Begriff "Musikindustrie " die programmierten Musen

In vielen threads hier fällt immer wieder der Begriff Kommerz Kacke oder ähnliches wenn es um hitparadentaugliche Musik oder Radioprogramme geht. Auch wird der Begriff Musikindustrie immer wieder abwertend gebracht.

Mir ist dazu mal ein Gedanke gekommen . Wenn man die Musikindustrie tatsächlich als Industrie versteht, dann ist das, was hier gerne kritisiert wird, eigentlich die konsequente Umsetzung des Begriffs .



Wikipedia schrieb:
Die Industrie (lat. industria: Betriebsamkeit, Fleiß) bezeichnet den Teil der Wirtschaft, der gekennzeichnet ist durch die Produktion und Weiterverarbeitung von materiellen Gütern oder Waren in Fabriken und Anlagen, verbunden mit einem hohen Grad an Mechanisierung und Automatisierung – im Gegensatz zur handwerklichen Produktionsform.
Den Prozess der Entwicklung und Durchsetzung industrieller Produktionsformen bezeichnet man als Industrialisierung.

Diese Massenproduktion auf der Basis von Mechanisierung und Automatisierung , zusammen mit der Standardisierung der Bauteile ist doch genau das, was heute in der kommerziellen Musik passiert. Und wir erkennen die immer gleichen Bausteine wieder und Regen uns darüber auf. Ob es jetzt ein dj Dean, Madonna oder Robbie Williams ist.

Natürlich wird ein Handwerker oder Mitarbeiter einer Manufaktur im Einzelfall eine höhere Qualität liefern , aber für die Massenverarbeitung reicht das nicht, denn als echte Industrie hat die Musikindustrie ja auch die Rohstofferzeugung (Casting Shows) und die distributionskanäle, Radio und tv unter Kontrolle.

Noch ein Gedanke der dann konsequent wäre. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, auch nicht-Techno Musik komplett automatisch zu erzeugen.

Eine "Band" mit jamstix an den Drums , Virtual guitarist und Virtual Bassist , sowie toontracks ez Mix an den keys und einem vocaloid Sänger dürfte aus zwei oder drei basisinformationen einen Pop Hit bauen.


Somit sind wir nicht mehr weit davon, was Fritz Leiber in "die programmierten Musen" beschrieben hat :

Gaspard de la Nuit ist ein Autor der Zukunft. Anstatt selbst zu schreiben, übernimmt ein gewaltiges Gerät, eine Wortmaschine diesen Part und er dient lediglich Aushängeschild um den wissenden Lesern noch eine Show zu bieten. Gaspard gefällt sein Leben, vor allem das berauschende Gefühl, das sich beim lesen einstellt und durch eine Art Bewusstseinsdroge als "Leseschmalz" bekannt ist. Gaspard ist glücklich. Doch eines Tages stürmt ein mit Flammenwerfern versehener Trupp der Autorengewerkschaft den Platz und zerstört alle Wortmaschinen, was dazu führt, dass der stete Literaturstrom ebenfalls zum erliegen kommt.

Der verzweifelte Ex-Autor wendet sich anschließend an die Verlagsleitung des Raketenverlags, die auch zu einem grandiosen Notfallplan greifen. Gemeinsam mit seinem Freund Zane Gort, einen Roboterautor, einer Frau namens Schwester Bishop und anderen skurillen Gestalten macht er sich daran der Galaxie die Literatur zurückzugeben. Selbstverständlich sind Probleme vorprogrammiert.
 
Re: Begriff "Musikindustrie "

____

mit anderen Worten - gibt es eine Alternative ?
Quasi einen Bio-Laden für verantwortungsbewusste Verbraucher bzw. Musik Konsumenten ? - Eventuell nur noch in liebevoller Kleinarbeit gefertigte Synths vom Regionalem Musikbauern aus der Umgebung kaufen ?
;-)
 
mink99 schrieb:
In vielen threads hier fällt immer wieder der Begriff Kommerz Kacke oder ähnliches wenn es um hitparadentaugliche Musik oder Radioprogramme geht. Auch wird der Begriff Musikindustrie immer wieder abwertend gebracht.

Mir ist dazu mal ein Gedanke gekommen . Wenn man die Musikindustrie tatsächlich als Industrie versteht, dann ist das, was hier gerne kritisiert wird, eigentlich die konsequente Umsetzung des Begriffs .



Wikipedia schrieb:
Die Industrie (lat. industria: Betriebsamkeit, Fleiß) bezeichnet den Teil der Wirtschaft, der gekennzeichnet ist durch die Produktion und Weiterverarbeitung von materiellen Gütern oder Waren in Fabriken und Anlagen, verbunden mit einem hohen Grad an Mechanisierung und Automatisierung – im Gegensatz zur handwerklichen Produktionsform.
Den Prozess der Entwicklung und Durchsetzung industrieller Produktionsformen bezeichnet man als Industrialisierung.

