Verarbeitungsqualität von Synthesizern (Am Beispiel Polybrute 6 vs. Muse)

Rasenmähermann

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Im Forum wird oft über Verarbeitungsqualität diskutiert – aber selten wirklich fundiert.
Viele Einschätzungen beruhen auf Gewicht, Haptik oder dem äußeren Eindruck.
Ich habe mir deshalb den Arturia PolyBrute nochmal genauer angesehen und musste dabei an ein Gespräch mit einem Kollegen denken, der meinte, der PolyBrute sei „zu schwer“ und dass dieser Aufbau für ihn kein Zeichen von Qualität sei, sondern eher von mangelnder Effizienz.

Ich sehe das anders.
Der PolyBrute ist nicht nur schwer, sondern meiner Meinung nach einer der bestverarbeiteten Poly-Synthesizer, die man derzeit kaufen kann.
Im Inneren hat er Metall- und Holzverstrebungen, die das Gehäuse stabilisieren. Die Blechdicke ist beachtlich, und das ganze Gerät ist extrem torsionssteif – man kann ihn an einer Ecke anheben, ohne dass sich irgendetwas durchbiegt.
Alle Regler sind auf einer Metallträgerplatte montiert, also nicht direkt auf der Platine, und dadurch deutlich stabiler und langlebiger.

Die Potentiometer beim PolyBrute stammen von ALPS aus der RK-Serie (z. B. RK09, RK11, RK12 – je nach Drehmoment und Bauhöhe).
Diese haben Metallachsen mit Messinglagerung, keine Kunststoffführung wie beim Muse.
Der Muse verwendet ebenfalls ALPS-Bauteile, allerdings einfachere Kohlepotis mit Kunststoffbuchsenlagerung.
Ihre Lebensdauer liegt bei etwa 10 000 Zyklen, während die im PolyBrute auf 15 000 – 30 000 Zyklen ausgelegt sind.

Die Regler des PolyBrute fühlen sich beim Drehen etwas fester und definierter an, während die des Muse weicher und leichter laufen – was im ersten Moment den Eindruck von höherer Qualität vermitteln kann.
Tatsächlich ist es aber umgekehrt: Mechanisch sind die Potis im PolyBrute hochwertiger gefertigt, und das gleichmäßigere, festere Drehmoment ist ein Zeichen von besserer Lagerung und höherem Standard, nicht von Billigkonstruktion.

Auch in Sachen Servicefreundlichkeit ist der PolyBrute gut durchdacht, nur eben anders:
Bei Sequential muss bei einem Defekt oft das komplette Board getauscht werden. Beim PolyBrute hat fast jede Sektion ihre eigene Platine, die einzeln ausgebaut oder repariert werden kann. Alles im Inneren ist sauber strukturiert und logisch aufgebaut.

Die Reglerkappen sind vielleicht nicht ganz so „fancy“ wie beim Moog Muse, und dieser fühlt sich durch seine weißen Step-Tasten und glatten Kappen an manchen Stellen etwas edler an.
Aber wenn man die Geräte genauer vergleicht, merkt man: Die Encoder des Muse haben weniger Widerstand, und die Encoder fühlen sich etwas wabbelig an – besonders der am Display.
Der Muse wirkt nach außen hin hochwertig, aber innen drin ist der Aufbau deutlich einfacher gehalten.

Beim Display sehen wir ebenfalls einen Unterschied:
Der PolyBrute verwendet ein monochromes OLED-Display mit hohem Kontrast und langer Lebensdauer. Es ist leicht eingelassen und durch eine Frontscheibe mit Dichtung geschützt.
Der Muse dagegen hat ein farbiges TFT-Display, das zwar moderner aussieht, aber empfindlicher ist – anfällig für Kratzer, Reflexionen und Staub, da Moog keine geschützte Frontscheibe mit Dichtung nutzt.
In der Praxis bedeutet das: Das PolyBrute-Display hält länger und bleibt klarer lesbar.

Auch die Stromversorgung ist beim PolyBrute klassisch und robust gelöst.
Er nutzt ein internes lineares Netzteil mit separaten Versorgungszweigen für analoge und digitale Sektionen, sauber abgeschirmt und ohne Einstreuungen.
Der Muse verwendet ein moderneres Schaltnetzteil, das leichter ist, aber stärker gefiltert werden muss und potenziell mehr Störungen verursacht.

Ein weiterer Punkt ist das Anschlussfeld:
Beim PolyBrute sind alle Buchsen fest mit dem Gehäuse verschraubt.
Beim Muse sitzen viele Anschlüsse direkt auf der Platine, was bei häufiger Belastung zu Problemen führen kann.

Auch bei der Produktion gibt es Unterschiede:
Der PolyBrute wird in Frankreich gefertigt.
Der Muse wird inzwischen teilweise in Asien (China/Taiwan) produziert und in Asheville endmontiert.

Unterm Strich hat der PolyBrute heute den Standard, den man eigentlich von Moog erwarten würde – ähnlich wie bei einem Voyager. Nicht ganz auf demselben Niveau, aber deutlich näher dran als das, was Moog heute selbst baut.
Auch Sequential kann da leider nicht mithalten.

