Allgemeine Tips zum Debugging / Fehlersuche

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Anonymous

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Allgemeine Tips zum Debugging / Fehlersuche?

Mit Debugging / Fehlersuche habe ich bisher so gut wie keine Erfahrung.

Hier mal eine Liste der Punkte, die mir so einfallen, die ich bisher aufgeschnappt habe (Checklisten-mäßig):

- Platine auf Kurzschlüsse überprüfen (vor dem löten durch Ätzfehler / Herstellungsfehler, nach dem löten durch Lötzinnbrücken)
- Kabel auf mögliche Kurzschlüsse überprüfen (unisolierte Teile mit anderen unisolierten Komponenten)
- Kabel auf Durchlässigkeit überprüfen (durchpiepsen)

- Platine erst einmal ohne ICs an Netzteil anschliessen und IC-Anschlüsse mit Multimeter überprüfen (Strom in richtiger Höhe an den richtigen Stellen)
- Falls alles ok ist, ICs bestücken und kurz an das Netzteil anschliessen und alle ICs kurz "befingern", falls einer warm wird, sofort Platine vom Netzteil abkoppeln und die Stelle um den IC näher untersuchen.

- Polarität überprüfen (Elkos, Dioden, Tantals, ICs, usw.)
- Werte der Bauteile überprüfen (Widerstände, Kondensatoren)
Kondensatoren können AFAIK aber nur im ausgebauten Zustand überprüft werden (ansonsten halt nur die Aufschrift)
- Lötstellen optisch auf kalte Lötstellen überprüfen

- Schaltplan & Bestückungsplan/Platinenlayout konsultieren und anhand funktionierender und nicht-funktionierender Bestandteile das Problem eingrenzen. Die Platine dabei am besten in einzelne Untereinheiten einteilen.

Benötigte Tools:
- Multimeter, am besten mit Krokodilklemmenanschluss oder etwas ähnlichem (Krokolklemme ist oft ein bißchen zu gross)
- Leiterbahnenunterbrecher bzw. ein scharfes Messer, Skalpell oder etwas ähnliches, um Leiterbahnen oder überflüssiges Lötzinn wegschaben zu können

Das soll dann irgendwann als längerer Artikel auf sdiy.de mit vielen Bildchen. Von Dummy für Dummies sozusagen.

Fällt jemanden da noch was zu ein oder ne Ergänzung?

Der Artikel soll sich dann an Leute wie mich richten, die also handwerklich null drauf haben und denen man alles genaustens beschreiben muss.
Leute, die sich das alles herleiten können, lesen dann halt quer über die Stellen drüber.
 
Widerstände müssen eingelötet beim messen nicht unbdenigt den richtigen Wert anzeigen.
 
sonicwarrior schrieb:
Edit: Zur Übersetzung hab ich mal ne Frage:
Wie würdet Ihr "read as low as it goes" übersetzen?

vorschlag
"so niedrig wie möglich anzeigen" ??? (eben so, wie kurzgeschlossen)
 
Ok, hier mal ein erster Entwurf (reine Übersetzung):

Probleme mit einer Schaltung oder Platine? Hier findest Du ein paar Tips zur Problemlösung:

* Strom während der Testphase nur kurzzeitig anschliessen. Ich weiss Du weisst das schon, aber sei Dir bewusst, dass dies leicht vergessen wird!
* Strom nicht anschliessen bevor die Stromleitungen nicht mit einem Multimeter durchgemessen wurden. Diese Vorgehensweise hilft kalte Lötstellen zu finden. Dabei handelt es sich um Lötstellen, die gelötet, aber ein bißchen grau und trüb aussehen. Kalte Lötstellen entweder noch einmal erhitzen oder das Lot per Entlötpumpe oder -litze entfernen und neu verlöten. Wenn Du den Widerstandswert zwischen dem Stromanschluss der Platine und einem Schaltungspunkt, welcher damit verbunden sein sollte, misst, sollte das Multimeter so niedrig wie möglich anzeigen. In anderen Worten sollte der gemessene Wert derselbe sein wie wenn die Anschlüsse vom Multimeter kurzgeschlossen würden.

