Tangerine Dream auf Amazona

Der Wadephul hatte ich nie so auf dem Schirm gehabt. Nach Frankes Ausstieg war für mich Fröse und Haslinger TD. An Miracle Mile war er nicht beteiligt, oder?
 
Miracle Mile ist als Duo Froese/Haslinger entstanden. Wadephul war nur bei Optical Race mit einem Track beteiligt gewesen. Zum Ausstiegsgrund sagte Edgar: langes Schlafen und dann als erstes nach einem Gehaltscheck zu fragen fand er nicht so toll. Es hat also menschlich nicht funktioniert.
 
Miracle Mile ist als Duo Froese/Haslinger entstanden. Wadephul war nur bei Optical Race mit einem Track beteiligt gewesen. Zum Ausstiegsgrund sagte Edgar: langes Schlafen und dann als erstes nach einem Gehaltscheck zu fragen fand er nicht so toll. Es hat also menschlich nicht funktioniert.
Wie so oft hat jedes Ding seine zwei Seiten. Deswegen ist es auch ratsam, den Erzählungen Ralph Wadephuls zu folgen. Die Wahrheit liegt oft in der Mitte und nicht zwangsweise bei Herrn Froese. Von daher würde ich mich als Dritter ohne Kenntnis der Sachlage gar nicht einmischen.
 
An Miracle Mile war er nicht beteiligt, oder?

Nach den Credits zu urteilen wohl nicht.

Allerdings war "Sungate" von der "Optical Race" damals nicht das einzige TD Stück, das aus Wadephuls Feder stammt: Auf der damaligen US Tour wurde ein Track gespielt, der unter dem Namen "Parabola" firmierte und dessen dritter Part dem Track "Going Home" von Wadephuls Album "When Aliens Meet a Drop of Water" entspricht.

Gleiches gilt für einen Track namens "Lily's Waltz", der jahrelang im Player der TD Webseite kredenzt wurde und erst später auch als Studioaufnahme unter dem Namen "Riding the Wind" herauskam. Auf Wadephuls Album heißt der Track "1st Sunlight". Also konnte er schon ein paar Spuren hinterlassen, wenngleich er seinen Namen nicht überall dranschreiben konnte.

Es hat also menschlich nicht funktioniert.

Unter den Konzertbesuchern von damals kursierten auch noch Geschichten, dass Wadephul so ein- bis zweimal den perfektionistischen Ablauf gesprengt haben soll.

Beipiel: Zugabe "Optical Race", der Track endet mit einem zackigen Akkord, aber Herr Wadephul ist noch nicht fertig, wirft die Haáre zurück und spielt lächelnd noch 'ne Runde weiter. Edgar Froese soll ihm - einem nordischen Donnergott gleich - den Blick des Todes zugeworfen haben und fühlte sich anschließend bemüßigt, sich beim Publikum zu entschuldigen.

Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen - soll angeblich beim Konzert in San Franzisko passiert sein. Andernorts gab es angeblich falsche Akkorde zur falschen Zeit, die auch nicht grad für Erheiterung seitens EF sorgten... .

Wenn man aber bedenkt, dass Wadephul da quasi über den Frisör hineingerutscht ist und hauptsächlich funktionieren sollte, finde ich seine Leistung damals beachtlich. Wenn man Perfektion will, muss man sich halt 'ne MC303 ... ach nee, da war ja auch was... :D
 

Edgar Froese: Absage an die Retro-Bewegung

Liebhaber von Vintage-Instrumenten läuft hier natürlich das Wasser im Munde zusammen. Wobei Edgar Froese die damaligen Instrumente mit all ihren Unzulänglichkeiten eher als notwendiges Übel in Kauf nahm. Er hat jeden Fortschritt in der Technik, alles was das Arbeiten schneller, effizienter und sicherer machte, bejubelt. Und dementsprechend auch wenig Verständnis für die all die Retro-Begeisterten, die die alte Hardware in den Himmel heben: „Menschen ziehen sich auch Jacken an, die vor zwanzig Jahren modern waren. Andere haben ihre alten Kleider nie abgelegt. Für mich hat diese Retro-Bewegung keine Berührungspunkte, da ich diese Klänge und die Auseinandersetzung mit dem analogen Equipment durchlebt und durchlitten habe. Für mich zählen die abenteuerlichen Entwicklungen im Nano-Bereich, Klangtransformationen, die so unglaublich sind, dass man sie noch gar nicht beschreiben kann. Was morgen passieren wird, ist wichtig, heute bemühe ich mich darauf hin zu arbeiten, das Neue zu verstehen.“
Das Interview ist von 2014. 2016 covern TD Stranger Things. Behringer baut Vintage-Klone. Vintage-Synths kehren als Software-Emulationen zurück. Vintage-Synths zerstören den guten Ruf von eBay Kleinanzeigen.
Ein Glück, dass Edgar das nicht mehr erleben muss. ;-)

