Synthesizers in the Movies (BBC)

Danke für den Link! :supi:

Super Doku, macht echt Spaß anzuschauen und ist sogar recht neu, ich dachte erst das ist so ein alter Schinken bis ich ein 2box gesichtet habe :mrgreen:
 
Das Video funktioniert bei mir leider nicht.
Ich hatte mir neulich Die Sci Fi Sounds von BBC auf Vinyl gekauft, mit klängen aus Doctor Who, Blakes 7 usw.
 
Besonders interessant fand ich die Aufnahmen mit Walter Carlos -- ich wußte gar nicht, daß sowas existiert.

Stephen
 
Moogulator schrieb:
[...] Wie kam es dazu, dass man das Besondere an Elektronik irgendwie wieder vergisst?

Das hat nichts damit zu tun, daß man das Medium "Elektronik" vergißt, sondern damit, daß die meisten Regisseure, Produzenten und Studiobosse erkonservativ sind und auf Nummer Sicher gehen, also alles vermeiden, was das Publikum irritieren könnte -- man stelle sich einen düsteren SciFi-Slasher in der Art von Alien vor, in dem nicht ein orchestraler Soundtrack mit eindeutig wiedererkennbaren Klängen (Tröte, Fiedel, Trommel) den Hintergrund illustriert, sondern eine mit völlig fremdartigen, elektronischen Klangfarben gemachte Filmmusik eingesetzt worden wäre. Das Publikum würde völlig verängstigt aus dem Kino laufen und keiner würde sich den Film ansehen, weil er so unheimlich und unfaßbar ist -- oder wenn, dann nur ein Nischenpublikum, was den Film zwar Kult, aber nicht zur Goldgrube werden ließe.

Ich weiß nicht, wer es sagte -- vielleicht war es Vangelis, vielleicht Hans Zimmer, vielleicht Jerry Goldsmith -- Regisseure sind Fachidioten, die nur die visuelle Wirkung eines Filmes im Kopf haben, aber völlig fantasielos sind, wenn es um die (psycho-)akustische Wirkung geht.

Stephen
 
gut funktionierendes Gegenbeispiel: John Carpenter ( z. B. die Klapperschlange )

Sehe aber Parallelen zur Neuen Musik: da wird immer noch viel auf "normalen"
Instrumenten geschrubbt. Synthesizer/Elektronik machen den deutich kleineren Anteil aus.
 
Zotterl schrieb:
gut funktionierendes Gegenbeispiel: John Carpenter ( z. B. die Klapperschlange ) [...]

Wer hat die Regie geführt?

John Carpenter.

Sowas lassen wir jetzt mal draußen vor (mal davon abgesehen, daß die Carpenter-Filmmusiken in der Regel ziemlich simpel gestrickt sind -- effektiv, das ja, aber klanglich ziemlich hemdsärmeliges Zeug).

ppg360 schrieb:
[...] Regisseure sind Fachidioten, die nur die visuelle Wirkung eines Filmes im Kopf haben, aber völlig fantasielos sind, wenn es um die (psycho-)akustische Wirkung geht. [...]

Wäre ich Filmemacher, würde ich auch meine Musik selbst machen.

Stephen
 
ppg360 schrieb:
Regisseure sind Fachidioten, die nur die visuelle Wirkung eines Filmes im Kopf haben, aber völlig fantasielos sind, wenn es um die (psycho-)akustische Wirkung geht.

Es gibt genügend Gegenbeispiele.
 
ppg360 schrieb:
Moogulator schrieb:
[...] Wie kam es dazu, dass man das Besondere an Elektronik irgendwie wieder vergisst?
sondern eine mit völlig fremdartigen, elektronischen Klangfarben gemachte Filmmusik eingesetzt worden wäre. Das Publikum würde völlig verängstigt

