NOV 2014, ARTE TV, Kraftwerk, Sa 22:45

Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

Ganz nett. Neben den üblichen Lobhudeleien gab es endlich mal Material von Wien 1981 in brauchbarer Qualität -- wenn auch nur in Auszügen -- zu sehen. Damals gab es einen gut 25-minütigen Bericht im österreichischen Fernsehen, der auch beim ZDF gezeigt wurde. Vor allem die Schlußnummer "It's more fun to compute" war sehr interessant.

Auf der 1981er Tour hätte ich Kraftwerk gerne gesehen.

Stephen
 
Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

Finde übrigens deren Performance da auch rein optisch interessanter als heute. 3D ist schon nett, aber das einbeziehen und interagieren mit diesem Humor ist nicht schlecht anzusehen.

Ich fand es bis zu der ganz allgemeinen Lobhudelei auch spannender.
Ich mag was sie tun, auch heute - aber ich finde mit dem einfachen Satz sie haben alles verändert und ein bisschen "die haben das auch gesagt" wäre man in 2-3 Minuten durch, dann weiter…

Das wäre gut. Den Rest wird der Zuschauer von selbst ergründen können ohne es "gesagt bekommen zu müssen".
Und Coldplay - weiss nicht ob die jetzt überhaupt noch eine Bedeutung haben *G*

Aber - wie dem auch sei.
Neues Album machen und gut is'.
 
Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

Warum sollte man die Marke "Der Katalog 12345678" durch ein neues Album Nr. 9 aus dem 4/4-Takt bringen? Läuft doch hervorragend.
Neue Nationalgalerie Berlin: 1700 Besucher pro Konzert, 8 Konzerte, Eintrittspreis 72,94 Euro: 1700 x 8 x 72,94 = 991.984 Euro. Glückwunsch.
Aber vielleicht bringen sie als 9. Album ja elektronische Versionen vom Wiener Walzer raus.
 
Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

Die Fan-Gemeinde hätte gerne eine Live-DVD Box im 3D Blue Ray Format. Konzertbesucher hatten ja festgestellt, dass bei diversen Konzerten entsprechende Kameras zu sehen waren.
 
Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

Herr Goetz zählt eindeutig nicht (mehr) zur Zielgruppe.
 
Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

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Amazon:

Rainald Goetz, der inzwischen nicht mehr ganz so junge Stirnschlitzer von Klagenfurt, ist mit einem Buch angetreten, das den Techno-Sound, die Dj-Kultur, das Leben am Rauschtropf im Titel trägt. Es geht um "Exzeß. Saufen, Sex, Gewalt und natürlich um alle Arten von Drogen und Drogenkaputtheit. Das absolut aller Kaputteste freilich, die "Totalverblödung" schlechthin, läßt uns der Erzähler wissen, das ist die "generelle Abstinenz" und alle anderen Formen von risikolosem Langweilertum.

Also Insider. Insider feiern mit Insidern, an der Tür zum Club "heute wieder großes Redakteure-, Werber-, Fotografen und Studenten-Bashing!". Draußen bleiben müssen, obwohl sie überall mit ihren Kameras und Mikrofonen dazwischenstolpern, die ignoranten Pressemenschen, die übers "Abfeiern, Aufreißen, Ausrasten" ein Filmchen drehen, einen "Textcheftext" schreiben wollen.

Was macht also der Rainald, wenn er nicht gerade snifft oder kifft oder tanzt? Er notiert die "gleichzeitig mitlaufendenden Reflexionen" zu einer "Theorie der Kritik". Er schimpft auf die intellektuelle Anmaßung, das Techno-Phänomen der 90er zu erklären. Das Grundproblem sei doch, "daß man sich für manche Phänomene der populären Kultur einfach nur aufgrund der eigenen Klassenzugehörigkeit, als zunächstmal NICHT zuständig zu qualifizieren hat, und damit eigentlich auch als UNFÄHIG, sie zu erkennen, zu verstehen, und zu bewerten".

Kritiker haben es also denkbar einfach (und die meisten haben in diese Kerbe gehauen!), das Buch als arrogante Predigt zu lesen. Ja und Nein. Über das ganze elitäre Getue hinweg faszinieren die präzisen Situationen, die Goetz mit seinem Erzählstakkato schafft: ansetzen, absetzen, nächste Rille. Das ist ein Buch, das lieber Musik wäre, von einem Autoren mit einer "Art Ahnung von Sound in mir, ein Körpergefühl, das die Schrift treffen müßte". Und dann gibt es da noch sieben thrillermäßig spannende Seiten, eine Situationsbeschreibung der Arbeit des DJ vor Publikum, eine Mikrotheorie dieser "Augenblicklichkeitskunst", die jeden Moment von übelschmeckender Attitüde in diesem Buch vergoldet.
 
Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

Christl Mess schrieb:
[...] Aber vielleicht bringen sie als 9. Album ja elektronische Versionen vom Wiener Walzer raus.

