DDR: Depeche Mode for the Ausgewählten

Ich gehörte damals nicht zu den Auserwählten, was ich ziemlich zum Kotzen fand.

Sehenswert dazu ist auch das:


Leider gibt es keinen vollständigen Mitschnitt von dem Konzert in der Seelenbinderhalle.
Es ist aber praktisch identisch mit den anderen Konzerten der "Music for the Masses" Tour.
 
RetroSound schrieb:
Ich gehörte damals nicht zu den Auserwählten, was ich ziemlich zum Kotzen fand.

Ich leider auch nicht, obwohl ich sonst zu jeder anderen öden Veranstaltung (Leipziger Herbstmesse '87, 750 - Jahrfeier Berlin, Pioniertreffen '88) abgeordnet wurde.
 
Cyclotron schrieb:
Ich leider auch nicht, obwohl ich sonst zu jeder anderen öden Veranstaltung (Leipziger Herbstmesse '87, 750 - Jahrfeier Berlin, Pioniertreffen '88) abgeordnet wurde.

Klar musstest Du dahin, die anderen hatten ja keine Zeit weil sie bei DM waren...
 
Ich war bei der Masses-Tour im Westen - und da ist so eine Story wie diese echt krass - wir hatten F242 als Vorgruppe - was damals der total heiße neue Scheiß war - kannte sie schon vorher und hab mich sozusagen gefreut, weil ich von dem Gerücht ja schon wusste. Aber diese Filtersituation und das ganze Drumrum im Osten, das ist echt krass.

Die Preise für einen C64 hab ich beim Besuch einige Jahre davor mal gelesen und gedacht - DAS ist auch krass - war aber überrascht, dass das an den HO Märkten so hin, inkl auch schonmal DX7 gesucht. Und die Leute waren in ihren sehr blauen Jeans und hörten halt DM - das war erstmal verbindend. Allerdings wirkte es auch irgendwie etwas bedrohlich - die Situation.

Aber irgendwie komisch - für die Band auch - weil zu so einer Veranstaltung zu gehen und spielen. Wie wurde das denn so bewertet? Kaderband für Bonzen? Weg damit? Oder irgendwie "wenigstens zu denen dürfen 'se - schade ich darf nicht..?"

Sorry für superdoof-Frage..
 
DM waren bei uns im Kohlenpott sowas wie Götter. Es wurde sogar gemunkelt, sie hätten sich ihre Synthies alle selber gebaut. Manch Ahnungsloser war sich anfangs nicht sicher, ob sie nicht doch aus der DDR kommen - immerhin durften sie ja in der DDR auftreten. Sehr ungewöhnlich. Die "Trommel" (Pionierzeitschrift) hatte netterweise sogar einen Bericht über die Band drin, den haben wir ausgeschnitten und den politlastigen Rest wie üblich für ein paar Pfennige als "Sekundärrohstoff" in der Sammelstelle entsorgt.
 
Ich gehörte auch nicht zu den Auserwählten, aber ein unteressierter Auserwählter hat mir freundlicherweise seine Karte unmittelbar kurz vor Konzertbeginn verkauft.
Hat mich alles Geld gekostet, welches ich mithatte, konnte mir darum auch nicht den Zug für die Rückreise direkt nach dem Konzert leisten, sodass
ich in der Kälte irgendwo in Ost-Berlin einen Hausaufgang fand und frierend auf der Treppe sitzend übernachtete. Ein ziviler Stasi-Typ hat mich noch auf
dem verlassenen Ostkreuz-Bahnhof angemacht, was ich hier mitten in der Nacht zu suchen hätte ...
Scheiß Begleitumstände aber ein tolles großartiges Konzert.
Meine Fotos wurden leider eingezogen, gingen angeblich beim entwickeln des Films verlohren, haha.
Ich stand kurz mal vor dem Backstage Bereich nach dem Konzert, konnte noch einen Blick auf die Trucks erhaschen, habe leider von der Band nichts sehen können.
Und dann kam auch schon das Sicherheitspersonal und schmieß mich aus der Halle.
Wärend des Konzertes habe ich mal einen Schreck bekommen, weil der Holzboden unter mir nachgab und ich mit dem Bein stecken blieb. Und es war extrem voll,
daher die Leute drückten schon sehr. Stand zuerst ganz vorne in der ersten Reihe und habe mich dann rausziehen lassen, musste unter die Bühne durchkriechen, wo ich
dann vom Roten Kreuz einen Becker Wasser erhielt. Habe dann das Konzert von hinten auch gut sehen können.
Soetwas vergisst man nie mehr. Und die Emax Sampler sahen wirlich cool aus. Sampling gab es im Osten bis dato nicht öffentlich :)
 
Herrlich auch die typischen Ost-Tröten,
wie man sie aus den Fusballstadien aus der Zeit kennt :phat:
 
Bis auf die Dresdner im "Tal der Ahnungslosen" konnten wir überall West-Radiosender empfangen und fast jeder hat das auch getan. Und das nicht nur im stillen Kämmerlein wie viele denken, sondern das Radio lief meistens laut mit RIAS oder SFB den ganzen Tag, ob auf der Terrasse, in der Garage oder im Auto. Dafür wurde man auch nicht eingebuchtet. ;-) Es wurde eher stillschweigend geduldet.

Wie ich erst später erfahren habe war mein Nachbar auch bei der Stasi. :mrgreen: Ich wüßte nicht dass ich wegen ständigem Höres von Westradioprogrammen irgendwie Ärger bekommen hätte. :agent:

Ostdeutsche DM Fans waren vielleicht etwas fanatischer weil sie wußten, dass sie ihre Idole wohl nie live sehen können. Deshalb hat man wirklich alles gesammelt und gehortet was man in Zeitschriften oder sonst irgendwie ergattern konnte. Bravoposter wurden über Ungarn geschmuggelt, abfotografiert und in im Fotolabor daheim vervielfältigt und dann unter der Hand teuer verkauft. Kassetten wurden bis zum Exodus kopiert usw. Verrückte Zeit.
 
