sounddesign: monophon vs. polyphon

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Rastkovic

Guest
Hab mir gestern mal wieder ein paar Gedanken über Musik gemacht, insbesondere darüber wie sich Sounddesign bei monophoner und polyphoner Musik verhält.

Bin für mich zu dem Fazit gekommen das der Synth/Instrumentenklang bei drei, vier, sechs oder nochmehr stimmigen Akkorden in den Hintergrund gerät und ein wenig zur Nebensache wird. Dagegen kann bei monphonen Stimmen der Klang voll zur Entfaltung kommen und steht im Vordergrund.

Meinungen dazu?
 
Man kann vielleicht sich bei einer Stimme mehr um den Klang kümmern (das ist übrigens genau die Moog Philosophie),

dennoch kommt es wohl doch sehr drauf an, was dahinter steckt:

Ein Akkord ist eine Schichtung mehrerer Töne, welche bereits Obertöne haben. Diese mischen sich bei einem Akkord entsprechend und müssen daher berücksichtigt werden. Ist der Klang zu fett oder hat sehr viel Modulation, muss man ihn mehr anpassen oder das Umfeld dazu schaffen.

Ob man deshalb gezwungen ist, mehr oder weniger StandardPads zu verwenden? Na, wohl nicht wirklich, ein Leadsound hat allerdings mehr Wandlung und Sounddesign hinter sich, da er eben auch hervorstechen soll.

Dh: Berücksichtigt man das, kann man auch Mehrstimmendrohnen durchaus interessant gestalten. Die einfachen Regeln der Pop und noch mehr der Clubmusik verbietet indirekt aber zu viel Gefrickel, weil es eben dann nicht mehr für jeden sich erschließt.

Dennoch bin ich nicht überzeugt, dass poly-Sounds mehr oder weniger egal sind. Das würde auch meiner pers. Ansicht nicht gefallen.
 
Bin ich komplett anderer Meinung, es gibt div. mehrstimmige Ambient- und Atmo-Sounds, die mit die komplexesten Klangverlaeufe besitzen und sich selbst ueberlappende Lead-Sounds, z.B. mit langer Release Phase oder weil sie entsprechend gehalten gespielt werden, die man mit einem monofonen Klangerzeugern gar nicht erzeugen koennte...
 
Okay, teilweise akzeptiert. Auf meiner MySpace Seite gibts nen Stück mit FilterResoChords, dass würde monophon auch niemals so klingen...

Moogulator schrieb:
Man kann vielleicht sich bei einer Stimme mehr um den Klang kümmern (das ist übrigens genau die Moog Philosophie)
So hab ichs in etwa gemeint. Ein interessanter Akkord drängt sich beim hören bei mir immer in den Vordergrund, alles andere erscheint mir dann nur als Beiwerk.

Ich erinnere mich z.B. auch daran wieviele verschiedene Basslines es im D'n'B gab...
 
Hab selbst sehr komplexe Dinger gebaut mit dem XT, insofern würde ich nicht wirklich sagen, dass das allgemein gilt. Dennoch hat deine Überlegung schon Platz gehabt. Die Idee, sich ausreichend um einen Sound zu kümmern ist ja nicht falsch, dennoch kann in Pads schon ne Menge passieren. Ja nach Zielgruppe und so ist aber aus oben schon erwähnten Gründen was ganz verfrasseltes nicht immer perfekt im Mainstreampop untergebracht.

Also Vertreter der Synthesizer und der Sounds bin ich NICHT gegen einen guten Song, ich bin einfach nur der Ansicht, man sollte stets auf einen interessanten Sound achten, damit meine ich nicht alles mit Selbstläufern und Superröchelklinglern vollzustopfen. Manchmal kann ein bisschen Chaos und Frickel auch unterschwelliger sein. Ein Lead oder FX Sound wird nur generell ausgeflippter sein können als ein Pad hinter einem Chorsatz. Das muss ja alles noch transparent bleiben.
 
Kommt halt auch immer auf den Track an, manchmal wird man von einer schoene Akkord-Reihe inspiriert, hat 'ne Idee fuer 'ne geniale Bass-Line oder 'ne faszinierende Melodie und entsprechend setzt man fast automatisch die Prioritaeten bei den Sounds. Die Kunst liegt halt wie so oft im weglassen, wenn die Stelle mit den Pads kommt, kann man unter Umstaenden so einiges an "Fuellsounds" entfernen. Melodien die man am Anfang des Tracks alleine vorgestellt hat wird der Hoerer spaeter auch zwischen den Akkorden raushoeren koennen...
 
da mische ich mich gerne ein:

Ich besitze ein kleines Doepfersystem und REAKTOR.
Doepfer bietet wie andere Moduare hauptsächlich monophonen Klang (abgesehen davon, dass man durch ein entsprechendes Interface auch mehrstimmig spielen kann). Jedenfalls ist der Hauptcharakter monophon.
Dementsprechend geht man auch an die Klanggestaltung heran: es muss etwas passieren: entweder man konzentriert sich auf einen "schönen" (besser : interessanten) Leadklang oder eine Sequenzerfolge, die ihren Klangcharakter ändert oder man erzeugt "abgefahrene" Klänge (hier besser Klangstrukturen). Der experimentelle Charkater ist, soweit ich das aus meiner Beobachtung zum HK 2007 beurteilen kann, eindeutig vorherrschend.
Nimmt man ein polyphones modulares System, so hat man die freie Wahl: man kann beim monophonen bleiben oder polyphone Klanggebilde erzeugen. Wohlgemerkt, ich spreche von einem modularen System. Ist der Klang mit starkem Keytracking in jeglicher Modulation (Filter- LFO- Hüllkurven- ... Modulation) ausgelegt, sind die Klänge in den verschiedenen Tonhöhen völlig verschieden. Es ist so, als ob man zwei oder mehr Systeme parallel spielen würde. Man erhält dadurch völlig neue Ideen. Natürlich kann man das durch Übereinanderlegen mit Hilfe eines Sequenzerprogramm wie Cubase oder Logic ebenfalls mit einem monophonen System realisieren, die Spontanität und das unmittelbare (Live-) Spielgefühl geht dabei aber unter.
Kleines akustisches Beispiel:

metall

wurde nur mit einem polyphonen patch erstellt, live eingespielt; es wurden keine Klänge übereinander gelegt.
 