Das hätte ich gewollt.
Und hey, Star Wars/Trek und so - das ist alles Orchesterzeug, da ist kaum was "scary", also wenn es nur das ist..?
Aber früher wollte man da ja Zukunft machen und ich erwarte ja nicht für JEDEN Film Innovation oder Neuartigkeit, aber für einige UN-BE-DINGT.
Und Sci-Fi gehört dazu. Kubrick mal außen vor, dem kann ich da nicht viel vorwerfen - trotz "Tradition" bei 2001 - ist da ja auch durchaus experimentiert worden. Aber da stelle ich mir auch einige Filme vor, wo das sehr sehr gut passen würde, sehr beeindruckende Elektronik-Sachen zu machen, die kein Orchester kann oder Orchester mit bisschen Fx, wie das ja am Ende doch ist, aber mit Orchester-Anmutung. Wenn ein Orchester nicht nach Orchester klingt, ist das auch schon ok, mir geht es nicht mal nur um "Elektronik" sondern um mal was anderes.

Man kann und hat die Möglichkeit sooo viel zu machen und dann..
Bin ich eigentlich der einzige, der Carlos' Bach.Sounds eher so "naja" findet? Ich finde gerade da die Sounds nicht total superumwerfend und sogar noch an Originalen orientiert. Das hat da nichts zu suchen. Wenn anders, dann bitte nicht Bach mit Schlachzeuch™ oder so mit Rock oder von mir aus Techno sondern schon bisschen mehr. Nicht gegen die Sache an sich - das war toll, dass das da war und statt fand, aber gab da auch von Carlos selbst ein paar Sachen die noch interessanter waren.

Das wäre schonmal klar, wenn ich Filme machte, dass da mehr geht. Und was ich da gemacht habe wäre nur der Anfang. Da ist eigentlich mehr drin, was aber den Docu-Leuten nicht zum Vorwurf gereichen soll, ich war nur etwas - naja - geknickt, dass sich das einfach zurück entwickelt.
Und das, obwohl heute jeder so ein Ding im Handy hat, machen alle Pauken damit ;-)

Was Techno für die Popmusik geleistet hat, ist gar nicht lang genug zu ehren, sonst würden wir heute noch Mr.Mister hören müssen und so Junoflächen und so. Alles ok, aber - das kann alles soo viel mehr. Und sowas muss für Film auch noch mal kommen. Vielleicht ist das war, die Demokratisierung der Filme wo Budget auch noch ein Faktor ist - da ginge vielleicht noch was. Vielleicht trauen die sich das ja dann.
 
ppg360 schrieb:
Wer hat die Regie geführt? John Carpenter.
Eben. Er höchstselbst, sonst wäre es - behaupte ich mal - wahrscheinlich
nie Filmmusik geworden.
...ziemlich simpel gestrickt sind -- effektiv, das ja, aber klanglich ziemlich hemdsärmeliges Zeug.
Netter ausgedrückt: sie dominiert nicht den Film.
Bei manchen Ami-Produktionen nerven mich eher die ständigen Kawumm-Effekte, die nicht selten
eine kaum vorhandene Handlung vortäuschen (wie eine Frau den O...).
Wäre ich Filmemacher, würde ich auch meine Musik selbst machen.
Mach es!
Selbst, wenn es nur ein 4minütiger Kurzfilm für eine Handvoll Freunde wird...Du lernst nur dabei.
:nihao:
 
Bei den alten Sachen von Carpenter, wie zB Assault,,fog,Klapperschlange merkt man schon, dass es absolut Hand in Hand geht.
Auch wenn es nur "simple und hemdsärmlich" ist, was immer das zu bedeuten hat.
Auf jeden Fall immer schlüssig zum Film.
 
Markus Berzborn schrieb:
ppg360 schrieb:
Regisseure sind Fachidioten, die nur die visuelle Wirkung eines Filmes im Kopf haben, aber völlig fantasielos sind, wenn es um die (psycho-)akustische Wirkung geht.

Es gibt genügend Gegenbeispiele.

Sicher, aber die sind nicht im üblichen Blockbuster-Big-Bucks-Segment angesiedelt.

Welches Gegenbeispiel würdest Du denn nennen, wenn Du mich von meinem Irrtum überzeugen wolltest? Und -- wie gesagt -- kein orchestrales Gefiedel und Getute, sondern ein reiner Elektronik-Soundtrack, nicht älter als, sagen wir mal, fünf Jahre. Und sag jetzt bitte nicht "Tron" mit Daft Punk...

