Brian Eno am Eventide H3000

Finde das grossartig wie Brian Eno über Klang redet, mit soviel Begeisterung.

Kann das voll und ganz nachvollziehen....
 
Einer der wenigen, die noch etwas zu sagen haben, statt nur Unmengen an Krempel vorzuzeigen, was dann zur Unterstreichung der eigenen Kompetenz reichen muß.

Er hat einen Jamman und ein altes Mackie-Pult -- und die Abhöre ist mehr als unkonventionell plaziert.

"Sound" mit "Ton" zu übersetzen, zeugt einmal mehr von der Inkompetenz des Übersetzers.

Stephen
 
vielleicht fällt es mir schwerer nachzuvollziehen, weil ich damals noch nicht im Geschäft war, aber:
Ich frage mich, auch wenn das hier potentiell ketzerisch wirken mag: inwiefern waren die ästhetische Qualität dessen, was er hier vorführt, und die gedankliche Tiefe der Kommentare, die er dazu abgibt, wirklich ihrer Zeit so voraus, wie ihr es hier nahelegt?

Wir reden von den späten 80ern -- mag das mal jemand historisch in Kontext setzen? Da ist es also ein Alleinstellungsmerkmal, wenn jemand über die surrealen Möglichkeiten von Digitalhall spricht, und Drums durch ein Eventide laufen lässt (?).

Ich bin mit seinem "offiziellen" Werk durchaus vertraut und kann dessen Bedeutung wertschätzen (auch unabhängig von "mag ich"/"mag ich nicht"), aber immer wenn ich ihn in dieser Art von "hinter-den-Kulissen"-Video sehe, denke ich mir: "okay... das hier ist also das Genie bei der Arbeit?"

vgl. auch

View: https://www.youtube.com/watch?v=QHIhDP8pTkE
 
Alles zu wissen, oder meinen zu wissen, ist das eine. Es aber auch wirklich zu tun.. Da trennt sich die Spreu vom Weizen.
Avantgarde leitet sich von Vorhut ab. Das sind diejenigen, die es eben zuerst gemacht/gewusst haben.
Und so banal es dann heute scheint, so neu und wirksam war es damals. Zumal Brian Eno eher bescheiden auftritt und sich nie als Entdecker aufgespielt hat.
Stewart Copeland z.B. hat das Delay genutzt, bei Drums, man stelle sich das vor. Was ist schon dabei. Macht doch jeder...
Könnte man meinen. Aber vor 40 Jahren konnte man damit noch punkten. So wie mit dem Fliegen. Kann heute auch jeder. Sind die Gebrüder Wright deswegen weniger wichtig, oder Otto Lilienthal usw?
Wenn du nach der Tiefe und Qualität fragst, dann vergleiche doch einfach mal seine Musik mit dem, was es zu der Zeit auch gab. Auch an Produktionen. Ich sag mal Talking Heads. Wer hat denn so geklungen? Oder Byrne und Eno? Can, vielleicht, wenn Eno sie produziert hätte.. ;-)
(Aber ich bin hier in den späten Siebzigern, da hat er das aber auch schon gemacht..)
The Drumming Brilliance of Stewart Copeland
so ab 8:20 (für die Ungeduldigen)
 
Zuletzt bearbeitet:
d'accord, daran habe ich auch gar nichts auszusetzen. Und über die ersten vier Talking-Heads-Platten würde ich auch nie ein schlechtes Wort sagen. Dennoch bleibt meine Frage irgendwie offen. Zumal ich erst jetzt gerade sehe, dass die Doku von 1994 sein soll -- also nicht mal späte 80er, sondern frühe 90er, also als z.B. ein RDJ bereits SAW I/II draußen hatte und an "I Care Because You Do" schraubte. Nein, kein Vergleich dieser beiden -- einfach nur die Frage (und vielleicht drehe ich sie zwecks Selbstschutz lieber um): waren die Leute noch zu jener Zeit so leicht zu beeindrucken von dem, was Eno da vorführt? War die Musiklandschaft tatsächlich so trostlos, dass jemand mit dem, was wir da sehen, als Avantgarde gelten musste?
 
