Analytisches Hören: Gut oder Schlecht?

MvKeinen

|||||||||
Die Fragestellung ist wohl etwas zu Schwarzweiß. Trozdem würden mich eure Gedanken dazu interessieren.

Als Musikmacher kann es ja vorkommen, dass man sich im Klangfetischismus verliert. Damit meine ich, dass es passieren kann, dass man durch die Beschäftigung mit Sound und Produktion nicht mehr dazu fähig ist unvoreingenommen Musik zu geniessen und sich von ihr Bewegen zu lassen.

wenn man zB einen Produzenten fragt: "Wie findest du das?" kommt oft ein Aufsatz über Mastering, Produktion und Soundqualität als Antwort. Und er versteht garnicht was man meint.

Fragt man einen Musikwissenschaftler, dann kommt oft als Antwort: "das gabs Harmonisch gesehen schon in den frühen 20ern" Und er versteht garnicht was man meint.

Fragt man einen Sounddesigner: "Am Filtercutoff kann ich auch drehen" oder " Ey mann ich hab 50 Gb Klavier auf der Festplatte - klingt viel besser" Und er versteht garnicht was man meint.

Fragt man einen Katzendarmesser: --- Ok den fragt man besser nicht ;-)

Das ist natürlich stark verallgemeinert, aber ich hab bei mir selber gemerkt, dass wenn ich mich zu sehr mit Analyse beschäftige mein musikalisches Bewusstsein leidet.

OK was wollte ich jetzt eigentlich wissen?

:dunno: keine Ahnung aber vielleicht habt ihr Gedanken und Erfahrungen dazu. Würde mich freuen.

Gruß
 
Interessante Fragestellung, die mich mir als Musikstudent, klassisch ausgebildeter Tastenhengst und Elektroniker selbst oft stelle.
Das analytische Ohr ist bei mir schnell da und ich neige dazu, Sachen die ich nicht mag, über theoretische Ansätze zu kritisieren. Musik, in der ich interessante und auf den ersten Blick nicht zu durschauenden Muster erkenne, spricht mich sofort mehr an als "einfache" Stücke.
Trotzdem bleibt der Gefühlseindruck an erster Stelle. Es gibt genug Musik die rein musiktheoretisch betrachtet nicht viel her gibt, die mich aber sehr glücklich macht. Wenn mich die Aussagekraft erreicht kann ich das analytische Ohr abschalten und mich der Musik hingeben. Wenn es mich persönlich aber stört, ist schnell die einfallslose Melodik und die abgenudelte Akkordfolge kritisiert!
 
die frage ist natürlich: musik kann nie wirklich absolut bewertet werden, schon wegen des geschmacks.. es gibt sicher auch grottenschlechte musik, wobei das technisch schlecht gemacht sich noch aufteilen könnte in produktion und klang insgesamt..

im endeffekt kommt es auf alles irgendwo an.. nur im richtigen abgestimmten gesamtwerk.. dabei denke ich: wenn eine musik ansich gut ist, kommen die leute sogar mit leicht verrauschten aufnahmen aus, auch wenn es nicht hyperkomrimiert ist, wird keiner "scheisse" brüllen ;-)

die innere welt und vision bestimmt schon stark, welche "sounds" und "strukturen" cool sind.. der jugendliche muss barrikadenkletterer-aspekte mehr haben als der mitt-50er.. wie auch immer..

es ist oft simpler als man denkt: es muss schmecken.

es ist gut, wenn man normal zuhört, aber es gibt dinger:
da fragt dann der normalo schonmal auf die frage: wie soll ich tanzen nach antwort: nimm doch den bass..
was ist denn da der bass?

bumms!!

stell es dir vor, wie wenn du an einem bild nur 50% der formen und farben erkennen kannst.. mit etwas hintergrund wird es mehr, dann kann man scooter auch schon von aphex twin unterscheiden..
für meinen vater würde das vermutlich gleich klingen.. ;-)
 
ich als nicht student der musik ( sorry phelios ) neige auch dazu musik die ich nicht mag zu kritisiren da fält es mir schneller auf wen was nicht stimmt oder wider klische sounds verarbeitet wurden oder alles wider 0815 ist im track. deswegen höre ich ja sogut wie keine musik mehr die komertz ist weil ich da nicht mehr genissen kan sondern nur vor mich hinnörgel da zuviel klische drinne ist.
 
