorgel. Klassische Musik wurde geradezu exzessiv durchgenommen, Gospel, Jazz und Artverwandtes allenfalls am Rande und Nachkriegsmusik praktisch gar nicht, reichte scheinbar die Zeit nicht für, da gab's nur eine Handvoll Referate, damit der Pauker sich da nicht selbst mit befassen mußte.

Wir hatten auch nicht viele Musikbegeisterte. Wir haben z. B. x-mal den Quintenzirkel durchgenommen. Für mich als musikalisch Vorbelasteten war er schon beim ersten Mal kalter Kaffee, aber die meisten sahen den jedes Mal mit großen Augen an, als wenn sie ihn noch nie gesehen hätten. Als in der Oberstufe die Wahl zwischen Kunst und Musik bestand, bekamen wir zwei Kunst-Grundkurse, und um die Existenz eines Musik-Grundkurses mußte gekämpft werden. Der bestand dann aber auch zu gut der Hälfte aus den Musikfreaks des Jahrgangs.

Komischerweise kam ich mit meiner Amateurelektronik (einziges Gear damals: ein geliehenes Technics SX-KN2000, man sollte die Dinger nicht unterschätzen) ziemlich gut an. Komischerweise auch deshalb, weil fast alle anderen, die sich in der Schule außerhalb der Schulband zu musizieren trauten, E-Musik auf akustischen Instrumenten spielten. Jede Menge Blötflocken, Klavier natürlich, vielleicht auch mal Violine oder Querflöte. Der einzige, der sich in ein solches Umfeld mit einem Keyboard traute, war ich, und gleichzeitig auch der einzige, der "Populärmusik" spielte, mal ganz davon abgesehen, daß ich die Verwendung von Sequenzen zugab und als Notwendigkeit begründete.

Moogulator schrieb:
Hab dann später ein Referat gehalten über Synthesizer. Ulkiges Feedback danach.
Du wirst lachen, ich hab auch mal ein Referat über elektronische Musik gehalten, hauptsächlich über Jarre, mit 40 Minuten mehr oder minder synchron durchlaufendem Backing von Kassette, schön ein- und ausgefadet. Hatte keinen Bock, immer zur Anlage zu laufen und was anderes einzulegen, und Ableton Live gab's noch nicht. Nachteil war, daß ich darauf pochen mußte, spätestens fünf Minuten nach Stundenbeginn auch wirklich anfangen zu dürfen, weil der Zeitrahmen festgelegt war. Na ja, Mitte der 90er wußte ich da noch nicht so viel drüber, daß ich einen Bogen hätte spannen können von Lew Termen über Oskar Sala/Franz Trautwein, Karlheinz Stockhausen, Bob Moog, Keith Emerson, Walter Carlos, Benny Andersson, Dave Smith, Kraftwerk, Giorgio Moroder, Roger Linn und Stock, Aitken & Waterman bis zum damals aktuellen Techno-Zeugs. Und selbst wenn, ich hätte eine Doppelstunde gebraucht. Meine Klassenkameraden waren mit ihren Referaten meistens innerhalb von 15-20 Minuten durch und haben vielleicht ein Stück als Beispiel abgefahren.

DamDuram schrieb:
Jedes kind hat heute die möglichkeit, sich nach seinem gusto umzusehen. Es gibt sogar "schnupperkurse" in denen kinder die verschiedensten sachen ausprobieren können. Ein anderes problem sind "eislaufeltern" die ihren kindern musikunterricht nach deren vorstellungen verpassen, nicht selten, um in ihren kindern das zu finden, was sie selber nicht erreicht haben. Aber auch zu reputationszwecken werden kinder oft von problematischen eltern (nicht selten akademiker) zu etwas genötigt.
Das ist es nämlich auch noch. Nicht was will das Kind, sondern was wollen die Eltern. Gut, bei manchen ist das eine Kostenfrage, aber wie du schon sagtest, häufig wählen die Eltern das Instrument ihres Nachwuchses danach aus, was sie selbst am besten aussehen läßt. Und Gott bewahre, wenn die Eltern dann auch noch genug Kohle auf der Tasche haben, dann geht's richtig los. Klavier (selbst wenn noch gar keins vorhanden ist, es ist einem nie zu teuer, damit prahlen zu können, einen zweiten W.A. Mozart groß zu ziehen), Geige, Querflöte. Klassische Soloinstrumente, Futter für die selbstherrlichen Tagträume der Eltern. Auch wenn die Kids eher E-Gitarre oder Schlagzeug lernen wollen.