"Wenn Du willst, programmiere ich Dir den Minutenwalzer auf 59 Sekunden." (Ralf Hütter, in: Keyboards 5/1987)

Moogulator schrieb:
[...] Und Coldplay - weiss nicht ob die jetzt überhaupt noch eine Bedeutung haben *G* [...]

*Die* hätte ich nun nicht gebraucht, außer als Kontrastprogramm und Erklärung, warum ich mit volksdümmlicher Pop- und Rockmusik nach wie vor nichts anfangen kann -- und warum ich "Computerliebe" noch immer für einen ekeligen Song halte, egal, ob von Kraftwerk oder von Kaltspiel.

Stephen
 
Re: Kraftwerk auf ARTE Sa 22:45

Aus diesem Grunde sollte es mir eigentlich gefallen, aber ich überspringe es trotzdem immer, wenn ich "Computerwelt" höre.

"Mini Calculateur" ist besser.

Stephen
 
Apropos Medien: Im neuen "Spiegel" kommt Ralf teilweise ziemlich schlecht weg. "Kraftwerk" wird z. B. mal wieder - wenn auch subtil - in die rechte Ecke geschoben. Das zeigt auch wieder mal oder legt auch hier die Vermutung nahe, dass ein offensichtlich beleidigter Redakteur, der kein Interview bekommen hat, sich gerne im Beitrag revanchiert. Vielleicht versteht er das Konzept auch nicht. Die Gruppe betont zwar ihre deutsche Identität, aber ist nicht "zu national". Da gäbe es andere "Acts" aus Schland, bei denen man mal genauer hinschauen sollte. Es wird hier wieder klar: Nicht jeder Bericht in der "besseren" Presse ist wirklich gelungen. Manchmal ist eben auch Buchstabensuppe dabei.
 
Wie sehr Medien Dinge aus dem Zusammenhang reißen und Tatsachen verzerren, wird in o. g. Fernsehbericht deutlich: Da wird geschwafelt über die strenge grafische Qualität des Autobahn-Covers und wie reduziert es doch war in seiner Formensprache und blahblah. Das Blöde ist nur, daß das besagte Cover, das oben herangezogen wird, in den 1970ern nur bei den britischen Pressungen zu sehen war (und anderen Pressungen aus dem Commonwealth). Die deutsche Pressung (wie auch z. B. die amerikanische) zeigte das Autobahn-Gemälde von Emil Schult, wobei bei späteren Pressungen das am unteren Bildrand angedeutete Armaturenbrett (nebst Vignette von Emil Schult) entfernt wurde. Das "Autobahn"-Verkehrsschild klebt nur bei frühen Pressungen in Spielkartengröße auf dem Sleeve.

Deutsche Originalpressung:

R-15159-1221166987.jpeg.jpg


Britische Originalpressung:

R-63961-1294758309.jpeg.jpg



Das reine Autobahn-Logo gab es in Deutschland erst mit der im Nachklapp zur Autobahn-LP veröffentlichten 2LP-Compilation "Doppelalbum" und dann, viel später, mit Veröffentlichung der Katalog-Werkschau bzw. den einzelnen Alben daraus.

R-5814570-1403433103-4125.jpeg.jpg


Man sollte dem, was Medien verzapfen, ohnehin nicht allzuviel Bedeutung beimessen -- in der Regel texten Leute, die nicht schreiben können, über Dinge, von denen sie keine Ahnung haben, für Leute, die nicht lesen bzw. denken können.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Wie sehr Medien Dinge aus dem Zusammenhang reißen und Tatsachen verzerren, wird in o. g. Fernsehbericht deutlich: Da wird geschwafelt über die strenge grafische Qualität des Autobahn-Covers und wie reduziert es doch war in seiner Formensprache und blahblah. Das Blöde ist nur, daß das besagte Cover, das oben herangezogen wird, in den 1970ern nur bei den britischen Pressungen zu sehen war (und anderen Pressungen aus dem Commonwealth)...
Aber wenn ich mich recht erinnere, dann ist es in dem Beitrag doch Peter Saville, der über das Autobahn-Cover "schwafelt", also über seine ganz persönliche Erfahrung damit berichtet. Und da er aus Manchester kommt, hatte er eben genau so eine britische Pressung.

Kann man auch hier nachlesen:
http://www.core77.com/blog/graphic_design/peter_saville_on_how_autobahn_changed_his_life_19966.asp
Peter Saville related that the album art for Kraftwerk's 1974 LP Autobahn was the singular inspiration for his decision to pursue graphic design—a sound decision, considering that his artwork for the likes of Joy Division and New Order has perhaps eclipsed that of their krautrock predecessor. In fact, Autobahn was the first record that he bought with his own money—until that point in his teenage years, he simply borrowed tunes from his older brothers.

The überminimal design gave Saville his first taste of semiotics as an underlying issue in visual communication.

