Vor- und Nachteile von THT- und SMD-Bauweise

B

bermudaben

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Ich hoffe, ich habe die Begriffe richtig recherchiert, ich kenne mich mit Elektronik überhaupt nicht aus. Mir ist aufgefallen, dass sich die Doepfer A-100 Module in ihrer Bauweise von den meisten anderen Modular-Herstellern unterscheiden. Doepfer verwendet grosse Bauteile (Widerstände etc.), während alle anderen, die ich bisher angeschaut habe, viel kleinere Teile verwenden. Wenn ich das richtig verstehe, dann nennt sich die Doepfer-Bauweise THT und die andere SMD.

Wikipedia sagt, SMD sei billiger weil maschinell herstellbar. Ein weiterer Vorteil ist die geringere Bautiefe der Module. Ich plane gerade ein neues Modularsystem und stelle leider fest, dass die Doepfer-Module in viele Tischcases gar nicht reinpassen.

Warum sind dann die Doepfer-Module generell etwas günstiger als andere Hersteller, obwohl Doepfer die angeblich teurere Bauweise verwendet? Und hat die THT-Bauweise auch Vorteile? Wie sieht es z.B. in Sachen Reparierbarkeit und Langlebigkeit aus?

Ist THT oder SMD etwas, worauf ihr beim Kauf achtet, oder findet ihr, das spielt überhaupt keine Rolle?
 
Es ist nicht nur ne Geldfrage. Neue Bauteile bekommst du nur noch in SMD. THT verschwindet langsam.
Solange Buchsen, Stecker, Schalter und Taster mechanisch ordentlich befestigt sind ist es ziemlich egal was du nimmst. Reparierbar ist alles, nur der Aufwand ist unterschiedlich.
 
Meines Wissens hat Dieter zwei Gründe vieles noch in Through Hole zu machen:
1.) Reparierbarkeit durch Doepfer selbst
2.) ein bis zwei Prototypen im Produktionsprozess weniger. Letztlich baut man immer erst mal einen Through Hole Prototypen. Dann erst kommt ein SMD Prototyp und dann noch mal ein Vorserienmuster.


Außerdem verwendet Doepfer inzwischen auch SMD. Beispiel A-111-4:
170339_3.jpg
 
Ist THT oder SMD etwas, worauf ihr beim Kauf achtet, oder findet ihr, das spielt überhaupt keine Rolle?

Das spielt für den Endanwender keine Rolle.

Da SMD deutlich keiner baut hat es natürlich den hinsichtlich des Formfaktors echte Vorteile. Die Module werden nicht so tief und die breite wird nur noch durch die Armaturen bestimmt.

Wikipedia sagt, SMD sei billiger weil maschinell herstellbar.

Die Bestückung von Platinen mit Bauteilen ist bei SMD sicherlich einfacher, aber auch THT ist maschinell mach bar, nur deutlich aufwendiger. Hinzukommt das bei THT zusätzliche Platinen gebraucht werden, da die Bauteile mehr Platz brauchen. Bei meinen gekauften Module, welche in SMD Technik bestück sind haben nur ein Platine. Auf der Vorderseite sind Potis und Miniklinkendosen und auf der Rückseite ist mit SMD bevölkert. Das spart die 2. Platine und spart in der Montage ungemein.
 
Hinzukommt das bei THT zusätzliche Platinen gebraucht werden, da die Bauteile mehr Platz brauchen.
Kommt auch bei SMD Bestückung vor (ADDACs Intuitive Quantizer z.B. besteht aus 3 Platinen), alles eine Frage der Schaltungskomplexität und Panelgröße.

Auf der Vorderseite sind Potis und Miniklinkendosen und auf der Rückseite ist mit SMD bevölkert. Das spart die 2. Platine und spart in der Montage ungemein.
Das ist eine sehr ungünstige Konstellation für eine automatisierte Fertigung, da auf der zu bestückenden Leiterplattenseite ein Kombination aus THT Pins und SMD Pads vorliegt.
Die kann man meist nicht durch die Wellenlötanlage (für die THTs) schieben, weil dann entweder die SMD Bauteile von der Platine geschwallt werden oder/ und es zu Kurzschlüssen bei ICs (z.B. bei TQFPs) kommt.
Und nicht jeder Bestücker hat eine Selektiv-Lötanlage für solche Fälle (die zudem viel langsamer ist).
Sowas bedeutet dann Handarbeit für die THT-Lötung.

Besser ist es - und sieht man oft - die THT und SMD Bauteile auf eine Seite zu bringen. Dann kann man zuerst SMD bestücken/ reflowen und anschliessend die THTs durch die Welle fahren.
 
Immer wieder wird gesagt, dass die THT-Reparatur einfacher sei. Das stimmt nicht.

