Microwave 1 Filter tunen

Sogyra

Sogyra

Synästhetischer Prosumer (1.8.2015-31.7.2022)
Hallo, ich möchte der Nachwelt einen Beitrag hinterlassen, wie man die Filter im Waldorf Microwave 1 tunen kann...und auch soll(te).

Konkret gehe ich hier auf die Rev. B ein, also jener Version mit den "CEM 3387" Filtern, da diese Version sich auch in meinem Besitz befindet. Die Rev. A hat eine andere Anordnung auf der Platine.

Vorab noch ein kleiner aber wichtiger Hinweis an alle die jetzt anhand dieses Themas auch seine Filter im Microwave kalibrieren wollen: alle Angaben ohne Gewähr, alle Tätigkeiten auf eigene Gefahr und ich übernehme keine Garantie oder ähnliches für einen möglichen Defekt oder ähnliches!

Im Internet findet man eine Seite, wo quasi eine Anleitung zum tunen existiert:
http://faq.waldorfian.info/faq-browse.php?product=mw#68
"Q: How to use the Service Mode on the MW I?"

Dort steht zwar wie man es macht, aber die wahren Details gebe ich aus der Praxis hier bekannt.

Zunächst mal hab ich ein Foto von der Hauptplatine gemacht, wo die 8 Filter platziert sind:

Microwave%20Filter.png


Anhand der Nummerierung kann man somit leichter die richtigen Potis erkennen und ggf einstellen.

Die genaue Vorgehensweise sieht so aus:
Man legt den Synthesizer in Griffweite(am besten gleich am Arbeitsplatz), und löst die 6 Schrauben vom Deckel-aber den Deckel noch drauf lassen!
Dannach verbindet man das Gerät via Stromkabel, und 2 Audiokabel mit einem entsprechendem Audiorechner. Es kann jedoch auch ein externer Tuner eingesetzt werden, aber ich empfehle lieber einen Rechner mit entsprechender Audiosoftware.
Anschließend Rechner hochfahren, Sequenzer starten, und in einem leeren Projekt die beiden Audiokanäle vom Microwave zuweisen. Meine Erfahrung hat gezeigt, das man im Falle vom Cubaseeigenem Plugin "Tuner" besser 2 Monospuren anlegt, da das Plugin immer nur den linken Kanal zum tunen verwendet.
Bei mir sieht das so aus:

MW%20Filter%20Cubase.bmp


Dann widmet man sich dem Microwave zu.
Es gibt grundsätzlich 2 Möglichkeiten die Filter zu tunen: digital und analog. Man möge bitte von beidem Gebrauch machen, am ehesten aber analog, um auf digitaler Ebene noch genug Spielraum zu haben. Die digitale Bandbreite ist nämlich sehr gering im Gegensatz zu den Potis, dafür kann man digital ganz fein einstellen.
Um die Filter tunen zu können, muß man in den soganannten Service Mode switchen. Das geht ganz einfach, in dem man den "Mode" Taster drückt, gedrückt hält, und dann den Microwave am Hauptschalter einschaltet. Wenn dann am Display "Welcome to the MicroWave" erscheint, dann den Taster loslassen, und man gelangt automatisch in den Service Mode. Aber vorsicht: es können alle Sounds gelöscht werden!
Dort gibt es einiges zu testen und auszulesen. Genauere Details bitte aus der verlinkten Page entnehmen. Ich widme mich hier nur dem Thema Filter tunen.
In der letzten Seite des Menüs gelangt man zu den Filtern.
Dort aktiviert/deaktiviert man dann abwechselnd mit der "O.K." Taste einen Filter nach dem anderen.

