DAWs - seit wann marktbeherrschend?

serge

serge

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[MOD: Auf Wunsch ausgelagert aus "Deine Maschinen"]

Wieviele Foristen eine DAW benutzen, wäre vielleicht eine Umfrage wert.

Aber die Frage, "ob man auch ohne DAW hörenswerte Tracks produzieren kann", kann man mit Blick auf die Musikgeschichte kurz und bündig mit "ja" beantworten, da dies für jedes vor der Verfügbarkeit von DAWs produzierte Stück Musik zutraf.

Je nachdem, welchen Funktionsumfang man definiert, um ein Programm (ggf. samt zusätzlich benötigter Hardware) als DAW zu bezeichnen, trifft das wohl auf jedes vor 1984 (NED Synclavier mit Direct-to-Disk-Option: erstes Mehrspur-Harddiskrecording zu Preisen, die meiner Erinnerung im sechsstelligen DM-Bereich lagen) bzw. vor 1991 (Digidesign ProTools digitale Vierspuraufnahmen mit Schnittmöglichkeit für nur 6.000 USD exklusive Host-Computer) produzierte Musikstück zu. Ab wann DAWs so verbreitet waren, dass die Mehrzahl aller Musikstücke auf ihnen produziert wurden, lässt sich nur schwer sagen, ich schätze, dass dieser Zeitpunkt irgendwo im ersten Jahrzehnt der 2000er zu verorten wäre.
 
Re: Deine Maschinen / SynthStudioPorn (Bilder)

Aber hier sollen ja Bilder hin, keine Historiendiskussion. Ist aber vielleicht einen separaten Thread wert.
 
Erst einmal sollte man m. E. den Begriff definieren:
http://en.m.wikipedia.org/wiki/Digital_ ... orkstation

Worauf zielt Deine Frage ab: ab wann überhaupt digitale Aufnahmen dominiert haben (Anfang 90er?), wann "hybride" Lösungen (Pro Tools) marktbeherrschend wurden (Jahrtausendwende?) oder seit wann rein (!) software-basierte DAWs auch in professionellen Studios vorherrschen (seit 4 bis 5 Jahren?).
 
Gerne alles drei.
Aber der Reihe nach – die Wikipedia-Definition ist ja äußerst weit gefasst.

1) Ist es für Dich ein notwendiges Kriterium für eine DAW, dass diese nativ sein muss, sprich ohne zusätzliche Hardware (abseits eines Audio-Interfaces) lauffähig ist?
2) Welche Belege hast Du für Deine Aussagen? Ich will Dir damit nicht "auf den Zahn" fühlen, sondern wirklich nur wissen, ob's tatsächlich irgendwelche belastbaren Quellen für diese musiktechnologisch ja nicht ganz uninteressanten Antworten gibt.
 
serge schrieb:
[MOD: Auf Wunsch ausgelagert aus "Deine Maschinen"]

Wieviele Foristen eine DAW benutzen, wäre vielleicht eine Umfrage wert.

Aber die Frage, "ob man auch ohne DAW hörenswerte Tracks produzieren kann", kann man mit Blick auf die Musikgeschichte kurz und bündig mit "ja" beantworten, da dies für jedes vor der Verfügbarkeit von DAWs produzierte Stück Musik zutraf.

Klar ging das auch ohne aber praktischer ist es doch digital.Ich könnte wetten die Musiker von damals wären happi gewesen mit digital daw.
Kein Bandsalat und ausserdem keine noisereduction mehr nötig.Dazu die Möglichkeit der Plug ins ..ein wahrer Segen.
seit wann Marktbeherschend ? keine Ahnung von mir aus seit eh und je!Ich eine nichtmal dem Atari st ne Träne hinterher.
 
Ob's mit DAW praktischer ist, steht hier aber ebenso wenig zur Debatte wie z.B. die musikästhetischen Konsequenzen der für alle verfügbaren DAW. Ich habe deshalb um Auslagerung dieses Threadteils gebeten, weil ich mir Aufklärung in der Frage erhoffe, seit wann der Großteil der Musik mit DAWs produziert worden ist.
 
serge schrieb:
Gerne alles drei.
Aber der Reihe nach – die Wikipedia-Definition ist ja äußerst weit gefasst.

