Aufbau eines 90er Studios für elektronische Musik (Techno, Trance, Dance, Hardcore)

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Magic994

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Hallo Forum,

ich baue schon seit ein paar Jahren an einem Retro-Studio für elektronische Musik (Techno, Trance, Dance, Hardcore) der 90er Jahre. Ziel dabei ist es irgendwann eine Produktion zu erstellen, bei der man nicht bemerkt, dass sie von 2019+ ist. Ich möchte also wirklich den Workflow von damals möglichst einhalten. (Mit möglichst meine ich z.B., dass die Anschaffung eines DAT-Rekorders bisher überflüssig war. Rein logisch betrachtet gibt es für mich keinen Unterschied, ob ich nun digital auf dem Computer aufnehme oder digital auf Band um das dann digital auf dem Computer aufzunehmen. Außer, dass man sich Geld und Arbeit gespart hat. Aber belehrt mich eines besseren falls ich damit falsch liegen sollte!)
Schritt 1 war dabei die Anschaffung der richtigen Klangerzeugung. Hier hat sich nach und nach jetzt schon folgendes angesammelt:
- Roland U-220
- Roland JV-1080
- Roland TR-8S (808 und 909 sind ja extrem teuer, sehe ich nicht ein)
- Roland TB-03 (selbes Spiel wie 808 und 909)
- Korg M1R
- AKAI S1000 (mit Goldmine 1 und 3, Zero-G Datafile 1 und 2 und schon vielen eigenen Samples auf ZIP100)
- AKAI S1000PB (um der 16er Polyphonie etwas aus dem Weg zu gehen)
- Quasimidi Raven Max
- Commodore 64 mit MSSIAH Cartridge (mehr als Spielerei gedacht bzw. wenn man mal eine analoge Spur braucht, die man nicht mehr groß verändern möchte)

Hierzu wurde mir schon nahegelegt, dass dort noch kein einziger analoger Synth vorhanden ist. Ich denke da wird mir demnächst die Firma Behringer und Korg behilflich sein.
Zuerst, nach Anschaffung dieser Klangerzeuger, habe ich diese in ein Tascam 16x08 Interface geleitet und in Ableton gemischt und effektiert. Das Ergebnis war natürlich alles andere als das, was ich erzeugen möchte. Die Synths klangen zu "nah", zu echt und das mixing war quasi nicht nach meinen Vorstellungen möglich. Alles klang wie David Guetta. Also folgte:

Schritt 2: Mischpult und Effekte
Mischpult und Effekte kamen in den letzten Wochen dazu. Inkl. die ganze Verkabelung.
- Mackie 32.8 Bus mit Meterbridge, voll funktionsfähig und gepflegt.
- Alesis MicroVerb 3
- Alesis MidiVerb 2
- Alesis MidiVerb 3
- Alesis MidiVerb 4
- Alesis 3630 (Kompressor)
Das alles auf einem kleinen selbstgebautem Tisch mit 2 19" Racks an der Front. Links eine riesige Patchbay, rechts die Effekte.
Aufgenommen wird dann der Master wieder über das Tascam Interface in Ableton. Wahlweise habe ich noch ein AKAI X201D Tonbandgerät, aber das zerstört tatsächlich mehr als erwartet und schießt über das Ziel hinaus.

Gesucht sind Zeitzeugen und Kenner dieser Hardware, die mich in den Anfängen jetzt vielleicht etwas begleiten, mir die Fehler erklären warum ich nicht zu dem Ziel komme, was ich erreichen möchte. Fehlen noch wichtige Arbeitsschritte? Ist die Aufnahme des Master aus dem Pult direkt in ein Interface mit Ableton doch wieder der falsche Weg? Thema Mastering: Was wurde damals gemacht? Wie "simuliere" ich diesen Schritt, wie bekomme ich das Mastering von damals?
Zuletzt noch ein Beispiel:

Hardtrance 1993:
https://www.youtube.com/watch?v=TtA3lHjt16k

Keine Sorge, ich vergleiche meinen Mix nicht mit einem Youtube-Video, ich habe die Original Platte hier!
Mein Pendant:


Ohne es jetzt schlecht reden zu wollen, aber mein Pendant klingt wie eine nachgeschriebene MIDI über teure Hardware. Ist es ja im Endeffekt auch, aber es klingt trotzdem wie aus einem Computerspiel von 1999 und nicht wie eine Hardtrance Produktion von 1993. Alles wieder sehr nah. Mische ich mehr Effekt rein verschwimmt alles nur und wird unklar.
 
Der Anfang Deines Tracks gefiel mir schonmal viel besser, insgesamt darf es etwas mehr Hall und Delay sein . Die Lautstärken stimmen noch nicht. Gefällt mir aber.
 
