Ensoniq TS-10, TS-12 heute

sägezahn-smoo

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Aus nostalgischen Gründen habe ich mir einen TS-10 geholt. Früher hatte ich nämlich mal einen TS-12 (als einziges Gerät).

Aus heutiger Sicht zum TS-10:

- 230 Euro für ein Keyboard mit polyphonen Aftertouch finde ich schonmal nicht übel. Die Tastatur spielt sich gut, klappert etwas lauter mehr als moderne gute Tastaturen und ist total ungewichtet. Hat aber poly-aftertouch! (kann man ja nicht genug betonen)
- Filter hat keine Reso. Das war mir klar und es ist mir egal. Es gibt noch andere wesentliche Parameter. Innerhalb des FX-Prozessors hat es diverse sehr gut klingende Reso-FX.
- Bedienung: Ist äusserst gut gelöst, habe mich sofort wieder dran gewöhnt. Ein Fader für alles, aber sehr viele Knöpfe und logische Bedienung mit 6 Direktwahltasten im (nicht grafikfähig) Bildschirm. Die 6 Tones kann man auch global verändern (z.b. Filter für alle einstellen).
- Sound: Er klingt als Rompler aus den Mittneunzigern erstaunlich warm. Etwas mittig und nicht so weit wie moderne Rompler/VAs (z.b. V-Synth).
- FX: Unglaublich fürs Geld - und das war auch der Grund für den Kauf: Ich habe auch den DP4+ übrig aus der Zeit. Aber der FX-Prozessor im TS-10 kann man viel tiefer editieren als die Effekte im DP4. Das Reverb klingt VIEL besser als das im DP4 und lässt sich sehr deep editieren. Es wimmelt von guten Multieffekten, die ganz anders klingen als heutige Plug-ins. Beispiel: Der Rotary. Klingt zwar nicht wie ein echter Rotary, aber irgendwie nach Doppler und warmen Stereo-Filter und etwas Verstimmung. Das in Kombination mit etwas Delay und Reverb (ist alles möglich) bringt echt interessante Klangfarben, auch aus heutiger Sicht. "analoge" polysounds mit dem FX-Filter drauf klingt für mich irgendwie stark nach Moby. Entweder Moby hatte mal einen TS-10 oder was ähnliches, oder den DP4-Filtereffekt auf einen Synths gelegt.
- Transwaves. Mit denen habe ich mich 1995 das letzte Mal befasst, mache ich noch... Ist ja etwas Wavetablemässig. Moogulator ist hier ja (oder war?) ja der Profi.
- Einige Dinge sind auch einfach veraltet: Die Rom-Pianos sind abgrundtief schlecht. Sie belegen schätzungsweise 2 Kb Rom. Einige Presetflächen sind heute noch gut, aber alle haben zu kurze Release-Zeiten. Aber dank der easy-programmierung kann man das ja alles selbst machen.
- Die Hüllkurven sind schneller als erwartet....
 
sägezahn-smoo schrieb:
Aus nostalgischen Gründen habe ich mir einen TS-10 geholt. Früher hatte ich nämlich mal einen TS-12 (als einziges Gerät).

Aus heutiger Sicht zum TS-10:

- 230 Euro für ein Keyboard mit polyphonen Aftertouch finde ich schonmal nicht übel. Die Tastatur spielt sich gut, klappert etwas lauter mehr als moderne gute Tastaturen und ist total ungewichtet. Hat aber poly-aftertouch! (kann man ja nicht genug betonen)
- Filter hat keine Reso. Das war mir klar und es ist mir egal. Es gibt noch andere wesentliche Parameter. Innerhalb des FX-Prozessors hat es diverse sehr gut klingende Reso-FX.
- Bedienung: Ist äusserst gut gelöst, habe mich sofort wieder dran gewöhnt. Ein Fader für alles, aber sehr viele Knöpfe und logische Bedienung mit 6 Direktwahltasten im (nicht grafikfähig) Bildschirm. Die 6 Tones kann man auch global verändern (z.b. Filter für alle einstellen).
- Sound: Er klingt als Rompler aus den Mittneunzigern erstaunlich warm. Etwas mittig und nicht so weit wie moderne Rompler/VAs (z.b. V-Synth).
- FX: Unglaublich fürs Geld - und das war auch der Grund für den Kauf: Ich habe auch den DP4+ übrig aus der Zeit. Aber der FX-Prozessor im TS-10 kann man viel tiefer editieren als die Effekte im DP4. Das Reverb klingt VIEL besser als das im DP4 und lässt sich sehr deep editieren. Es wimmelt von guten Multieffekten, die ganz anders klingen als heutige Plug-ins. Beispiel: Der Rotary. Klingt zwar nicht wie ein echter Rotary, aber irgendwie nach Doppler und warmen Stereo-Filter und etwas Verstimmung. Das in Kombination mit etwas Delay und Reverb (ist alles möglich) bringt echt interessante Klangfarben, auch aus heutiger Sicht. "analoge" polysounds mit dem FX-Filter drauf klingt für mich irgendwie stark nach Moby. Entweder Moby hatte mal einen TS-10 oder was ähnliches, oder den DP4-Filtereffekt auf einen Synths gelegt.
- Transwaves. Mit denen habe ich mich 1995 das letzte Mal befasst, mache ich noch... Ist ja etwas Wavetablemässig. Moogulator ist hier ja (oder war?) ja der Profi.
- Einige Dinge sind auch einfach veraltet: Die Rom-Pianos sind abgrundtief schlecht. Sie belegen schätzungsweise 2 Kb Rom. Einige Presetflächen sind heute noch gut, aber alle haben zu kurze Release-Zeiten. Aber dank der easy-programmierung kann man das ja alles selbst machen.
- Die Hüllkurven sind schneller als erwartet....


Kein schlechter Kauf - ich persönlich bin sogar der Meinung, dass die frühen 90er-Synths punkto Verarbeitung neueren Teilen mitunter deutlich überlegen sind. Auch ich habe schon mal mit dem Erwerb eines zweiten Ensoniqs neben meinem ESQ-1 geliebäugelt. Die Bedienung ist wirklich gut gelöst. Letztlich war nebst Platzmangel das resonanzlose Filter das k.o.-Kriterium. Dass ich mir trotzdem mal so ein Teil hole ist dewegen aber nicht ganz ausgeschlossen.
 
230 Euro hast Du dafür auf den Tisch gelegt? Herzlichen Glückwunsch! Bis dato haben mich die Preise zwischen 550 und 750 Euro immer davon abgehalten, mir einen TS-10 zuzulegen -- TS-12er hätte ich für 450 Euro haben können, aber was soll ich mit so einem Monstrum? Ich habe mich eher gefragt, warum der 10 als einer der wenigen Digitalen der 1990er Jahre mit einem Male wieder preislich so anzog...

Mich würde interessieren, inwieweit es klangliche Überschneidungen mit der Wavestation gibt oder ob der TS-10 ein ganz eigenständiges Klangspektrum hat, das der Kühle der WS etwas entgegenzusetzen hat. Und wie stabil und zuverlässig läuft der TS? Ein Kollege von mir arbeitete früher bei Ensoniq, als die noch in Moers saßen, und er warnte mich ausdrücklich vor den Geräten der Generation VFX/VFX-SD/SD-1.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Mich würde interessieren, inwieweit es klangliche Überschneidungen mit der Wavestation gibt oder ob der TS-10 ein ganz eigenständiges Klangspektrum hat, das der Kühle der WS etwas entgegenzusetzen hat. Und wie stabil und zuverlässig läuft der TS? Ein Kollege von mir arbeitete früher bei Ensoniq, als die noch in Moers saßen, und er warnte mich ausdrücklich vor den Geräten der Generation VFX/VFX-SD/SD-1.
Stephen