1) Ist es für Dich ein notwendiges Kriterium für eine DAW, dass diese nativ sein muss, sprich ohne zusätzliche Hardware (abseits eines Audio-Interfaces) lauffähig ist?
Eigentlich wollte ich von Dir wissen, wie Du das gemeint hast. Ich denke, dass der Begriff "DAW" nicht so eindeutig ist, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Du selbst hast Hardware aus den 80ern ins Spiel gebracht, die ich nicht als "DAW" bezeichnet hätte, während der Wikipedia-Artikel so etwas ja durchaus mit einbezieht. Wenn Du von der Marktbeherrschung durch "DAWs" sprichst, zählst Du dann z. B. native ProTools-Systeme dazu?

serge schrieb:
2) Welche Belege hast Du für Deine Aussagen? Ich will Dir damit nicht "auf den Zahn" fühlen, sondern wirklich nur wissen, ob's tatsächlich irgendwelche belastbaren Quellen für diese musiktechnologisch ja nicht ganz uninteressanten Antworten gibt.
Ich habe gar keine Aussagen gemacht, sondern nur Fragen gestellt. Die Jahreszahlen waren nur Vermutungen von mir, die sich auf subjektive Beobachtungen beziehen. Dabei bin ich nicht einmal sicher, ob professionelle Tonstudios nicht nach wie vor in der Mehrheit mit nativen Systemen arbeiten (und dann ist halt nicht ganz eindeutig, ob Du die auch meinst, oder eher nicht).
 
DAW ist wirklich ein sehr weitreichender begriff
selbst ein simpler audioeditor wie audacity ist eine DAW
so ab 1998/1999 waren die verbreiteten chips schnell genug um realtimeaudio aus virtuellen Instrumenten auszurechnen
 
Sowie ich den Wikipedia-Artikel verstanden habe, ist darin der Begriff DAW auch nicht wirklich trennscharf definiert. Also versuchen wir hier's mal.

Meiner Ansicht nach gibt's mindestens die folgenden Interpretationsmöglichkeiten für den Begriff "DAW":

Nach Funktionsumfang:
1) Mehrspur-Digital-Audio-Recording mit Schnitt- und Mischmöglichkeit (auf Festplatte, SSD o.ä.)
2) Wie 1., aber mit eingebauten Effekten.
3) Wie 2., aber mit eingebauten Instrumenten nebst Sequencer.

Nach technischer Realisierung:
A) Proprietäres Stand-Alone-System aus Hard- und Software, also ohne handelsüblichen Computer funktionsfähig. Z.B. Fairlight Series III.
B) Proprietäre Hard- und Software, benötigt handelsüblichen Computer zum Betrieb. Z.B. DSP-Karten-basierte ProTools-Versionen.
C) Proprietäre Software, benötigt handelsüblichen Computer nebst Audio-Interface zum Betrieb. Z.B. Logic.

Habe aufgrund vorösterlichem Nougat-Ei-Abusus bestimmt etwas vergessen oder bei der Systematik geschlampt, bitte ergänzen und korrigieren!
 
hm schokolade
brb
audio auf handelsüblichen computer (also ohne spezial whatever chips) ging ab 1998/1999 so richtig ab , da kam meine ich, generator - der Vorläufer von Reaktor raus
 
Das ist doch mal eine Definition, serge. Finde ich gut.

Nun wäre noch die Frage, was Marktbeherrschung bedeutet. Für mich würde "marktbeherrschend" bedeuten, dass professionelle Tonstudios gleich welcher Stilrichtung zum größten Teil (mehr als 50%) damit arbeiten. Wenn das so ist, würde ich die von mir oben schon genannten Jahreszahlen für die Kategorien A, B und C für durchaus realistisch halten - wie gesagt ein subjektiver Eindruck. Belege habe ich dafür nicht.

robotwalla schrieb:
audio auf computer ging ab 1998/1999 so richtig ab, da kam meine ich, generator - der Vorläufer von Reaktor raus
So habe ich das auch in Erinnerung. Wenn aber von "Marktbeherrschung" die Rede ist, dann geht es aus meiner Sicht darum, womit professionelle Tonstudios tatsächlich aufgenommen haben - und die haben 1998 garantiert nicht mit Cubase auf dem PC oder Logic auf dem Mac gearbeitet.
 
hm, so 5 Jahre später (pi mal Daumen)
also etwa ab 2003/4/5?
wann hat denn harman/kardon mit DAT aufgehört?
auch so um den dreh?
 
robotwalla schrieb:
hm, so 5 Jahre später (pi mal Daumen)
also etwa ab 2003/4/5?
Nee. Glaube ich nicht. Jedenfalls nicht genre-übergreifend. Im Rock-/Pop-Bereich war natives Pro-Tools bis vor Kurzem noch vorherrschend - ist es international möglicherweise sogar immer noch. Klassische Musik hat mit Cubase/Logic etc. bis heute nichts zu tun usw.