Analyse muss schon sein, wenn man sich ernsthaft mit Musik beschäftigen will, finde ich. Wenn es ein wirklich gutes Musikstück ist, bleibt seine Magie trotzdem erhalten.

Gruß,
Markus
 
ich kenne nur das cih musik kaput hören kann sodas cih keinen spass mehr habe an der musik ist mir schon oft in diessen pasiert die nicht nur meine musik gespielt haben
 
Wirklich eine interessante Frage, die ich mir auch schon öfter gestellt habe.
Wenn ich irgendein Instrument erkenne (und das kommt natürlich oft vor ;-) ), kann ich´s mir auch nicht verkneifen, meine Umwelt mit meinen bahnbrechenden Erkenntnissen zu beglücken: Ey hömma, das isn DX7! :lol:
So ganz ist mir aber (glaub ich) die Fähigkeit zum unvoreingenommenen Genießen noch nicht verloren gegangen. Zu viel Analyse tut nicht gut, und mein eigener Kram ist nun auch denkbar unanalytisch. Mit aufwändigem Produzieren und so geb ich mich erst gar nicht ab - eben weil es mir den Spaß an der Sache raubt.
Aber da ist jeder anders. :gay:
 
Jörg schrieb:
Mit aufwändigem Produzieren und so geb ich mich erst gar nicht ab - eben weil es mir den Spaß an der Sache raubt.
quote]

genau so sehe ich das auch ich möchte das es gut klingt aber ich muss jetzt nicht alles verfegt haben dafür kenne ich leute die das dann machen ich will spass haben beim baun der musik... ok da muss cih auch mal hinhören ob es past und ich nicht bass und drum sich wech pusten....

wenn ich nur hinhöre egal bei was habe ich keinen spass mehr und warum dann noch hören. fehler instrument und auch klische teile erkent jeder mit der zeit von uns das ist keine kunst nur was man mit diessen wissen macht.

70% der neuen trance stüke erkene ich die persets der insrumente ok tolle leistung aber echt arm was die musik angeht.
 
Undergrind schrieb:
Die Fragestellung ist wohl etwas zu Schwarzweiß.

Das Thema find ich klasse.

Gut oder Schlecht - kommt auf den Standpunkt an.
Als "Profi" - sprich - als Handwerker, der damit sein Geld verdient, ist analytisches Hören bestimmt das notwendige Werkzeug.
Auch als Hobbyproduzent tut es dem Ergebnis bestimmt nicht schlecht, von der Voreingenommenheit eigener Produktionen gegenüber mal abgesehen.

Aber leidr kann man es nicht so einfach trennen vom reinen Konsum (positiv gemeint) und deshalb muss ich aus eigener Erfahrung sagen: in der Summe: schlecht.

Mir ist der Unterschied zwischen analytischem Hören und rein subjektivem Genießen erst sehr spät aufgefallen, trotz diversem Instrumental-Unterricht.
Erst mit dem Einstieg in die aktive Rock- bzw. Elektronische Musik ist mir bewußt geworden, was da gemacht wird und ab diesem Moment hat das analytische Hören eingesetzt - und das Genießen ist leider schwieriger geworden.

Eine Anekdote: In den späten 70ern habe ich vor dem Fernseher gehockt und völlig vertieft und begeistert Rockpalast: Todd Rundgreens Utopia gesehen.
Meine Mutter kam ins Zimmer und fragte :
"Musst Du das jetzt sehen ?" (oder ähnlich)
Ich : "Das ist die Einzige Sendung, wo progressive Rockmusik läuft."
Mutter: "Warum muss das eigentlich immer 'progressiv' sein?"
Ich : (verdutzt) "Weil es mir gefällt."

Ich wusste ehrlicherweis gar nicht was progressiv überhaupt bedeutet, nur, daß man das so nennt.
Aber so habe ich Musik gehört. Mozart, wie YES. "With A Little Help From My Friends" genauso wie "Revolution No 9". Oder "One And One Is One" von Medicine Head (lol).
Völlig ohne mir Gedanken zu machen, was sich da abspielt. Wenn es mir gefiel, war es gut.

