Fakten Mutable Instruments: eine kurze Nachlese

Bitte ausschließlich klare belegte Fakten zum Thema, kein Blabla, keine Witze, Meinungen, sondern Daten und Fakten.
SonicSound

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Nach einem Interview von Émilie Gillet bei CLOCKFACE MODULAR am 20. Mai 2017
CM: "Wie wird die Eurorack-Welt in zehn Jahren aussehen? Glaubst du, es wird ein interessanteres Tool/Framework als Eurorack geben?"

Émilie Gillet (MI): "Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Hälfte der Leute schon zu etwas anderem gewechselt sein wird, aber sie werden durch neue Leute ersetzt: Alte Leute, die nostalgisch werden, junge Leute, die etwas Retro wollen usw. Wie sah die Synthesizer-Welt 2007 aus? Viele Plug-ins und Desktop-VAs, wenig Analog, und Modularität war privat. Es gibt keinen Grund, warum sich 2027 weniger von 2017 unterscheiden sollte als 2017 von 2007."
Eigentlich etwas erschreckend ihre Geschichte, nur 2022 hat sie trotz ihrer Einschätzungen damals, bereits fünf Jahre später, ziemlich plötzlich das Handtuch geworfen. Wieso eigentlich? Ohne nach 15 Jahren Entwicklung für eine geeignete Nachfolge für ihr geistiges Eigentum zu sorgen? Open Source und Open Hardware sind schließlich nicht alles, Materialbeschaffung und Subunternehmen als Geschäftspartner gehören dabei auch noch dazu. Es macht jedenfalls nachdenklich, wenngleich inzwischen andere Hersteller versuchen die hinterlassene Lücke zu füllen.
 
Es gibt ja als öffentlichen Grund für das Ende von MI hauptsächlich nur, daß Emillie nach all der Zeit etwas komplett anderes machen möchte.

Ich kann das zwar nicht mit Fakten belegen, allerdings konnte man am Ton ihrer Posts in diversen Foren schon eine immer weiter zunehmende Frustration mitschwingen hören. Einzelne Brocken an Info konnte man sich aus vielen Posts herausfischen, wobei sie auch nie ausufernd darüber sprach oder zu sehr von sich aus in Details ging. Zwei Sachen schienen ihr aber besonders ans Herz zu gehen.

1. Sie wollte immer nur sehr hohe Qualität liefern. Andauernde und auch immer weiter zunehmende Probleme der Qualität bei Bauteilen und Produktion machten ihr scheinbar zu schaffen. Ich kann mich da einen Thread erinneren, wo es um die Fertigungsqualität der Frontplatten ging bis es endlich ihren eigenen Ansprüchen genügte.

2. Das Design und die Haptik ihrer Module waren ihr immer sehr wichtig und verteidigte Optik und Funktionsumfang vehement. Die zunehmende Verkleinerung der MI-Clones und der damit einhergehende teilweise komplette Verlust des Feels der originalen Module waren ihr immer ein Dorn im Auge. Das wollte sie so definitiv nicht, weil da viel Überlegung drinsteckt und viel vom eigentlichen Kern der Module ausmacht. Ich kann das von meiner Seite aus nur bestätigen, daß da eine starke Linie dahintersteckt und das Design eben genau so unheimlich viel Sinn ergibt. Sonst hätte ich mir im Lauf der Zeit nicht ca. 60 MI-Module zugelegt.
 
Ich finde die MI Module auch genial, habe dennoch kein einziges im Original gekauft. Warum? Ich habe ausschließlich schwarze Module. Selbst die Bitbox Micro habe ich neu gekauft, als sie endlich in Schwarz erhältlich war und sie silberne verkauft. Ist halt so, mich stört das, wenn alles bunt zusammengestellt ist. Zudem sind manche Clones sogar besser bedienbar, z.B direkter Zugriff auf Hall beim Clouds…
Ich kann aber aus eigener Erfahrung sehr gut nachvollziehen, wie frustrierend der Entwicklungsprozess bis zum fertigen Produkt sein kann und wundere mich nicht, wenn man als Einzelkämpferin bei der Menge an Produkten irgendwann keine Lust mehr hat. Die bürokratischen Hürden sind auch nicht grad weniger geworden. Daher mein größter Respekt und Dank für ihr Werk und gleichzeitig vollstes Verständnis für ihre Entscheidung.
 