Die Frage ist doch, an wen richtet sich diese Doku?
Bestimmt nicht an Produzenten und Leute aus der Musikbranche. Wohl eher an Hörer, die sich nicht so mit den technischen Aspekten auskennen. Er stand hoch im Kurs als Produzent. Da gab es sicherlich öffentliches Interesse.
Das sind doch eher die Früchte einer langen Karriere, als der "newest hot shit", würde ich meinen..
 
... waren die Leute noch zu jener Zeit so leicht zu beeindrucken von dem, was Eno da vorführt? War die Musiklandschaft tatsächlich so trostlos, dass jemand mit dem, was wir da sehen, als Avantgarde gelten musste?

Er sagt ja selbst, was er da vorführt kommt - unter anderem - aus dem Reggae, hat also teilweise in den frühen 70er Jahren angefangen.

Man macht sich viel zu viel Kopf finde ich um "Wer hat's erfunden". Wichtiger wäre doch: "Welche Musik kann und soll aus mir kanalisiert werden? Was will ich eigentlich
in die Welt bringen?"

Wer nur wiederholen möchte, was er wo gehört hat, der nutzt nicht das Potential, das aus dem entsteht, dass wir uns alle gegenseitig beeinflussen. Er zeigt nur ein bisschen, was
er mit dem H3000 machen kann, das stimmt. Aber er kanalisiert etwas ganz anderes daraus, als die meisten anderen Nutzer je machen würden und könnten. Wunderschön ja auch, wie er mit dem VCS3 gemalt hat. Andere haben anderes damit gemacht. Oft nichts.
 
vielleicht fällt es mir schwerer nachzuvollziehen, weil ich damals noch nicht im Geschäft war, aber:
Ich frage mich, auch wenn das hier potentiell ketzerisch wirken mag: inwiefern waren die ästhetische Qualität dessen, was er hier vorführt, und die gedankliche Tiefe der Kommentare, die er dazu abgibt, wirklich ihrer Zeit so voraus, wie ihr es hier nahelegt?

Wir reden von den späten 80ern -- mag das mal jemand historisch in Kontext setzen? Da ist es also ein Alleinstellungsmerkmal, wenn jemand über die surrealen Möglichkeiten von Digitalhall spricht, und Drums durch ein Eventide laufen lässt (?).

Ich bin mit seinem "offiziellen" Werk durchaus vertraut und kann dessen Bedeutung wertschätzen (auch unabhängig von "mag ich"/"mag ich nicht"), aber immer wenn ich ihn in dieser Art von "hinter-den-Kulissen"-Video sehe, denke ich mir: "okay... das hier ist also das Genie bei der Arbeit?"

vgl. auch

View: https://www.youtube.com/watch?v=QHIhDP8pTkE


Wenn Du der Erste bist, der etwas macht, dann reicht es schon aus, der Erste zu sein -- daß das immer weniger spektakulär wird, wenn immer mehr Leuten dieselben Mittel zur Verfügung stehen, ist einleuchtend.

Eno gehört aber zu den Leuten, die ihre Arbeit reflektieren und versuchen, sie in einen größeren Kontext einzuordnen. Für ihn als bekennenden Nicht-Musiker ist das Arbeiten mit Klang und das Erschaffen einer virtuellen Hörlandschaft immer von großem Interesse gewesen -- seine Gedanken zu dem Thema zu lesen, ist immer lehrreich.

Stephen
 
Einer der wenigen, die noch etwas zu sagen haben, statt nur Unmengen an Krempel vorzuzeigen, was dann zur Unterstreichung der eigenen Kompetenz reichen muß.

Er hat einen Jamman und ein altes Mackie-Pult -- und die Abhöre ist mehr als unkonventionell plaziert.
...

