Neue Musik für Violine und Minimoog

Die Musik vom Thread-Anfang gehört für mich in die Kategorie „Hurz“.
Wie ich oben geschrieben habe, sehe ich das in diesem Fall genauso. Allerdings muss man m. E. immer vorsichtig sein mit dem Urteil, wenn es um "Neue Musik" geht. Es gibt durchaus Musik, die schon mal schnell auch in diese Richtung "abgetan" wird, hinter der sich aber ein großer Anspruch und Gehalt verbirgt. Mein Lieblingsbeispiel dazu aus dem Bereich der klassischen Moderne ist die Musik von György Ligeti. Auf den ersten Blick scheint er mit anderen Avantgardisten in einen Topf zu gehören. Hinter seinen Kompositionen steckt aber unendlich viel mehr als hinter so manchem "Hurz" ...


https://www.youtube.com/watch?v=-iVYu5lyX5M
 
Ich würde das so deuten: Innovationen passieren meistens zuerst innerhalb der Hochkultur. Erst später schlagen sie in die populäre Kultur über.
Ich versteige mich mal zu der Behauptung, dass Musik wie die in dem obigen Video in der Hochkultur verbleiben wird.
 
Ich muss doch nochmal für die neue Musik in die Bresche springen [hüpf!] und möchte nur darauf hinweisen dass aus meiner Sicht die heutige in Massen 'produzierte' Gebrauchsmusik (ich meine den Einheitsbrei aus den Charts!) bis zur Kotzgrenze und bis knapp unter den Rand verHURZt ist wie nichts anderes. naja, nehmen wir den Schlager noch dazu, die klingen auch alle gleich.
Tatsächlich frage ich mich, ob sich die Musiker heimlich über uns kaputt lachen.
Ja aber ich denke dass es die Schlagerprofis und die ganzen pöhsen Rapper sind, die haben mehr Grund, sich über uns kaputt zu lachen, denn die haben unser Geld. ich glaube nicht dass ein paar experimentierfreudige Musikstudenten hier nach der dicken Kohle schielen, das wäre illusorisch.
Nein, die lachen nicht über ihre Fans. Ma sagn.
 
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Ich muss doch nochmal für die neue Musik in die Bresche springen [hüpp!] ...
Da würde ich Dir sofort beipflichten, aber nicht alles, was sich als solche Neue Musik ausgibt, ist auch gute Musik.

Es gibt dazu ein lustiges Zitat von Falco, in dem er bewusst die Begriffe "New Wave" und "Neue Musik" vermischt. Er sagte einmal (ich hoffe, ich habe das richtig im Kopf): "Die zentrale Frage bei der Neuen Musik muss lauten: a) Ist es neu? b) Ist es Musik? c) Ist es wirklich Neue Musik?"

In diesem Fall würde ich alle drei Teilaspekte der Frage mit "nein" beantworten. Das ist natürlich nur meine subjektive Sichtweise, selbstverständlich soll ein jeder nach seiner Facon selig werden. ;-) ...
 
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Da würde ich Dir sofort beipflichten, aber nicht alles, was sich als solche Neue Musik ausgibt, ist auch gute Musik.
für mich eine Frage von geben und nehmen: Neue Musik gibt mir (meist) etwas, auf der anderen Seite kostet mich die oben erwähnte Chart-Musik nur Nerven...
:phones:
 
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Tatsächlich frage ich mich, ob sich die Musiker heimlich über uns kaputt lachen.
Warum sollten sie sich über jemanden kaputtlachen? Versteh ich nicht. Gibts da einen Grund für? Sollten sie sich kaputtlachen?
"Die zentrale Frage bei der Neuen Musik muss lauten: a) Ist es neu? b) Ist es Musik? c) Ist es wirklich Neue Musik?"
Das seh ich anders. Die zentrale Frage sollte sein: Was ist Musik? - Meine Antwort wäre: In der Zeit organisierte Geräusche. Sonst nix. Ob es neu ist oder alt, ob Klassik oder Jazz oder was weiss ich: interessiert mich nicht, es gibt da auch kein gut oder schlecht. Hauptsache es berührt mich in irgendeiner Weise. Mir ists lieber, wenn mich Musik aufregt als dass sie mich nicht stört.
 
Ich finde es interessant (und zwar ganz ohne Wertung oder Wut), dass diese Art von Musik oft - und auch in diesem Thread - danach bewertet wird, wie innovativ (oder eben nicht) sie ist. Spielt das eine Rolle? Interessiert uns das in anderen Zusammenhängen so sehr? Sollte nicht in einem Forum, in dem ein Schüler der 35. Klasse der Berliner Schule mit Respekt bedacht und der zweitrillionenste Durchlauf eines Four-to-the-Floor-Beats heftig beklatscht wird, weil das korrespondierende zweitönige Sequenzerpattern mit diesem einen coolen Modul zum genreüblichen Zwitschern gebracht wird, in einem Forum also, in dem der Wert musikalischer Tradition zusammenfassend also durchaus erkannt wird, sollte dort nicht zumindest die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass Musik nicht immer neu sein muss - ganz unabhängig davon, wie die Genrebezeichnung lautet, für die die Künstler ja in aller Regel wenig können?