Ist bei mir aber Spekulation. Wäre interessant dazu mal belastbare Zahlen zu haben.
 
pop rock produktion hab ich wenig Ahnung
die Klassikfraktion braucht pro-tools weil die 100 spuren gleichzeitig aufnehmen und editieren wollen und so, da glänzt pro tools

der pop rock kram ist ja ganz selten alles live in einem take, oder? (ist ja kein jazz)
also erst der drummer, dann der bass ...
dass sollte dann auch so ab 2000 streßfrei möglich gewesen sein
wer weiß schon wann die Mehrheit umgestiegen ist, cubase Verkaufszahlen aus der zeit wären wohl recht aufschlussreich
 
Bei Wikipedia steht bißchen was dazu wegen Pro Tools

In 1997 Pro Tools reached 24 bit, 48 tracks. It was at this point that the migration from more conventional studio technology to the Pro Tools platform took place within the industry.[7]

Ricky Martin’s "Livin la Vida Loca" (1999) was the first No. 1 single to be recorded, edited, and mixed completely within the Pro Tools environment, achieved by Charles Dye and Desmond Child.[8]
 
robotwalla schrieb:
audio auf handelsüblichen computer (also ohne spezial whatever chips) ging ab 1998/1999 so richtig ab , da kam meine ich, generator - der Vorläufer von Reaktor raus
Dann müsste man aber auch "Reality" von Seer System (President: Dave Smith. Ja, der Dave Smith) nennen, das 1997 erschien. Generator wurde übrigens bereits auf der Musikmesse 1996 vorgestellt. Gemäß dem oben erwähnten Kriterium (1) zählen aber weder Generator noch Reality als DAWs, da sie seinerzeit (!) nicht die Mehrspuraufnahme & Schnitt von Audiosignalen erlaubten.

SynthUser0815 schrieb:
Wenn aber von "Marktbeherrschung" die Rede ist, dann geht es aus meiner Sicht darum, womit professionelle Tonstudios tatsächlich aufgenommen haben - und die haben 1998 garantiert nicht mit Cubase auf dem PC oder Logic auf dem Mac gearbeitet.
• Mit "professionellem" Tonstudio meinst Du Mietstudios, also Studios, deren Eigentümer ihren Lebensunterhalt damit verdienen, andere Künstler darin aufnehmen zu lassen, bzw. Studios, die Film-, Fernseh-, Radio- und Spielproduktionsstätten angegliedert sind? Nennen wir diese mal "Mietstudios".

• Dann gibt's die "Heimstudios", die dem Künstler gehören (oder dessen Bank), der in ihnen aufnimmt.

• Und mit "Marktbeherrschung" meine ich, dass mehr als 50% der Produktionen, die alle Studios zusammengenommen angefertigt haben, auf/in/mit DAWs produziert worden sind.

Es lohnt sich meiner Ansicht nach, beide Studio-Gruppen separat zu betrachten, da ich vermute, dass der (*sichaufdieverwendungeeinespompösenwortesvorbereitend*) "Siegeszug" der DAW in den beiden unterschiedlichen Studio-Typen zu unterschiedlichen, musikhistorisch interessanten Effekten führte, über die wir uns nach der unmittelbar bevorstehenden Ostereisuche und dem sich anschließenden Spaziergang (hoffentlich ohne schwarzen Pudel) unterhalten können.

ene mene miste schrieb:
Bei Wikipedia steht bißchen was dazu wegen Pro Tools
Vielen Dank für den Link. So wie ich den aber verstehe, markieren die beiden dort genannten Ereignisse den Punkt, ab dem die "Mietstudios" eine DAW (nämlich ProTools) als Werkzeug hinsichtlich (a) der technischen Möglichkeiten [1997: "es geht"] und (b) des kommerziellen Potentials [1999: "taugt was"] überhaupt ernstgenommen haben.

robotwalla schrieb:
die Klassikfraktion braucht pro-tools weil die 100 spuren gleichzeitig aufnehmen und editieren wollen und so, da glänzt pro tools
Richtig, die gleichzeitig aufzunehmende Spurenzahl (über eigene Audio-Interfaces und entsprechende Steckkarten für den Host-Rechner) war sicherlich ein Grund für die Klassik- und vor allem die Filmmusikfraktion, ein anderer war die enorm hohe Zuverlässigkeit dieser Systeme, die zu einem Gutteil auch auf die seinerzeit äußerst rigide gehandhabten Systemanforderungen für ProTools zurückging: Es gab, wenn ich mich richtig erinnere, ja wirklich höchst detallierte Ansagen, auf welchen speziellen Rechnermodellen mit welchem Betriebssystem und welchen Zubehörkarten in welcher Revision das System nur zu betreiben sei. Eigentlich kein schlechter Gedanke, da sich dadurch der Testaufwand für den DAW-Hersteller signifikant reduziert, was wiederum mehr Zeit für den Test der eigentlichen DAW-Funktionen lässt. Heutzutage – in der die DAW nur eine von sehr vielen Anwendungen auf der Universalmaschine (aka Computer) ist – aber wohl kaum durchsetzbar.
 