Ich gebe hier ein Beispiel bekannt, den man auf alle 8 Filter anwenden kann.
Also, wenn Filter 1 aktiv ist, sieht man im optimalstem Fall im Analyzer in Cubase eine Sinuskurve, und im Tuner einen x-beliebigen Wert. Der optimale Wert ist dabei 440 Hz.
Dann dreht man am roten Rad immer nur in eine Richtung, und beobachtet dabei den Analyzer. Wenn bei fortlaufender Drehung die Sinuskurve einen starken Sprung macht, dann wieder etwas zurück drehen, bis man zu der Stelle gelangt wo man mit je einer Drehung links und rechts die beiden Eckpunkte erreicht hat. Das sind nämlich die möglichen digitalen Einstellungsmöglichkeiten zum tunen.
In meinem Beispiel war das: 460Hz und 486Hz. Das kann aber stark variieren, und ist selten auf allen Filtern gleich. Aber das ist auch kein Problem, denn wir wollen jetzt nämlich nur die Mitte ermitteln. Dazu muß man etwas rechnen: 486 - 460 = 26. Also beträgt die vollständige digitale Range 26 Hz. Da wir uns in die Mitte bewegen müßen/sollten, müßen wir 26 halbieren und das ergibt 13. Dann rechnet man 460+13=473(oder 486-13=473), und dreht nun am roten Rad solange bis am Tuner 473 Hz erscheint. Das muß man deswegen machen, weil es im Menü vom Microwave keine Displayanzeige gibt...zumindest nicht bei meinem, und meiner ist ein 94er Bj.
Wenn man dann den Mittelwert eingestellt hat, dann kommt der Deckel ins Spiel. Diesen kurz hochheben, und am entsprechenden Poti mit einem feinen flachen Schraubendreher solange drehen, bis im Tuner der Wert 440 Hz eingestellt ist. Dabei kann es nicht schaden, wenn nach 20 Jahren der Poti mehrmals komplett von einem Anschlag bis zum nächsten gedreht wird. Ich hab bei meinem Beispiel einen Range von 270 Hz bis 740 Hz erkannt. Bitte auch nur mit feinen Bewegungen den Poti drehen, und nicht überdrehen. Wenn der Analyzer 440 Hz anzeigt, ist man am richtigen Punkt.

Im Grunde wars das, und diese Schritte möge man dann auf allen 8 Filtern anwenden.

Aber jetzt gibt es ein paar Details, die mir einen halben Tag gekostet haben. Und zwar: die Filter sind stark temparaturabhängig. Also bitte nicht den Deckel abternehmen, alle Filter tunen, und dann den Deckel wieder drauf setzen. Denn dann wird man erstens komplett andere Werte bekommen, und man befindet sich wieder außerhalb der digitalen Einstellmöglichkeit. Wir haben nämlich nur +/- 13 Hz(manchmal auch nur 12).
UND: nach dem schließen des Deckels wieder ein paar Minuten warten, bis sich die Temparatur im Innenleben wieder "normalisiert" hat. Erst dann den nächsten Filter tunen.
Das ganze ist gewiß etwas zeitaufwändig, aber es lonht sich. Wer sich das nicht zutraut, der möge doch lieber die Finger davon lassen, denn man fummelt im Gerät bei aktivem Stromkreis herum. Ein falscher Griff, und das ganze kann übel-wenn nicht sogar tödlich ausgehen.
Deshalb nochmal die Warnung: VORSICHT!!!

Wenn man seine Filter getunt hat, dann wäre es ratsam, alle nach einer halben Stunde nochmal zu überprüfen, indem man im Menü langsam alle 8 Filter durchstept. Wenn bei allen der Wert 440Hz im Analyzer angezeigt wird, ist man fertig, und kann entweder den Rest des Menüs erkunden, oder den Deckel wieder verschrauben, und somit das Projekt abschließen.
Ich hab natürlich noch das restliche Menü durchforstet...und erst dann den Deckel verschraubt :lol:
Insgesamt hab ich alle 8 Filter mehrmals an den Potis eingestellt, und es ist mir größtenteils auch gelungen, die Filter nur analog an den Potis einzustellen.
Nochmal: die Filter sind stark temparaturabhängig. Das heißt im Klartext: je höher die Temparatur, umso höher auch die Frequenz. Man beachte natürlich auch die Raumtemparatur!