Zotterl schrieb:
[...]
Wäre ich Filmemacher, würde ich auch meine Musik selbst machen.
Mach es!
Selbst, wenn es nur ein 4minütiger Kurzfilm für eine Handvoll Freunde wird...Du lernst nur dabei.
:nihao:

Habe ich sogar schonmal gemacht -- es gab weiland mal in der Keyboards diesen Wettbewerb, wo man diesen Animationsfilm von irgendwelchen Filmstudenten orchestrieren sollte. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich es ziemlich weit nach vorne geschafft habe mit einem ziemlich abstrakten Soundtrack, bei dem ich für jedes Wesen eine eigene Klangfarbe erdacht und animiert hatte (es wurde sogar in einer Ausgabe der KB davon gesprochen, daß das Spektrum von neoklassisch inspiriert bis hin zu abstrakten Dark Ambient Klangstrukturen reichen würde) -- am Ende siegte der Beitrag, der "ein niedliches Flötenmotiv" für die Hauptfigur hatte. Das Ding fliegt irgendwo im Internet rum... völlig abstrakte Bilder, orchestrales Gefiedel und Getute...

Aber meine Arbeit ist sowieso Scheiße, was rege ich mich also auf.

Stephen

Edit: Wo wir gerade dabei sind:

http://www.vintagesynth.com/forum/viewt ... =1&t=32984

Allerdings scheint vieles irgendwo Mitte der 1980er zu enden, und sogar der von mir geschätzte James Horner nutzte die Elektronik nur als Garnitur für seine orchestralen Klangfarben, die ohnehin meistens aus Synthesisern und Samplern stammten...
 
Carpenter ist immer leicht anzuführen, aus mehreren Gründen:

Seine Filme waren i. d. R. Low-Budget-Streifen gemessen an zeitgenössischen Hollywood-Produktionen. Sie waren immer mehr was für Multi Features in Drive-In Movie Theaters, also in der Tradition der B-Filme der 1950er und 1960er Jahre. Das merkt man an Ausstattung, Produktion und Besetzung -- da ist relativ wenig "großes" Kino bei, und auch Kurt Russell ist für mich nicht allererste Garde. Die Tatsache, daß das Budget gering und die Leute, die sich mit elektronischer Klangerzeugung zur damaligen Zeit auskannten, ihren Marktwert kannten, dürfte einfach das Budget von Carpenter gesprengt haben. Carpenter kam hier seine Guerilla-Haltung zugute, einmal im Sinne von "Ich bediene kein Massenpublikum", zum anderen im Sinne von "Was die können, kann ich auch." Das macht seine Handschrift und seinen Charme aus, und wenn man einer der ersten ist, die etwas machen, dann wird man mit der eigenen Arbeit in gewisser Hinsicht auch stilprägend. Das muß dann nicht *gut* sein, es reicht aus, daß es überhaupt einer gemacht und gezeigt hat, daß es geht.

Wie sagte Mark Shreeve mal so treffend: Es wird zwei Jahre lang ein Film gedreht und produziert, und zwei Wochen vor der Premiere fällt den Machern ein, daß sie noch eine Filmmusik brauchen. Da muß man sich in kürzester Zeit etwas einfallen lassen, was nicht nur den Regisseur, sondern auch die Studios und die Produzenten überzeugt. Da reden einem dann Leute, die von Musik keine Ahnung haben und selbst völlig unmusikalisch sind, in die eigene Arbeit rein und wissen alles besser. Dabei sind das nur Buchhaltertypen, die ihr Investment wieder reinkriegen wollen.

Da kann ein Regisseur noch so visionär und progressiv sein: Sobald sein Ding bei den großen Studios landet -- und da landet es zwangsläufig, wenn man Geld verdienen will oder muß --, haben erzkonservative Geldspießer und Buchhalternaturen das Sagen -- das läßt keinen Raum für Experimente, und man muß schon ein Regisseur mit dem Gewicht eines Ridley Scott sein, um seinen Willen durchzubekommen. Selbst Hans Zimmer muß erstmal in der Dose vorproduzieren, bevor ihm die Studiobosse grünes Licht geben für eine echte Orchesterproduktion.