2. Das Design und die Haptik ihrer Module waren ihr immer sehr wichtig und verteidigte Optik und Funktionsumfang vehement. Die zunehmende Verkleinerung der MI-Clones und der damit einhergehende teilweise komplette Verlust des Feels der originalen Module waren ihr immer ein Dorn im Auge. Das wollte sie so definitiv nicht, weil da viel Überlegung drinsteckt und viel vom eigentlichen Kern der Module ausmacht. Ich kann das von meiner Seite aus nur bestätigen, daß da eine starke Linie dahintersteckt und das Design eben genau so unheimlich viel Sinn ergibt. Sonst hätte ich mir im Lauf der Zeit nicht ca. 60 MI-Module zugelegt.
Ironischerweise bin ich der Meinung, dass Émilie das excellent gelungen ist. Ich finde bis heute die Haptik, aber auch den Sound, sowie die Funktionen der MI-Module außergewöhnlich gut und fand auch die Preise immer sehr fair. Die Potis und Potiknöpfe fühlen sich top an, nichts wackelt und das Design, die Farbgestaltung gefiel mir auch auf Anhieb - eigen aber trotzdem verständlich (im Gegensatz z.B. zu Make Noise). Schade, dass man nur noch auf dem Gebrauchtmarkt, zu teilweise übertriebenen Preisen, Originale findet. Klone mochte ich nie und so ganz verstehe ich nicht, warum sie das eigentlich zugelassen hat.
Dummerweise habe ich mich auch von einigen MI-Sachen auch mal getrennt, aber in meinem kleinen Rack sind die immer noch in der größten Anzahl vertreten.
 
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Das originale Clouds ist auch das einzige Modul, das ich bedientechnisch echt unpraktisch finde, allein die vierfache Belegung des Blendreglers und fehlende Modulationseingänge. Die optimale Version des Clouds ist für mich das Grayscale Supercell, ohne Doppelbelegungen, vielen Modinputs (Granularparameter müssen bewegt werden!) und der interne vorgepachte Noise-LFO.

Tatsächlich habe ich mich beim org. Clouds immer wieder dabei erwischt, die immer wieder gleichen Wölkchen- und Shimmersounds zu machen, so mangels Zugriff und Übersichtlichkeit. Das wird dem Kern des Moduls aber nicht gerecht, da geht noch so einiges mehr, wenn man es erkundet.

Und MI Module waren auch mit mein Einstieg in Eurorack. 2014 entdeckt und 2015 die ersten Module zugelegt. Tides hat es mir damals sofort angetan. Zuerst eins, dann gleich noch eins und ein Warps dazu. Kurz darauf gleich nochmal zwei Tides und eins davon als Wavetable-LFO mit der Sheep Firmware.

Und auch nach bis zu 10 Jahren im Einsatz wackelt und kratzt nichts und die Rogan knobs kleben nicht.
 
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Es gibt ja als öffentlichen Grund für das Ende von MI hauptsächlich nur, daß Émilie nach all der Zeit etwas komplett anderes machen möchte.
So etwas kann man nach dieser Zeit nie ganz ausschließen, aber auch dafür könnte es einen Auslöser im privaten Umfeld gegeben haben.
Ich kann das zwar nicht mit Fakten belegen, allerdings konnte man am Ton ihrer Posts in diversen Foren schon eine immer weiter zunehmende Frustration mitschwingen hören. Einzelne Brocken an Info konnte man sich aus vielen Posts herausfischen, wobei sie auch nie ausufernd darüber sprach oder zu sehr von sich aus in Details ging. Zwei Sachen schienen ihr aber besonders ans Herz zu gehen.

1. Sie wollte immer nur sehr hohe Qualität liefern. Andauernde und auch immer weiter zunehmende Probleme der Qualität bei Bauteilen und Produktion machten ihr scheinbar zu schaffen. Ich kann mich da einen Thread erinnern, wo es um die Fertigungsqualität der Frontplatten ging bis es endlich ihren eigenen Ansprüchen genügte.
Eigentlich ist es heute leider normal, wenn sich in der Anfangsphase eines Projekts vom Prototyp bis zur Serienreife derartige Probleme ergeben. Kann ein Anbieter nicht die benötigte Qualität liefern, dann wechselt man eben zu einem anderen. Ich denke im 21. Jahrhundert sollte der Bau diverser elektronischer Geräte nicht an solchen Schwierigkeiten scheitern. Von der Platine bis zu den Bauelementen bzw. Komponenten ist so gut wie alles in jeder erdenklichen Qualität verfügbar.
2. Das Design und die Haptik ihrer Module waren ihr immer sehr wichtig und verteidigte Optik und Funktionsumfang vehement. Die zunehmende Verkleinerung der MI-Clones und der damit einhergehende teilweise komplette Verlust des Feels der originalen Module waren ihr immer ein Dorn im Auge. Das wollte sie so definitiv nicht, weil da viel Überlegung drinsteckt und viel vom eigentlichen Kern der Module ausmacht. Ich kann das von meiner Seite aus nur bestätigen, daß da eine starke Linie dahintersteckt und das Design eben genau so unheimlich viel Sinn ergibt. Sonst hätte ich mir im Lauf der Zeit nicht ca. 60 MI-Module zugelegt.
Es liegt durchaus auf der Hand, daß ihr die Haptik so wie auch die optische Erscheinung wichtig waren. Was mir persönlich viel wahrscheinlicher erscheint ist, daß der gesamte Aufwand am Ende für sie in zu krassem Gegensatz zum Profit stand, da sie völlig allein praktisch alles selbst zu erledigen hatte. Aber selbst das wäre zu vermeiden gewesen wenn sie sich rechtzeitig um Verstärkung bemüht hätte. Es gibt nicht viele Frauen die sich im Bereich der Elektroakustik international einen Namen gemacht haben, daher ist es unendlich schade, daß sie ihren Betrieb geschlossen hat.
 