Ich habe in den 90er zwar schon Musik gemacht, aber meine zweite DAW war dann schon das erste Cubase VST, wo man afair auch einzelne Spuren recorden konnte und die ersten VSTs (EQs etc.) hatte.

Typisch für die 90er ist für mich auf jeden Fall das arrangierte Midiorchester vom Computer, wo dann alles in den Mixer geht und davon wird dann eine Stereospur aufgenommen. Und irgendwie war es das auch schon.

Mastering von damals wird analog gewesen sein, wie das viele professionelle Mastering-Ingenieure auch heute noch machen. Für einen daheim ist das eigentlich nicht wirklich machbar, da zu teuer. Da würde ich empfehlen es bei einem Profi machen zu lassen, 50 Euro pro Track sind nichts im vgl. zum 50'000 Euro Mastering Studio mit gutem analogen Equipment, gutem Monitoring, guter Akustik und jemandem der sich auskennt mit der Materie.
 
Mastering auf "Home-Ebene": Man hat All-In-One Mastering Prozessoren in die Summe reingemacht - Beispiel dafür ist Behringer Ultradyne 9024 oder TC-Electronic Finalizer
 
Wenn du wirklich den Workflow von damals haben möchtest ist der Atari aber angesagt.

Sagen wir den Workflow nach dem MIDI-Sequencer. Ich glaub den Geräten ists herzlich egal, wo das MIDI herkommt.

Örrrggs !! …..meiner steht noch im Keller, wüsste garnicht mehr wie das geht ;-)

Ist nicht schön. Allein das geflimmer der Bildschirme und das Gefühl der Mäuse von damals sind schrecklich.
 
Deswegen benutzt man heute auch andere Mäuse bzw. einen Trackball.
 
Ohne es jetzt schlecht reden zu wollen, aber mein Pendant klingt wie eine nachgeschriebene MIDI über teure Hardware. Ist es ja im Endeffekt auch, aber es klingt trotzdem wie aus einem Computerspiel von 1999 und nicht wie eine Hardtrance Produktion von 1993. Alles wieder sehr nah. Mische ich mehr Effekt rein verschwimmt alles nur und wird unklar.

Das Original hat Dynamik und Feeling im Timing. Würde ich beides unter "musikalische" Parameter einstufen. Das fehlt im Plagiat völlig.
 
Wurde damals nicht auch der Atari Falcon eingesetzt, der schon Harddisk Recording hatte und DSP Effekte?
 
typisch war eigentlich, dass man sein 'midi-orchester' analog gemischt und stereo aufgenommen hat, vielleicht noch mit irgendwelchen
mastering-effekten auf dem mix...

und matrix(1000) wuerde mir auch noch in der liste fehlen.
 
Sagen wir den Workflow nach dem MIDI-Sequencer. Ich glaub den Geräten ists herzlich egal, wo das MIDI herkommt.



Ist nicht schön. Allein das geflimmer der Bildschirme und das Gefühl der Mäuse von damals sind schrecklich.

Hast du Recht, man muss sich bei einem Retro Projekt auch nicht selbst quälen.

Was wichtig ist sind die Studio-Skills und das Wissen um die Besonderheiten der Maschinen von damals.

Wenn man zb weiss was eine TR909 an maximalen Moeglichkeiten hergibt laesst sich zb auch an einer MPC oder Ableton ganz authentische 909 Beats bzw Grooves erstellen.

Und dieses Prinzip gilt so ziemlich fuer alle Geraete aus der guten alten Zeit... rein Arrangiertechnisch, weniger vom Sounding der 90er.
 
Ich habe zwar noch nicht mit Hardware gemischt, würde aber sagen, dass du da noch etwas Tiefe reinbringen könntest mit stärkerer Staffelung beim Hall. Also die eher sphärischen Klänge "hinter" mixen mit etwas mehr Höhenbegrenzung und größrem Hallanteil.

Viel Erfolg noch bei dem Projekt, das kann schon schwierig sein, sich da so in die Ästhetik der Zeit reinzudenken. Man muss dafür ja ein Stück weit aktuelle Hörerfahrungen ausblenden.
 
Das Original hat Dynamik und Feeling im Timing. Würde ich beides unter "musikalische" Parameter einstufen. Das fehlt im Plagiat völlig.
Irgendwie hört sich der Klavierpart auch wie echt eingespielt ein, also nicht so sehr quantisiert. Alle Instrumente sind leicht gegeneinander verschoben.
Die anderen Synths sind sehr präsent und haben ihren individuellen Touch.
Das Zeug war beim Original wahrscheinlich in einer Midi Kette verkabelt, mit Latenzen und dann direkt ins Mischpult und raus als Stereosumme. Fertig fürs Vinyl Mastering.
Ich würde das mit dem Cubase und Atari, die ganze Frickelei mit dem Sampler noch nicht unterschätzen. Es passieren diese happy accidents und plötzlich kriegt das Ganze Magie, vor allem durch die Umständlichkeiten.
Ich hab auch mal gehört, daß Ableton das am Ende alles so flach klingen läßt, wenn man ne bestimmte Einstellung nicht verändert. Hab davon aber keine Ahnung, da ich nicht mit DAWs arbeite.
 