Ich persönlich muss solche Musik live erleben, nicht im Video. Live berührt sie mich oft (und das könnte ich mir in diesem Fall durchaus vorstellen), aufgenommen gelegentlich. Dazu gehört für mich auch ein bestimmtes Setting, der Gang in den Konzertsaal, die innere Haltung in dem Moment.

Konzerte des Ensemble MusikFabrik kann ich nur wärmstens empfehlen. Tolle Musiker machen tolle Sachen. Manchmal auch nur interessante Sachen. Manchmal fürchterliche Sachen. Fantastisch. Wenn man sich darauf einlässt, dass Kunst einem nicht immer gefallen muss. Sonst geht man besser zu Mozart oder Coldplay oder irgend etwas hippem aus Berlin.

Disclaimer: Ich bin nicht ganz neutral. Ich habe mal ein Kammermusikprojekt unter Leitung des im Video zu hörenden Uli Löffler und anderer Ensemblemitglieder organisiert, dabei äußerst angenehme und kompetente Menschen vorgefunden, so dass ich evtl. etwas voreingenommen bin. Uli hat mir bei dieser Gelegenheit u. a. von seinem Minimoog erzählt - den ich jetzt auch mal sehen und hören konnte. Danke dafür.
 
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Warum sollten sie sich über jemanden kaputtlachen? Versteh ich nicht. Gibts da einen Grund für? Sollten sie sich kaputtlachen?
Rein subjektiv wirkt die musikalische Darbietung auf mich total belanglos.
Mich beschleicht der Verdacht, dass der Hörer verarscht werden soll. Hurz.
Allerdings ist es absolut möglich, dass ich es einfach nicht verstehe, weil ich keine Ahnung habe. Ich wäre nicht persönlich beleidigt, wenn man mir das vorwerfen würde.
 
Da würde ich Dir sofort beipflichten, aber nicht alles, was sich als solche Neue Musik ausgibt, ist auch gute Musik.

Meine Theorie:
Siehe Sturgeon's Law (ninety percent of everything is crap).

Die klassische Musik vor - sagen wir mal grob - 1900 hat den Ausleseprozess schon hinter sich. Wir kennen da meistens nur die 'guten' Sachen.
Für die Neue Musik muss (teilweise?) dieser Prozess noch statt finden.
In 100 Jahren werden die Leute also anders über die Neue Musik urteilen, weil dann der Ausleseprozess schon statt gefunden hat.

Grüße
Omega Minus
 
Glaube, man soll sich selbst mal in das Terrain hineindilettieren.
Hab mir gerade so ein kleines Als-Ob-Labor für evolvierende kammermusikalische Dronen eingerichtet. Zentral das klassische Klangangebot des EMU Morpheus gemischt mit eigenen Synthpatches.

Hier ein kurzer streicherschwerer Ausschnitt


https://soundcloud.com/soundinett/kreimeriana-strings

Mehr in der Playlist.
 
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Der springende Punkt hier ist, dass man einfach was versucht was abseits der Norm ist. Muss nicht funktionieren, schon garnicht für jeden. So ist das mit der Muse die einen küssen kann.
Genau wie oben schon geschrieben, kann ich das Ensemble Musikfabrik wärmstens empfehlen, wenn man mit offenem Geist an die Sache herangehen möchte und grundsätzlich Musik liebt. Auch ich finde längst nicht alles gut, was ich dort höre. Interessanterweise oft die Performances mit Elektronik. Aber ich versuche bei jedem (kostenlosen!!) Konzert Zuhörer zu sein, um potenziell meinen kleinen Horizont erweitern zu können. Seid mutig!
 
Was befremdlich ist ist die Beliebigkeit. Es ist eigentlich egal, was die da spielen, solange mit Ernst und Haltung vorgetragen.
In etwa so, wie wenn meine Tochter wild auf der Schreibmaschine rumhackt, dann Tinte drüberkippt und das dann als Gedicht verkauft...
Hurrrtz
 
Ich kann mir das gut anhören. Für mich interessanter als das immer wider gleiche 4/4-Techno-Genudel. Und das ertragen wir jetzt auch schon fast 30 Jahre. Dann doch lieber "neue Musik". Ist aber nur mein persönlicher Geschmack. Und den beiden Interpreten ist es auf keinen Fall egal, was die da spielen - daher die Partitur. Und daher auch der Ernst.
 


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