Zu lange im INTERNET- wieder 3Tage um? Programm das hilft?

Zolo schrieb:
Netz kann sogar ein sehr hohes Maß an Sucht mitbringen - bei Spiele sogar noch ein Takken mehr. Und da reden wir nicht von Gewohnheit...
Das Netz, Foren oder Spiele bringen da nichts an Sucht mit sie befriedigen/füllen lediglich den Mangel in einem. Wo dieser Mangel da bei einem selber steckt, kann jeder selber herausfinden. Wer nicht mehr gesoffen als geatmet hat, sollte dazu in der Lage sein. Man muss natürlich den Willen mitbringen, sich damit, also mit sich selbst, auch auseinanderzusetzen. Aber mal selber versuchen, also mit dem Teil zwischen den Ohren, Dingen ohne Netz und Suchmaschine auf den zu Grund gehen ist ja heute uncool, weil das ja richtig Zeit kostet die man dann nicht für die Glotze übrig hat. Ohne Rechner und nur durch Selbstbeobachtung seine Meinung zu bilden geht ja gar nicht mehr, bzw. fällt man da schon unangenehm auf. Und falls das was man sagt nicht mit irgendeinem Wikipedia-Link belegbar ist, hat das alles keinen Wert mehr.

Wenn jemand mit seinen Arbeitskollegen nur über EDV-Krams labern kann, vielleicht weil auch kaum Zeit dafür da ist, oder jemand in einer Großküche arbeitet und dort nur Bildzeitungsniveau vorherrscht, herrscht, bei entsprechendem Durst nach halbwegs geistreicher Kommunikation eben ein Mangel. Wenn derjenige dann nach hause kommt und sich diese Befriedigung beispielsweise hier im Forum verschaffen kann, dann ist das Sucht? Für mich ist das eher so als wenn ich mich mit Leuten treffe und wir uns über unterschiedliche Themen austauschen. Allein alles was die physische Präsenz betrifft fällt weg. Sicher, auch da kann es wieder einen Mangel geben, bis hin zum totalen Missverstehen des Gegenübers, aber auch das sollte einem irgendwann mal klar sein bevor man sich einklinkt.

Nicht jeder der es schafft in ein Schwimmbecken zu springen ist auch gleich ein guter Schwimmer, aber wie man sich über Wasser hält kann man lernen, vorzugsweise vorher. Auch sollte man, bevor man in das Becken springt, mal schauen ob es auch eine Leiter gibt mit Hilfe der man das Becken wieder verlassen kann, falls nicht vorhanden, oder ist der Abstand von Wasseroberfläche zum Beckenrand größer ist als die Arme lang sind, springt man da auch nicht rein. Vielleicht kann man das auch noch damit vergleichen: Alleine mit einem VW-Bus durch die Wüste und das Ganze ohne HighLift und Sandbleche. Keine Ahnung ob das gut geht, aber ich würde mich da vorher schon mal informieren.

Ich futter z.B. gerne jeden Tag ein Pudding. Wenn ich mal keinen habe finde ich das bischen ärgerlich und schade.
Ich binde mir auch jeden morgen die Schuhe, aber wenn ich mal so wie heute, nur in meine Winterstiefel einfach rein steigen muss, bewegt mich das auch nicht sonderlich.

Aber ich hab nicht gleich das Gefühl von einer Leere in meinem Leben, sodas ich in ernste Depression fallen müsste. Und letzteres ist genau das, was - meines wissens - ein typisches Zeichen für eine Sucht ist.
Wenn man mir mein Hauptkommunikationsmittel wegnehmen würde, hätte ich sicherlich auch eine kurze Zeit lang mit einer gewissen Leere zu kämpfen. Aber ich würde mich recht schnell an die Zeiten erinnern in denen ich mit anderen Dingen meine Zeit ausgefüllt habe und halt wieder ohne Netz leben. Für mich ist das Netz, privat, nicht essentiell, aber es stellt für mich schon eine große Bereicherung bezüglich meiner Lebensqualität da auf die ich nicht mehr verzichten möchte. Mit anderen aber irgendwelche virtuellen Gegner abschlachten zählt für mich nicht dazu.

-- bearbeitet --
 
salz schrieb:
klangraum schrieb:
…Ein klein Häuschen im Grünen, die netten Leute im Ort kennenlernen, mal zusammen im Hof grillen, ne Kiste Bier zischen und evtl über gemeinsame Hobbies quatschen
Das hab ich in den 90ern hinter mich gebracht. Nach 5 Jahren hatte ich es so dermaßen satt, dass ich einen sehr gut bezahlten Job und die Provinz hinter mir ließ.
Näää, Landeier mag ich nur als Omlette.