Später, mit dem "Wissen des Produzierenden" nahm die Analytik immer mehr Platz in Anspruch.
Heute gibt es nur recht wenige Musik (u.a. meine Eigene), bei der ich mich völlig gehen lassen kann. Musik, die ich i.d.R. In- und Auswendig kenne.

Empfinde ich eigentlich als schade.
Allerdings ist es auch eine Frage der Muße, des "Sich Zeit nehmens", des Umfeldes.

Wenn ich heute Musik höre, dann eigentlich nur noch bewußt und ausschließlich, seltenst läuft bei mir etwas im Hintergrund.
Dann kommt es auf die Musik an, ist sie eher technisch interessant, oder emotional.
 
Jörg schrieb:
Wirklich eine interessante Frage, die ich mir auch schon öfter gestellt habe.

Ich auch.

Und mein Ausweg aus diesen Spaßbremsen-Situation: einfach mal locker machen. Theoretisch lese ich schon länger nichts mehr zum Thema, ich beschäftige mich auch sonst mit einfach mehr anderen Dingen.

Und am wichtigsten: ich habe mir einfach einsgestanden, dass es mit mir als Super-Musiker und Über-Produzenten einfach nichts mehr wird ;-) Ich betreibe Musik als Hobby genauso wie die Jungs in der Kreisliga B Fußball spielen (Vergleich geklaut von Bluescreen) :)

Wenn ich irgendein Instrument erkenne (und das kommt natürlich oft vor ;-) ), kann ich´s mir auch nicht verkneifen, meine Umwelt mit meinen bahnbrechenden Erkenntnissen zu beglücken: Ey hömma, das isn DX7! :lol:

Kennt man :D "Oh, so klischeehaft ne 808 benutzt"...
 
Einfach umschalten.

Ich habe überhaupt kein Problem, Musik als Ganzes zu genießen und so Konzerte zu besuchen, DVDs zu sehen und Aufnahmen anzuhören. Das wird nicht gestört von der Idee, wie machen die das und warum und welches G_itarrenmodell spielt der und welchen Saitensatz hat der drauf, in welchem Studio das produziert ist und wer am Pult gesessen hat für die Abmischung.

Genauso geht es auf Knopfdruck, einzelne Obertöne rauszuhören, Nebengeräusche, Hiss, Tiefenstaffelung, Synthmodelle, mixolydische oder phrygische Skalen, Vierteltöne, flat Singende und andere falsche Intonationen, eine verstimmte G_itarre, ein Effektpreset vom Eventide, saubere Harmonien und Arrangements und all das. Das ist mein Job und den mache ich dann, und zwar gerne. Das funktioniert nur mit dem vollen Einsatz. Dann interessiert mich der Mic-Typ für spezielle Stimmcharakteristiken, die Wunderwaffe für die Stereobreite, der Compressor für den Bass. All das, um die eigenen Sachen zu verbessern. Wenn ich das bei anderen Produktionen selber nicht raushöre, versuche ich es herauszufinden und frage Kollegen oder so. Das ist dann sehr intellektuell und sachbezogen.

Bei mir war das mit dem Umschalten schon immer so. Aber ich mache auch schon immer Musik selber und Sounddesign seit Mitte der 80er und denke da nicht drüber nach.

Das ist alles eine Frage der Einstellung glaube ich. Ob man es sich abgewöhnen kann, wenn man nur analytisch hört, weiß ich nicht. Sinnvoll wäre es schon, sonst bringt man sich ja um einen Genuß.

Die von Dir beschriebenen Fallbeispiele klingen nach Fanatismus und starker Fokussierung der Betreffenden auf Einzelheiten. Also wenn das sachbezogen ist, dann kann das im speziellen Einzelfall m.E. OK sein, oft aber auch nicht und ist nur eingleisig und mit zuwenig Blick auf´s Ganze.

Ich finde nicht, dass das ein Thema zum Diskutieren ist, sondern eben eine Frage der Einstellung und ob man mit der jeweils was anfangen kann, kommt dann auf die Wellenlänge an.
 