Die SMD-Reparatur geht viel schneller und ist für die Leiterplatte deutlich schonender. Löten auf nur einer Seite. Weniger Hitze, da weniger Zinn. Gleichzeitiges Erhitzen aller Pins möglich. Kein mechanischer Stress für das PCB durch umgebogene oder festsitzende Beinchen. Keine Löcher freimachen, keine abgerissenen Lötaugen. Keine groben Werkzeuge wie Seitenschneider, Entlötlitze oder -Pumpen nötig. Dafür eine gute helle und großflächige Lupe. Und ein Heißluftgerät.
Einen SMD-Widerstand oder ein OPV tausche ich in wenigen Sekunden, ein 48-poliger QFP geht mit Heißluft auch ganz schnell. Vergleiche diese beiden Beispiele mit dem Tausch eines THT-Widerstands oder eines 48-poligen DIL-ICs.
Das gilt natürlich für die hier typischen SMD-Bauelemente (SOT, SSOP, 0603, 0402). 0.4 Pitch braucht schon etwas Übung. QFN-Chips oder BGAs können Bastler nicht und Amateure nur mit großer Erfahrung verarbeiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Prototypen baue ich auch in THT und danach das fertige Modul dann per SMD. SMD hat den Vorteil der Platzersparnis, gerade bei aufwändigen Schaltungen kann man sich doppelte Platinen ersparen weil alles auf eine einzige Platine passt.
 
Danke für die vielen Antworten! Dann stimmt die folgende Behauptung nicht, die ich schon gelesen habe: "Mit der SMD-Bauweise wälzen die Hersteller ihre Kostenersparnis auf die Kunden ab, die zwar weniger für das Neugerät bezahlen, aber langfristig höhere Ausgaben haben, weil die Geräte teurer oder gar nicht mehr reparierbar sind"?

Rechnet ihr eigentlich damit, dass moderne SMD-Module (oder auch qualitativ hochwertige Synths) gleich langlebig sind wie manche Analogsynths aus den 80ern? Ich staune ja immer wieder, dass man z.B. viele Synths von Roland wie die Junos oder 101 auch heute noch problemlos reparieren kann (oder sie überhaupt noch nie den Geist aufgegeben haben).

Und warum sind denn die Doepfer-Module verhältnismässig günstig, obwohl sie die teurere Bauweise verwenden? Die werden doch nicht in China hergestellt, oder?
 
Danke für die vielen Antworten! Dann stimmt die folgende Behauptung nicht, die ich schon gelesen habe: "Mit der SMD-Bauweise wälzen die Hersteller ihre Kostenersparnis auf die Kunden ab, die zwar weniger für das Neugerät bezahlen, aber langfristig höhere Ausgaben haben, weil die Geräte teurer oder gar nicht mehr reparierbar sind"?

Rechnet ihr eigentlich damit, dass moderne SMD-Module (oder auch qualitativ hochwertige Synths) gleich langlebig sind wie manche Analogsynths aus den 80ern? Ich staune ja immer wieder, dass man z.B. viele Synths von Roland wie die Junos oder 101 auch heute noch problemlos reparieren kann (oder sie überhaupt noch nie den Geist aufgegeben haben).

Und warum sind denn die Doepfer-Module verhältnismässig günstig, obwohl sie die teurere Bauweise verwenden? Die werden doch nicht in China hergestellt, oder?
Mal ernsthaft: Reparierbarkeit is ein Anschaffungkriterium bei Modulen???? SMD lässt sich schwerer reparieren?? SMD geht angeblich schneller kaputt??

Wenn es einen Grund gibt, wieso moderne elektronische Geräte nich so lange halten wie in den 80igern, dann ist das die Einführung von Bleifreiem Lot. Alles andere ist eigentlich qualitativ meilenweit besser. Ansonsten noch "Sparsamkeit", aber da kann der Synth ja nix für, wenn die allerbilligsten Kondensatoren eingebaut werden, oder?

Und Reparierbarkeit bzw deren Kosten scheitert nicht an der verwendeten Montagetechnik der Bauteile, sondern schlicht daran, dass es fast niemanden mehr gibt der Schaltung dahinter versteht. Hände hoch wer wirklich versteht wie ein Filter im einzelnen funktioniert, und ein neues Design bauen kann. Derjenige kann mir das gleich mal erklären.....

DOEPFER ist übrigens billliger, weil da nicht wirklich viel Entwicklung drinsteckt, das meiste sind Uraltschalungen von Uraltkonzepten. Der Herr B. machts übrigens noch günstiger. Innovation - die Zeit und damit Geld kostet - findet da kaum statt. Korrigiert mich bitte falls von DOEPFER mal was ähnliches wie beispielsweise Beads, Elements, Marbles oder Stages gekommen ist.