Ich hatte den TS12, wegen der Tastatur und der Tatsache, dass der Sample-RAM-Speicher auf 10 MB (wenn ich nicht irre) erweitert werden konnte. Damit war es möglich, meine eigenen Sounds vom EPS 16 Plus mit dem TS12 zu spielen. Die Wavestation fand ich von Anfang an toll. Das war damals ein mutiger Schritt von Korg, in einer Zeit, in der Workstations das Maß aller Dinge waren. Klanglich ist es aus meiner Sicht so, dass der TS12 ein eigenständiges Klangspektrum hat: amerikanisch, druckvoll, durchsetzungsstark und keinesfalls kühl und dünn wie die Korg-/Kawai-Maschinen der Zeit. Während die VFX-Serie tatsächlich Verarbeitungsmängel hatte, hat Ensoniq mit der ASR-/TS-Serie aus meiner Sicht einen qualitativen Höhepunkt erreicht. Die Geräte sind "rock solid". Bei dem genannten Preis kann man gar nichts falsch machen, sofern man auf die Sounds dieser Zeit steht. Logisch ist, dass ein Steinway-Flügel, der damals irgendwas um die 2 MB an Speicher frass, nicht so klingen kann, wie heutige GB-Flügel. Aber darauf kommt es bei einem Synthesizer ganz bestimmt nicht an.
 
Ich war puristischer, hatte dann immer die Sampler - die konnten das gleiche, die Füllung musste man freilich auch selbst reinpacken.
 
700 Euro für einen TS-10 finde ich etwas viel, trotz aller schönen Eigenheiten. Ich gehe davon aus, die TS-10's der letzten Jahre wurden vor allem wg. poly-aftertouch gekauft. Die Verarbeitung ist sehr gut, die Haltbarkeit macht ebenfalls einen guten Eindruck. Mein Preis war wohl schon sehr niedrig. Das hängt einfach damit zusammen, dass der Bieter das Ding auf keinen Fall verschicken wollte (abgeholt). Der Synth ist SCHWER.

Ein TS-10 klingt tatsächlich "wärmer" als die Wavestation, obwohl ich auch die nicht direkt kalt finde, eher "charaktervoll digital". Man sagt ja den Ensoniq's eine amerikanische Wärme nach. Mit diesem Ausdruck kann ich aber nicht viel anfangen. Vielleich etwas mittiger. Brilliant und sehr breit klingt ein TS-10/12 nur, wenn man das absichtlich programmiert. Der Effektprozessor im TS-10 ist klangbestimmend, klingt echt super, etwas eigen und kann tiefreichend editiert werden, es sind wirklich extreme Sounds möglich. Sehr schade, dass Ensoniq daraus damals keinen VA gemacht hat, sie wären einige Jahre vor dem NordLead gewesen... Dabei war bis auf die VCO's alles vorhanden.

Falls jemand auf die Idee kommt: Die Ensoniq MR-Synths und Racks sind aus heutiger Sicht total uninteressant. Ich hatte mal einen MR-Rack, weil ich dachte der bringt den TS-12 Sound zurück. Gleich wieder verkauft, war ein grosser Rückschritt, auch der Effektprozessor hatte diesen Charakter und die Flexibilität nicht mehr.

Achja, Samples einladen. Habe ich früher gemacht. Leider haben die TS-10/12 keinen Audioeingang. Ich habe noch ein paar Disketten.
 
Für 230 Euro würde ich auch sofort zuschlagen. Der Effektprozessor ist einfach klasse. Die Loop und Modulationsmöglichkeiten der Samples sind einfach cool und kenne noch kein anderen Sampler ( ausser Ensoniq halt ) die das können.
Das gleichzeitige höhren der anderen Spuren im Sequencer wärend der Stepeingabe, einfach cool.
Hatte früher einen VFX der das auch konnte und damit viele Songs gemacht plus ASR10.
Klar, aus heutiger Sicht sind 8 bzw. 10MB Speicher nix und USB hat er auch nicht. Aber dafür wird man mit tollen Möglichkeiten belohnt.
 
Am ASR/EPS bekommst du die FX besser aufgepeppt, .. allerdings hatte ich nie einen TS, ggf. laufen die ASR-FX darauf, meine aber nicht, anderer DSP.. Hab ich nicht mehr aufm Schirm. Aber auch ohne das sind die toll, das ist wahr.
 