Ist auf jeden fall schwierig. Ich konnte es mir bisher bewahren ein analytisches Ohr zu haben aber mich auch genauso gut von der Musik treiben lassen.
Anders ist es bei Dj Sets. Da ich selber Dj bin, bin ich da auch extrem anspruchsvoll. Da muss ein anderer Dj, mal abgesehen von der Musik, technisch und vom Aufbau schon sehr gut sein um mich noch schicken zu können - manchmal geht mir das schon ziemlich aufn Sack in nem Set jeden Fehler rauszuhören, feiern macht dann manchmal nur noch halb soviel Spass.
 
Ich finde, wenn man einfach nur aufmerksam zuhört, also "ganz Ohr" ist, stellt sich die Frage nach einem Gegensatz von Analyse und Genuss gar nicht. Denn im Idealfall sollte man beim konzentrierten Hören sowieso "leer sein" meiner Meinung nach, also möglichst nichts denken.

Gruß,
Markus
 
das mit dem umschlaten bilde ich mir auch ein zu können, nur hast du bestimmte dinge eben gelernt zu hören und wirst sie auch im "hirn=off" mode besser können als mancher anderer..

manche mögen ZB komplexe sounds nicht, es kann also sein, das man sich aber das sucht und deshalb was gut finden kann .. oder auch nicht so gut.. es KANN, es MUSS nicht.. es endet dann in diesen jazzclubs, wo nur leute hinkommen, die sehr viele noten sehr schnell und technisch aufregend spielen können.. das hört sich auch nicht immer gut an ;-)

ich habe bei bestimmten sounds früher, also in den 70ern wo das bewusste hören losging irgendwie eine einfachere idee davon gehabt, wie diese klänge gemacht sein könnten.. als geübter bekommst du manchen LFO schwabbel und co halt unerklärt zerlegt ;-) DIESER teil stört aber nicht das empfinden, denn es ist halt so gemacht.. was ja nicht schlecht ist.. oder gut..

ich habe auch nach dem anfangen mit musik was zu machen auc bemerken müssen ,das manche musikalischen dinge offenbar nicht immer kompatibel sein müssen.. das ist auch ok.. ist wie, wenn alle damen gleich aussehen würden.. geformt nach dem aktuellen model-massengeschmacks-system.. schiffer - heidi dings.. und so..
 
Ich bin ja nun auch schon ne Weile dabei... und ich hab den Eindruck, das "Umschalten" funktioniert im Laufe der Zeit eher besser als schlechter.
 
Für mich ist Musik in erster Linie Emotion und danach richtet sich auch mein Geschmack. Löst die Musik etwas bei mir aus, packt sie mich, dh. nimmt sie mich mit, kommt die Musik "ehrlich" rüber. Ein guter Song ist ein guter Song, selbst wenn er nur auf ner Akustik Klampfe vorgetragen wird. Das gilt genauso für ein elektronischen Track, wenn die Idee gut ist brauch man keine 150 Synths um das zu transportieren. Klassik:" eher Chopin, Beethoven oder Mozart, als Bach".

Ich denke auch das gerade Elektroniker eher dazu neigen alles analytisch auseinander zu pflücken, weil sie sich sowieso schon mehr mit Technik befassen. Natürlich ist es immer am besten wenn alles zusammen kommt, eine gute musikalische Idee, verbunden mit einer guten Produktion und das Endergebnis dann auf einem entsprechend hochwertigen Medium, welches sogar die "alte" Schallplatte sein könnte. :shock: :)

Aber das ist ein anderes Thema. Wie auch immer, Musik soll Emotion transportieren und kann (oder sollte? ) auch eine Message haben, dabei ist es mir egal ob ein Sound zu weit vorne steht oder ein DX7 Preset benutzt wurde. Soetwas interessiert mich nur dann wenn der Track so gut ist, das ich wissen will, wie die das gemacht haben.
 