Es schien generell nie Maschinenfetischismus bei ihm zu sein, sondern ganz gezieltes Benutzen, sprich er wollte etwas Schönes, Besonderes,
machen und hat für sich entschieden, womit er dies am unmittelbarsten umsetzen kann.

Wobei mich interessieren würde, ob er mittlerweile positiver über Digitaltechnik denkt, die sich ja extrem verändert hat und heute teilweise
ebenso intuitives / intuitiveres Arbeiten wie / als Analogtechnik ermöglicht.
 
Er zeigt nur ein bisschen, was er mit dem H3000 machen kann, das stimmt.
Es ist ein H3000 SE, also schon mit den erweiterten Presets und es kommt noch ein weiteres FX für Delays zum Einsatz. Vermutlich ein Yamaha SPX90. Analoges Video hat da nicht so die Reserven zum Pixel Peepen.
Lustig finde ich den total piepsigen Solo-Sound, den er als Basis für die "treatments" nimmt.
 
Dass das Studio auch ein Instrument ist haben viele sogar heute noch nicht begriffen.
 
Es schien generell nie Maschinenfetischismus bei ihm zu sein, sondern ganz gezieltes Benutzen, sprich er wollte etwas Schönes, Besonderes, machen und hat für sich entschieden, womit er dies am unmittelbarsten umsetzen kann. [...]

Richtig. Für Eno waren Maschinen immer nur ein Mittel zum Zweck, kein kultisch verehrtes Zeug, vor dem er ehrfürchtig niederkniete.

"Der CS80 hat nur sechs interessante Klangfarben an Bord, aber diese sechs schönen Klangfarben sind mir lieber als dutzendweise mittelmäßige." (Brian Eno)

"Beschränkungen zwingen einen dazu, kreativ zu werden." (Brian Eno)

"Ehre Deinen Irrtum als verborgene Absicht." (Brian Eno)

Stephen
 
"okay... das hier ist also das Genie bei der Arbeit?"

Man sollte nicht außer Acht lassen, dass Eno in erster Linie Künstler ist. Das Unterscheidet ihn vom Handwerker. Es gibt viele, unendlich viele gute Maler, die z.B. hyperrealistische Portraits malen können. Technisch perfekt und sehr beeindruckend. Das war es dann aber auch.
Und dann kommt ein wahrer Künstler und zieht eine Linie.
Und in dieser einen Linie steckt die ganze Welt und das Universum dazu.
Und wenn er eine zweite Linie zieht... dann ist das der Moment an dem "Magic happens" und es sich sämtlichen Erklärungsversuchen entzieht.
Der Normalverbraucher steht natürlich davor und versteht nicht was das soll.
Aber jene, die sich mit der Kunsttheorie auseinander gesetzt haben, sind sich einig, dass eigentlich mit der ersten Linie bereits alles gesagt war und er sich jetzt in Ausschweifungen ergeht, die mit dem anfänglichen Minimalismus nichts mehr zu tun haben..
Tja.. ;-)

Hier noch etwas von Eno zum Thema Genie:
Brian Eno had some interesting comments on genius vs “scenius” at the Sydney Luminous Festival:

I was an art student and, like all art students, I was encouraged to believe that there were a few great figures like Picasso and Kandinsky, Rembrandt and Giotto and so on who sort-of appeared out of nowhere and produced artistic revolution.

As I looked at art more and more, I discovered that that wasn’t really a true picture.

What really happened was that there was sometimes very fertile scenes involving lots and lots of people – some of them artists, some of them collectors, some of them curators, thinkers, theorists, people who were fashionable and knew what the hip things were – all sorts of people who created a kind of ecology of talent. And out of that ecology arose some wonderful work.

The period that I was particularly interested in, ’round about the Russian revolution, shows this extremely well. So I thought that originally those few individuals who’d survived in history – in the sort-of “Great Man” theory of history – they were called “geniuses”. But what I thought was interesting was the fact that they all came out of a scene that was very fertile and very intelligent.