Ich hatte auch mal einen TS-10. Der Preisverfall ist ja echt ein Wahnsinn!

Das Problem bei diesem Teil war: Theoretische Konstellation super, praktische Handhabe katastrophal, Menüführung umständlich, externe Samples einbinden naja ...

Falls du nicht gerade einen Editor hast, wünsche ich schon viel Spass bei durchgearbeiteten Nächten mit den Tipptastern. :shock:
 
Also ich hatte auch keinen TS. Hab aber mal bischen damals mit rumgespielt. Effekte schlechter als EPS ?. Das hab ich aber anders in Erinnerung. ( Allerdings schon was her ).
Ja, die Bedienung ist aus heutiger Sicht schon was umständlich. Hab auch viele Nächte mit der Bedienung verbracht. Konnte aber später die ASR/EPS/VFX fast blind bedienen.
 
Die Effekte im TS sind die besten von Ensoniq die ich bisher hörte. Die Bedienung finde ich ehrlich gesagt sogar sehr gut.- NIcht tippen, sondern es läuft halt so. Tone 1 anwählen (select voice, tone-1-knopf im Display drücken), Knopf drücken der mit Filter angeschrieben ist, Cutoff-Knopf drücken im Bildschirm, Schieberegler ist jetzt Cutoff. Gleichzeitig hat man noch 5 weitere Filterparameter im Display mit je eigenem Hardwareknopf. Finde ich nicht so übel. Will man alle Tones gleichzeitig editieren, dann kann man mit Doppeklick auf Voice select alle selektieren. Nur der FX-Prozessor hat sehr viele Parameter und viele Bildschirmseiten. Aber es macht 100x mal mehr Spass den zu editieren als einen DP4 via Mikrodisplay und man kommt auch hier schnell vorwärts. Einen Editor würde ich hier nicht bemühen für einen TS.
 
Hallo zusammen,

bin ein bißchen spät im Thread, aber egal:

Ich finde meinen TS10 klanglich auch klasse.
Hatte ihn mir zugelegt, weil ich den polyphonen Aftertouch wollte, und weil ich die Wavestation bzw. Wavesequencing total mag.
Vom Ensoniq habe ich schlicht eine andere, wärmere Klangfarbe bei vergleichbarer Synthese erwartet, er hat mich nicht enttäuscht.
Zustimmen muß ich aber bei der eher sperrigen Bedienung.
Außerdem: Der Poly-AT ist extrem schwer zu dosieren, oder? Ich finde, man muß schon sehr drücken, damit überhaupt was passiert?!
Klaro habe ich versucht, das im Menü zu justieren, aber mir scheint, der Wertebereich geht da von schwer bis ganz schwer?

Grüße,
Rallef
 
Das könnte einer der TS-10 mit dem problematischen Poly-AT-Board sein, in der yahoogroup gibt's dazu eine Reparaturanleitung, siehe Posting von klangkombinat » 11 Jan 2008 22:12:

viewtopic.php?t=20828
 
Hm,

Das würde mich wundern, der TS10kam doch viel später als die SD/VFX Reihe?
Das Posting benennt die betroffenen Synthesizer auch beim Namen:

Do NOT let this sway your decision to pick up a second hand VFX, VFXSD, SD1 or SD1 32, this was and is a simple fix

Grüße,
Rallef
 
Der TS-10 war der Nachfolger davon, ja.

Sorry, habe ich offenbar überlesen. TS-10 hat meines Wissens nach auch eine andere Tastatur drin als die Vorgänger.

Ich meine mich aber erinnern zu können, daß es innen noch einen Abgleichtrimmer gab.

Weiß aber nimmer, wie Ensoniq den Poly-AT im Detail gelöst hatte.
 
Ich teste in den nächsten Tagen mal Aftertouch und Poly-Aftertouch. Die Tastatur mit diesem Knick in den schwarzen Tasten finde ich - von der Form her - toll.
 


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