* Benutze ein gutes Lötzinn mit einem passenden Durchmesser. Schmalere Durchmesser bieten eine bessere Kontrolle über die verlötete Menge. Für kleine Lötstellen bieten sich 0,5 mm an, für mittelgrosse 0,7 oder 0,8 mm (schwerer erhältlich) und für besonders grosse und mechanisch stark beanspruchte Lötstellen 1 mm.
* Für Chips IMMER IC-SOCKEL BENUTZEN! (ein Austausch um schlechte auszusortieren ist definitiv einfacher). Wie Konfuzius sagt: "Wer IC-Sockel benutzt ist sehr weise, wer keine Sockel benutzt mag das auslöten sehr!"
* Benutze eine Lupe und inspiziere die Leiterbahnen optisch auf Kurzschlüsse oder fehlende Verbindungen.
* Hast Du einen Kurzschluss gefunden? ... Schabe diesen mit einem scharfen Messer oder einem anderen geeigneten Werkzeug auf.
* Hast Du eine fehlende Verbindung gefunden? ... Schliesse diese mit ein wenig Kupferdraht und Lötzinn.
* Inspiziere die Platine optisch auf nicht verlötete Beinchen.
* Nicht verlötetes Beinchen gefunden? ... Löt es ein!
* Kontrolliere die Bauteile optisch auf die korrekten Werte und ersetze diese falls nötig. Bei MFOS gibt es einen tollen Widerstandswerte-Werkzeug.
* Teste immer physikalische Bauteile (Schalter, LEDs, Buchsen) bevor Du diese einbaust (es gibt durchaus nicht funktionierende neue Bauteile!).
* Überprüfe aktive Bauteilen (OP-Amps, Logik Chips, Transistoren) auf bekannte funktionierende (IC-Sockel sind unsere Freunde). Schneide die Beinchen von schlechten Bauteilen ab und wirf diese weg (so wirst Du diese nicht aus versehen noch einmal benutzen).
* Stell sicher, dass alle Dioden in der richtigen Richtung eingelötet sind (eine rückwärts installierte Diode kann verheerende Auswirkungen haben!).
* Gibt es kurzgeschlossene Bauteile: Dioden, Tranistoren, Tantal-Kondensatoren (schliessen sich kurz, wenn sie kaputt gehen), usw.? Du wunderst Dich? Das kann durchaus vorkommen!
* Stell sicher, dass Chips in der richtigen Richtung eingesteckt werden. Ein falsch herum eingesteckter Chip wird SEHR heiss und wandelt sich sehr schnell in teuren Müll!
* Stell sicher, dass Transistoren (bipolar oder FET) richtig eingelötet werden Wenn Du einen Transistor über eine Kreuz-Referenz überprüfe IMMER das Pinout um sicherzugehen das die Richtung korrekt ist, besonders bei FETs. D-G-S kann bei einem Alternativ-FET zu D-S-G werden!
* Stell sicher, dass Elkos in der richtigen Richtung eingesetzt werden (ein falsch eingebauter Elko kann explodieren!).
* Schau Dir den Bestückungsdruck an und stell sicher, dass jedes Bauteil den korrekten Wert hat und das jede Lötbrücke installiert ist!
* Ist einer der Chip Beinchen verbogen statt im IC-Sockel zu stecken?
* Ist ein IC-Sockel Beinchen verbogen statt durch die Platine zu gehen?
* Lese jede mitgelieferte Beschreibung um weitere Lösungsansätze zu bekommen.

Hmmm und bei meinem Quad-CV-LFO werden die Chips sehr heiss, vielleicht sind die ja doch falschrum.
Muss ich zu Hause mal schauen.
 
Hallo,

den Punkt "Spannung während der Testphase nur kurzzeitig anschließen" wüede ich mit "und den Strom messen" ergänzen. Oftmals wird ein typischer Strom angegeben, der von der Schaltung gezogen wird, mit etwas Erfahrung kann man den auch abschätzen und so bei groben Abweichungen schnell reagieren.

Und noch eines, Die Tischplatte peinlichst saubermachen und eine isolierende Unterlage unter die LP legen, seltsame Kurzschlüsse oder Aussetzer hatten ihren Grund im Zinnfleck auf der Tischplatte.
 
Zitat Richard Brewster (Synth-DIY list):
It's always a good idea to check the resistance between +15 and ground and -15 and ground on the PC board before connecting up power to a new module. You should see above 10k resistance n most modules. If it is under 1k, something is probably shorted or misconnected.

-richard Brewster
http://www.pugix.com
 
Am besten im ausgebauten Zustand mit nem Multimeter den Widerstand zwischen den Stromversorgungspins messen. Da ist deine Platine zwischen den Stromversorgungs pins dein Widerstand den du ausmisst.
 