So I came up with this word “scenius” – and scenius is the intelligence of a whole… operation or group of people. And I think that’s a more useful way to think about culture, actually. I think that – let’s forget the idea of “genius” for a little while, let’s think about the whole ecology of ideas that give rise to good new thoughts and good new work.

Certainly there was a “scenius”for electronic music in the 1970’s, when Eno did some of his most important work. We may have a scenius now, too, spurred on by the surge in creativity that Internet media is driving.

What do you think is more important – the contributions of individuals like Eno, or the time and the scene that they work in?
 
Beide Videos beeindrucken einen nicht, weil die Technik heutzutage im Bedroom-Studio schon lange angekommen ist. D. b. man muss gerade das alte Video wirklich im historischen Kontext sehen. Dann wundert sich der Betrachter, wie unspektakulär die Beispiele sind. Brian Eno... und dann klingt das so wie bei mir wenn ich 2 Plugins von Soundtoys drauflege? Exakt! So klingt es. Man ist verwundert weil man vielleicht die schon erwähnten Talking Heads oder U2 im Kopf hat. Aber das sind auch Endergebnisse, die aus Suchen, Experiementieren etc. in einem musikalischen Rahmen stehen.

Und das ist auch die Kernaussage, die ich aus dem was Eno vermittelt ziehe (ich habe aber auch ein anderes Interview noch im Hinterkopf). Musikmachen ist ein Prozess, ein Suchen, ein Experientieren, auch ein Loslösen vom Equipment hin zum eigenen Workflow und dem Nachdenken darüber was man macht.

Soundprozessing als Teil der Musik, nicht als Selbstzweck. Ich meine mich an eine Aussage zu erinnern, dass 90 % auf seiner Festplatte Schrott wäre, 10 % nutzbar.
 
Es geht doch garnicht um die Technik also die Wahl der Werkzeuge... Das ist hier der springende Punkt.
 
das ist leider ein unerwünschter Nebeneffekt den die Musik-Industrie hervorgebracht hat.
Die Sucht nach Equipment GAS (Gear Acquisition Syndrome) genannt.
ENO hat ja lange (vielleicht sogar noch) mit dem DX7 rumgemacht ebenso
effekte wie den alten A3 von Korg oder den Sansamp Ampsimulator etc.
hauptsache Sound.
 
Und was mir übrigens besonders gefallen hat ist die Abhöre, was kann man (hier) darüber diskutieren.
Eno stellt einfach eine Box hochkant, die andere quer auf den Tisch, das ist praktisch und dann passt mehr drauf. Erstaunlich...:kiffa:
 
In der längeren Version oder vielleicht schon im Video oben erzählt er, dass er noch ein richtiges Studio hat. Und bei solchen Kalibern wird das doch oft noch von Spezialisten gemixt usw.
Kreativ ausleben und Ideen einfangen wird die Priorität seines Home-Studios sein. Gefällt mir auch!
 
H3000 Effekte gibt es bisher nur begrenzt im Rechner.

Das ist richtig, mir ging es nur darum, dass man sicherlich in ähnliche Richtungen kommt, nutzt man Soundtoys bzw. die Eventide Plugins, denn das werden heutzutage mehr Leute am Start haben als die damaligen Rackgeräte... oder halt die Stompboxen. Damit dass nicht falsch verstanden wird, ich will damit aussagen, dass viele überrascht sind, dass alle nur mit Wasser kochen. Selbst Genies ;-)
 
Eno mochte auch das Zoom 1204

"A guy I know did some work for U2 alongside Lanois and Eno here in Dublin. I used to lap up every snippet of the stories he told about them. One thing I remember was that apparently Eno came in one day excited like a kid on xmas morning because he found some new multi FX unit he loved and brought one each in for himself, Lanois and the dude I know. It was a Zoom 1204!"

Quelle:
https://www.gearslutz.com/board/so-...-gear-question-thethrillfactor-gearslutz.html
 


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