Keyboard ist und war immer ein Grenzfall. Wird häufig angesehen als Klavierersatz für Doofe. Das macht ja alles selber, da muß man ja gar nicht selber spielen™. Ist eher was für pragmatisch veranlagte Eltern, die nicht unbedingt zwingend die musikalische Haute Volée heranziehen müssen. Damals zu Orgelzeiten konnten sie damit strunzen, daß der eigene Sohn/die eigene Tochter ein ganzes Orchester oder eine ganze Big Band unter den Händen hatte. Da gab man dann gern einige Tausender für 60-100 Kilo Furnierholz, Plastik, Kupfer und Halbleiter aus, manchmal auch in der Hoffnung, daß der Sprößling irgendwann den Schotter als Nachwuchsalleinunterhalter wieder einspielt, aber auch, weil ein Klavier im Wohnzimmer damals altbackener wirkte als eine Heimorgel. Ein Vorteil von damals, der heute noch besteht, kommt zum Tragen bei musikalischen Darbietungen im Familienkreis. Der Nachwuchsmusiker am Keyboard kann mit seiner Sound- und Stilauswahl mal locker das Radio ersetzen. Im Gegensatz zu Pianisten oder gar Geigern spielt er nicht nur sehr vollständige Musik, sondern irgendwann auch reichlich davon und vor allem vielleicht auch mal Musik, die die Leute auch hören wollen. Das trifft auf Schlager oder Pop nämlich eher zu als auf Chopin-Etüden (man möge mir diese Aussage im Chopin-Jahr verzeihen). Ein aktueller Vorteil ist, daß man bei Keyboards heute für sehr wenig Geld ein sehr vielseitiges Instrument kaufen kann, das einen entweder noch eine ganze Weile beschäftigt, oder wenn nicht, keine teure Fehlinvestition war. Ich hab das ja selbst oft gesehen, daß Kinder nach sechs oder acht Wochen nicht mehr zum Keyboardunterricht auftauchten, weil sie festgestellt haben, daß das (zumindest am Anfang) anstrengend ist.

Elektrokamerad schrieb:
In der Tat ein überzeugender Gedanke. Der Lehrer bietet praktische Übungen an Instrumenten an und musiziert gemeinsam mit den Schülern angesagte Musik aus seiner und deren Zeit. Die Schüler lachen sich kaputt ob der Peinlichkeit der Situation und finden den Lehrer untragbar. Das fördert die weitere Zusammenarbeit.
Kommt erschwerend hinzu: Was weiß ein Pauker über 50, der schon etliche Jahrgänge gelehrt hat, von den musikalischen Vorlieben seiner Schüler? Irgendwann blicken die doch gar nicht mehr durch, wenn sich alles so rasant ändert, und selbst dann, wenn es sich nicht ändert. Da kann man nicht so leicht am Ball bleiben, geschweige denn an mehreren Bällen, da bräuchte man schon Lehrassistenz durch Redakteure diverser Musikfachzeitschriften.

Gerade bei der musikgeschmacklichen Streuung in vielen Klassen (außer vielleicht in Ghettoschulen, wo alle nur Bushido, Fler usw. hören) wird's außerdem schwierig, alle unter einen Hut zu bringen. Denn wenn man mal was Praktisches macht, muß die ganze Klasse mitmachen, egal, was es ist, und egal, wer worauf steht. Man stelle sich vor, der Lehrer, der selbst damals Ozzy vergöttert hat, als der noch nicht für MTV den Clown gemacht hat, nimmt einfach mal Metal durch. Sagen wir, aktuellen Metal. Die Hopper finden Metal voll schwul™, der Chartspopfraktion ist die Musik zu hart und zu laut, den Singer-Songwriter-Anhängern sowieso, ganz zu schweigen von den von ihren Eltern gepushten Klassikwunderkindern, die kleine, aber feine Progfraktion findet Metal primitiv, die Electroleute ignorieren alles mit Katzendarm™, und wenn man ganz viel Pech hat, stellt die Hälfte der Metaller fest, daß der Pauker ausgerechnet was ausgewählt hat, was mal überhaupt nicht trve ist, weshalb sie sich damit nicht identifizieren können und wollen. Wenn's denn aktueller Metal ist. Wenn er statt dessen etwas wählt, das ihm vertraut ist, so die frühen Sabbath- oder Zeppelin-Sachen, wird er erst recht nicht ernst genommen, auch (erst recht) nicht von den Metalkiddies in seiner Klasse, denen teilweise schon das Black Album von Metallica zu alt ist.

Markus Berzborn schrieb:
Von Mozart gibt es auch einen "humoristischen" Kanon.
Habe ich aber noch nie in Schulbüchern gesehen.
Er heißt "Leck mir den Arsch fein recht schön sauber".
In einem Punkt hatte Falco recht: Mozart war ein Punk. Ein Edelpunk zwar, aber Punk.

In diesem Sinne empfehle ich mal Mozarts Kanon "Bona nox". In Schulbüchern findet sich sehr oft eine "Clean Version" mit zwei entschärften Textzeilen, aber sogar in der Schule wird bisweilen hinter vorgehaltener Hand erwähnt, daß der Text ursprünglich heftiger war – und wie der Text eigentlich geht. Das ist der Vorteil daran, einen Mozartfan als Musiklehrer zu haben: Da erfährt man solche Sachen.
 
Eine meiner Nachhilfeschülerinnen (3. Klasse) kam letzte Woche weinend mit einer Fünf in Musik (Peter und der Wolf) nach Hause. Sie hatte einen Tag gefehlt und sich nicht gut konzentrieren können, weil eine gute Woche vorher ihre Mutter an Krebs gestorben war.
Soviel zum Thema Schule und Musik.

Schöne Grüße,
Bert
 
Doctor Jones schrieb:
Lustigerweise hab ich übrigens zum ersten und bisher einzigen Mal eine Eigenkomposition veröffentlicht (mit Text von der ganzen Klasse), da war ich zehn, und das fand im schulischen Rahmen statt.

Ich auch etwa in dem Alter. Darin kam auch kurz das Motiv des bekannten Trauermarsches von Chopin vor. An der Stelle unterbrach die Lehrerin: "Ha! Das ist geklaut!" Darauf sagte ich: "Nein, das ist ein Zitat." :lol:
 


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