Kassetten, Kassettendecks, Revival und Überspielungen (HiFi-Oldtimer-Anfrage)

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Erdenklang

......
Es soll ja derzeit ein Kassetten-Revival geben. Musiker (auch Mainstream) bieten zunehmend alternativ Kassetten von ihren Alben an. Damit das nicht nur Souvenirs sind müßte es ja auch eine vernünftige Anzahl von Anbietern neuer Abspielgeräte geben. Aber gibt es nicht - es gibt nur ein Modell und das ist auch relativ teuer, sodaß sich da noch gar kein Massenmarkt entwickeln kann.

Und jetzt kommen wir zu meinem eigentlichen Anliegen.

Ich wollte jetzt wirklich mal einige meiner alten Kassetten digitalisieren. Es sind Sachen wie diverse Livemitschnitte, die man nicht auf CD oder bei Streamingdiensten findet. Ich habe mir dafür schon vor längerer Zeit aus einem Lagerbestand ein Sony WE635 mit Pitch-Control gekauft und dazu jetzt noch ein wenig gelaufenes WE435, auch mit Pitch-Control. Beide wurden in den letzten Monaten von einer Werkstatt nochmal mit neuen Gummis und Rollen ausgestattet.

Nach nun etwa 2 Stunden Aufnahme stört mich dennoch ein geringfügiger Drift, besonders bei Gesang mit lang gehaltenen Tönen oder bei Streichern. Ich hatte sowas früher, als Kassetten noch omnipräsent waren nicht so schlimm bemerkt. Aber nun, da ich auch fast nur CD, Digital oder manchmal Vinyl höre, ist das schon ein Störfaktor.

Bei Betrieb mit einer Kalibrations-Kassette bewegt sich der DAW-Analyzer nicht, man hört nur ein ganz leichtes Modulieren des Sinus, was man so auch erwarten muß, da ja das Band nie 100%ig läuft.

Sind eventuell diese Kassettendecks mit Pitch-Control besonders anfällig, was evt. Gleichlaufschwankungen betrifft?
Bringt es etwas, ein anderes Deck zu probieren?
Ist das nur so auffällig weil man es nicht mehr gewohnt ist?
Gibt es noch andere Eingriffsmöglichkeiten oder sollte man sich mit dieser leicht driftenden Tonalität abfinden?

Bitte um zahlreiche Hinweise - und danke für das lesen dieser Oldtimer-Anfrage.
 
…leider kann man nicht erkennen wo Du sitzt - wenn es im Münchener Großraum wäre könnte ich Dir anbieten weitere Kassettengeräte auszuprobieren…
 
Die früheren Geräte waren so unterschiedlich in allem was du beschreibst - es wird also tatsächlich so sein, dass du dir eins suchst, was dir halbwegs gefällt und nimmst das dann oder ggf. bei Perfektionswunsch mehrere.
Vieles der Sachen die man so auf Tape hatte gibts es ja woanders - aber einiges sind halt Sachen die man nicht wiederfinden kann weil die Labels zB eh nur Tapes brachten oder das alles zu "Indie" ist, da muss man dann überspielen. Ich hab noch 3-4 Metallkoffer Tapes liegen, die das auch betrifft aber die Zeit hab ich einfach nicht. Daher hab ich es auch nie gemacht. Ich hab aber ein Tapedeck. Hoffe es geht noch einige Zeit, die gehen auch mal kaputt - irgendwann. Besonders wenn sie nicht oft laufen.

Das Thema hat natürlich längst Nerds um sich gebracht, es gibt dazu natürlich eigene Helden.
 
@ Erdenklang

Leider lassen sich weder Deine Fragen eindeutig beantworten, noch gibt es für Deine Problematik eine wirklich eindeutige Lösung, weil es schlichtweg viel zuviele mögliche Fehlerquellen gibt.
Von einem Kauf irgendwelcher gehypter (also sündteurer und gleichzeitig potthäßlicher) Tapedecks würde ich jedoch tunlichst abraten.
Denn auch solche (gehypten) Geräte (die mitunter das achtfache von amtlichen (ästhetischen) japanischen Dreikopf-Decks kosten) werden natürlich auch nicht von Alterungsprozessen verschont und Reparaturen sind dementsprechend teuer (falls sich überhaupt noch jemand findet, der zu solchen Reparaturen fähig ist.).

Jene beiden Sony-Tapedecks, die sich in Deinem Besitz befinden, kann man natürlich in keiner Weise als hochwertig bezeichnen, weil es sich hier um Doppel-Tapedecks (mit Drehköpfen) der "letzten Generation" handelt, in welchen sehr viel Kunststoff verbaut ist.
(Vom Kauf von Doppel-Tapedecks würde ich aber generell abraten, weil in solchen Geräten in der Regel keine hochwertigen Laufwerke verbaut sind.)

Allgemein:
Wenn man nicht dazu fähig ist, Tapedecks SELBST zu reparieren, kann man das Risiko bei einem Kauf nur dadurch minimieren, indem man sich ein Tapedeck kauft, das man in der Nähe abholen und dort an Ort und Stelle kurz testen kann (oder wenn der Verkäufer wirklich absolut verläßlich bzw. technisch versiert ist).