Ich gehe immer (!) so vor:

- Drahtbrücken, liegende Bautele und IC-Fassungen bestücken.

- Mit dem Ohmmeter (oder Durchgangspiepser) die Stromversorgungsbahnen durchmessen.

Was (bei meinen Platinen) vorkommen kann, ist, daß die "Schutzwiderstände" (10Ohm, bei Doepfer haben sie sogar 47Ohm) noch nicht eingelötet sind, weil sie stehend montiert werden. Dann natürlich hinter den Widerständen messen.

- Platine fertig bestücken und auf Sicht überprüfen (s.oben)

- OHNE ICs Stromversorgung anschließen.

- Spannung an den IC-Sockeln messen.

- ICs einsetzen und einschalten, nochmal Spannung an den ICs messen.

- Nur die nötigsten Bedienungselemente "frei" mit der Platine verkabeln.
Bei VCFs z.B. nur Cutoff und Resonance-Poti anschließen.

- Funktionstest der Platine mit Signal am Eingang und Abhöre oder Scope am Ausgang.

Dabei muss man natürlich die Platine/Schaltung ein bischen studieren - wenn z.B. der Eingang auf die Platine geführt wird und von da über ein (Abschwächer)Poti, welches auch komplett an die Platine angeschlossen wird, dann schicke ich das Signal - ohne Poti - direkt auf den Schleiferanschluss.

Erst wenn die Platine funktioniert, beginne ich mit dem Einbau ins Modul, bzw. der Frontplattenverkabelung.

Es hört sich ein wenig aufwendig an, aber das alles sind nur "minuten-Vorgänge", ich würde sagen, auf diese Weise funktionieren die fertigen Module bei mir zu 98% auf Anhieb.


Btw, zu heiße ICs (ich nehme an, daß das hauptsächlich OpAmps sind, können als Ursache auch kurzgeschlossene Ausgänge haben (z.B. falsche Verkabelung der Buchsen).

Wenn man vor dem Anschluss solcher Teile wie Buchsen, Potis und Schalter einen Funktionstest macht, weiß man wenigstens, daß der Fehler in der Verkabelung liegt, und nicht in der Elektronik selber.
 
Blöde Frage am Rande (betrifft den CalrEQ):

Wie merke ich, wenn die Verpolung von nem Kondensator (Tantal & Elko) falsch ist, obwohl bei beiden Richtungen keine Änderung zu passieren scheint (Elkos flogen z.B. nicht in die Luft oder flossen aus oder so)?

Einer der Elkos war ein Netzteil-Sieb-Elko zwischen Minus und Masse, wobei der +-Anschluss zuerst Richtung Minus ging.
 
Der DIY Fehlerquellen Thread

Franz Joseph!

Ich fänd eine Auflistung von möglichen Fehlerquellen und rezepte zur Verhinderung selbiger zur Schonung der Herzkranzgefäße und Nervenbahnen sowie der Senkung des Anteils latent suizitgefährdeter SDIYer ne nette Sache. (Wobei Suizid ja durchaus im Sinne des echten DIYer ist) Selbst ist der/die MannIn.

Ich bin mir als Anfanger schon bewusst dass man machen Fehler schon selber machen muss. Trozdem glaub ich könnte der Thread ja für leute wie mich ne Hilfe sein.

Frage ist also was ihr schon falsch gemacht habt.

obwohl ich erst 2 wochen dran bin war da so einiges:

- Der Arbeitsplatz sollte Sauber sein:
man hält es nicht für möglich wieviel einfacher und spassiger es ist, wenn man sich vorher Zeit nimmt sämtliche Instrumente und Werkzeuge geordnet und erreichbar so hinzulegen, dass man alles auf anhieb in der Hand haben kann. Lötfehler passieren viel schneller wenn man sich "umkonzentrieren" muss. Also seine Aufmerksamkeit auf das Finden von Gegenständen richten muss. Gute Beleuchtung Pflicht.
- keine Eile:
Wenn man gemütlich eins nach dem Anderen macht, dann geht das insgesamt schneller als wenn man versucht Lötrekorde aufzustellen wenn man die Zeit dazu rechnet, die zum Auffinden von Flüchtigkeitsfehlern benötigt wird.
- Pausen machen: (mein rythmus ist ca. 45min, dann 10 min pause)
Fenster auf, Luft reinlassen, Rücken durchbiegen (Besser: guten Stuhl, jajaja auch mal aufs klo gehn)

Mögliche Fehler:
- Dioden falschrum löten
- ICs(Was noch?) zu lange erhitzen
- Tja weiter bin ich noch nicht gekommen


also Lloyd.... was habt ihr schon falsch gemacht?