Kommt drauf an, welche Gegend Du wählst: Hab 20 Jahre in so nem verstockten Kaff gelebt, die meisten Leute da akzeptieren keine Fremden und guggen mich bis heute mit dem Arsch nicht an, wenn ich mal wieder auf Besuch da bin. Danach 8 Jahre in nem Dorf, das sich zum Schnöselkaff entwickelte, da konnte man irgendwann nur noch mit Schlips zum Bäcker, alles andere war Asso. Sowas törnt dann nur noch ab… und man sehnt sich irgendwann sogar nach nem anonymen Ghetto ;-)

Mittlerweile bin ich im Randbereich einer „kleinen Kleinstadt“ -hier haste einerseits Ruhe aber immer noch genug Kontakte. Anscheinend der lang gesuchte Mittelweg, hier findet man die in Städten oft vermisste Normalität, hier gibts „kaum“ diese total „kaputten Typen“ und durchgeknallten Drogenspinner… etc.

Sowas ist genau das richtige, wenn man irgendwann in die Jahre kommt und das persönliche Ruhebedürfnis ansteigt ;-)
 
klangraum schrieb:
Sowas ist genau das richtige, wenn man irgendwann in die Jahre kommt und das persönliche Ruhebedürfnis ansteigt ;-)
Vermutlich fühl ich mich noch nicht alt genug. Und ich bete zu Google, dass sich das nicht ändert.

Das Schöne ist: man kann all die Vorzüge einer Großstadt nutzen, aber man muss nicht.
In der Provinz haste nur bessere Luft. Dafür haste weniger Infrastruktur, saulahme (oder gar keine) DSL-Anbindung. Und meist sind die Käffer von Leuten besiedelt, deren Horizont am Ortschild endet. Das ist gruselig. Es ist keinen Deut besser, als der Horizont meiner Nachbarn, der irgendwo zwischen Anatolien und Ankara kleben geblieben ist. Wobei letzere hie und da ein paar Dönerbuden eröffnet haben. Für mich als Nichtkoch ist das wertvoller als irgendein Dorftratsch.
 
Leider äussert sich Sucht nicht ausschließlich durch eine Depression oder Zittern, Panik usw. bei Entzug. Es können auch subtilere Anzeichen sein.
Es gibt wohl auch verschiedene Stadien einer Sucht.

Da gibt es die, die total abgleiten und es nicht merken und andere, die jeden Tag merken, was abgeht, es aber nicht ändern und das dann Jahre lang geschehen lassen, biss es sich steigert.

Heutzutage ist eigentlich jeder mehr oder weniger süchtig. Ob Drogen samt Alkohol, Internet, Computerspiele, Kaffee, Musik, Sex, ... .
Wobei man da zwischen Gewohnheit und Suchtstadien objektiv beleuchten muss.

Ich muss gestehen, diese Informationssucht packt mich auch oft, vor allem, wenn ich viel Zeit habe. Das ist wohl ein Phänomen der heutigen "Info hier, Info dort"-Zeit. Mal eben ins Netz und nicht so schnell heraus.
Es wäre schön, wenn alle dadurch gebildeter würden, aber leider muss ich feststellen, dass es sich mit dem Internet wie mit dem Fersehen verhält, viele suchen hier auch nur Unterhaltung (auf wackeligem Niveau).


.
 
gringo schrieb:
Heutzutage ist eigentlich jeder mehr oder weniger süchtig.
Wo ist eigentlich das Problem dabei?
Mir ist es vollkommen schnuppe, ob jemand Workaholic oder Alcoholic ist, so lange er mir nicht auf die Nerven geht.
Jemand der websüchtig ist, wird wohl niemandem großartig auf den Zeiger gehen.

Dadurch dass alles im Überfluss vorhanden ist, ist das Einzelne recht belanglos geworden. Das merkt man ja auch bei der Musik, es kommt selten vor, dass ich einen Track 2x höre. Wozu auch? Ich hab >1000 Sender im iTunes-Radio.
Es kommt ebenso selten vor, dass mich ein Thema allzulange fesselt. Es gibt eben so viel, was - für den Moment - ganz furchtbar spannend ist. Das Web multipliziert die Hektik einer Großstadt, deswegen mag ich's.
Für mich ist das "normal", mich hat als Kind schon alles immer schnell gelangweilt. Jetzt endlich tickt die Welt in einem Tempo nach dem ich mich vor 20 Jahren schon gesehnt hatte. Von mir aus kann sie gerne noch einen Zahn zulegen.