Falls jemand Peter Saville nicht kennen sollte:
http://en.wikipedia.org/wiki/Peter_Saville_(graphic_designer)
 
ppg360 schrieb:
Wie sehr Medien Dinge aus dem Zusammenhang reißen und Tatsachen verzerren, wird in o. g. Fernsehbericht deutlich: Da wird geschwafelt über die strenge grafische Qualität des Autobahn-Covers und wie reduziert es doch war in seiner Formensprache und blahblah. Das Blöde ist nur, daß das besagte Cover, das oben herangezogen wird, in den 1970ern nur bei den britischen Pressungen zu sehen war (und anderen Pressungen aus dem Commonwealth). Die deutsche Pressung (wie auch z. B. die amerikanische) zeigte das Autobahn-Gemälde von Emil Schult, wobei bei späteren Pressungen das am unteren Bildrand angedeutete Armaturenbrett (nebst Vignette von Emil Schult) entfernt wurde. Das "Autobahn"-Verkehrsschild klebt nur bei frühen Pressungen in Spielkartengröße auf dem Sleeve.

Deutsche Originalpressung:

[ http://cdn.discogs.com/ALta-8MoDp7v31xl-d62GKfliBY=/fit-in/300x300/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb()/discogs-images/R-15159-1221166987.jpeg.jpg (•BILDLINK) ]

Britische Originalpressung:

[ http://cdn.discogs.com/PbX4jzHBiF8jy0xbk4UJ09-6qRg=/fit-in/300x300/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb()/discogs-images/R-63961-1294758309.jpeg.jpg (•BILDLINK) ]


Das reine Autobahn-Logo gab es in Deutschland erst mit der im Nachklapp zur Autobahn-LP veröffentlichten 2LP-Compilation "Doppelalbum" und dann, viel später, mit Veröffentlichung der Katalog-Werkschau bzw. den einzelnen Alben daraus.

[ http://cdn.discogs.com/crdd6MX2HUHtDtl9vczZ4POOkcs=/fit-in/300x300/filters:strip_icc():format(jpeg):mode_rgb()/discogs-images/R-5814570-1403433103-4125.jpeg.jpg (•BILDLINK) ]

Man sollte dem, was Medien verzapfen, ohnehin nicht allzuviel Bedeutung beimessen -- in der Regel texten Leute, die nicht schreiben können, über Dinge, von denen sie keine Ahnung haben, für Leute, die nicht lesen bzw. denken können.

Stephen

Genau wie der Verkehrskegel von "Kraftwerk" und "Kraftwerk 2" stellen das Verkehrszeichen zu "Autobahn", sowie das Symbol für Kernenergie ("Radio-Aktivität") und weitere Motive eine Schlichtheit dar, die quasi eine Form von "Pop-Art" ist. "Die Banane" und die Konservenbüchsen von Andy Warhol drückten in ihrer Schlichtheit ebenfalls eine Kunst der Simplizität aus. Mit nur einem, aber dafür deutlichen Motiv, kommt man manchmal besser auf den Punkt und wirkt eindrucksvoller. Warum soll man die "Autobahn" im großen Stile erklären, wenn man sie mit einem Zeichen darstellen kann?
 
tandem schrieb:
ppg360 schrieb:
Wie sehr Medien Dinge aus dem Zusammenhang reißen und Tatsachen verzerren, wird in o. g. Fernsehbericht deutlich: Da wird geschwafelt über die strenge grafische Qualität des Autobahn-Covers und wie reduziert es doch war in seiner Formensprache und blahblah. Das Blöde ist nur, daß das besagte Cover, das oben herangezogen wird, in den 1970ern nur bei den britischen Pressungen zu sehen war (und anderen Pressungen aus dem Commonwealth)...
Aber wenn ich mich recht erinnere, dann ist es in dem Beitrag doch Peter Saville, der über das Autobahn-Cover "schwafelt", also über seine ganz persönliche Erfahrung damit berichtet. Und da er aus Manchester kommt, hatte er eben genau so eine britische Pressung.

Kann man auch hier nachlesen:
http://www.core77.com/blog/graphic_design/peter_saville_on_how_autobahn_changed_his_life_19966.asp
Peter Saville related that the album art for Kraftwerk's 1974 LP Autobahn was the singular inspiration for his decision to pursue graphic design—a sound decision, considering that his artwork for the likes of Joy Division and New Order has perhaps eclipsed that of their krautrock predecessor. In fact, Autobahn was the first record that he bought with his own money—until that point in his teenage years, he simply borrowed tunes from his older brothers.

The überminimal design gave Saville his first taste of semiotics as an underlying issue in visual communication.

Falls jemand Peter Saville nicht kennen sollte:
http://en.wikipedia.org/wiki/Peter_Saville_(graphic_designer)

Ja, "Factory-Records" mit "Joy Division", "Happy Mondays" und "New Order" waren bekanntlich auch musikalisch und teilweise optisch Impulsempfänger von "Kraftwerk". Ian Curtis von "Joy Division" hat eines Tages mal eine Platte der Düsseldorfer bei seiner Band vorgestellt und begeistert gesagt, dass sie sich das unbedingt mal anhören müssen.
 


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