Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interessant

Dark Walter

||||||||||
Hallo,

Ich verwende zunehmend mehr und mehr via Bus gesharte Reverbs im Mix und mich würde
es sehr interessieren ob die alten Studiostandards (große Lexicon, Eventide) in der heutigen Plugin Welt noch Sinn machen. (Es geht hier mehr um Studio als um den Liveanwendungen)

Danke
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Warum sollten diese digitalen Hallgeräte besser sein als die heute erhältlichen, teilweise sehr guten Plug-Ins.

Anders sieht es m. E. bei "mechanischen" Springreverbs aus, die bei den meisten Leuten aber sicherlich eher für Spezialeffekte zum Einsatz kommen, z. B.: http://www.vermona.com/produkte/effektgeraete/
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

das ist das entscheidende Stichwort:

in der heutigen Plugin Welt

und die Antwort gibst du ja eigentlich schon selbst: für die Bewohner dieser Welt macht digitales Outboard möglicherweise tatsächlich kaum noch Sinn (zumal wenn das Signal erst DA, dann AD, dann wieder DA, und dann wieder AD-gewandelt werden muss: raus aus dem Rechner, rein ins Lexicon, wieder rein in den Rechner).

Aber für Leute mit anderem workflow sieht das evt. ganz anders aus. Ich würde meine Digi-Delays oder Reverbs nicht missen wollen. Eine DAW kommt, wenn überhaupt, nur ganz am Anfang der Kette, als MIDI-Sequenzer zum Einsatz -- und ein, zwei Plugins erst ganz am Ende: auf der digitalisierten Stereosumme.

YMMV.
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Für mich machen gute Outboard Effekte viel Sinn, egal ob analog oder digital. Die genannten mehrfach AD-DA Wandlungen erkläre ich zum Feature. Warum soll ich Kopien und Emulationen benutzen, wenn ich die Originale habe? Da ich schon etwas länger dabei bin, ist meine Arbeitsweise an diese alten Kisten angepasst, etwaige Nachteile wie fehlendes Total Recall lassen sich durch know-how kompensieren. Das Arbeiten mit Hardware FX empfinde ich haptisch und funktional als ansprechender und zielgerichteter. Soundtechnisch brauchen sich Top FX Geräte hinter keinem aktuellen Plugin zu verstecken. Ein Siderack voll mit Gear macht auch mehr her als ein volles Pulldownmenü mit Plugins! Ich fühl mich so wohler in meiner Arbeitsumgebung... :selfhammer:

PS: Durch die hohe Verbreitung von Plug Ins sind die Preise für Hardware FX in den Keller gegangen, ich habe vor einem halben Jahr mir ein PCM70 für 300€ gekauft. Was für ein Schnäppchen! Wer diesen Sound mag, versteht meine Freude! Also, nix gegen gute Plugins, Hardware ist aber noch lange nicht obsolet, im Gegenteil.
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Faltungshall-Plugins (als Beispiel: Knufinke SIR) können, mit den passenden Hallantworten ("impulse responses") durchaus digitale Outboard-Reverbs der Vergangenheit approximieren.

Wenn (statische) Hallantworten alleine nicht ausreichen, greift man (als Beispiel: Acustica Nebula) auf dynamische Faltung ("dynamic convolution") zurück - quasi eine Art Parameter-Morphing auf Modelling-Basis.

Einzige Ausnahme sind (wie SynthUser schon richtig sagte) analoge (Spring-) Reverbs; da wird eine Hallantwort nur bei geringen Ansprüchen zufriedenstellen und auch das Dynamic-Convolution-Verfahren wird hier wenig bringen - hier muss Physical Modelling ran! (als Beispiel: Softube Spring Reverb oder PSP Springbox)


HTH
:nihao:
 
Zuletzt bearbeitet:
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Vielen Dank für eure Antworten. Ich hab beim lesen festgestellt das mein Frage nicht ganz zielführend war. Mir ging es dabei mehr darum ob es sich (workflow ausser acht) klanglich noch lohnt in ein altes Eventide oder Lexicon zu investieren. Viele Hersteller bieten ja heute ihre legendären Algorithmen als Plugin an.
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Persönlich finde ich gerade die neue Generation von leistungsfähigen (Gitarren!-)Effektpedalen mit gutem User-Interface (viele Encoder, Knöpfe, wenig Display/Menüs) sehr interessant. Stichwort Eventide, Strymon, ... . So macht die Bedienung wieder Spass und das wirkt sich auf die Kreativität aus, wenn man Effekte mit in den Klangbildenden Prozess einbeziehen möchte.
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Dark Walter schrieb:
Mir ging es dabei mehr darum ob es sich (workflow ausser acht) klanglich noch lohnt in ein altes Eventide oder Lexicon zu investieren.
Ich glaube, das habe ich beantwortet: ein klares Nein. Aber es gibt andere Hardware-Reverbs (Stichwort Federhall oder andere analoge Geräte - z. B. mit BBDs), die durchaus Dein Setup bereichern könnten.
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Ja, das hast Du es war mir nur wichtig die Fragestellung aufzulösen. ;-)

Elektromechanische Effekte hab ich glücklich- / leidigerweise schon in allen möglichen Varianten.
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

Dark Walter schrieb:
Vielen Dank für eure Antworten. Ich hab beim lesen festgestellt das mein Frage nicht ganz zielführend war. Mir ging es dabei mehr darum ob es sich (workflow ausser acht) klanglich noch lohnt in ein altes Eventide oder Lexicon zu investieren. Viele Hersteller bieten ja heute ihre legendären Algorithmen als Plugin an.

