Wie festgelegt seid ihr auf "euren" Musikstil?

Ich hab da wirklich einen sehr engen Horizont. Könnte auch nie Musik im Auftrag machen, die mich nicht anspricht. Ich muss da völlig frei sein für mich und es läuft in der Regel immer wieder auf Berliner Schule -artige Musik à la Schulze und TD raus. Ab und an reitet es mich mal wieder etwas in Richtung Drum&Bass zu machen. Sind dann aber immer nur kurze Ausflüge. Ansonsten noch Ambient/Drone, aber mehr Drone.
Und am schlimmsten empfinde ich meist ein "wir könnten ja mal was zusammen machen"! Das passt in 98% der Fälle für mich nämlich in keinster Weise und ich will auch nicht krampfhaft auf einen Nenner kommen müssen. Ich sag da auch mittlerweile meist direkt, "Nö".
Von daher sag ich mal "Wie festgelegt seid ihr auf "euren" Musikstil?": 100%
 
Ich bin gefangen in meinen Fähigkeiten und versuche den Knast zu vergrößern. Von "Festlegung auf einen Musikstil" kann also nicht die Rede sein.

Gefängnisausbruch 1
Mich fliegen im Geiste Ahnungen von Klang an. Oder ich bekomme Klangskizzen von der Sängerin.
Wenn ich dann das Gefühl habe, das kann ein Stück werden, stell ich mich in den Dienst der Musik und versuche das zu erzeugen, was das Lied braucht. Die Ahnungen und Skizzen fungieren dabei als Inspiration – tausend andere Dinge aber auch.

Ich lande dann bei einer Mischung aus funky 80er-Jahre-Gymnasiasten-Prog-Pop und Chanson, der aber viel zu kompliziert ist, weil ich immer alles reinpack, was mir einfällt.
Das muss ich dann mindestens 5 Mal mühsam überarbeiten und streamlinen, bis es halbwegs "straff" wird. Idealerweise kommt dann sowas wie "Minimal Funky Electro-Chanson mit 80er-Jahre-Popfeeling" raus. So der Plan.
Das schaff ich aber fast nie. Oder nur so Touché-artig, wie das Alex Penn in seiner genialen Skizze weiter oben gemalt hat (da wo sich die Grenzlinien berühren).

Gefängnisausbruch 2
Ich schreibe Gedichte zum Sprechen und übertrage dann die Sprache aufs Klavier. Super aufwändig und super anstrengend, weil ich dann weitgehend außerhalb meines Repertoires Klavierspielen muss. Das Ergebnis ist aber super befriedigend, weil sehr "ich".

Das klingt dann wie fremdartiges Bar-Piano, sagen andere. Ich sage es klingt nach mir.

Gefängnisausbruch 2B
Ich nehme den gesprochenen Text auf und umgarne/dekoriere/interpretiere/variiere die Klangevents und die Semantik der Sprache mit Sounddesign

Das klingt dann nach Electro-Geknusper zu Sprechtext.

Gefängnisausbruch 3
Mich fliegen im Geiste Ahnungen von Klang an. Und ich stelle fest, es ist ein Klavierstück. Das versuche ich dann zu "ergründen" also zu komponieren.

Das klingt dann nach Neo-Klassik-Pop-Klaviermusik mit viel phrygisch, lydisch, Sekunden, Nonen, sus und m(j)7.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und am schlimmsten empfinde ich meist ein "wir könnten ja mal was zusammen machen"! Das passt in 98% der Fälle für mich nämlich in keinster Weise […]

Also noch vor 10 Jahren hing meine Antwort davon ab, wie viel jünger die anfragende Dame war ;-)

Jetzt bin ich 60+ und die einzige andstandsbegleitete Antwort lautet wohl „ach komm, ich könnte ja glatt dein Opa sein…“
 
Wenn man regelmäßig bei den Battles hier mitmacht, wird man gezwungen vom üblichen Genre abzuweichen. Ob sich das auch auf den Stil auswirkt, kann ich nicht sagen. Womöglich nicht, wenn man bereits einen Stil entwickelt hat. Falls nicht, ist es vielleicht ein guter Weg dorthin.

Mir ist es persönlich egal welchen Musikstil ich mache. Hauptsache es gefällt mir. Genauso verhalte ich mich auch als Hörer.
 
Machnmal versuche ich bewusst etwas anderes zu machen... drifte dann aber immer wieder ab und lande dort wo ich mich wohl fühle...
Das geht mir genauso. Ich versuche, was zu erarbeiten, bleibe bei irgendeinem Element hängen (einer Bassline z. B.), und schwupps, renne ich wieder ins Schema F.
 
1. Ich mache Musik ausschließlich als Hobby und veröffentliche nichts. Meine Musik muss also mir und sonst niemandem gefallen. Also, bin ich auf die wenigen Musikstile festgelegt, die ich selbst höre.

2. Würde ich meine Musik veröffentlichen und müsste vielleicht sogar davon leben, würde ich weiterhin keine Musik machen, die mir nicht gefiele - da bin ich idealist. Das wiederum würde dazu führen, dass ich damit wenig/kein Geld verdienen könnte. Deshalb: s. 1.
 
Hauptsache es gefällt mir. Genauso verhalte ich mich auch als Hörer.
Es kann sein, dass mir als Hörer etwas nicht gefällt, ich aber nicht weiß, warum ich es nicht mag.
Dann beschäftige ich mich (hoffentlich) damit und mit ein bisschen Glück erweitere ich dabei meinen Horizont.
Danach gefällt mir die Musik möglicherweise trotzdem nicht, aber ich weiß, warum sie gut oder schlecht ist.

Stelle ich dann fest, dass der Künstler der Musik, die ich kacke finde, auch im Knast seiner Fähigkeiten gefangen ist, bin ich froh, dass ich woanders einsitze.
Das hat dann was Befreiendes.
 


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