Switched-Capacitator-Filter: Interessantes Konzept!

Tonerzeuger

Noerd Elektro
Hallo zusammen,

beim Stöbern zum Thema "Wersi Stage Performer" hab ich rausgefunden, dass die erste
Version dieses Synths ein Switched-Capacitator-Filter hatte:
http://till-kopper.de/wersi-stage-performer.html

So weit, so exotisch. Offensichtlich ist das ein Widerstand-
Kondensator (RC-) Filter, bei dem der Widerstand durch einen mit hoher Frequenz umgeschalteten, zweiten Kondensator ersetzt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Switched-Capacitor-Filter

Spannend dabei: Es handelt sich um ein getaktetes, "zeitdiskretes" Verfahren, bei dem die Spannungswerte zwar jeden Wert annehmen können (wie bei analogen Systemen), aber durch die Taktung nicht zu jedem Zeitpunkt.

Als Vorteile des Prinzips werden genannt:
- sehr hohe Filtersteilheiten möglich (durch integrierten Aufbau in speziellen ICs)
- genauere Steuerung als bei rein analogen Filtern

Und als Nachteile:
- mehr Rauschen als bei (guten) Analogfiltern
- die Taktfrequenz kann bei ungünstiger Auslegung Aliasing u.a. mit sich bringen.
http://www.elektronik-kompendium.de/public/schaerer/scf1.htm

Aktuell gibt es dazu eine Modular-Version zu kaufen
https://www.modulargrid.net/e/barton-musical-circuits-bmc34-switched-resistor-vcf

Was meint Ihr? Hat jemand sowas mal gehört?
Endlich mal die Nachteile von Analog UND Digital vereint :phat: !!
 
SC-Filter werden zB in allen alten Akai-Samplern verwendet.
Sie klingen relativ langweilig. Doepfer hatte mal eines entwickelt und einen Prototypen gebaut, und dann wegen der mauen klanglichen Ergebnisse nicht weiterverfolgt (http://www.doepfer.de/A100_SCF.htm)

Für die Spannungssteuerung braucht man eine Highspeed-VCO, was bei befriedigender Stabilität auch nicht unbedingt simpel ist, oder man muss einen Prozessor (PIC) dafür einsetzen, was programmieraufwand erfordert. Das ist angesichts der klanglich spärlichen Ergebnisse nicht den Aufwand wert.


Der Vocalsound hat übrigens NICHTS mit mit dem SC-Filter zu tun, sondern ist einfach Filter-FM mit einem LFO im Audiobereich. Das kann jedes Filter. Um den Klang des SC-Filters zu beurteilen ist er denkbar ungeeignet.
 
Doepfer hatte mal eines entwickelt und einen Prototypen gebaut, und dann wegen der mauen klanglichen Ergebnisse nicht weiterverfolgt

Yeah, danke für die Info. Hatte mir schon sowas gedacht, meist hat es ja einen Grund, wenn sich eine Technik nicht durchsetzt. Das Prinzip ist interessant, aber wenn's halt klanglich nicht viel bringt... :sad:
 
Nettes Zitat von der Doepfer-Seite:

Our personal impression from the first results is that the sound of the SCF is a bit boring. At first sight there is nothing that cannot be obtained with the already existing A-100 filters. The difference between 30 and 60dB mode is not very exciting.

Okay, ein 60dB-Filter scheint also klanglich keinen echten Fortschritt zu bringen.
 
Tonerzeuger schrieb:
Okay, ein 60dB-Filter scheint also klanglich keinen echten Fortschritt zu bringen.
Der Plan von Doepfer war, dass man das SC-Filter als Anti-Aliassing-Filter für die BucketBridgeDelay-Module verwendet. Das hätte den Vorteil gehabt, dass man den Clock vom Delay auch für das Filter hernehmen könnte. Aber wie so oft ist die ingenieursmäßig gebotene Lösung klangliche langweilig: keine Sau will ein "sauberes" Eimerkettendelay, das Interessante daran sind ja oft die Aliassing-Effekte.
Und als alleinstehende Filter sind sie eben fade.
 


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