Klone mochte ich nie und so ganz verstehe ich nicht, warum sie das eigentlich zugelassen hat.
Die ursprüngliche Idee war sicher wenigstens bei der Software "freie" Unterstützung zu finden, da deren Entwicklung recht zeitintensiv sein kann. Die Hardware hingegen wäre schutzfähig gewesen, sie öffentlich zu machen halte ich auch für einen fatalen Fehler.
 
Von der Platine bis zu den Bauelementen bzw. Komponenten ist so gut wie alles in jeder erdenklichen Qualität verfügbar.
Das hat aber nichts damit zu tun, wenn der Platinenfertiger dann daraus immer mehr Nacharbeit produziert oder die Frontplatten unscharf oder mit unterschiedlichen unerwünschten Farbstichen ankommen.

Es gab ja auch mal Clones mit exakt kopierten anodized frontpanels, vermutlich aus günstiger Produktion. Die sehen absolut schrecklich aus.
 
Die ursprüngliche Idee war sicher wenigstens bei der Software "freie" Unterstützung zu finden, da deren Entwicklung recht zeitintensiv sein kann. Die Hardware hingegen wäre schutzfähig gewesen, sie öffentlich zu machen halte ich auch für einen fatalen Fehler.
Der Firmware-Code ist, glaub ich, immer erst einige Jahre nach Release des Moduls in ein Open Source Modell übergegangen und war dann auch erst öffentlich verfügbar.

Spekulation, aber: Ihre Motivation war sicherlich, den zum Glück noch existierenden Open Source-Gedanken zu verfolgen, der Entwicklungs-Community etwas zurückzugeben und Modular einer noch breiteren Menge zugänglich zu machen. Da hat sie meiner Meinung nach ordentlich Charakter bewiesen. Sieht man bis heute nicht so oft in der Szene.
 
Das hat aber nichts damit zu tun, wenn der Platinenfertiger dann daraus immer mehr Nacharbeit produziert oder die Frontplatten unscharf oder mit unterschiedlichen unerwünschten Farbstichen ankommen.
Das spielt keine große Rolle, wenn die Fertigungsqualität nicht paßt gehen die mangelhaften Teile zurück an den Hersteller. Reklamationen dieser Art werden in der Regel vertraglich festgelegt.
 
Ihre Motivation war sicherlich, den zum Glück noch existierenden Open Source-Gedanken zu verfolgen, der Entwicklungs-Community etwas zurückzugeben und Modular einer noch breiteren Menge zugänglich zu machen.
Also ihren Kommentaren nach bei CLOCKFACE MODULAR war sie mit dem was an "Modifikationen" ihrer Software zurückkam nicht sehr glücklich, was hätte sie da überhaupt zurückgeben können? Das ist auch wieder so ein eingebürgerter Mythos, daß Open Source alle beteiligten profitieren läßt, aber die Realität sieht mitunter anders aus!
 
Anmerkung: Beads hatte ich auch lange Zeit, bin aber nie richtig damit warm geworden, trotz aller Bemühungen und Patchexperimente. Habs dann verkauft an jemanden, der es auch wirklich unbedingt wollte bevor es bei mir nur rumoxidiert.
 
war sie mit dem was an "Modifikationen" ihrer Software zurückkam nicht sehr glücklich
Es wurden halt oft Funktionen implementiert, die ihr zwar in den Foren auch angetragen wurden, sie aber absolut nicht umsetzen wollte, weil es die Module in ihrer Gesamtheit nicht voranbringt. Sehe ich zum allergößten Teil auch so. Was nutzt mir eine Firmware mit doppeltem Funktionsumfang, wenn ich es nur mit Spickzettel bedienen kann? Oder eine Firmware, die im Prinzip ein vollkommen neues Modul daraus macht und es stimmt keine einzige Beschriftung der Bedienelemente mehr.

Aus Neugier habe ich natürlich viele alternative Firmwareversionen ausprobiert. Das einzige was geblieben ist, ist die Sheep auf dem alten Tides und auf meinen Warps habe ich die Parasites drauf.
 
Also ihren Kommentaren nach bei CLOCKFACE MODULAR war sie mit dem was an "Modifikationen" ihrer Software zurückkam nicht sehr glücklich, was hätte sie da überhaupt zurückgeben können? Das ist auch wieder so ein eingebürgerter Mythos, daß Open Source alle beteiligten profitieren läßt, aber die Realität sieht mitunter anders aus!
Das ändert doch nichts an der Intention und dass sowas ein faires Modell sein kann und vielen Leuten Zugang zur Technologie gibt.
Dass nicht alle Clone schön geworden sind und auch Hersteller dabei sind, die nur abkassieren wollen, is auch klar.
 


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