Irgendwie hört sich der Klavierpart auch wie echt eingespielt ein, also nicht so sehr quantisiert. Alle Instrumente sind leicht gegeneinander verschoben.
Die anderen Synths sind sehr präsent und haben ihren individuellen Touch.
Das Zeug war beim Original wahrscheinlich in einer Midi Kette verkabelt, mit Latenzen und dann direkt ins Mischpult und raus als Stereosumme. Fertig fürs Vinyl Mastering.
Ich würde das mit dem Cubase und Atari, die ganze Frickelei mit dem Sampler noch nicht unterschätzen. Es passieren diese happy accidents und plötzlich kriegt das Ganze Magie, vor allem durch die Umständlichkeiten.
Ich hab auch mal gehört, daß Ableton das am Ende alles so flach klingen läßt, wenn man ne bestimmte Einstellung nicht verändert. Hab davon aber keine Ahnung, da ich nicht mit DAWs arbeite.

Eine Midi-Einspielung heißt ja nicht automatisch, dass das dann zu tode quantisiert wird. Ich spiele mein Zeugs überwiegend in Realtime von vorn bis hinten in Echtzeit ein. Inzwischen sogar ohne Midi; nur Audio. Da ist man einfach näher dran, an der Musik. Dazu kommen ja die unterschiedlichen Attack-Zeiten der Sounds und der Umstand, Teile des Arrengements laid back oder nach vorne zu schieben, damit es Spannung in sich bekommt. - Naja ...
 
Ohne es jetzt schlecht reden zu wollen, aber mein Pendant klingt wie eine nachgeschriebene MIDI über teure Hardware. Ist es ja im Endeffekt auch, aber es klingt trotzdem wie aus einem Computerspiel von 1999 und nicht wie eine Hardtrance Produktion von 1993. Alles wieder sehr nah. Mische ich mehr Effekt rein verschwimmt alles nur und wird unklar.

Es klingt auf dem richtigen Weg. Das erste Piano würde ich ersetzen, das klingt im Vergleich zum Original eher etwas muffig und hat nicht soviel Attack wie das Original. Das Original-Piano klingt drahtiger und durchsetzungsfähiger.

Den Original-Track habe ich auch in meiner Sammlung. Mag ich auch sehr.
 
Die Frage ist auch warum Du bei den FX die Epoche nur anhand von so billigen Geräten abbilden willst.

Die Midiverbs waren auch damals schon Billigware und die Mackiepulte waren zwar sehr sehr verbreitet, aber natürlich auch nur untere Mittelklasse.

Nicht dass ich hier meine, man müsse Teures kaufen - aber ich verstehe den Ansatzt der Rekonstruktion nicht ganz.

Auch die Aussagen wegen dem Atari würde ich nicht absolutieren. Die 90er sind ja nicht nur die frühen 90er und Viele nutzten schon Protools - ab 1991 - später mit Accel karten und/oder Yamaha Digitalpulten.

Das 02r ist ja eigentlich DER Standard für Dancefloor und Konsorten und Yamaha hatte ja schon vorher Digitales am Start: DMR8, DMC1000, Pro Mix 01
 
Und zu Deinem Klon:

Der Bass ist viel zu laut, es wirkt daurch undynamisch und obenrum bei den gazen Hihat / Becken Figuren fehlt Lautstärke, Sparkle und Lockerheit.
Selbiges trifft bei dem Piano zu.

Aber Prinzipiell ist sind das Sachen die man in 5 Minuten optimiert hat - also passt es doch soweit schon mal :)
 
Hast du Recht, man muss sich bei einem Retro Projekt auch nicht selbst quälen.

Was wichtig ist sind die Studio-Skills und das Wissen um die Besonderheiten der Maschinen von damals.

Wenn man zb weiss was eine TR909 an maximalen Moeglichkeiten hergibt laesst sich zb auch an einer MPC oder Ableton ganz authentische 909 Beats bzw Grooves erstellen.

Und dieses Prinzip gilt so ziemlich fuer alle Geraete aus der guten alten Zeit... rein Arrangiertechnisch, weniger vom Sounding der 90er.

Das Witzige an der Sache ist aber auch, dass erst in den 90ern Leute anfingen Musik breitenwirklsam zu veröffentlichen die eigentlich gar keine Ahnung hatten und das dann auch zu einem gewissen Charme und einer neuen Ästhetik geführt hat.

