Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterlegen?

Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

sadnoiss schrieb:
Dieser schöne Satz ziert jetzt meine SIgnatur. :D
Du machst mich verlegen.

Hast Du nicht sogar Oskar Sala kennengelernt? Meine das bei unserem gemeinsamen Besuch im Studio für Elektronische Musik so aufgeschnappt zu haben. Magst Du uns vielleicht ein bißchen mehr (auch untechnisches) über Mensch und Maschine erzählen?
Ich habe 1997 ein Telefoninterview mit ihm geführt, mal schauen, ob ich das irgendwo finde. Kann aber etwas dauern.
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Ich konnte Sala an der Klangart 1991 erleben, es gab ein Konzert und auch einen Workshop. Er hat eine Frage zum Thema Trautonium vs. Synthesizer recht arrogant beantwortet und auch gejammert, dass es ja keinen gäbe, der heute noch Trautonium lernen wolle. Ist aber auch nicht so einfach, ein solches Instrument einfach mal so im Laden zu kaufen.

Neben der freien Griffweise auf dem Bandmanual (wobei man das nicht so überbewerten sollte, das bekommt ja auch jeder Geiger, Bratscher, etc hin) gibt es noch diese Hilfszungen, damit man die Töne auch trifft.

Technisch ist sicher noch die Geschichte mit dem Quecksilber-Sensor relevant, der den Tonansatz steuert, ähnlich wie der Taster beim Ondes Martenot, sowie die beiden Pedale, die nicht nur eine"Gasgeben" Funktion haben, sonder auch noch links-rechts Taster hatten.

Dazu noch wie bereits weiter oben erwähnt Frequenzschifter, Delay und Reverb.

Wenn man es kann, klingt aber auch ein Mundharmonika-Sound aus dem DX-7 mit Blaswandler recht ausdrucksstark :mrgreen:
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Rookie2 schrieb:
@Dirk
für jemanden der so oft Stockhausen zitiert und auf dessen Arbeiten verweist,
finde ich die Frage nach einer Trautonium-Komposition die "flott ins Ohr geht" amüsant...
Das Instrument kann ja nichts dafür, wenn der User damit Stockhausen oder Andé Rieu macht, um einmal die beiden Pole einer musikalischen Anwendung zu beschreiben. Mich interessiert eben, was es da gibt. Wer mag da antworten?
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Sala hat sehr viele Bänder hinterlassen. Das meiste davon ist nie veröffentlicht wurden und wird momentan katalogisiert.
Ein paar LPs sind zu seinen Lebzeiten erschienen, die aber schon sehr lange vergriffen und heute nicht einfach zu bekommen sind. Ich habe die meisten dieser LPs, viele waren es ja nicht.
Ein Teil davon wurde auf CD wiederveröffentlicht.
Was soll man zu der Musik sagen. Nun, es ist größtenteils eine Art elektronische Improvisationsmusik, harmonisch in erweitert tonaler und frei atonaler Musik der Vorkriegszeit verwurzelt, Hindemith usw.
Ob man das hörenswert findet, hängt von den Maßstäben ab, die man ansetzen will. Natürlich hat das Ganze kompositorisch bei weitem nicht das Niveau von Stockhausen, Boulez usw. Aber interessanter als die meiste Popmusik usw. ist es schon.
Und das Trautonium klingt halt auch sehr speziell.

P.S. Bei der KlangArt 1991 war ich auch. Allerdings im Stockhausen-Konzert, Sala habe ich verpasst.
Ich saß - wie üblich, wenn es möglich war - ziemlich in der Nähe von Stockhausens Mischpult in der Saalmitte.
Als einer der KlangArt-Organisatoren seinen kurzen Einführungsvortrag für das Konzert hielt und dabei auch Sala mehrmals als "bedeutenden Pionier der Elektronischen Musik" erwähnte und wie froh man doch über seine Anwesenheit sei, sah man Stockhausen förmlich an, wie genervt er von dieser Ansprache war. :)
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Rookie2 schrieb:
@Serge
Danke für die ausführliche Erklärung der Untertonreihe.
Dein Klangbeispiel finde ich auch sehr gut.
Es gibt nicht zufällig irgendwo ein G2-Patch ? :agent:

@Dirk
für jemanden der so oft Stockhausen zitiert und auf dessen Arbeiten verweist,
finde ich die Frage nach einer Trautonium-Komposition die "flott ins Ohr geht" amüsant...