Wann ist denn Logic Audio eingeführt worden?

Für mich war diese Kombination aus computerbasiertem Sequencing und gleichzeitiger Audioaufnahme der Anfang der heutigen DAWs. Ich glaube, ich habe so um 2002 das erste Mal Logic Audio in London gesehen, kann mich aber irren. Zumindest ist das für mich ein Startschuß. Im Grunde war das nichts anderes als die Weiterentwicklung (und Demokratisierung) solcher Produktionsmittel wie Synclavier 9600 und Fairlight III -- diesmal für den Normalsterblichen.

Eine andere Initialzündung ist für mich die Einführung von Hardwarelösungen wie dem Mackie d8b (so hieß es, glaube ich), mit dem das passende Mackie-HD-Aufnahmesystem gekoppelt werden konnte und Aufnahme, Editierung, Abmischung und Mastering in einer Box möglich waren. Ähnliche Geräte wären für mich auch der Tascam SX-1 oder die Virtual Studios von Roland.

Ein dritter Strang ist dann das Aufkommen von rechnerbasierten Loop- und Performancewerkzeugen wie Ableton.

Das, was uns heute zur Verfügung steht, ist eine Kombination dieser Stränge unter Einbeziehung der technischen Möglichkeiten in der Computerindustrie.

Stephen
 
Cubase kam 1989 raus, 1996 stieg die Verbreitung der Software rapide an aufgrung der VST Integation.
Emagic Notator Logic kam 1993 ( einige der Entwickler arbeiteten vorher bei C-Lab (Notator/ Creator SL für Atari, Mac)) , wurde dann später zu Logic umbenannt.
2002 wurde Emagic dann von Apple geschluckt
 
Dorimar schrieb:
Cubase kam 1989 raus, 1996 stieg die Verbreitung der Software rapide an aufgrung der VST Integation.
Emagic Notator Logic kam 1993 ( einige der Entwickler arbeiteten vorher bei C-Lab (Notator/ Creator SL für Atari, Mac)) , wurde dann später zu Logic umbenannt.
2002 wurde Emagic dann von Apple geschluckt

Gut recherchiert - Ich hätte schwören können, dass es Cubase schon 1986 gegeben hatte aber da habe ich mich wohl geirrt.
Damals fingen auch Kumpels mit solchen Programmen an, "Lengeling" war auch bekannt, so nannten einige, die ich kannte den Notator.
So richtig in Fahrt kam das vor allem durch die ATARI-ST Computer die eine fest eingebaute Midi-Schnittstelle hatten.
 
Cyborg schrieb:
Gut recherchiert - Ich hätte schwören können, dass es Cubase schon 1986 gegeben hatte ...


Das war dann Pro24. Im Sommer oder Herbst 1988, genau weiß ich es nicht mehr, gab es dann zunächst Cubit und wurde dem Handel so vorgestellt. Gleich darauf änderten die den Namen zu Cubase, so dass 1989 als Erstveröffentlichung hinkommt.

Außerdem war die Sache mit den Plattformen noch recht unausgegoren. Immerhin war ja speziell in Europa Atari angesagt, und Amiga konkurrierte sogar noch ein wenig. In USA dagegen war ja Apple die Plattform, und es dauerte noch eine gute Weile, bis Steinberg da ranging. Auch kam Yamaha nach dem Schiffbruch mit MSX erstmal auf die Idee, mit dem C1 was machen zu wollen. Und kooperierte mit Steinberg für ein eigenes HD System, denn das datenintensive Audio kam erst im Laufe der Zeit dazu, MIDI war ja in dieser Hinsicht viel praktischer. Lief auch alles nicht so fantastisch, die ersten PC Vorführungen fand ich damals lachhaft.
 
Der erste Rechner für den Massenmarkt, mit dem man Audio in 16bit/44,1 khz auf externe Scsi-Festplatte aufnehmen konnte, war meiens Wissens der Atari Falcon030. Der kam 1992 raus. Mit der Software Cubase Audio Falcon und Hardware z.B. von dem deutschen Hersteller Soundpool hatte man dann schon mal 8 analoge Einzelausgänge, A-Dat Interface, S/PDif etc.
 


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