Die Wahrheit liegt wie immer im Auge des Betrachters. Will heissen, der eigene Anspruch, die Ziele und die Wege, diese zu erreichen beeinflussen individuell die Antwort.

Analog-Teil und Wandler:
Die alten Flagschiffe und ansonsten jeder Harware FX hat einen analogen Teil und AD/DA Wandler, die zwischen analog und digital übersetzen. Je nach Gerät wird da unterschiedlicher Aufwand getrieben, manchmal sind z.B. Übertrager im Signalweg. Die Wandler unterscheiden sich von heute üblichen Wandlern, in der Genauigkeit, in der Bit-Tiefe, in der Technologie. Die Anti-Aliasing und die Rekonstruktions-Filter waren damals i.d.R. analog, heute wird das mittels Oversampling Interpolating DACs gelöst.

In einigen Fällen, hier habe ich z.B. den H3000 im Blick, sind die Wandler mit variabler Clock-Rate ausgestattet (-> Pitch-Shifting lässt grüssen), das können die aktuellen Chips nicht.

All das muss also bei einer Umsetzung in Software simuliert werden. Die Simulation ist nicht zwingend perfekt und vor allem kostet sie wertvolle Rechenzeit, hier wird als i.d.R. mit Näherungen gearbeitet.

Algorithmen und Umsetzung:
Klar, ein Algorithmus in einem digitalen FX ist digital. Somit kann man ihn einfach in Software umzetzen. Je nach Architektur des Originals kann das durchaus einigen Aufwand bedeuten, weil die modernen CPUs eben eine andere Architektur haben und manches im Original auch per digitaler Hardware realisiert wurde. Das muss dann auch wieder simuliert werden. Siehe oben.

Auch wird nicht notwendigerweise jeder jemals von z.B. Lexicon in einer Hardware eingesetzte Algorithmus in einem Lexicon Plugin implementiert, oder die Wertebereiche weichen voneinander ab.

Das betrifft sogar den Bereich der Hardware. Wer z.B. denkt, dass ein Quantec Yardstick 1:1 den Quantec QRS emulieren und ersetzen kann, der irrt. Zwar ist der Basis-Algorithmus der gleiche, aber der Yardstick macht das alles viel besser und höher und weiter. Leider klingt er anders.

Verfügbare Software-Umsetzungen:
Es gibt zwar jede Menge Umsetzungen von FX Hardware, aber es wird nicht alles abgedeckt. So gibt es meines Wissens keine Emulation von Dynacord DRP20, DRS 78 oder DRP 16. Im Bereich Ursa Major gibt es zwar die SST-282 Space Station als TDM Plugin, aber das Stargate 323 gibt es nur in Hardware. Diese Liste kann man sicher noch verlängern, Quantec QRS oder auch ein Alesis Quadraverb stehen jedenfalls auch darauf. Bricasti M7 schon gar nicht.

Von Eventide gibt es einiges, aber z.B. der H3000 wird nur teilweise als Plugin zur Verfügung gestellt.

Original vs. Kopie:
Wer ein Original hat, stellt sich nie die Frage, ob es wie das Original klingt. Auch wenn die Kopie 1:1 wie das Original klingt, es ist immer eine Kopie. Das geht nun mehr ins philosophische...

Non functional:
Die Varianten haben jeweils ihnen eigene Vor- und Nachteile, ein Plugin wird wohl eher nicht kaputtgehen, dafür läuft die Hardware auch beim Wechsel des Betriebssystems.

Konkret noch zum Lexicon PCM Native Reverb Plug-in Bundle. Wenn man sich die Beschreibungen im Handbuch ansieht, so sind das alles moderne Algorithmen, die denen vom PCM 96 ähneln. Das sind aber bei weitem nicht die legendären Algorithmen, von denen Du sprichst. Viele Reverb-Sounds, die man typischerweise mit Lexicon verbindet, kommen aus dem 224 oder dessen Nachfolgern 224 X oder 224 XL, oder dem 480L. Da gibt es zwar auch so manche Emulation bei UAD oder anderswo, aber nicht bei Lexicon.
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

NickLimegrove schrieb:
...für die Bewohner dieser Welt macht digitales Outboard möglicherweise tatsächlich kaum noch Sinn (zumal wenn das Signal erst DA, dann AD, dann wieder DA, und dann wieder AD-gewandelt werden muss: raus aus dem Rechner, rein ins Lexicon, wieder rein in den Rechner).

schonmal was von AES/EBU gehört? :floet: :lollo:
 
Re: Outboard Reverbs / Multieffekte noch zeitgemäß / interes

swissdoc schrieb:
Dark Walter schrieb:
Vielen Dank für eure Antworten. Ich hab beim lesen festgestellt das mein Frage nicht ganz zielführend war. Mir ging es dabei mehr darum ob es sich (workflow ausser acht) klanglich noch lohnt in ein altes Eventide oder Lexicon zu investieren. Viele Hersteller bieten ja heute ihre legendären Algorithmen als Plugin an.

Die Wahrheit liegt wie immer im Auge des Betrachters. Will heissen, der eigene Anspruch, die Ziele und die Wege, diese zu erreichen beeinflussen individuell die Antwort.

Dem kann ich mich nur anschliessen. :supi:

Hardware FX habe ich einige, machen für mich hier am meisten Sinn wenn sie einen bestimmten Klangcharakter
mitbringen den ich so sonst mit Softies nicht hinbekommen kann.
 


Neueste Beiträge

News

Zurück
Oben