Tagesverlauf des hörerischen Harmonieempfindens?

GeoTeknique

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Hi, mal ein etwas nicht alltägliches Problem in Sachen Musikproduktion als auch Konsum jener.
Ich ab vor einiger Zeit mal im Forum hier gelesen, dass manch einer auf Klänge im Tagesverlauf unterschiedlich reagiert, bzw. sie unterschiedlich wahrnimmt. Die These ist, dass im Tagesverlauf eine Art Kurve entsteht, in der es mal rauf und mal runter geht - ganz ähnlich der Alltagskurve zur körpereigenen Immunität, die im Tagesverlauf ja auch schlagartig schwanken kann.

Also meinen Frage diesbezüglich sind:
1. Gibt es eine solche Schwankung im Tagesverlauf, die euch so vorkommen, dass bestimmte Klänge zu bestimmten Tageszeiten anders klingen, obwohl es die Gleichen sind?
2. Was könnte diese Schwankung verursachen? Hat das eine physiologische Ursache oder ist es hormonell gesteuert oder hat es was mit der Psyche zutun? Oder ist es ein technisches 'Problem' des Ohrs?

Ich selbst habe auch immer mal wieder feststellen müssen, dass manche Tracks zu bestimmten Zeiten eben anders klingen. Und das wirkt sich dann natürlich auch auf das wahrgenommene Harmoniegefüge aus. Nun kann man diskutieren ob das gut oder schlecht oder neutral ist. Da ich hier grundsätzlich mit moderner digitaler Hardware in der Klangwiedergabe arbeite gehe ich mal davon aus, dass es nicht an der Technik liegt.

Und nun bin ich mal gespannt was ihr dazu meint.
 
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Zu zweitem: Es liegt nahe, dass sich das Gehirn jedes Menschen abstrahiert schichtweise entwickelt, wie ja auch Balken und Riechhirn zum Beispiel evolutionär eher da war, als der Präfrontale Kortex. Jedes einzelne Leben entwickelt sich vergleichbar zur ganzen Evolution, siehe die Schwimmhäute, die sich in der embryonalen Phase erst aus-, dann wieder zurückbilden. Spätere "Schichten" greifen dabei stark auf frühere Schichten zurück, was die Lerneffizienz auf neuronaler Ebene steigert. Daher spielt eine Rolle, in welchem Lebensalter und wie gut man etwas bestimmtes lernt. Abhängig davon ist die biochemische Stoffumwandlungseffizienz und wie groß der Einfluss chronobiologischer Zyklen darauf ist. Wenn also der Gesamtenergieumsatz momentan gering ist, werden natürlich die späteren, energieineffizienteren Schichten eher auf Sparflamme betrieben als die früheren, wahrscheinlicher lebensnotwendigen

Ich beschäftige mich beispielsweise erst seit den letzten 8% meiner Lebenszeit eingehend mit Musik, und wenn ich zu meinen individuell chronobiologischen Unzeiten Jazz höre, fühle ich mich geradewegs amusisch. Genauso gut könnte eine Katze übers Klavier tänzeln. Wenn ich also Jazz gerade als Musik wahrzunehmen im Stande bin, könnte ich auf meinen angestammten Gebieten, etwa dem Programmieren, echt guten Code schreiben. Jazzfan werde ich bestimmt keiner mehr.
 
zu 1.: bestimmt is das so, aber weil musikempfinden ein neuroemotionaler prozess is finde ich den mood wichtiger in dem man grad is weil die gerade richtige musik immer eine emotionale resonanz erzeugt, d.h. die wahrnehmung musik/harmonien wird anders empfunden jenachdem ob sie grad zur inneren stimmung passt oder nicht. dazu kommt ob starke erinnerungen oder erlebnisse mit musik/harmonien verknüpft sind, das bringt dann nochmal ne andere würze zusätzlich zum mood.
zu 2.: da hormone unbewusst einen grossen einfluss auf jegliche wahrnehmung und die psyche haben is der einfluss definitv gegeben.

würd sagen das is ein multifaktorieller recht individueller prozess über den man bestimmt die ein oder andere doktorarbeit schreiben könnte
bin kein experte auf dem gebiet aber so ein paar zusammenhänge passen glaub ich
 
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Genauso gut könnte eine Katze übers Klavier tänzeln.

https://www.youtube.com/watch?v=hxBISLkGPj8

So ab 0:20 - Ich könnt' mich wegschmeißen :) Aber die Katze schien sich mit dem Quintenzirkel auszukennen.

1) Generell ist von meiner Seite noch dazu zu sagen, dass mir das so ab einem Alter von vllt. 20 erstmals aufgefallen ist. Es ist also keine Singuläre Erfahrung gewesen, sondern eine, die mich stets auf der Hörerschaft begleitet hat.

2) Hmm ja klar, es ist ein extrem komplexer Prozess, der in Gänze sicher noch nicht voll erforscht ist, wäre es so, hätten das sicher auch schon andere Musiker erkannt. Na wobei, erkannt wurde es ja schon, in der Form, dass sich Leute mit Binauralität befassen. Darum soll es hier aber nicht gehen. Ein bisschen spielt evtl. auch noch mein teildefektes linkes Ohr rein, das ab 10k Hz nichts mehr hört.

3) Wenn wir über Hormone sprechen, dass sprechen wir ja über biochemische Transporte und deren Reaktionen. Da kann ich mir schon gut vorstellen, dass das im Tagesverlauf schwankt und entsprechende Einflüsse verursacht.