Vielleicht sind meine polyphonen Synthsounds trotz aller Zurückhaltung einfach noch zu dick... hab grad die "Ray Of Light" von Madonna gekauft, dort sind auch einige drahtige oder besser (auf englisch) gesagt - skinny - Klänge zu finden. Skinny Sounds find ich in dem Zusammenhang eigentlich sehr passend...
 
Nur so als vereinfachte Faustformel:

Wenn Pad/Streicher etc. nicht gerade fuer sich alleine steht, schafft ein Lowcut Platz fuer Bass, Kick etc. und der Grundton des Lead Sounds sollte moeglichst nicht auf der selben Tonhoehe sondern moeglichst 'ne Oktave oder mehr vom Poly-Sound entfernt liegen. Ist es ein Lead-Sound mit viel "Hiss", sollte das Pad moeglichst clean sein, bei einem eher obertonreichen Pad-Sound kommen Gloeckchen & Co oder eher cleane Leads (Sine Leads, Voices, Buzzer etc.) meist besser zur Geltung...
 
Ein transparentes Arrangement ist nicht das Problem...

Ich bleib dabei, eine monophone Stimme lässt in meinen Ohren mehr Platz für Klangmöglichkeiten und drängt sich nicht so "penetrant" in den Vordergrund.

Schade das es dazu nicht mehr Meinungen gibt, speziell von denen die nicht nur Soundtüftler sind sondern auch aktiv Musik machen... nix gegen Soundtüftler. ;-)
 
Hätte Dich als reinen Soundtüftler auch nicht eingeschätzt, denke die Idee bzw. das Konzept steht bei Dir schon im Mittelpunkt... auf das Album bin ich dann ein wenig gespannt, wohin geht die Reise?

Zum Thema: Als Beispiel für reale Instrumente fallen mir noch Sitar und Didgeridoo ein. Der Klang hat in der Form einen sehr grossen Reiz, aber dass ganze in mehrstimmig?

Bin nicht sicher ob verstanden wird worauf ich hinaus will... :)
 
daniel.b schrieb:
Hätte Dich als reinen Soundtüftler auch nicht eingeschätzt, denke die Idee bzw. das Konzept steht bei Dir schon im Mittelpunkt... auf das Album bin ich dann ein wenig gespannt, wohin geht die Reise?

Zum Thema: Als Beispiel für reale Instrumente fallen mir noch Sitar und Didgeridoo ein. Der Klang hat in der Form einen sehr grossen Reiz, aber dass ganze in mehrstimmig?

Bin nicht sicher ob verstanden wird worauf ich hinaus will... :)

Didgeridoo wird doch auch in Gruppen gespielt, also ist es doch mehrstimmig ;-) !
 
Der EINSATZ spielt eine Rolle, jedoch ist fast jeder Sound irgendwie einsetzbar. Ich stimmte jedoch zu, dass ein Pad aus sehr aufmerksamkeitserregenden Klängen vielstimmig sehr viel gefühlvoller eingesetzt werden muss als ein Polypad Marke "sti.no".

Wie auch immer, es ist schon ein wahrer Funke in der Aussage, dass nicht jeder Sound gut klappt, insbesondere bei Popmusik, Minimal oder sowas. Das ist aber nicht allgemein zu sagen.

Album: Frickelig wirds schon auch, aber nicht nur. Kommt so etwa im Juli.
 
Hmm. Also bei meinen Drones bin ich ganz froh polyphones in den KTgranulator zu schicken, weil das mit monophonen Sounds nicht recht funktioniert, was aber auch an mir liegen mag. Ich nehme ja meist irgendeinen Akkord als Grundbaustein von dem ich dann ausgehe und dann per Parameterautomation die Drone forme.
Meine Musik vor den Drones wäre aber auch nicht ohne Akkorde/Polyphonie möglich gewesen.

Illya
 
Habe nichts gegen Akkorde (im Gegenteil), denke nur dass der Verzicht darauf auch neue Möglichkeiten und Klang-Ästhetiken eröffnen kann. Mir liegt nichts daran den einzig richtigen musikalischen Weg zu finden. Mag sehr gerne verschiedene musikalische Ansätze, aber auch gerne von einander getrennt.

Einen ähnlichen Ansatz hatte vielleicht schon Ornette Coleman und sein Quartet. Der Ende der 50er, Anfang der 60er gänzlich auf ein Harmonieinstrument verzichtete und den Avantgarde Jazz mitprägte bzw. später den Free Jazz schuf. Habe das Coleman Quartet erst letzte Woche für mich ein wenig entdeckt, mir war bisher nur das spleenige "Free Jazz" Album bekannt. Die Alben davor und danach sind für mich deutlich hörbarer und scheinen nicht weniger interessant zu sein...
 


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