So. Ich geh jetzt wieder PCBs routen ;-)
 
Und Reparierbarkeit bzw deren Kosten scheitert nicht an der verwendeten Montagetechnik der Bauteile, sondern schlicht daran, dass es fast niemanden mehr gibt der Schaltung dahinter versteht.

Die Module die man meist in seinem Racke hat kosten im Schnitt zwischen 60 bis 250,- Euro. Die teueren lass ich mal außen vor, von denen sind meist nur 2 oder 3 Im Rack (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Ein Fachmann in dem Umfeld wird für seine Leistung mindestens den Rechnungsbetrag von 120,-/Stunde aufrufen müssen um davon leben zu können. Bei der Suche des Fehlers und dessen Beseitigung ist eine Stunde gar nichts.

Der Neukauf ist, wenn nicht Freundschaftspreis oder Heimwerken am Start ist, die bessere Variante. Die Reparierbarkeit bei Modulen ist für mich kein Kriterium für den Kauf eines Moduls.
 
Hab ich was falsches gesagt?
Nö - Alles gut :nihao:

Habe mich - höflich wie ich bin - mit einem "hilfreich" Häkchen bedankt.
Kam bei dir was anderes an? :)

Habe mich zwischendurch nur zu DipTrace schlau gemacht. Hatte eher mit KiCAD gerechnet...
 
Die Module die man meist in seinem Racke hat kosten im Schnitt zwischen 60 bis 250,- Euro. Die teueren lass ich mal außen vor, von denen sind meist nur 2 oder 3 Im Rack (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Ein Fachmann in dem Umfeld wird für seine Leistung mindestens den Rechnungsbetrag von 120,-/Stunde aufrufen müssen um davon leben zu können. Bei der Suche des Fehlers und dessen Beseitigung ist eine Stunde gar nichts.

Der Neukauf ist, wenn nicht Freundschaftspreis oder Heimwerken am Start ist, die bessere Variante. Die Reparierbarkeit bei Modulen ist für mich kein Kriterium für den Kauf eines Moduls.
Guter Punkt. Das mit der Reparierbarkeit wird tatsächlich erst relevant bei teureren Geräten.
 
Nö - Alles gut :nihao:

Habe mich - höflich wie ich bin - mit einem "hilfreich" Häkchen bedankt.
Kam bei dir was anderes an? :)

Habe mich zwischendurch nur zu DipTrace schlau gemacht. Hatte eher mit KiCAD gerechnet...
Hatt ich mal ausprobiert und als genauso grässliche (nur anders) zu Bedienen wie EAGLE verworfen. Ich passe halt lieber die Software an mich an statt andersrum ;-) Es gibt übrigens wenn man nett fragt eine durchaus brauchbare Version mit 500Pins für noncommercial user. Wer die beiden oben genannten Programme unbedienbar findet sollte da ruhig mal hinschaun.
 
Bei KiCAD habe ich leider keine Wahl, da muss ich früher oder später mich mit anfreunden.
So übel finde ich das aber gar nicht. Ist immerhin Open Source.
Aber es gibt schlimmeres, z.B. Eagle -> grausam (oder Target das ist noch übler)

Beruflich arbeite ich mit Pulsonix - das ist richtig cool. Aber halt nicht billig
 
Was kommt eigentlich nach SMD ?

Ist da schon was in Planung ??
 
Warum sind einige Module teurer als andere? Meistens sieht man nur eine Handvoll von Bauteilen die sich im Cent-Bereich bewegen. Was also macht ein Modul teuer?
Bei dieser Betrachtung vergessen viele, dass gerade der mechanische Aufbau einiges an finanziellen Ressourcen verschlingt, Schalter können zB richtig teuer sein, wenn
auf lange Haltbarkeit geachtet wird. Entwicklungskosten sind auch eine weitere Seite, die gerne übersehen wird.
Klar, Platinen lassen sich billigt in China fertigen, aber solch ein Projekt muss natürlich auch ersteinmal vorbereitet und angelegt werden, die Platinen müssen gezeichnet werden,
womöglich erstmal Prototypen gebaut werden, Stücklisten erstellt, Ausweichbauteile bestellt usw. Da hängt mitunter viel Arbeit dran und wenn man nicht aus diesem Business kommt,
unterschätzt man leicht und gerne diese Arbeiten.
 
@ intercorni: korrekt.
Hier nochmal, weils grad passt, ein kleiner Abriss zur Entstehungsgeschichte von Beads.
Zwei Faktoren würde ich noch hinzufügen:

1. die Auflage. Im Modular-Bereich ist diese in der Regel nicht so hoch. Das beeinflusst den Preis der Bauteile erheblich.
2. der Euro-Rack Faktor. Ist - gefühlt - ein nicht ganz unerheblicher Einfluss.

#Edit: Info an mich: langsamer tippen - Herrschaftszeitennochmal
 
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