In dem anderen Video wurde davon geredet, dass man sogar Motorräder gegen eine Karte getauscht hat.
Die Band hat das offenbar erst später realisiert, was und wo sie da gespielt haben.
 
In den 80gern wurde Depeche Mode und anderes aus dem NSW schon auch im Jugendradio gespielt, ganze Platten wurden in der Sendung Duett gespielt, es gab eine Amiga Lizenzplatte von DM. Front 242, Vomito Negro etc. liefen in der DT64 Sendung "electronics" 88/89. Da konnte man sich immer die Titellisten schicken lassen, habe leider keine mehr zum zeigen.
Die Sendung gibt es bei RadioEins immer noch, die härteren Sachen liefen im Westen ja auch höchstens bei Grenzwellen oder im OK. Aber in Berlin war man schon näher dran, trotzdem habe ich von dem Konzert nichts mitbekommen, auch weil ich gerade erst aus der Provinz zugezogen war. DeMo habe ich so '86 mit 11 das erste Mal im Radio gehört und aufgenommen, meine Eltern waren da sehr cool und haben mir dazu immer ihren Sternrekorder überlassen. Letzendlich stand er dann immer bei uns im Kinderzimmer und ich habe sogar nebenbei beim Mittagessen meine Lieblingssendungen wie die Maxistunde aufgenommen, all die guten 7" und 12" Mixe, da liefen nur Westplatten, Maxis gab es ja im Osten in der Form nicht. Der Sternrekorder hatte einen externen Antenneneingang und konnte so in unserer Wohnung an die Hausantenne angeschlossen werden. Damit konnte ich in Ostsachsen ziemlich gut RIAS empfangen und habe dann öfter Musik aufgenommen, gerade die Hitparaden waren immer sehr beliebt zum Mitschneiden.
 
RetroSound schrieb:
Wie ich erst später erfahren habe war mein Nachbar auch bei der Stasi. :mrgreen: Ich wüßte nicht dass ich wegen ständigem Höres von Westradioprogrammen irgendwie Ärger bekommen hätte.

Vielleicht hattest Du es laut genug gehört damit er es auch bequem hören konnte ohne selbst den Sender einstellen zu müssen? ;-)
 
Cyborg schrieb:
RetroSound schrieb:
Wie ich erst später erfahren habe war mein Nachbar auch bei der Stasi. :mrgreen: Ich wüßte nicht dass ich wegen ständigem Höres von Westradioprogrammen irgendwie Ärger bekommen hätte.

Vielleicht hattest Du es laut genug gehört damit er es auch bequem hören konnte ohne selbst den Sender einstellen zu müssen? ;-)

Sein Sohn hat selbst RIAS gehört. :mrgreen:

Samstags hat man sich stundenlang vor den Kassettenrekorder gehockt und mitgeschnitten. Ich habe den Moderator jedesmal dafür gehasst wenn er in die Aufnahme gequatscht hat. :flowerjaeger:
 
RetroSound schrieb:
Ich habe den Moderator jedesmal dafür gehasst wenn er in die Aufnahme gequatscht hat. :flowerjaeger:

Das war doch normal und teilweise sogar Vorsatz.
Ich sag nur "Willem" Dinklage.
Er hat sich ja sogar selbst gefreut, wenn er einem die Aufnahme versaut hat,
da hat er kein Hehl draus gemacht :mrgreen:
 
Das reinlabern ist so eine Art Verabredung seitens der Labels gewesen, damit die Sachen auch jemand kauft. Wie das in der DDR von Westmusik jedoch gehandhabt wurde weiss ich nicht. Ggf. ist das so eine Art doppelter Wunsch bemustert zu werden und der einzige zu sein der das Ding dann hat? Solche Gedanken sind zumindest möglich.

UPDATE: Bin verwöhntes Westkind, ich sag nur mal so…
 
Wie gesagt, sehr mitschneidefreundliche Sendungen auf DT64 damals, komplette Platten mit Ankündigung in den Programmzeitschriften und auch sonst wenig Draufgequatsche. Bei Westradio war das im Vergleich wirklich auffallend anders.
 
RetroSound schrieb:
Ostdeutsche DM Fans waren vielleicht etwas fanatischer weil sie wußten, dass sie ihre Idole wohl nie live sehen können. Deshalb hat man wirklich alles gesammelt und gehortet was man in Zeitschriften oder sonst irgendwie ergattern konnte. Bravoposter wurden über Ungarn geschmuggelt, abfotografiert und in im Fotolabor daheim vervielfältigt und dann unter der Hand teuer verkauft. Kassetten wurden bis zum Exodus kopiert usw. Verrückte Zeit.

War als Kind in den 80ern oft in den Ferien am Plattensee (wie auch die Verwandtschaft aus der DDR) und kann bestätigen, daß die wenigen dort erhältlichen Pop-LPs heiß begehrt waren und zurück geschmuggelt wurden. Auch Aufnäher von z.B. Iron Maiden für die Metal-Kutte waren fast so etwas wie eine Zweitwährung. Und ich erinnere mich an einen Besuch in einem Heilbad (!), in dem vor den Freibecken aus riesigen Boxen und in Endlosschleife "Moments in love" und "Boing Bum Tschak" lief. Den ganzen Tag. :mrgreen: :selfhammer:
 


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