Ich glaube, hier werden teilweise zwei verschiedene Dinge gleich bezeichnet: die Analyse der Produktionstechnik (Erkennen von Sounds usw.) und die musikalische Analyse. Ich meinte eher das letztere, also die Frage, wie ein Stück aufgebaut ist - Harmonik, Rhythmik, Polyphonie, Kompositionstechnik usw.

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Ich glaube, hier werden teilweise zwei verschiedene Dinge gleich bezeichnet: die Analyse der Produktionstechnik (Erkennen von Sounds usw.) und die musikalische Analyse.

Das ist doch egal.
Ich glaube auch nicht, daß man das so strickt trennen kann.
Die von Dir angesprochenen Dinge sind letztlich eine Frage des musiktheoretischen Backgrounds, den lange nicht jeder Musiker hat und pflegt.
Ob eine Snare aber zu laut oder zu leise ist, kann jeder hören, auch ohne theoretische Ausbildung.

Hier ging es doch eigentlich um die Frage, ob man sich fallenlassen kann, oder ob man sich durch Analyse (gleich welche) ablenken läßt.
 
Ich kann zwar jetzt nicht mehr (Tinnitus etc. sei dank) nicht mehr ganz so (absolut) analytisch hören wie früher, aber höre oft einen Song und bewerte gleich das Frequenzspektrum bzw. die Instrumentenaufteilung/ das Panning /den Mix etc. (natürlich auch das normale Arrangement).
Ist aber nicht wirklich störend und oft sind super Songs (absichtlich) "grottenschlecht" aufgenommen/abgemischt. "Real gone" von Tom Waits nur so als aktuelleres "Lo-Fi"-Beispiel.
 
Das mit dem Umschalten gelingt mir in der Regel auch. Und ich denke auch, dass es ein normaler Prozess ist, dass man mehr analysiert wenn man in der Materie steckt. Und das ist ja auch gut so.

Mir kommt da oft die Sache mit Form und Inhalt in den Sinn.

So werden heute oft Ideen gebohren die nur mit der Form zu tun haben. Und die werden dann oft als modern, progressiv oder experimentell bezeichnet.
Allerdings gibt es keinen Wissenschaftler der nur Experimente durchführt. Also niemanden, der Experimente um ihrer selbst Willen macht. Die viel größere Arbeit ist es ja diese Experimente auszuwerten und die Ergebnisse in die tägliche Laborarbeit und in das Bewusstsein des Forschers aufzunehmen.

Was bei Musikalischen experimenten imo auch der Fall ist. Natürlich sind Musikalische Experimente gut und bringen einen weiter, ich persönlich brauche aber Zeit diese auch sinnvoll in meinen Ideenprozess einzubinden.

Meiner Meinung besteht Komponieren nicht nur aus der Form, sondern auch aus einem Inhalt. So bringt es mir nichts wenn ein Katzendarmesser ca. 1400 Noten pro Minute in seinem Katzendarmsolo spielt => Form. Der Andere, der vielleicht 2-3 langezogene Töne spielt bleibt mir im Gedächnis => Inhalt.

Auch war es in den 60ern wahnsinnig modern irgendwelche Sternenbilder in Musik umzurechnen => Cage.

Ich sach da: "Interessant."
Aber mehr auch nicht.

Oft kommt es mir vor, dass diese Formalen Experimente in der modernen Musik oft das Eingeständnis an die eingene Ideenlosigkeit ist. Und so kommen mir auch die Analysten vor.

Mir ist es Wichtig, dass Ästhetik existiert. Das kann man der Musik oft anhören, ober der Schöpfer eine Vorstellung von der eigenen Ästhetik hat oder nicht. Auch wenn diese oft anders ist als die eigene, kann man imo doch hören ob sie da ist oder eben nicht.
 
Undergrind schrieb:
Auch war es in den 60ern wahnsinnig modern irgendwelche Sternenbilder in Musik umzurechnen => Cage.

Ich sach da: "Interessant."
Aber mehr auch nicht.

Doch: schön. :D

Rate mal, wer bei der russischen Erstaufführung von "Atlas eclipticalis + Winter Music + Indeterminacy" mitgemacht hat. ;-)

Gruß,
Markus

Übrigens ist es gar nicht so einfach, bei der Definition solcher Begriffe wie "Form" und "Inhalt" auf einen Nenner zu kommen.
 