Würde er heute noch leben und ich steige bei Tangerine Dream ein, würde er mich sofort rauswerfen.
Grund: Ich will den alten Kram mit den alten Synths machen. Wadephul ist mir da sympathischer, er findet D-50 und M1 cool. :lol:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wäre Tangerine Dream erst 1988 mit ihren damaligen Alben in die elektronische Musik eingestiegen, würden sie wahrscheinlich heute bei Spotify unter Pausen-/Kaufhausmusik laufen. Tangerine Dream hat seinen Weltruf in den 1970er Jahren mit der damaligen Musik erarbeitet, nicht mit dem, was ab Mitte der 1980er Jahre/90er Jahre kam. Zumindest empfinde ich das so. Und ich habe Tangerine Dream erst Ende der 1980er Jahre entdeckt, als "the good old days" schon längst vorbei waren. Ich habe also keine Erinnerungen an alte Zeiten, die ich mit der Musik verknüpfe. Dennoch spricht sie mich deutlich mehr an als das, was später kam. Und ich vermute, dass das vielen so geht.

Von daher mag Edgar Froese vielleicht mehr Freude an den späten "abenteuerlichen Entwicklungen im Nano-Bereich, Klangtransformationen, die so unglaublich sind, dass man sie noch gar nicht beschreiben kann." gehabt haben. Die Musik wurde dadurch aber nicht besser (zumindest aus meiner Sicht).
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke Erfolgsdruck und technischer Fortschritt haben TD das Genick gebrochen. In den 70ern war alles Live und Improvisation. Einmal den Minimoog eingeschaltet, ging's los. Keine Speichermöglichkeit. Reproduktion war schwierig. Dank MIDI und bessere Aufnahmetechniken konnte TD gezielter programmieren und planen. Mothers of Rain (Optical Race) hätte in den 70ern nie funktioniert.

Es stellt sich auch die Frage, ob die Hörerschaft nach 1985 halbstündige Improvisationsgedudel noch ertragen konnten oder wollten. Für die Art von Tracks waren Klaus Schulze und Steve Roach zuständig. TD wurde aber "kommerzieller" und bekannter. Die Soundtracks sind ein gutes Beispiel dafür.
 
Ich denke Erfolgsdruck und technischer Fortschritt haben TD das Genick gebrochen. In den 70ern war alles Live und Improvisation. Einmal den Minimoog eingeschaltet, ging's los. Keine Speichermöglichkeit. Reproduktion war schwierig. Dank MIDI und bessere Aufnahmetechniken konnte TD gezielter programmieren und planen. Mothers of Rain (Optical Race) hätte in den 70ern nie funktioniert.

Es stellt sich auch die Frage, ob die Hörerschaft nach 1985 halbstündige Improvisationsgedudel noch ertragen konnten oder wollten. Für die Art von Tracks waren Klaus Schulze und Steve Roach zuständig. TD wurde aber "kommerzieller" und bekannter. Die Soundtracks sind ein gutes Beispiel dafür.
"Kommerzieller" trifft es ganz gut. Manche Stücke sind eigentlich fast schon Popstücke ohne Gesang. Es ist ja auch okay, wenn Edgar der Meinung war, die Musik müsse in einer andere Richtung gehen. Jarre meinte ja auch irgendwann, auf den Techno-Zug aufspringen zu müssen. Es ist natürlich auch schon schwierig, in einem sich verändernden musikalisch/technologischen Umfeld mitzuhalten, ohne die bestehende Fanbase zu vergraulen. Aber sich ausschließlich selber zu recyclen macht wahrscheinlich auf Dauer auch keinen Spaß und bringt auch keine besseren Absatzzahlen. Denn, das kommt ja auch noch dazu, der Kram muss sich ja auch verkaufen lassen. Und die alten Stories der 1970er Jahre "wir wollten mal ganz andere Musik machen" hat spätestens in den 1980/90er Jahren nicht mehr funktioniert.