@Cyborg
ein analytisches Gehör habe ich bestimmt nicht, eher ein Anna-Lüsisches ;-)
Ich muss mich auch ein wenig korrigieren.
Was ich mit echtem Instrumen meinte, war eigentlich nur die Artikulation, die mich beeindruckt hat.

Achso, jetzt weiß ich, was Du meinst. Im Laden hatten wir mal eine gebrauchte Schweineorgel von einem guten Kunden zu stehen. Viele haben auf dem Casio-Teil rumgeklimpert und die verschiedenen Preset-Sounds durchprobiert (das übliche: Violine, Orgel, Piano, Gitarre, Sax usw). Klang alles ziemlich ähnlich und langweilig. Eines Tages war ein älterer Herr in den Laden gekommen und suchte eine Gitarre für seinen Enkel. Zwischendurch klimperte auch er auf dem Casio und.... ein Wunder: Der Plastik-Sound Gitarre hörte sich plötzlich echt nach Gitarre an und nicht nur nach Orgelgitarresaxophonpiano ;-) Er ging mit dem Klang ganz virtuos um, klare Sache: Auch elektronische Instrumente leben klanglich auf wenn man damit umzugehen weiß ;-)



Ich werde den Doepfer-Ribbon mal weiter verfolgen.

Was das Über/-Unterlegen angeht, provokative Treadtitel bekommen einfach das meiste Feedback... :floet:

Das hängt vom jeweiligen Benutzer ab. Es gibt Menschen, die sich ein Leben lang mit einem Instrument beschäftigen und solche, die ständig das neueste anschaffen und das "alte" weggeben.

Wie wahr!

Die Gebäude der ehemaligen Mars-Film in Berlin Spandau und somit das Studio von Oskar Sale war nur wenige 100m von uns (Wohnhaus, Studio, Synthykurse) entfernt, in der anderen Himmelrichtung etwa ebenso weit entfernt hatte damals TangerineDream ihren Raum. Der Kontakt mit Chris Franke war deutlich lockerer und netter als der mit Oskar Sala. Nichts gegen Oskar als Musiker und Entwickler aber er war auch recht abweisend. Wir hatten etliche Male versucht mit ihm in Kontakt zu treten und wir waren zun der Zeit in der Berliner Elektronikmusik-Szene durchaus nicht unbekannt, Herr Sala hatte nie Zeit und eigentlich auch kein Interesse. Er schien alle Elektronik nach 1960 abzulehnen.

Schade, das zu lesen.
In diversen Youtube-Clips kam er so sympatisch rüber,
aber vielleicht spielt da auch ein gewisser "Altersbonus" mit.
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

eine kurze frage meinerseits an den gluecklichen a-113 besitzer:
in welchem frq spektrum kann man es benutzen (von clock bis xx kHz)? es hat nicht zufaellig jemand einige einfache klangbsp (insb mit mixturen hoher teilung) in peto? was passiert, wenn man ein anderes eingangssignal als rechteck verwendet? (werden die kippschwinger durch waveshaping generiert, dh das eingangssignal haette einen einfluss auf das timbre??)
man findet leider eher wenig.. danke! etwas ot, antwort auch gerne ueber pm..
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

weinglas schrieb:
Elektrokamerad schrieb:
Welches der dort vorgestellen Audiobeispiele fällt deiner Meinung nach unter bedeutende Kompostion bzw. Musikstück, das flott ins Ohr geht? Komme da nicht weiter.