Denn man darf nicht vergessen dass Recordig und Mixing - im Profibereich - spätestesn Anfang der 70er eine sehr ausgefeilte Sache war und der ganze Wavepop und noch viel stärker später Techno/Dance etc. ja grossteils ein Auswuchs - im Positiven - der Demokratisierung der Mittel war. Natrülich nicht NUR aber eben AUCH - und das AUCH macht viel von der Stimmung von damals.

Wenn man bedenkt was da teilweise für tontechnische, textliche und musikalische Irrläufer am Start waren.

Aber es war irgendwie auch Punk und darum egal - hauptsache Spass.

Eigentlich ein schönes Motto und wohl der grösste Unterschied zur heutigen aalglatten und durchgestylten Mainstreammusik diverstester Generes.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Witzige an der Sache ist aber auch, dass erst in den 90ern Leute anfingen Musik breitenwirklsam zu veröffentlichen die eigentlich gar keine Ahnung hatten und das dann auch zu einem gewissen Charme und einer neuen Ästhetik geführt hat.

Denn man darf nicht vergessen dass Recordig und Mixing - im Profibereich - spätestesn Anfang der 70er eine sehr ausgefeilte Sache war und der ganze Wavepop und noch viel stärker später Techno/Dance etc. ja grossteils ein Auswuchs - im Positiven - der Demokratisierung der Mittel war. Natrülich nicht NUR aber eben AUCH - und das AUCH macht viel von der Stimmung von damals.

Wenn man bedenkt was da teilweise für tontechnische, textliche undmusikalische Irrläufer am Start waren.

Aber es war irgendwie auch Punlk und darum egal - hauptsache Spass.

Eigentlich ein schönes Motto und wohl der grösste Unterschied zur heutigen Aalglatten und durchgestylten Mainstreammusik diverstester Generes.

Ja, volle Zustimmung.

Ich bin auch der Meinung das die Freaks aus den 90ern noch sehr viel klassischer arrangiert haben, also das Konzept mit Intro, Strophe, Refrain, Chorua, Outro usw.
Und, es wurden Scales als zentrale Struktur verwendet und weniger ausgekluegelte FX Tricks und Build Ups usw... das kam dann spaeter mit dem technologischen Fortschritt umd dem Hands Up Hype.

Also, ich hoere in den alten Tracks ganz oft eine klassische Songstruktur heraus, aber mindistens ein Rondo... was ja dem Patternprinzip geschuldet ist.

MPC 3000, davon hab ich 93 gefiebert, war fuer mich als Zivi aber unerschwinglich.
(Ich hab noch die Orginal Werbebroschüre von Akai, damals per Telefonat odet Postkarte? angefordert)

Das Teil ist auch ein Synonym fuer StudioProduktion der 90er, finde ich.

MpC generell.
(Ausser die aktuellen Modelle, diese ueberzuechteten Teile lassen mich voellig kalt)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Die 90er sind ja nicht nur die frühen 90er und Viele nutzten schon Protools - ab 1991 - später mit Accel karten und/oder Yamaha Digitalpulten.

Das 02r ist ja eigentlich DER Standard für Dancefloor und Konsorten

naja, also das 02r kam glaube ich 1996 raus, ich denke dass in den achtzigern und neunzigern die überwiegende mehrheit der VÖs ursprünglich mal auf kassette aufgenommen wurden.

auch protools wurde doch erst mitte der neunziger interessant? vorher hattest du doch am rechner gar keine echtzeit plug-ins.

mit am typischsten sind sicherlich FM, waldorf wavetables, pumpende kompressoren auf der summe, bandsättigung, und natürlich die 808.
hall hatte man meistens nur einen. und meistens auch nur einen echo effekt, durch den dann aber auch wirklich alles musste, ob es wollte oder nicht.

und dann gabs da noch die phase, wo man es total cool fand, stacks oder acoustic sounds an den ersten bezahlbaren samplern zu pitchen. die fehlende formantkorrektur solcher single sample programme, bei der sich einem heute die fussnägel hochrollen, waren damals der letzte schrei und man konnte gar nicht genug davon bekommen.
 
Quantize war zwar des Genres Freund, jedoch machte es damals die teilweise unzureichende Technik lebendiger oder es waren bewusst verschobene oder vorgezogene Events. Sowohl in Cubase wie Notator wurde damals auch Groove Design (aka „Swing“ bei Drummachines) verwendet.
Ebenso ist MIDI „böse“ wenn alles an einem Port hängt und zusätzlich noch alles auf die 1/16 quantisiert ist.

Dann klingt es schnell nach Gaming Midifile.
 


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