Angemessen für Synthesizer? Pflichtenheft für Hersteller

Mehrfachbelegung von Potis find ich echt nervig, insbesondere wenn mehrere Oszillatoren oder Envelopes die selben Bedienelemente haben.
Endlosregler, deren Parameter man erst sieht, wenn man sie anfasst finde ich auch keine gute Lösung.
Elektron hat das ordentlich gemacht, da sieht man für alle Knöpfe immer die aktuelle Zuweisung und den Wert im Display. Bei Elektron ist allerdings schade, dass die Endlosregler schnell verschleissen, nicht mit dem Panel verschraubt sind und das Austauschen nochdazu so eine Futzelarbeit ist.
 
Welche Dinge MUSS ein Synth haben, damit er ok ist?
Kompaktheit ist mir wichtig, schlichtweg aus Platzgründen. Es geht mir also nicht um den Niedlichkeitsfaktor. Derzeit hab ich 'ne Kombi aus JD Xi und Digitakt. Bislang find ich das 'ne sehr gute Wahl. Weil:
Bedienbarkeit! Ein Octatrack wäre kaum teurer gewesen als Digi und Jedi. Jedoch sind die beiden einfach zu bedienen. Dafür nehm ich gern ein paar fehlende Features in Kauf.
 
Ich bin mittlerweile zur Überzeugung gelangt, dass sich Mehrfachbelegungen bei komplexen Synthesen wie z.B. eben bei FM schlicht einfach nicht vermeiden lassen.
 
Wo man heute am falschen Ort spart (nur Thema Bauform) :

- Einzelausgänge : Nur weil man sie digital übertragen kann heisst das nicht, dass man sie physisch sparen kann.
- Micro-USB : Die grauseligste Form des USB-Anschlusses
- Potikappen und Poti-Abstand : Ein Poti bedient man zwischen 2 Fingern und nicht mit der Fingerspitze
- Speicher : Liebe Roland - 16 Speicherplätze ist Retro aber nicht zeitgemäss. Speicher kostet heute nichts mehr.
- Fader : Ein Synthesizer besteht aus x-Parametern. Die Auflösung dieser Parameter spielt eine Rolle. Um filigrane Veränderungen einstellen zu können sind filigran zu bedienende Fader das falsche Mittel.
- Touch-Strip : Ein Touch-Strip ist kein Modulationsrad. Somit auch ein anderes Bediengefühl.
- Stimmenzahl (bei Replikas) : Fortschritt ist wenn ein Replika mehr als das Original an Stimmen hat, nicht umgekehrt.
- MIDI-Thru : Das hat nicht nur früher Sinn gemacht, sondern heute auch noch.

Kompromiss-Themen :
- 2 Signale auf der Stereo-Klinke : Y-Kabel / Y-Adapter sind doch mühsam. Aber immer noch besser als nichts, natürlich.
- Keyboard : Okay, ein schwieriges Thema, für den einen ist Mini okay, der andere hätte sie nicht gross genug. Doch es gäbe zumindest eine sinnvolle Relation zwischen Anzahl Stimmen und Keyboard-Grösse. Wobei es nicht die Lösung ist deswegen die Stimmenzahl zu reduzieren um das Keyboard zu schrumpfen.
- 3.5mm Klinkenstecker im Audio-Out : Audio-Out ist nicht gleich CV/Gate !! Wie ist das eigentlich für Modular-User ? Hat die Euro-Rack-Welt nicht ein andere Pegel-Format, zumal es ja Converter-Module gibt. Oder wäre dies tragisch für die Modular-User, wenn man wieder nur noch 6.3mm-Buchsen im Audio-Out hätte ? Dann wäre natürlich die Luxus-Variante sowohl 6.3mm als auch 3.5mm bei Audio-Signalen. Wie es auch mittlerweile viele DJ-Mixer beim Headphone-Anschluss haben.
- Minimal-Sequenzer : Lieber den zu rudimentären Sequenzer weglassen dafür einen routbaren CV-Input einbauen, potente Sequenzer gibt es einige am Markt. Oder halt eben einen umfassenden Sequenzer mit Paramterlock oder Motion-Sequence oder wie man das dann auch nennen möchte. Denke nicht jeder Sequenzers ist des Sequenzers wert.
- Lieber internes statt externes Netzteil.
- Lieber Metall statt Plastik

Aber wenn der Preis und Klang stimmt gehen viele wohl auch viele Kompromisse ein, was ich irgendwie auch verstehen und nachfühlen kann, gewisse Bedürfnisse brauchen bei manchen eine regelmässige Befriedigung. Bin davon auch nicht befreit.
 
Abseits vieler Legitimer Wünsche was den Klang,die Möglichkeiten und die Syntheseformen angeht,
sollte ein Synthesizer für mich als MUSIKINSTRUMENT daherkommen.

Er sollte mich animieren zu musizieren ,Klangforschung zu betreiben darin einzutauchen.
Dies wird er nur schaffen wenn er nicht zuviele haptische, ergonomische, anschlusstechnische, oder menütechnische
Ungereimtheiten besitzt.
Er sollte eine gewisse Langlebigkeit und Wertigkeit ausstrahlen und diese auch einhalten.
Reparierbarkeit wäre auch sehr wünschenswert.
 
Bei einem Sequencer wäre es schön, wenn die wichtigen Dinge drin sind, dazu gehört Transpose auch (Hallo Roland) - das ist so krass - da hat man einen Step-Sequencer mit dem man Akkorde (das ist soooo wow!!) eingeben kann und wie man es kann - aber man kann sie einfach nicht transponieren. Und schön wäre ein Triggerausgang und Eingang dafür, damit man das schön machen kann, gilt auch für den ARPer.