Viel Spaß beim tunen :)

Hier noch einige (wichtige/interessante) Webseiten:

http://faq.waldorfian.info/mw1-inside.html

http://www.waldorf-music.info/en/hardwa ... -downloads

und gaaanz wichtig: http://electro-music.com/forum/phpbb-fi ... ve_847.pdf
 
Hast Du es eigentlich mal geschafft, das Keyboardtracking des Filters auf eine echte Oktave zu bringen? Bei meinem Rev B bekomme ich maximal 12 Halbtöne minus ca. 30 cent.
 
Ich wüßte jetzt auf die schnelle nicht, wie man das Keyboardtracking ändern könnte. Ich denke, das ist fix so vorgegeben-zumindest auf digitaler Ebene. Analog (also mit den Potis) ist da deutlich mehr möglich. Ich hab testweise eine Range von 270-740Hz ausmachen können...falls du das meinst
 
Sogyra schrieb:
Ich hab testweise eine Range von 270-740Hz ausmachen können...falls du das meinst
Oktave-Reinheit misst man nicht wirklich in Herz, sondern in Cent oder Halbtönen und Cent.

Beispiel:
Du spielst ein A3 und die Cutoff ist so eingestellt, dass das Filter bei voller Resonanz auf 440Hz schwingt, dann sollte das Filter bei einem A4 auf 880Hz schwingen und bei einem A5 auf 1760 Hz. Jede Oktave auf der Klaviatur sollte einer Verdoppelung der Frequenz entsprechen. Man kann also das Filter als spielbaren Sinusgenerator verwenden.

Tatsächlich entspricht der Sprung A3 -> A4 beim Microwave 1 Rev B aber nur 440Hz -> 873Hz. In letzter Konsequenz bedeutet das, dass hohe Töne nie so strahlend sein werden wie tiefe Töne. Beim Rev A war das noch nicht so.

ich vermute man müsste den 33k2 Widerstand in der Leitung von FRQ/Vn gegen einen 27k Widerstand und einen 10k Wendeltrimmer tauschen, den Wendeltrimmer auf Mitte stellen, dann die Software den Abgleich machen lassen, und dann das Oktave-Tracking mit dem Trimmer korrgieren.
 
Sogyra schrieb:
ich vermute man müsste den 33k2 Widerstand in der Leitung von FRQ/Vn gegen einen 27k Widerstand und einen 10k Wendeltrimmer tauschen, den Wendeltrimmer auf Mitte stellen, dann die Software den Abgleich machen lassen, und dann das Oktave-Tracking mit dem Trimmer korrgieren.
Möglich. Allerdings geht mir das als "normalsterblicher" Anwender doch eine Spur zu weit. Da kann ich ja gleich eigene Synthesizer bauen.

Ich nehm es so hin wie es ist. In meinem Fall war das analoge Tunen zwingend notwendig, weil ich eben auf digitaler Seite schon weit über den Einstellmöglichkeiten lag. Da ich im Netz keine deutschsprachige Anleitung dazu fand, hab ich mir eben die Mühe gemacht um selber einen Beitrag dazu zu verfassen. Kann ja gut sein, das er auch anderen Usern hilft. Mikrowellen sind ja recht zahlreich verkauft worden, und auch im Einsatz.

Was mir noch aufgefallen ist: beim Stimmentest soll angeblich eine Sinus mit 123,5 Hz ausgegebn werden...mein Exemplar pfeift jedoch an allen Ausgängen mit 131 Hz.
 
Sogyra schrieb:
Was mir noch aufgefallen ist: beim Stimmentest soll angeblich eine Sinus mit 123,5 Hz ausgegebn werden...mein Exemplar pfeift jedoch an allen Ausgängen mit 131 Hz.
Mit was hast Du denn die Frequenz gemessen?
 

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