ARTE-Doku: Xenakis Revolution - Baumeister des Klangs

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Sehr, sehr interessant & spannend!

Der Komponist, Architekt und Ingenieur Iannis Xenakis (1922-2001) zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der zeitgenössischen Musik. Als Wegbereiter von Musikinformatik, Licht- und Klangshows inspiriert er bis heute Künstler:innen der Elektro-Szene und darüber hinaus. Die Doku gibt Einblick in das Leben des Ausnahmekomponisten.

Die 60er waren ein Jahrzehnt der Utopien und Iannis Xenakis war ein revolutionärer Utopist – in künstlerischem, technologischem, sozialem und politischem Sinne. Der studierte Ingenieur griechischer Herkunft engagierte sich im Zweiten Weltkrieg im Widerstandskampf gegen die Nazi-Besatzung, wurde schwer verwundet und zum Tode verurteilt. 1947 floh er aus seiner Heimat, in die er erst 27 Jahre später zurückkehrte. Zuflucht fand er in Paris, wo er schon bald mit Le Corbusier zusammenarbeitete, unter anderem am Kloster Sainte-Marie de la Tourette und an dem berühmten Philips-Pavillon der Brüsseler Weltausstellung. Sein Wirken an der Seite des Meisters der modernen Architektur inspirierte ihn zu radikalen Kompositionen wie „Metastasis“, in der er seine Kriegserfahrung verarbeitete. Eine neue musikalische Sprache war geboren.
Xenakis wandte sich sowohl von der traditionell tonalen als auch von avantgardistischen Strömungen wie der Zwölftonmusik ab und erfand seine eigene Art des Komponierens mithilfe grafischer Partituren und Wahrscheinlichkeitsrechnungen. Er wollte sein Publikum in ein Gesamtspektakel eintauchen lassen, brach mit den klassischen Regeln des Orchesters und erfand die „Polytope“, eine neue, zugleich strukturelle, visuelle und klangliche Kunstform, die den heutigen Licht- und Klangshows den Weg ebnete. Xenakis war der erste europäische Komponist, der Musik am Computer entwarf. Mit dem UPIC-Programm, das grafische Kurven in Klangabläufe übersetzte, wollte er das Komponieren allgemein verständlich und zugänglich machen. Getragen von seinen revolutionären und humanistischen Ideen, überwand Xenakis die Grenzen zwischen Kunst und Wissenschaft und legte das Fundament für die futuristischen, multimedialen und genreübergreifenden Kreationen der Zukunft. So sind alle DJs der heutigen Elektro-Szene, ohne es zu ahnen, Nachkommen von Xenakis.
Regisseur Stéphane Ghez zeigt den Mann hinter dem außergewöhnlichen Werk, lässt Familie, Wegbegleiter sowie Künstlerinnen und Künstler zu Wort kommen. An den unberührten Stränden Korsikas, die Xenakis an Griechenland erinnerten, erzählt Tochter Mâkhi, wie die Natur das Werk ihres Vaters beeinflusste. Im Kloster Sainte-Marie de la Tourette nehmen seine grafischen Partituren Gestalt an und treten in einen Dialog mit seiner Architektur. Pascal Dusapin, George Aperghis und Jean-Michel Jarre schildern, wie Xenakis’ Werk die Musikwelt und ihre Traditionen erschütterte. Und in spektakulären Musiksequenzen veranschaulichen die jungen Künstler des Trio Xenakis, wie lebendig das Werk des Meisters noch heute ist.


Regie : Stéphane Ghez
Land : Frankreich
Jahr : 2022
Herkunft : ARTE F

 
"3000 Ziegen mit jeweils zwei Kerzen auf den Hörnern"

:schwachz:

Viel Musik gibt es in der Doku leider nicht zu hören.
 
"3000 Ziegen mit jeweils zwei Kerzen auf den Hörnern"
Wieviele Leute müssen wie lange Kerzen auf Ziegenhörner kleben?
Wie lange müssen die Kerzen brennen, damit auch jede Ziege mit einer brennenden Kerze oben ankommt?
Das glaub ich sind logistische Herausforderungen!!!
Ob sich die Ziegen das auch so ohne weiteres gefallen ließen?
 
Viel Musik gibt es in der Doku leider nicht zu hören.
Deswegen "Doku" und nicht "Musikfilm".