Bevor die Diskussion ausufert: Ich interpretiere Mics Ausgangsfrage dahingehend, daß rein elektronische und vor allem elektronisch klingende Musiken gemeint sind, nicht Musik, in denen Elektronik als billige und wohlfeile convenience dient, die pseudo-orchestrale Klangfarben zum kleinen Preis liefern kann -- da wären wir dann bei zig Billigfilmen, die vor Emu Proteus-Presets nur so strotzen.

Stephen
 
Ja, ich will einfach mehr Qualität und weniger Anpassung und Beliebigkeit und Stilmittelhandwerkstandard.
Für mich ist das was da gemacht wird was der Wobble im Dubstep ist. Das ist wie "mans macht". Und das langweilt mich extremst. Ich finde die meisten Filmsachen ziemlich belanglos und fesseln nicht, sie drücken vielleicht in den Sitz, aber sie faszinieren mich nicht. Und das möchte ich bitte.

Und ja, es ist gar nicht so schwer, denn ich mag es auch schon, wenn es unkonventionell ist oder interessant etc.
Es muss also nicht mal perfekt sein. Ich meine also nicht unbedingt Rockmusikerhandwerk™ sondern einfach kreativ bleiben. Stay young, stay foolish. Und nicht einsauern mit Hans-Zimmer-Standard.

Sorry Hans.
Aber - ich würde auch gern hören was ich da sehe. Und ja, das kann auch auch Nicht SCI-Fi Film sein. Elektronik ist Standard, das ist nicht billig weil es günstig zu haben ist. Und diesen Eindruck haben manche Filmmusikhersteller sehr gern genannt, nur mit Orchester geil, wir machen das hier erstmal in der Vorproduktion billig mit Elektro und dann später mit echten Geigen. Grauenvoll! Mausgrauenvoll! Weil - einfach sowas von sich selbst nicht neu erfunden. Und nein - es muss nicht unmenschlich anders sein und so, es kann auch nur schön oder großartig oder ansprechend sein, von mir aus. Aber bitte nicht Schema F, ich brauche also kein VNV Nation als Film ;-)

Ich tippe drauf, dass Billigfilme sogar eher so einen Sound haben könnten, denn eigentlich muss man einem Nerd nur mal genug Zeit geben und spricht mit ihm und dann wird da schon mal ein Ding raus kommen, was mehr kann als wieder diese ewig gleichen Dinger.
Und ich bin sicher, dass auch ein Orchester innovativer klingen kann als Schrumm Schrumm.. ratatawwwannnng! (so klingt für mich auch eh kein Raumschiff) ;-)

Und ja, so klingt auch keine Liebesromanze und so, das ist nicht so wie in anderen Filmen, das ist das Leben. Also mach es auch so spannend wie das echte Leben, sonst geh ich und heul.
 
Physical Evidence schrieb:
Synthies wurden entwickelt, um akustische Instrumente und Naturgeräusche nachzubilden.
Also, ich habe das anders in Erinnerung. Da gab es in im Osten der USA den Herrn Herbert Deutsch, der den Herrn Dr. Robert Moog anstiftete elektronische Klangerzeuger für ihn zu bauen. Im Westen waren es die Herren Morton Subotnick und Ramon Sender, die einen Herrn Don Buchla anstifteten, ihnen das Leben leichter zu machen. Immer nur Tape mit Messoscilatoren zu bespielen und dann mit Schneide und Klebtechniken zu Musik zusammenzustückeln war ihnen zu umständlich. Keiner der genannten Komponisten hat sich mit Klangimitaten abgegeben, vielmehr sollten neben Tonhöhe und Lautstärke nun endlich auch der Klang als vom Komponisten zu beeinflussender Parameter zur Verfügung stehen.

Der Antrieb, Synthesizer zu entwickeln, entsprang dem Wunsch nach voller Kontrolle und neuem Klang.

Durchgesetzt haben sich Synthesizer dann aber erst, nachdem damit "konventionelle" Musik gemacht wurde, siehe Walter Carlos und die Vermarktung auch an "normale" Musiker erfolgte, siehe David Van Koevering.
 


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