Damit keine Missverständnisse entstehen: Sequential und Moog sind keineswegs schlecht verarbeitet – im Gegenteil, sie sind sehr gut.
Aber man muss trotz der scheinbar besseren Reviews von sogenannten „Experten“ einfach zugestehen, dass der PolyBrute in puncto Verarbeitung und mechanischer Qualität die Nase vorn hat.
 
Der PolyBrute verwendet ein monochromes OLED-Display mit hohem Kontrast und langer Lebensdauer.
Na wenn du Dich da mal nicht in Sachen Lebensdauer und Qualität täuschst. Der Faulheitshalber habe ich mal Mistral.ai bemüht:

Frage:
Wie ist die Lebensdauer von OLED Displays im Vergleich zu TFT Displays

Antwort
Die Lebensdauer von OLED-Displays und TFT-Displays (meist TFT-LCD) unterscheidet sich deutlich, vor allem wegen der unterschiedlichen Technologien:

OLED-Displays

  • Lebensdauer: Typischerweise 30.000 bis 80.000 Stunden, abhängig von Nutzung und Helligkeit.
  • Hauptproblem: Organische Materialien in OLEDs altern, besonders bei hoher Helligkeit und statischen Inhalten (z. B. Einbrenngefahr bei dauerhaft angezeigten Logos).
  • Farbtreue: Kann mit der Zeit nachlassen, da die einzelnen Farbpixel (rot, grün, blau) unterschiedlich schnell altern.

TFT-Displays (LCD)

  • Lebensdauer: Meist 50.000 bis 100.000 Stunden, oft länger als OLEDs.
  • Hauptvorteil: Kein Einbrennen, da die Hintergrundbeleuchtung (meist LED) und die Flüssigkristalle weniger anfällig für Alterung sind.
  • Nachteil: Die Hintergrundbeleuchtung kann mit der Zeit an Helligkeit verlieren, aber das ist meist weniger auffällig als bei OLEDs.

Fazit

  • OLEDs bieten bessere Kontraste und dünnere Bauweise, altern aber schneller, besonders bei statischen Inhalten.
  • TFT-LCDs sind langlebiger und weniger anfällig für Einbrennen, aber dicker und mit geringerer Farbtiefe.
 
Zuletzt bearbeitet:
wie siehts denn in 40 Jahren aus?
Meine Junos funktionieren ausgezeichnet, und ich finde, verarbeitet waren
die sehr solide, auch wenn sie im Schatten der Großen stehen.
Ich muss nur mit einem Staubtuch mal drüber, alle Fader gehen super geschmeidig.
Sicherlich spielen Wartung und Pflege eine Rolle, aber nur daß allein
macht ja die Langlebigkeit nicht aus, so denke ich jedenfalls.

Aber die Frage war ja nach aktuellen Synths:
Super-6 empfinde ich als Instrument mit sehr viel Liebe zum Detail,
den würde ich kaufen, wenn ich Bedarf hätte, reinschaun kann ich nicht.

Im Billigsegment, man darf mich gern berichtigen oder auslachen, finde ich die Reface-Reihe
gelungen, auch wenn die Minitasten nicht so mein Ding sind.

freundlichst netter Gruß
 
Das finde ich grundsätzlich gut (mit dem Polybrute), aber für einen 6stimmigen Synth ist er halt (deswegen) ein bockschwerer Klotz. Der eher etwas schwachbrüstig klingt.
 
Wenn du das ganze Geraffel auch öfter mal live einsetzt, bist du froh um jedes Kilo, das du nicht schleppen musst.
Und wer kommt schon auf 30.000 Potibewegungen hier? Bei den meisten Usern stirbt das Equipment doch vorher schon durch Nichtbenutzung wegen Kontaktproblemen durch Standschäden.
 
Hm. Ich weiß nicht, @Bernie.

Wir setzen in der Schule das Equipment ja auch oft live ein - und da bin ich über jedes solide gebaute Instrument froh. Das Blofeld-Keyboard zum Beispiel wiegt mit über 10 kg ja auch schon einiges und unser Korg SV-1 88 ist ebenfalls kein Leichtgewicht. Aber die tun über Jahre ihren Dienst, während viele der leichter gebauten Instrumente dem Einsatz in Hand meiner Schüler nur sehr kurzfristig standgehalten haben.

Nun sind die meisten hier ja keine Lehrer und lassen die Instrumente nicht durch die Häde von Jugendlichen gehen, aber trotzdem habe ich lieber etwas mehr Gewicht und eine solide Verarbeitungsqualität als ein Leichtgewicht, das nach drei Auftritten auseinander fällt.
 
Dito, ein Instrument darf schon Gewicht haben (der ehemalige Schlagzeuger in mir hat gesprochen).
Und auch ohne zu witzeln finde ich Stabilität schon ein wichtiges Kriterium. Mir sind beide zu groß, bez. ist der Platz schon anderweitig vergegeben (natürlich an das Schlagzeug).
 


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