Die in der Doku zu hörenden Ausschnitte aus Xenakis Schaffen sind lang genug, um entscheiden zu können, ob man mehr hören möchte. Und dann kann man ja unten auf der gleichen Seite dies anklicken:

Statt Ziegen hätte Xenakis heute vielleicht Drohnen verwendet: Man nutzt die zur Verfügung stehenden Mittel.
 
Deswegen "Doku" und nicht "Musikfilm".

Die in der Doku zu hörenden Ausschnitte aus Xenakis Schaffen sind lang genug, um entscheiden zu können, ob man mehr hören möchte. Und dann kann man ja unten auf der gleichen Seite dies anklicken:

Statt Ziegen hätte Xenakis heute vielleicht Drohnen verwendet: Man nutzt die zur Verfügung stehenden Mittel.
Ich finde die Ziegen sympathischer.
 
das mit den Partituren zu Metastasis hat mir zutiefst beeindruckt. Das ist auf den ersten Blick total verrückt aus.. aber die haben das dann im Beitrag so gekonnt visualisiert und die Musik dazu gespielt, das es plötzlich völlig logisch erschien.

Irgendwie hab ich jetzt Lust sowas auch mal zu probieren.
 
Das wird dann wohl unbedarften Mitlesern dieses Threads von Xenakis im Gedächtnis bleiben:
"Der hat dreitausend Ziegen mit Kerzen an den Hörnern komponiert."

Und wir sind schuld.
Seufz.

Um das zu verhindern, hier das Werk, mit dem er 1955 auf den Donaueschinger Musiktagen seinen Durchbruch hatte – "Métastasis" (1953-54):

https://www.youtube.com/watch?v=SZazYFchLRI


Habe es kurz vor der Pandemie im Konzertsaal gehört – beeindruckend.
 
ARTE ist neben 3sat, BRalpha und ZDFinfo/neo einer meiner Lieblingssender wenns um interessante Dokus und so geht.
Aber die Sendung jetzt hab ich noch nicht gesehn. Muß ich unbedingt nachholen!

Die Jahre zuvor allerdings hab ich schon so manch interessantes zu dem Thema Musik und Musikproduktionen gesehn.
Ich mag sowas
Vielleicht sollte man hier einen Sammelthread zu dem Thema machen...
 
Finde es gut, dass sie ihm mal eine Doku gewidmet haben, war auch im WDR Studio für Elektronische Musik, wo auch er aufgenommen hat.
Das ist sehr interessant, heute haben wir Hainbach, der diese Art überhaupt vermittelt (auf seine Art natürlich).
Ich fänds auch cool, wenn man ruhig auch etwas nerdiger ist in solchen Sendungen. Also den Leuten auch mal "was zutraut" oder "abverlangt" sogar.

Es gibt heute alles, Dokus über Industrial zB. da geht auch mal Breitseite und das was dazu eigentlich geführt hat. Bei jemandem wie Xenakis kann man sowas auch tun. Damit es am Ende bei Stockhausen nicht nur Gesang der Jünglinge gibt.
 
Auf Spotify gibt's 'ne Menge Xenakis, auch elektronische Sachen, grandios

ui, wer hat die rechte ? xenakis ist 2001 gestorben und die 70 jahre sind noch nicht rum ?

"Bei einer musikalischen Komposition wird ein Werk 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten gemeinfrei;
es darf dann also ohne Einschränkungen bearbeitet und verbreitet werden. Diese Frist betrifft allerdings nur das Urheberrecht.
"
 
ui, wer hat die rechte ? xenakis ist 2001 gestorben und die 70 jahre sind noch nicht rum ?

"Bei einer musikalischen Komposition wird ein Werk 70 Jahre nach dem Tod des Komponisten gemeinfrei;
es darf dann also ohne Einschränkungen bearbeitet und verbreitet werden. Diese Frist betrifft allerdings nur das Urheberrecht.
"
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Bitte, lasst uns diesen Thread auf Xenakis fokussiert halten und – sicher interessante, aber eben nicht nur Xenakis betreffende – Themen wie Urheber- oder Aufführungsrechte in einem gesonderten Thread behandeln.
 
Ich hätte mir mehr Infos zu L'upic erhofft.

Dazu gibt es auch eine Doku, aber auch mit recht wenig Klang dazu.
 
Ich hätte mir mehr Infos zu L'upic erhofft.

Dazu gibt es auch eine Doku, aber auch mit recht wenig Klang dazu.
Das ist ja das – für mich – Beeindruckende an Xenakis' Werk: Es enthält soviel Neues, dass UPIC (so beeindruckend es vor allem für uns hier ist) von 1977 eben nur einen kleinen Teil ausmacht.