Markus Berzborn schrieb:
Rate mal, wer bei der russischen Erstaufführung von "Atlas eclipticalis + Winter Music + Indeterminacy" mitgemacht hat. ;-)

Du?

Markus Berzborn schrieb:
Übrigens ist es gar nicht so einfach, bei der Definition solcher Begriffe wie "Form" und "Inhalt" auf einen Nenner zu kommen.

Es ist nie einfach bei irgendwelchgen Begriffen auf irgendeinen Nenner zu kommen. Das ist auch der Grund warum es bei Diskussionen im Forum Grenzen gibt. Das ist ganz normal und keine Negativkritik an diesem Forum.

Trozdem find ich es toll was hier so rausgekommen ist.

Zum Thema noch ne kleine Geschichte:
vor ein paar Jahren hab ich durch Zufall ein Konzert im Goethe Institut in Freiburg erlebt das ich nie vergessen werde. Ein Kumpel hat mich da hin geschleppt. Es waren indische Wochen. Und da kamen 5 fette Mönche die im sitzen genauso groß waren wie im Stehen ;-)
Haben sich hingesetzt und erstmal geatmet. Ich dachte: ist es das jetzt schon? plötzlich kam dann ein ganz alter der auf so einen Handgehämmerten Gong schlug der einen Meter durchmesser hatte. Der Sound verklang in (ungelogen) ca. 5 Minuten und immernoch hatte ich mit irgendwelchen Gedanken zu tun wie:" was soll das jetzt?" aber dann haben die Mönche angefangen zu singen und so dermaßen tief (Später hab ich erfahren dass die töne ca. 1,5 Oktaven unter den tiefsten eines Klassischen Basssängers sind)

Die Jungs saßen also da und haben mit geschlossenen Mund so dermaßen Tiefe töne hervorgebracht dass ich es erst nicht geglaubt habe. Mit extrem archaischen Bewegungen und Gestiken haben sie die Klänge aus dem Äther gezogen, haben SOund aus der Tiefe geholt und es war um mich geschehen. Hab die Augen zu gemacht und in einem nüchternen Zustand einen Trip erlebt, von dem ich heute noch zehre. Da waren die krassesten Flächen, die tiefsten Sehnsüchte, das übelste Gemetzel, die verfrickelsten Rythmen und ganze Klanglandschaften drinnen. Meister dieses Faches schaffen es ihre Innereinen zum schwingen zu bringen und so bis zu 7stimmig zu singen. Die kommen aber wohl nich nach Europa.

Später hab ich gehört, dass diese Musik die ganz alte Indische Klassik ist die ca. 1000 v.Chr. gemacht wurde. Und ich muss sagen, dass seit diesem Erlebnis imo keine Musik für sich in anspruch nehmen kann komplett neu zu sein (was ich übrigens nicht schlimm finde).

Dieses Konzert hat mich vollkommen erneuert. Und es spottete jedweder Analyse.
 
Undergrind schrieb:

OK, das war wohl zu einfach. :lol:

Dieses Konzert hat mich vollkommen erneuert. Und es spottete jedweder Analyse.

Das ist genau das, was ich in einem anderen Posting meinte: Natürlich hätte man die Darbietung aufnehmen und detailliert analysieren können. Aber damit erfasst man nicht das Wesen der Musik. Deswegen meine ich auch, dass Analyse ein wirklich großes Kunstwerk nicht "kaputt macht". Es behält seinen Zauber.

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Deswegen meine ich auch, dass Analyse ein wirklich großes Kunstwerk nicht "kaputt macht". Es behält seinen Zauber.

Kann ich bestätigen.
Es ist sogar oft die Musik, die ich vorher analytisch gehört habe, die ich dann auch einfach nur genießen kann, mich treiben lassen kann.

Nur beides zusammen geht nicht.
Im Moment des analytischen Hörens sind viel zu viele Gedanken, die das emotionale Hören verhindern.

"Sich gehen" lassen beim Musikhören heißt für mich, die rationalen Gedanken abzuschalten und die inneren Bilder kommen zu lassen.
 
Zurück
Oben