Gruß
 
Re: Der DIY Fehlerquellen Thread

Undergrind schrieb:
also Lloyd.... was habt ihr schon falsch gemacht?
alles.
Mittlerweile ist es so: Ich kuck die fertigen Platinen an. Dann wird zwischen ALLEN Spannungen der DC-Widerstand gegen Masse gemessen. Ist der plausibel, dann geb ich Feuer, allerdings Strombegrenzt.
Trotzdem, Fehler passieren. Falsch gepolte Elkos riecht man. Tantals sieht man, wenn man sie nicht in den Augen hat. Der Rest ist eher unspektakulär.
Ach ja, wenns nicht stinkt und kracht: Alle Bauteile mal mit den Fingern berühern, so als Thermo-Test. Das was wehtut ist oft falsch angeschlossen.
 
Re: Der DIY Fehlerquellen Thread

Undergrind schrieb:
- keine Eile:
Wenn man gemütlich eins nach dem Anderen macht, dann geht das insgesamt schneller als wenn man versucht Lötrekorde aufzustellen wenn man die Zeit dazu rechnet, die zum Auffinden von Flüchtigkeitsfehlern benötigt wird.
"keine Eile" kann ich nur unterstützen.
Ist ja DIY und nicht akkordlöten_für_irgendeinen_Boss.

Dazu gehört auch, nicht zu viele Bauteile aus "Rationalisierungsgründen" auf einmal verlöten zu wollen.

Widerstände wollen gerne verwechselt werden - eine aufgeräumte Sortimentsbox ist da schon nicht schlecht.

Beim Verkabeln von Bedienungselementen besonders Ruhe bewahren.
Schaltplan / Verkabelungsplan und Bestückungsplan daneben liegen haben und versuchen nachzuvollziehen, WAS man da tut.

Aber solche Tips bleiben nach meiner Erfahrung eh meist ungehört.
Da macht jeder wie er es für richtig hält.
Ich habe früher auch *hauruck* gelötet - mit dem Ergebnis daß so einige Schaltungen nicht funktionierend in der Schublade gelandet sind, oder ich irre viel Zeit mit der Fehlersuche aufbringen musste.

Das gibt Frust und tötet am Ende jede Lust an DIY.

Heute bin ich sehr sorgfältig beim Aufbau und kann sagen, daß 98% der Schaltungen auf Anhieb laufen.

Auch halte ich es für fatal für die Lust-am-DIY, Dinge in Etappen zu machen. Also z.B. viele Platinen zu bestücken, weil man keinen Bock auf die Verkabelung oder die Mechanik hat.
So häuft man sich einen Berg von Arbeit an, die einem keinen Bock macht - und bekannterweise lassen sich solche Berge nur schwer abbauen.

Deshalb lieber ein Modul komplett fertig machen, bevor man sich an das nächste setzt. Dann ist man auch in der Sache drin, lernt schneller, Dinge zu verstehen. Und kann Erfahrungen erfolgreich beim nächsten Modul einsetzen.

Undergrind schrieb:
Mögliche Fehler:
- Dioden falschrum löten
- ICs(Was noch?) zu lange erhitzen
Als DIY'ler sollte man alle ICs sockeln.
Das vermindert die Gefahr, sie zu verbraten und ein Tausch ist schnell getan. ICs auslöten ohne sie zu beschädigen ist ätzend und meist mit einer total verbeutelten Platine verbunden.

Dioden und Transistoren können auch leicht überhitzt werden.

Grundsätzlich sollte man kurze Lötzeiten anstreben. Gibt sauberere Lötstellen, und keine Lötpads, die sich von der Platine ablösen.

Die Lötkolben-Spitze dabei immer sauberhalten, nach jedem Lötvorgang am Schwämmchen abstreifen, das hilft dabei.
.
 
coole tips.

nochwas:

gestern beim Wiederstände einlöten hab ich gemerkt, dass ich 2 löcher beim Bohren vergessen habe.

so muss ich nun die schon halbpopulierten platinen nochmal bohren... nicht so toll.

also:
- Jeden Arbeitsvorgang komplett abschließen bevor der nächste kommt. Die Prüfung ob er Abgeschlossen ist sehr sehr gründlich zu machen.
 

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