Wie auch immer, die aktuelle Besetzung finde ich eigentlich gar nicht so schlecht. Ich brauche zwar nicht unbedingt die Geige, die fand ich schon bei den 1970er Jahren Sachen nicht so doll, aber gut.
 
Wenn man aber bedenkt, dass Wadephul da quasi über den Frisör hineingerutscht ist ....

Wie? Watt? Kein 1. April? ... hahaha... das wäre mir ja peinlich. Aber die End80s-Fönfrisuren sind analog zur damaligen TD-Musik ... muss man sich heute nicht antun.

Unter den Konzertbesuchern von damals kursierten auch noch Geschichten, dass Wadephul so ein- bis zweimal den perfektionistischen Ablauf gesprengt haben soll.

Beipiel: Zugabe "Optical Race", der Track endet mit einem zackigen Akkord, aber Herr Wadephul ist noch nicht fertig, wirft die Haáre zurück und spielt lächelnd noch 'ne Runde weiter. Edgar Froese soll ihm - einem nordischen Donnergott gleich - den Blick des Todes zugeworfen haben und fühlte sich anschließend bemüßigt, sich beim Publikum zu entschuldigen.

Ob es stimmt, kann ich nicht beurteilen - soll angeblich beim Konzert in San Franzisko passiert sein. Andernorts gab es angeblich falsche Akkorde zur falschen Zeit, die auch nicht grad für Erheiterung seitens EF sorgten... .

Auch so ne Story ;-) ... man hört ständig von Konzernbesuchern, die ärgerlich auf die Band reagieren, wenn da noch Musik von einem ertönt... Kann mir das schon vorstellen, da war im Hause Froese irgendwann sicherlich eine Denkweise, die nicht zum angenehmen Umgang beigetragen hat. Im Grunde sind es aber immer 2 Seiten, wenn jemand gerne improvisiert, war man u. U. bei TD falsch oder hätte das in dem Augenblick sich verkneifen müssen.
 
Wäre Tangerine Dream erst 1988 mit ihren damaligen Alben in die elektronische Musik eingestiegen, würden sie wahrscheinlich heute bei Spotify unter Pausen-/Kaufhausmusik laufen. Tangerine Dream hat seinen Weltruf in den 1970er Jahren mit der damaligen Musik erarbeitet, nicht mit dem, was ab Mitte der 1980er Jahre/90er Jahre kam. Zumindest empfinde ich das so. Und ich habe Tangerine Dream erst Ende der 1980er Jahre entdeckt, als "the good old days" schon längst vorbei waren. Ich habe also keine Erinnerungen an alte Zeiten, die ich mit der Musik verknüpfe. Dennoch spricht sie mich deutlich mehr an als das, was später kam. Und ich vermute, dass das vielen so geht.

Von daher mag Edgar Froese vielleicht mehr Freude an den späten "abenteuerlichen Entwicklungen im Nano-Bereich, Klangtransformationen, die so unglaublich sind, dass man sie noch gar nicht beschreiben kann." gehabt haben. Die Musik wurde dadurch aber nicht besser (zumindest aus meiner Sicht).
Sehe ich auch so, im Grunde dümpeln - für mich - die Alben nach "Poland" in einer musikalischen Belanglosigkeit...

Auf Tangram, Exit, White Eagle, Hyperborea, Poland skippe ich keinen Track ... da passt alles. Phaedra, Ricochet, Rubycon, Stratosfear entsprechen mittlerweile meinem aktuellen Geschmack. Hier und da gute Reste-Verwertung in Soundtracks.

Ab Mitte der 80s und vor allen Dingen zum Ende sind die Alben für mich wie Soundtracks für einen kommerziellen US-Film (so Beverly Hills Cop Verschnitte, B-Movies).

Die Alben der End90s/2000er sprechen mich auch nicht wirklich an. Zuviel von der Stange, Patches aus dem Triton, unterlegt mit Beats vom Spectrasonics Stylus und dann im Interview erzählen, dass man viel radikalere Ideen hat, diese aber nicht umsetzt weil man weiß, dass dieses die Fans nicht in der Masse bewältigen können. Ja, ne.. is klar.

TD sind so wie Manuel Neuer. Keiner nimmt jemanden seine Verdienste, aber wenn die Zeit um ist, ist die Zeit um.....
 