Nun noch zum Positiven (und zur Fehlereingrenzung):
Es befinden sich also zwei Doppel-Tapedecks (die vor kurzem im Service gewesen sind) in Deinem Besitz.
Nun.
Zwei Doppel-Tapedecks heißt (in der Regel):
VIER separate(!!) Laufwerke.
Das heißt in weiterer Folge:
Es ist ziemlich unwahrscheinlich, daß ALLE VIER Laufwerke DENSELBEN (Gleichlauf-)Fehler aufweisen. Eine "Pitch-Control-Einrichtung" kann als (grundsätzliche) Fehlerquelle sowieso ausgeschlossen werden und einen Test mittels einer Kalibrations-Kassette hast Du ja bereits durchgeführt.

Ursachen von Tonhöhenschwankungen in Verbindung mit INTAKTEN (also fehlerfreien) Laufwerken:
a) Das Band gleitet nicht mehr absolut leichtgängig über die Köpfe:
Abhilfe:
Tonköpfe (incl. Löschkopf) mittels Wattestäbchen und Spiritus (oder Isopropyl-Alkohol) reinigen, danach mit trockenen Wattestäbchen nachpolieren.
Anmerkung: Ein Tonkopf-Belag (also eine Verunreinigung) kann natürlich auch unsichtbar sein (und sich auf unterschiedliches Bandmaterial auch unterschiedlich auswirken).
(Ein unlösbares Problem wäre es, wenn das Bandmaterial (aufgrund von Alterungserscheinungen und/oder falscher Lagerung) "leicht klebrig" geworden ist.)
b) Das Band in alten (Billig-)Kassetten ist schwergängig.
Abhilfe: Mehrfaches vollständiges Umspulen.

Anmerkung:
Falls Deine Tapedecks den nachfolgenden "Allgemein"-Test bestehen, liegt mit ziemlicher Sicherheit ein Problem mit Deinen alten bespielten Kassetten vor (Alterung oder schlechte Aufnahme).

Allgemein:
Test von Laufwerken BEVOR man seine unersetzlichen bespielten Cassetten (in ein altes Tapedeck) einlegt:
Man führt einfach (in Verbindung mit mehreren "neuen", bzw. NOS-Leer-Kassetten) einige Neu-Aufnahmen von einer CD (mit ausgesuchten Musikstücken) durch und achtet danach beim Abspielen auf etwaige Gleichlaufschwankungen (also Tonhöhenschwankungen).)
Am ALLERWICHTIGSTEN ist es jedoch in diesem Zusammenhang, beim Abspielen der Neu-Aufnahmen auf "HELL-DUMPF-Schwankungen" des Tones zu achten, weil dies darauf hinweisen würde, daß hier ein GRAVIERENDES Problem in Verbindung mit der Bandführung besteht, wodurch es in der Regel zu einer Beschädigung des Bandmaterials kommt (Das Band wird dann (im Extremfall) seitlich am Rand "geknickt". Dies kann man dann auch optisch feststellen, indem man die entsprechenden Bandstellen der Cassette genau betrachtet. Solche Fehler treten häufig zuerst besonders am Bandanfang zutage (also im Bereich der ersten Minuten auf der Kassette)).

Die unersetzlichen bespielten Kassetten soll man also ERST DANN in ein Tapedeck einlegen, wenn die zuvor (über viele Stunden) verwendeten NOS-Kassetten keinerlei "Auffälligkeiten" gezeigt haben, und das NOS-Bandmaterial auch nach längerer Benutzung OPTISCH vollkommen einwandfrei aussieht.
"Einwandfrei" heißt:
Das NOS-Band darf nach längerer Benutzung keinerlei Beschädigungen am Rand und auch keinerlei längs verlaufende "Kratzer" (oder leichte Knicke) aufweisen. Es muß also (nach wie vor) "wie neu" aussehen.
 
Vielen Dank für diese sehr ausführlichen Hinweise. Ich werde morgen einige neue Aufnahmen machen u.a. Messtöne, um nochmal den Drift zu überprüfen.

Was ich jetzt schon gemacht habe ist, einen Titel mit einer Länge von 3 min mehrmals im Rechner auszunehmen. Die jeweiligen Längen unterscheiden bei den gleichen Laufwerken um 70 bis 150 ms. Die Rückspulung habe ich mit einem anderen Deck gemacht, um den Gleichlauf damit zwischendurch nicht zu beeinflussen.

Ist das viel bei zwei aufeinanderfolgenden Aufnahmen?
 
Consumergeräte haben solche Probleme öfter, besonders mit alten Cassetten.
Bessere Ergebnisse erzielst du mit Studio-Cassettendecks, wie z. B einem (gut eingemessenem) Tascam 112 oder ähnliches.
Spule jedes Band einmal komplett durch und achte bei der Wiedergabe auf das damals verwendete Denoise-System.
 
Consumergeräte haben solche Probleme öfter, besonders mit alten Cassetten.
Bessere Ergebnisse erzielst du mit Studio-Cassettendecks, wie z. B einem Tascam 112 oder ähnliches.
Spule jedes Band einmal komplett durch und achte bei der Wiedergabe auf das damals verwendete Denoise-System.

der Tascam Stuff hat aber gegen Nakamichi, Revox und Studer Tapedecks auch keine Chance, wenn der Kollege HighEnd-Überspielung haben möchte.
 
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