Wenn das nun wirklich eine Sucht ist, scheiß drauf! Ich liebe diese Sucht und ich möchte nicht geheilt werden. Wenn jemand jedes Wochenende irgendwelche Dorfdissen durchackert, um irgendein Chick rammeln zu können, bin ich auch der Letzte, der ihm deswegen ins Gewissen redet. Ebenso soll sich meinswegen jeder die Birne zukiffen/koksen/saufen - solange er damit niemandem schadet, habe ich kein Problem damit.
Manch einen mag's glücklich machen, mit Nachbarn bei Bratwurscht und Blondem über alte Zeiten zu faseln. Ich bestell mir lieber 'ne Fuhre Sushi und sabbel mit Leuten aus Ländern, die ich niemals sehen werde über irgendwelche neuen Gadgets, die ich vermutlich niemals kaufen würde.
Ich möchte mir nicht anmaßen, darüber entscheiden zu können, was davon kulturell, oder meinswegen "sozial" wertvoller ist.

BTW., mein neues Spielzeug:
http://twitter.com
(OK, nimmer brandneu, ich hab's aber erst vor einigen Tagen für mich entdeckt. Der Hammer! Internetz auf Speed!)
 
Ich tendiere auch dazu, meine Zeit im Netz zu vertrödeln. Da ich nicht ganz darauf verzichten will, entferne ich meinen Router einfach für ein paar Tage woandershin, zb. ins Büro oder das Studio. So kann ich zuhause mangels Hardware nicht surfen und habe dann endlich Gelegenheit meine lange Pendenzenliste abzuarbeiten: Geräte warten & reparieren, löten, schreinern, Musik machen, Spielen üben, VW-Bus umbauen, Spocht treiben, rausgehen usw...!

Und das witzige daran: Ich vermisse das Netz überhaupt nicht, wenn es nicht da ist! Und wenn mir mal was wichtiges einfällt, wonach ich mal googeln oder wikipedieren müsste, dann schreib ich es auf und beschäftige mich wieder damit, wenn ich mal wieder www-Zugang habe, z.B. wie jetzt über Mittag in der Fabrik:)
 
salz schrieb:
klangraum schrieb:
Sowas ist genau das richtige, wenn man irgendwann in die Jahre kommt und das persönliche Ruhebedürfnis ansteigt ;-)
Vermutlich fühl ich mich noch nicht alt genug. Und ich bete zu Google, dass sich das nicht ändert.

Das Schöne ist: man kann all die Vorzüge einer Großstadt nutzen, aber man muss nicht.
In der Provinz haste nur bessere Luft. Dafür haste weniger Infrastruktur, saulahme (oder gar keine) DSL-Anbindung. Und meist sind die Käffer von Leuten besiedelt, deren Horizont am Ortschild endet. Das ist gruselig. Es ist keinen Deut besser, als der Horizont meiner Nachbarn, der irgendwo zwischen Anatolien und Ankara kleben geblieben ist. Wobei letzere hie und da ein paar Dönerbuden eröffnet haben. Für mich als Nichtkoch ist das wertvoller als irgendein Dorftratsch.
Vermutlich fühl ich mich noch nicht alt genug. Und ich bete zu Google, dass sich das nicht ändert.
:harhar: der war gut… ™
Re: Bub ……komm ersma in mein Alter :opa: Wenn Dir Haare und Zähne ausfallen …

Auf die Dönerbude kann ich verzichten, mir reicht die Pizzeria und der Horizont am Ortsschild, mittlerweile find ich das besser als Horizonte unterhalb der U-Bahnschächte und vermüllte, stinkende Ghettoviertel. DSL ist kein Kriterium mehr, das haste mittlerweile fast überall und wennde Pech hast, funzt das inner Stadt auch nicht richtig. Fehlende Infrastruktur ist auch nicht das Problem, da kann man sich locker drauf einstellen wenn man es will. dafür hab ich keine Miefluft, keinen Lärm, keine kaputten Typen…etc. Der Dorftratsch ist auch nicht das schlimmste: wenn man irgendwann nach dem Dämmerschoppen & Absacker besoffen durch die Gassen krabbelt und nicht mehr nach Hause findet, wissen die Leut, wo sie dich abgeben müssen statt aufm Revier anzurufen :mrgreen:
Meint: das sozale Umfeld ist hier noch intakt, hier vegetiert man nicht hinter verschlossener Tür einsam vor sich hin…
 


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