Das Konzert hier von 2018 finde ich eigentlich schon recht ansprechend gemacht. Besser als früher mit Saxophone usw. Das entsprecht eher dem, was ich unter Tangerine Dream verstehe:


 
Was das Interview mit Schmölling auch unterstreicht, ist die Rolle von Franke im Hinblick auf die Technologie bei Tangerine Dream. Man könnte fast vermuten, dass die alten Sequencer spätestens dann rausflogen, als Franke ging und durch Geräte „von der Stange“ ersetzt wurden.
 
Wie? Watt? Kein 1. April? ... hahaha... das wäre mir ja peinlich. Aber die End80s-Fönfrisuren sind analog zur damaligen TD-Musik ... muss man sich heute nicht antun.



Auch so ne Story ;-) ... man hört ständig von Konzernbesuchern, die ärgerlich auf die Band reagieren, wenn da noch Musik von einem ertönt... Kann mir das schon vorstellen, da war im Hause Froese irgendwann sicherlich eine Denkweise, die nicht zum angenehmen Umgang beigetragen hat. Im Grunde sind es aber immer 2 Seiten, wenn jemand gerne improvisiert, war man u. U. bei TD falsch oder hätte das in dem Augenblick sich verkneifen müssen.
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Ja, das war schon.... speziell..... Gibt so Dinge, die finde ich heute aus den 80s weiterhin megacool.... aber so manches ist ne Mischung aus fremdschämen und einem Verständnis dafür, dass es immer zeitbezogene Irrungen und Verwirrungen gibt. Selbst bin ich nie fönfrisiert und vokuhila mäßig rumgelaufen, alte Fotos von mir sind aber auch aus heutiger Sicht oft eher "meh" oder "da war aber noch Luft nach oben". Mein Vorteil ist, keiner kennt mich ;-)
 
Drei Typen mit Muskelshirt auf dem Herrenklo… ich dachte, es ging hier um Tangerine Dream? 😁

Zumindest sah das auf dem ersten Blick wie eine Toilette aus.
 
Haha, ja irgendwie unglückliche Wahl der Umgebung, komisches Motiv. Kam mir gar nicht in den Sinn. Vielleicht "Schnappschuss" oder "wir brauchen was Aktuelles für die Lokalzeitung".
 
Wie schon oben erwähnt, gibt immer zwei Seiten und wenn man sich das Interview vom Wadephul auf Amazona gibt, dann hat man ein differenzierteres Bild. Meistens sind viele Fehlentwicklungen auf Grundlage von Missverständnissen oder falschen Annahmen entstanden, nur weil es Edgar Froese in seinem Buch aus seiner Sicht darstellt, kann… muss aber nicht alles richtig sein.

Auffällig ist, dass weder Wadephul schmutzige Wäsche wäscht, auch von Haslinger und Schmoelling sind mir keine bemerkenswerte Kritik bekannt. Kennt man ja auch ganz anders von einer auch sehr bekannten Kapelle.
 
Meistens sind viele Fehlentwicklungen auf Grundlage von Missverständnissen oder falschen Annahmen entstanden, nur weil es Edgar Froese in seinem Buch aus seiner Sicht darstellt, kann… muss aber nicht alles richtig sein.
In dem Buch sind einige Fehler, aber man muss auch sehen, dass einige Anekdoten viele viele Jahre alt sind, da darf man sich ruhig mal irren.
 
Irre sind menschlich…. ah, ne… Sprichwort geht anders. Blöd ist aber, wenn sich eine Ansicht im Zeitalter der allgemeinen Aufregung medial verbreitet und der Betroffene nur schlecht gegensteuern kann.
 
Ohne Übertreibung wären solche Biografien auch langweilig.

Mit

„Wir waren auf der ganzen Welt und hatten uns jederzeit lieb!“

wären die Geschichten doch auf einem „One-Pager“ erzählt.
 
Ich glaube, dass ein Künstler mit solch einer langen Historie und musikalischen Gewichtung auf sowas verzichten sollte. Oder noch besser ausgedrückt, man sollte in der Position so über den Dingen stehen, dass man sowas gar nicht braucht. In der Zeitspanne wird doch so viel passiert sein, dass man 3 Bücher füllen könnte.

Keiner erwartet, dass es in einer Band nicht auch schwierige Phasen gibt oder es auch irgendwann nicht mehr passt. Aber das kann man auch anders abhandeln, wie man es macht sagt viel über den Schreibenden aus.
 


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