Man hätte an diesem Punkt der Doku auch auf den russischen ANS von 1937-57 verweisen können, der meiner Ansicht nach ein vergleichbares Prinzip verfolgt.

Aber Hätte sitzt bekanntlich auf Toilette.

Hier jedenfalls "Mycènes Alpha", das 1978 am UPIC entstand.

https://www.youtube.com/watch?v=yztoaNakKok
 
Das ist sehr interessant, heute haben wir Hainbach, der diese Art überhaupt vermittelt (auf seine Art natürlich)
Ich hoffe aber mal, dass Du Hainbach damit jetzt nicht auf eine Stufe mit Xenakis stellst, oder?

Ansonsten danke für den Tipp @banalytic ... werde ich mir bei Gelegenheit einmal anschauen. Mir gefällt sicherlich nicht alles von Xenakis - die Integration von u.a. mathematischen Verfahren in den Schaffungs-/Kompositionsprozess ist aber interessant & spannend zugleich.
 
Das ist ja das – für mich – Beeindruckende an Xenakis' Werk: Es enthält soviel Neues, dass UPIC (so beeindruckend es vor allem für uns hier ist) von 1977 eben nur einen kleinen Teil ausmacht.

Man hätte an diesem Punkt der Doku auch auf den russischen ANS von 1937-57 verweisen können, der meiner Ansicht nach ein vergleichbares Prinzip verfolgt.

Aber Hätte sitzt bekanntlich auf Toilette.

Hier jedenfalls "Mycènes Alpha", das 1978 am UPIC entstand.

https://www.youtube.com/watch?v=yztoaNakKok

Eine technische Frage zum Synth ist hier im Zusammenhang hoffentlich gestattet: womit wurde das vertont? Ich vermute irgendwas custom mäßiges. Vielleicht sogar nur ein Computer mit proprietärer Software?
 
Eine technische Frage zum Synth ist hier im Zusammenhang hoffentlich gestattet: womit wurde das vertont? Ich vermute irgendwas custom mäßiges. Vielleicht sogar nur ein Computer mit proprietärer Software?
Mit dem UPIC von 1977: Es handelte sich dabei um ein integriertes System aus grafischer Eingabe und digitaler Klangsynthese unter Computer-Kontrolle. Die erste Version des Systems war noch nicht echtzeitfähig, spätere hingegen schon. Zuerst wurden wohl auch nur Sinus-Schwingungen verwendet, später konnten dann auch die Schwingungsformen selbst gezeichnet werden. Details samt Video-Links findest Du hier.


https://www.youtube.com/watch?v=lNPWub-MNxg
 
Zuletzt bearbeitet:
arte hat die doku schon von ihrem website entfernt. jetzt weiss ich endlich warum die jeden monat 18 euro von mir wollen (aber wegen sowas nicht bekommen).

an solchen grafischen notationen haben in den 70gern viele gearbeitet. das hiess damals "neue musik". xenakis ist nur einer der namen der den meisten von uns bekannt ist. nur hainbach war nicht dabei aber der hat mit xenakis wirklich gar nichts zu tun.
 
Zuletzt bearbeitet:
arte hat die doku schon von ihrem website entfernt. jetzt weiss ich endlich warum die jeden monat 18 euro von mir wollen (aber wegen sowas nicht bekommen).

Läuft bei mir (der Link von Kollege banalytic ganz oben). Und soll wohl noch ein halbes Jahr online bleiben. Aber ich zahle ja auch brav :agent:

Das andere (Pleiades & Persephassa) funzt zwar nicht mehr mit dem Link von serge, aber so:

 
arte hat die doku schon von ihrem website entfernt. jetzt weiss ich endlich warum die jeden monat 18 euro von mir wollen (aber wegen sowas nicht bekommen).

an solchen grafischen notationen haben in den 70gern viele gearbeitet. das hiess damals "neue musik". xenakis ist nur einer der namen der den meisten von uns bekannt ist. nur hainbach war nicht dabei aber der hat mit xenakis wirklich gar nichts zu tun.
Also ich kann sie noch sehen & abspielen... gemäß Senderinfo bis zum 17. November 2022 abrufbar.

nur hainbach war nicht dabei aber der hat mit xenakis wirklich gar nichts zu tun.
Korrekt! Wie man die beiden in einen Topf werfen kann ist mir ein Rätsel...
 


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