Da heute viel analog dazu gekommen ist, sollte man nicht nur MIDI anbieten sondern gerade Triggersignale und Clock nicht vergessen. Zumindest nicht bei Synths, die ARP/SEQ, LFOs haben.
 
Hallo,

1. Es gibt heute überhaupt keinen technischen Grund mehr überhaupt elektromechanische Bauteile wie Potis und Fader zu verbauen. Die digitale Mimik tastet die Faderstellungen ab und reicht dazu proportionale Werte an die Klangerzeugung weiter. Man könnte jeden Parameter ebenso gut mit einem Ribbon versehen. Das hätte mehrere Vorteile:

- Kein Verschleiß
- Es wirken keine Kräfte auf Leiterplatten
- Es stehen keine Teile über, die abbrechen können
- Das Gehäuse hat weniger Öffnungen
- Unterlegt man die Ribbons mit Dioden, dann könnte man den eingestellten Wert auch direkt ablesen.
- Auf Modwheels usw. könnte man auch verzichten, weil man jeden Parameter dynamisch mit dem Ribbon spielen kann.
- Man könnte die Regelcharakteristik der Ribbons einstellen. So können z.B. häufig benötigte Wertebereiche des jeweiligen Parameters feiner aufgelöst werden, als andere.

2. Die Frage, ob Plastik oder Metall im Gehäuse verbaut werden soll, ist geht am Kern der Sache vorbei. Wenn man eine Platine in eine nicht ausreichend steife Blechwanne baut, wird sie wegen der mechanischen Belastung früher oder später Haarrisse in den Leiterbahnen bekommen. Umgekehrt guckt euch mal einen professionellen Akkuschrauber an. Das Gehäuse ist aus Plastik, aber wenn er kaputt geht, bestimmt nicht deswegen. Dabei wirken enorme Drehmomente auf das Gehäuse. Entscheidend ist, wie es und nicht woraus es gemacht ist.

3. Ein ordentlicher Synth braucht ein Miditrio ohne Kabelpeitschenn und Adapter, einen symmetrischen Ausgang am besten mit Groundlift und dazu einen 6,3mm Kopfhörerausgang. Dazu kommen die wichtigsten Ein- und Ausgänge für die CV und nur die dürfen als 3,5mm Klinke ausgeführt sein.

4. Wenn Patches gespeichert werden können, sollte man sie via USB aus dem Gerät holen können. Dazu sollte man keine spezielle Software benötigen. Das Gerät hat sich als Datenträger in einem gängigen Format einzubinden.

5. Idealerweiise sind gespeicherte Patches XML-Dateien, die auch mit Texteditoren bearbeitet werden könnten

6. Es darf außerdem keine Einstellungen geben, die nur nur mit einer zusätzlichen Software erreichbar sind, die am womöglich nur mit bestimmten Versionen bestimmter Betriebssysteme läuft. Wenn überhaupt, müssen solche Einstellungen im XML-Format abgelegt sein.

7. Das Netzteil könnte muss aber nicht intern verbaut sein. Wenn es das nicht ist, sollte es aber eine gängige Spannung wie etwa 12V liefern. Als Verbindung sollte eine BNC-Buchse mit Überwurfmutter oder etwas in der Art dienen. Das Kabel zwischen Netzteil und Gerät sollte lang genug sein, damit es bequem auf dem Boden liegen kann, wenn das Gerät auf dem Stativ steht.

8. Keine Zweit- und Drittbelegungen, um Taster oder Knöpfe zu sparen! Wenn ein Display verbaut wird, dann bitte eines mit genug Stellen. Menüs mit Unterpunkten sind auch nur ein Versuch auf Kosten des Anwenders Taster zu sparen. Allenfalls Midieinstellungen gehören hier hin. Dafür könnte man aber auch eine intern abgelegte XML-Datei vorsehen.

9. Die Möglichkeit Geräte durch Softwareupdates nachträglich zu verfeinern oder anzupassen ist toll. Das gab es früher nicht. Aber ab der Versionsnummer 1.0 sollte das Gerät problemlos laufen. Updates sollen das Gerät nur verfeinern und nachträgliche Nutzerwünsche berücksichtigen soweit möglich.

10. Das Ganze sollte intern modular aufgebaut und damit reparierbar sein. D.h. die Platine, die die Bedienelemente trägt, sollte nicht zugleich die digitale Steuerung tragen. Eine analoge Klangerzeugung - falls vorhanden - gehört auf die nächste Platine usw. Die Hersteller sollten dafür ähnlich wie MOOG Ersatzteile vorhalten.

Das sind viele Wünsche, und nicht alle müssen genau so umgesetzt werden. Was mich ärgert, ist dass stattdessen Pseudoqualität verbaut wird. Damit meine ich Holzseitenteile aber Spagettikabelnetzteile. Fader aber mit Miniregelweg, Alu aber nur Blende bei den Bedienelementen usw. Das ist Kulissenbau, wie guter Apparatebau - und darum geht es technisch - aussieht, ist dagegen kein Geheimnis. Man gucke sich mal ein altes Thinkpad an. Ich schreibe hier auf einem X61 mit Druckgussrahmen. Darüber sind austauschbare Plastikverkleidungen. Wenn ich meinen Morgenkaffee in die Tastatur kippe, läuft er unten wieder raus. Warum geht das nicht bei Musikinstrumenten?

Viele Grüße
Martin
 
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