Dem enthalte ich mich ausdrücklich, da es ja letztendlich mit (Musik-/Klang-)Geschmack zu tun hatte. :school:

Eine Enthaltung wäre treffender anders begründet: Es ist absolut nutzlos wenn man Äpfel mit Birnen vergleicht.
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

rechner7 schrieb:
eine kurze frage meinerseits an den gluecklichen a-113 besitzer:
in welchem frq spektrum kann man es benutzen (von clock bis xx kHz)? es hat nicht zufaellig jemand einige einfache klangbsp (insb mit mixturen hoher teilung) in peto? was passiert, wenn man ein anderes eingangssignal als rechteck verwendet? (werden die kippschwinger durch waveshaping generiert, dh das eingangssignal haette einen einfluss auf das timbre??)
man findet leider eher wenig.. danke! etwas ot, antwort auch gerne ueber pm..

So bei 7900 Hz (d# irgendwas) ist Schluss. Mit reinen Wellenformen wie Dreieck, Sinue und sogar Sägezahn vom Z3000 MKII funktioniert es auch, der Klang ändert sich dabei nicht!
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Viele digitale Module arbeiten auch nicht viel weiter darüber.
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

rechner7 schrieb:
es hat nicht zufaellig jemand einige einfache klangbsp (insb mit mixturen hoher teilung) in peto? )...

In diesem Track ist das einzige Beispiel vom A113 versteckt, was ich Online habe: Das Zwei Moll Akkorde Pad im Hintergrund ab 2:40 ist A113 -> A107 -> Moduliertes A188-2!

src: http://soundcloud.com/weinglas/the-number-of-the-beast-feeds

Der Kollege Andreaskrebs hat glaube ich auf seiner Seite Beispiele für den Einsatz als Clockteiler!
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

ohne jetzt den ganze thread gelesen zu haben will ich nur auf die etwas plumpe verallgemeinerung "die synthesizer" reagrieren und natürlich dagegenhalten dass das blödsinn ist - schliesslich ist ein 303 ebenso ein synth wie ein riesen modularsystem oder eine kombination aus flexibkler klangerzeugung mit zig steuerungsmöglichkeiten
wer behauptet man könne synths nicht "ausdrucksstark" spielen der hat wohl vergessen dass des der controller zu gebnüge gibt - oder was willst du denn mehr als zb 2 expresssion pedale - nen ribboncontroller und polyphonen aftertouch? tja nen d-beam könnte man auch noch dranhgängen und damit auch das kopfniscken in "musikalischen ausdruck" einbeziehen
ach und sogar noch nen blaswandler könntest du dir mühelos in den mund stecken

reicht dir das nicht?
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

rechner7 schrieb:
eine kurze frage meinerseits an den gluecklichen a-113 besitzer:
in welchem frq spektrum kann man es benutzen (von clock bis xx kHz)? es hat nicht zufaellig jemand einige einfache klangbsp (insb mit mixturen hoher teilung) in peto? was passiert, wenn man ein anderes eingangssignal als rechteck verwendet? (werden die kippschwinger durch waveshaping generiert, dh das eingangssignal haette einen einfluss auf das timbre??)
man findet leider eher wenig.. danke! etwas ot, antwort auch gerne ueber pm..


sorry wenn ich jetz klugscheissen muss ;-)

ABER es heisst "in petto" was aus dem itaklienischen übersetzt soviel bedeutet wie "in der brust"
während "il peto" auf itallienisch der gehobenen begriff für "darmwind" ist

klangbeispiele aus darmwinden kommen zwar gerade bei modularusern oft vor - aber das direkt zu verlangen?? :mrgreen:
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

tomflair schrieb:
klangbeispiele aus darmwinden kommen zwar gerade bei modularusern oft vor - aber das direkt zu verlangen?

Vince Clarke: "There´s nothing more satisfying than making a synthesiser sound like a fart."
Keyboards: "What is the best synthesiser for fart sounds?"
Vince Clarke: "ARP 2600."
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

serge schrieb:
tomflair schrieb:
klangbeispiele aus darmwinden kommen zwar gerade bei modularusern oft vor - aber das direkt zu verlangen?

Vince Clarke: "There´s nothing more satisfying than making a synthesiser sound like a fart."
Keyboards: "What is the best synthesiser for fart sounds?"
Vince Clarke: "ARP 2600."

