Also ich weiß ja nich ... Die Doku nimmt keinerlei Bezug auf Kritik von Konsumenten-Seite am Streaming, die es def. gibt. Es wird so dargestellt, dass Streaming aus Hörersicht das Beste ist, was je passieren konnte. Genau darin liegt der Denkfehler.
Wo fängt man da an?
Die Kanalisierung in einer Blase durch Algorithmen z.B.?
Die Masse an Vielfalt wird mit Qualität gleichgesetzt?
Warum sollten die Tracks immer kürzer werden?
Die Kuratierung von Playlists durch unsichtbare/ungreifbare Instanzen?
Die Förderung oligopolistischer Vertriebswege?
Überfluss wird als Errungenschaft der Streaming-Dienste dargestellt, wieviele CD's habt ihr denn selber so alle in eurer Karriere ausgemustert und entsorgt, weil sie euch nicht (mehr) gefallen? Überfluss ist ein Merkmal kapitalistisch-orientierter Wirtschaftssysteme - und dieses existiert nicht erst seit der Jahrtausendwende.
Keine Ahnung. In der Doku wurde ganz gut der Zeitpunkt beschrieben, als ich dem Business den Rücken kehrte. Das war so um den vorletzten Dekadenwechsel so um 2010 rum, als das Streaming wirklich langsam durchstartete. Meine letzte Genre-Neukonsimierung war dann der FreeTekno aus Frankreich. Aber auch der ist mittlerweile quasi tot, was die Entwicklung angeht.
Reden wir mal Tacheles:
1) Keine Streaming-Plattform vermochte es mir meinen z.B. jüngsten Fund der 80er Pop-Musik vorzuschlagen, obwohl ich konsequent vergleichbares Zeug höre:
Was sind'n das für scheiß Algorithmen, wenn sie mir wesentliche Bereiche völlig vorenthalten und eine private 80er Sammlung tausendmal ergiebiger ist als der Mist mit den moderierten und ML-unterstützen Playlists der Streaming-Anbieter?!?!?!
2) Was soll so toll daran sein, einen schönen Track zu hören und dann ist er nach 2-3 Minuten wieder vorbei? Das werd ich nie verstehen.
3) Die Algorithmen sind nicht in der Lage, Hörpräferenzen richtig zu deuten und sie haben noch mehr Probleme aus diesem Kreis auszubrechen - also das Kreativmoment auf Hörerseite (und der springt mitunter zw. den Genres) zu bedienen.
4) Wer's nicht in die kuratierten Playlist's schafft ist defacto als Musiker tot.
5) Ist man Teil einer solchen Playlist, stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit. Im Video wurde darauf verwiesen, dass die Künstler nur noch Getriebene sind.
Da es nun schon eine ganze Weile so geht und Besserung nicht in Sicht ist, bleibt eigentlich nur ein Fazit: Zurücklehnen mit Popcorn im Arm und schauen, wer sich wie vom wem zerfleischen lässt. Ich bin da raus und mache lieber selber Musik.