Arte-Doku: Wie das Streaming die Musik auffraß

kann ich nachvollziehen, mir kam schon in der Beschreibung "... Über mp3, wilde Downloads, den iPod, dann Deezer und Spotify zeichnet er die Geschichte unseres Musikhörens im 21. Jahrhundert nach." sehr seltsam vor, als würde man einfach nur ohne (Be)Wertung und ohne eigene Meinung die Geschichte der Entwicklung zeigen. Das hat mich tatsächlich beim Lesen abgetörnt und ich dachte das muss ich nicht sehen.
Mag sein dass diese Neutralität beabsichtigt ist, aber dann fehlt mir da was in der Doku.
 
Ich habs alles gesehen und fand es recht unterhaltsam.

Und es ist ganz absichtlich aus Konsumenten/Konsumentinnen - Sicht erzählt. Sprich, wie hat sich in den Jahrzehnten der Zugang zu Musik verändert.

Und das ist nachvollziehbar positiv. Besser, als vor 30 Jahren, wo man sich auch mal ein Album auf Verdacht gekauft hat, nur weil das Cover toll war. Und dann beim Anhören die große Ernüchterung kam.

Für den Aspekt, wie Künstler und Künstlerinnen bezahlt werden, und dass das heute völlig anders passiert oder auch nicht passiert gibts andere Dokus. Auch sehr gute.
 
Also ich weiß ja nich ... Die Doku nimmt keinerlei Bezug auf Kritik von Konsumenten-Seite am Streaming, die es def. gibt. Es wird so dargestellt, dass Streaming aus Hörersicht das Beste ist, was je passieren konnte. Genau darin liegt der Denkfehler.

Wo fängt man da an?
Die Kanalisierung in einer Blase durch Algorithmen z.B.?
Die Masse an Vielfalt wird mit Qualität gleichgesetzt?
Warum sollten die Tracks immer kürzer werden?
Die Kuratierung von Playlists durch unsichtbare/ungreifbare Instanzen?
Die Förderung oligopolistischer Vertriebswege?
Überfluss wird als Errungenschaft der Streaming-Dienste dargestellt, wieviele CD's habt ihr denn selber so alle in eurer Karriere ausgemustert und entsorgt, weil sie euch nicht (mehr) gefallen? Überfluss ist ein Merkmal kapitalistisch-orientierter Wirtschaftssysteme - und dieses existiert nicht erst seit der Jahrtausendwende.

Keine Ahnung. In der Doku wurde ganz gut der Zeitpunkt beschrieben, als ich dem Business den Rücken kehrte. Das war so um den vorletzten Dekadenwechsel so um 2010 rum, als das Streaming wirklich langsam durchstartete. Meine letzte Genre-Neukonsimierung war dann der FreeTekno aus Frankreich. Aber auch der ist mittlerweile quasi tot, was die Entwicklung angeht.

Reden wir mal Tacheles:
1) Keine Streaming-Plattform vermochte es mir meinen z.B. jüngsten Fund der 80er Pop-Musik vorzuschlagen, obwohl ich konsequent vergleichbares Zeug höre:
Was sind'n das für scheiß Algorithmen, wenn sie mir wesentliche Bereiche völlig vorenthalten und eine private 80er Sammlung tausendmal ergiebiger ist als der Mist mit den moderierten und ML-unterstützen Playlists der Streaming-Anbieter?!?!?!

2) Was soll so toll daran sein, einen schönen Track zu hören und dann ist er nach 2-3 Minuten wieder vorbei? Das werd ich nie verstehen.

3) Die Algorithmen sind nicht in der Lage, Hörpräferenzen richtig zu deuten und sie haben noch mehr Probleme aus diesem Kreis auszubrechen - also das Kreativmoment auf Hörerseite (und der springt mitunter zw. den Genres) zu bedienen.

4) Wer's nicht in die kuratierten Playlist's schafft ist defacto als Musiker tot.

5) Ist man Teil einer solchen Playlist, stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit. Im Video wurde darauf verwiesen, dass die Künstler nur noch Getriebene sind.

Da es nun schon eine ganze Weile so geht und Besserung nicht in Sicht ist, bleibt eigentlich nur ein Fazit: Zurücklehnen mit Popcorn im Arm und schauen, wer sich wie vom wem zerfleischen lässt. Ich bin da raus und mache lieber selber Musik.
 
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In der Doku wurde ja über Genres gefaselt, dass sie sich immer mehr auflösen und auf Hörerseite keine Rolle mehr spielen - vor allem bei der Jugend. Hmmmm. Vor 3 Tagen in der Tram ne Gruppe Schüler, schätze mal so 5.-7. Klasse, fingen die sich an über Musik zu unterhalten und sich auszutauschen wer was gern hört. Und natürlich wurde nur mit Genreberiffen kommuniziert - nicht mit Künstlernamen, wie in der Doku behauptet. Ich meine, als Kind hätte ich Modern Taking keinem Genre zuordnen können, weil ich dafür noch zu jung war. Aber so spätestens ab 10 Jahren setzt bei Kindern sowas wie ne musikalische Ausdifferenzierung ein, wo sie eigene Geschmäcker bilden und damit auch der Begriff des Genres für sie eine Bedeutung zur Orientierung bekommt.

Dann lief das jedenfalls Querbeet durch alle Genres, Rap und Hip-Hop wurden aber nicht aufgerufen.

Also ich denke, das Genre ist nachwievor ein kommunikatives Mittel um musikalische Strömungen zu kanalisieren.
 
Auf Spotify gibt's ja nicht mal das Album 'He was once a beautiful woman' von Marco Zaffarano (übrigens wieder einer aus dem Frankfurter Umfeld). Verstößt wahrschinlich gegen deren compliance-Regeln. :polizei: Ehrlich gesagt finde ich keinen einzigen Streaming-Anbieter, der das 97. MFS-Release im Angebot hat (Für Fan's des JD-800 - ein interessantes Album)! Selbst auf Youtube gibt's nur eine Kurzversion eines Stückes:


Die könn' mich mal
 
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Interessante Doku mit wissenswerten Hintergrundinfos, interessanten Interviews und auch viel kritischen Stimmen.
Danke!
P.S.: Ja, der Spotify Typ hatte seine ca. 4 Minuten von 52 Minuten der ganzen Sendung(auch mit interessanten Fakten), es wurden aber auch alle anderen bekannten Dienste mehrfach genannt.
 


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