4) Dann ist die neuronale Seite der Geschichte, also die, wie eingehende Informationen vom Gehirn verarbeitet werden. Die vollends aufzuschlüsseln stelle ich mir sehr schwer vor, weil hier biochemische Reaktionen und gleichzeitig die neuronale Struktur darüber entscheiden, wie eine Information verarbeitet wird. Neuronale Strukturen passen sich aber über die Zeit an die Bedürfnisse an (->radfahren lernen).

5) Ein weiterer Aspekt ist auch vielleicht hier besser als Frage formuliert:
Ist das evlt. auch von Hörerseite 'trainierbar'. Will sagen, braucht das Gehirn auch eine Weile um sich auf neue Harmonieen einzustellen? Wo wir wieder bei der Anpassungsfähigkeit der neuronalen Struktur sind.

6) Dann ist da noch das Ohr; die Flüssigkeit darin fluidiert extrem langsam - wenn ich mich recht erinnere, reden wir da über Minuten bis zu Stunden, die das Ohr braucht um eine neue innere Gleichgewichtssituation zu erlangen, z.B. nach dem Nachtschlaf und dem anstehendem Aufstehen inkl. Hochfahren des Stoffwechsel's. Die Lageänderung des Innenohrs meine ist ist extrem träge (-> schwindlich drehen).

Die ganze Fragerei hat ja denn Sinn, wie ich als Musiker damit umgehen kann oder sollte. Denn eine def. Antwort auf die Frage habe ich nicht gefunden. Und es interessiert mich natürlich aus innerer Neugier hier auf ein Phänomen gestoßen zu sein.
Insofern danke schon mal für die recht aufschlussreichen Beiträge.
 
Dass Musikstücke je nach Verfassung für mich wirklich anders klingen, kann ich nicht bestätigen. Wohl aber kenne ich von mir den Ermüdungseffekt beim Hören. Nach einer gewissen Zeit konzentrierten musikalischen Arbeitens kann ich bestimmte Dinge, vor allem Lautstärke und Lautheit, nicht mehr einigermaßen objektiv bewerten. Das ist besonders ohrenfällig für mich beim Mischen.

Darüber hinaus beeinträchtigen jegliche bewusstseinsverändernde Substanzen (z.B. Alkohol) immens das Hörvermögen oder -empfinden. Diese sollte man grundsätzlich vermeiden, wenn man zielsicher musikalische Ergebnisse erreichen möchte.
 
An eine 'Ermüdung' habe ich noch garnicht gedacht - völlig neuer Aspekt.
Im konkreten Fall stellt es sich aber umgekehrt dar. Wenn ich ein gestörtes HArmonieempfinden wahrnehme, dann wird es mit jeder Repitition auch angenehmer. Ess gibt ja da das umganssprachhliche Sprichwort sich was schözusaufen, bzw. auch schönzuhören.
 
Wenn ich ein gestörtes HArmonieempfinden wahrnehme, dann wird es mit jeder Repitition auch angenehmer. Ess gibt ja da das umganssprachhliche Sprichwort sich was schözusaufen, bzw. auch schönzuhören.
Das ist nachvollziehbar, jede Dissonanz wird durch Gewöhnung möglicherweise immer "konsonanter" für das eigene Empfinden. Es ist ein bisschen wie mit scharfem Essen: Je häufiger Du scharf ist, desto weniger scharf kommt Dir eine Speise vor. ;-) ...
 
Dass Musikstücke je nach Verfassung für mich wirklich anders klingen, kann ich nicht bestätigen.
Das geht mir - bei fremder Musik - ähnlich.

Beim Hören der eigenen Stücke kenne ich dagegen folgenden Effekt: Spiele ich (für mich allein) einen selbstgemachten Track im Gedanken daran, ihn einer bestimmten Person oder Personengruppe vorzuspielen ab, klingt er je nach der vermuteten Wahrnehmung der "Zielperson" anders - zumindest schlechter oder erträglicher.
Ich scheine also den Geschmack des Publikums irgendwie unwillkürlich zu antizipieren, und projiziere das auf meine eigene subjektive Wahrnehmung der Musik. Das ist ganz klar ein psychologischer Effekt, aber es erstaunt mich immer mal wieder, wie unterschiedlich ein Song klingen kann, je nachdem, welches Publikum (z.B. aus dem Bekanntenkreis) ich dabei im Kopf habe. Das ging schon oft so weit, dass ich ein Stück, das ich eigentlich mochte, dann doch nicht vorgespielt habe ... :selfhammer:

Im konkreten Fall stellt es sich aber umgekehrt dar. Wenn ich ein gestörtes HArmonieempfinden wahrnehme, dann wird es mit jeder Repitition auch angenehmer.
Das dürfte auch dazu führen, dass man seine eigenen Machwerke mit der Zeit immer besser findet, und die Qualität des eigenen künstlerischen Outputs daher gerne mal überschätzt. :wegrenn:
 
Na es trifft nicht nur meine eigenen 'Schöpfungen' sonden das zieht sich durch viele Sachen bis weit in die Vergangenheit. Ich fand nur, im besonderen solche Musik in denen Flächen vorkommen anfällig dafür.
Sipping Soma - Superconcious (So Alive) (Terry Lee Brown Jr. Vocal Edit) wäre so ein Kandidat dafür. Klingt bei mir jedes mal etwas anders, das Harmoniegefüge.
 
Sipping Soma - Superconcious (So Alive) (Terry Lee Brown Jr. Vocal Edit)
Da stört mich momentan hauptsächlich der Kompressor. :-/

Aber beim Thema Flächen stimme ich grundsätzlich zu: Die subjektive Wahrnehmung ist da bei mir auch größeren Schwankungen unterworfen. Manchmal kann ich Tracks mit relativ prominenten Flächen sehr schlecht ertragen, manchmal mag ich es ...
 


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