Großartig :lollo:
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

tomflair schrieb:
sorry wenn ich jetz klugscheissen muss ;-)

ABER es heisst "in petto" was aus dem itaklienischen übersetzt soviel bedeutet wie "in der brust"
während "il peto" auf itallienisch der gehobenen begriff für "darmwind" ist

klangbeispiele aus darmwinden kommen zwar gerade bei modularusern oft vor - aber das direkt zu verlangen?? :mrgreen:

Danke für die Excursion ins italienische, das war wirklich interessant. Nebenbei, was wäre mit einem "Peto-Controller" ;-)
Es stimmt aber, schon die altehrwürdigen Stage-Synthesizer kann man sehr wohl mit viel Ausdruck spielen. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, wäre dies nicht der Fall, hätten sich diese Instrumente nicht so schnell verbreitet. Wer natürlich nur vorprogrammierte Sounds abruft und die Klänge statisch nutzt, der hat was verpasst. Ich habe z.B. den Odyssey mit seinen druckempfindlichen Steuerungstasten geliebt weil ich da richtig mit Körpereinsatz Solos spielen konnte - Modulationsräder sind nichts dagegen :)
Es bieten sich noch andere Steuerungsmöglichkeiten an, gerade bei analogen Systemen kann man alles verwenden, was irgendwie eine Spannung erzeugen oder verändern kann.
Blas/Petowandler, Modulationsräder, Drucksensoren...auch auf dem Bühnenboden zum darauf herumtanzen (Spliff), Lichtschranken, Fotozellen (die vom Publikum beleuchtet werden können)..... Heimtrainer mit Dynamo...... Anything goes....
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Cyborg schrieb:
Danke für die Excursion ins italienische, das war wirklich interessant. Nebenbei, was wäre mit einem "Peto-Controller" ;-)


eine etwas entfremdete anwendung des blaswandeler wäre denkbar - sollte mann dann aber nur mit einweg-"mund"stücken verwenden - zumindets wenn man sich da instrument mit kollegen teilt - LOL
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

weinglas schrieb:
Beispiel vom A113 [...]
Andreaskrebs hat [...] Beispiele für den Einsatz als Clockteiler!

danke!! hattest du evtl mal andere wellenforman ausprobiert? wahrscheinlich gibt das modul unabhaengig vom input die kippschwingwelenform aus. koenntest du vllt testen, bei welcher obergrenze (>30kHz?) die teilung noch funkioniert?

lieben gruss&vielen dank nochmals!
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Hatte ich doch alles schon beantwortet. Teilung erfolgt bis ca. 7,9 kHz zuverlässig und Input anderer Wellenformen funktioniert, solange sie nicht zu komplex sind (Metasonix geht also nicht). Raus kommt beim A113 immer das gleiche, egal mit welcher Wellenform man reingeht.
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

danke - hatte es leider uebersehen :oops:, da ich nur kurz (und sporadisch) internet zugang habe..
vielen dank nochmals!!
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg

Elektrokamerad schrieb:
Rookie2 schrieb:
@Dirk
für jemanden der so oft Stockhausen zitiert und auf dessen Arbeiten verweist,
finde ich die Frage nach einer Trautonium-Komposition die "flott ins Ohr geht" amüsant...
Das Instrument kann ja nichts dafür, wenn der User damit Stockhausen oder Andé Rieu macht, um einmal die beiden Pole einer musikalischen Anwendung zu beschreiben. Mich interessiert eben, was es da gibt. Wer mag da antworten?


ich schau mal was ich so finde - aber ob das flott ins Ohr geht liegt ja doch an den Ohren des Hörers ;-)
 
Re: Sind Synthesizer dem Mixturtrautonium klanglich unterleg


Das Mixtur-Trautonium von Oskar Sala war in etlichen Werbeclips und Schlagerproduktionen der 1950er, 1960er und 1970er Jahre zu hören.
Hier in einer Coca Cola Kinowerbung aus den 50er Jahren.

Anmerkung: Der kurze Part des Trautoniums wurde hier zur besseren Einschätzung vervielfacht.
 


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