Diese Massenproduktion auf der Basis von Mechanisierung und Automatisierung , zusammen mit der Standardisierung der Bauteile ist doch genau das, was heute in der kommerziellen Musik passiert. Und wir erkennen die immer gleichen Bausteine wieder und Regen uns darüber auf. Ob es jetzt ein dj Dean, Madonna oder Robbie Williams ist.

Natürlich wird ein Handwerker oder Mitarbeiter einer Manufaktur im Einzelfall eine höhere Qualität liefern , aber für die Massenverarbeitung reicht das nicht, denn als echte Industrie hat die Musikindustrie ja auch die Rohstofferzeugung (Casting Shows) und die distributionskanäle, Radio und tv unter Kontrolle.

Noch ein Gedanke der dann konsequent wäre. Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, auch nicht-Techno Musik komplett automatisch zu erzeugen.

Eine "Band" mit jamstix an den Drums , Virtual guitarist und Virtual Bassist , sowie toontracks ez Mix an den keys und einem vocaloid Sänger dürfte aus zwei oder drei basisinformationen einen Pop Hit bauen.


Somit sind wir nicht mehr weit davon, was Fritz Leiber in "die programmierten Musen" beschrieben hat :

Gaspard de la Nuit ist ein Autor der Zukunft. Anstatt selbst zu schreiben, übernimmt ein gewaltiges Gerät, eine Wortmaschine diesen Part und er dient lediglich Aushängeschild um den wissenden Lesern noch eine Show zu bieten. Gaspard gefällt sein Leben, vor allem das berauschende Gefühl, das sich beim lesen einstellt und durch eine Art Bewusstseinsdroge als "Leseschmalz" bekannt ist. Gaspard ist glücklich. Doch eines Tages stürmt ein mit Flammenwerfern versehener Trupp der Autorengewerkschaft den Platz und zerstört alle Wortmaschinen, was dazu führt, dass der stete Literaturstrom ebenfalls zum erliegen kommt.

Der verzweifelte Ex-Autor wendet sich anschließend an die Verlagsleitung des Raketenverlags, die auch zu einem grandiosen Notfallplan greifen. Gemeinsam mit seinem Freund Zane Gort, einen Roboterautor, einer Frau namens Schwester Bishop und anderen skurillen Gestalten macht er sich daran der Galaxie die Literatur zurückzugeben. Selbstverständlich sind Probleme vorprogrammiert.

So spontan fällt mir dazu ein, dass du vielleicht INHALT und FORM miteinander verwechselst!?
Leseempfehlung: http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kunstwerk_im_Zeitalter_seiner_technischen_Reproduzierbarkeit da steht alles drinn und ist von 1935!
(Ich weiss klingt überheblich; ist aber nicht so gemeint)
p
 
Das ganze läuft nach dem Muster: Wir wollen sowas, das so klingt wie Track XY, der hat sich letztesmal auch gut verkauft. Das Spiel wiederholt sich dann mit dem neu entstandenen Ding von vorn. Das da keine künstlerischen Glanzleistungen bei rauskommt, dürfte klar sein. Aktuelle Trends aus dem "Underground" (den echten Künstlern) werden punktuell verwertet um das ganze dann noch aktuell klingen zu lassen.
 
Vor allem ist es am Ende egal, ob das Werk von einem Computer oder einem Menschen Komponiert wurde, wenn beide lediglich nach am Markt überprüften, und als Sicher "verwertbar" geltenden Regeln arbeiten. Hier wurde der Mensch schon zur Maschine, bevor er die Arbeit an die Maschine abgibt. So sind wir wie ich finde schon lange dort, nur nicht mit "Drumstixx" etc... sondern mit Hans und Carl und Steve, etc.... die sich aber wie Software verhalten.
(Für mich persönlich ist schon das Spielen nach "Click" in einer Band, abscheulich)

Ich sehe sowieso nicht die Art der Produktion dafür verantwortlich, Kommerziell zu sein oder das "Kommerzielle auszumachen, sondern die ABSICHT bei der Komposition/Produktion. Wie gesagt, egal ob es Mensch oder Maschine macht.

Erzeuge ich Musik zur Freude (meiner oder der die ich damit beglücke) oder um Geld zu verdienen, um es mal Schwarz/Weiss zu sagen.
Aber im Grunde verstehe ich diesen Thread nicht wirklich.
 
Peter Uertz schrieb:
So spontan fällt mir dazu ein, dass du vielleicht INHALT und FORM miteinander verwechselst!?
Leseempfehlung: http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Kunstwerk_im_Zeitalter_seiner_technischen_Reproduzierbarkeit da steht alles drinn und ist von 1935!
(Ich weiss klingt überheblich; ist aber nicht so gemeint)
p

Hallo Peter , Merci für den Hinweis , wirklich eine Erweiterung der Gedanken, die ich hier versucht habe, zu formulieren.

Für mich geht es weniger um die Distribution (als Spielart der Reproduktion) , bei der laut Benjamin die Aura durch den Verlust u.a. der Einzigartigkeit , zerstört wird, sondern um die heute vorhandene Fähigkeit, vollkommen inhaltsfrei eine Form zu schaffen, im Benjaminschen Sinne vollständig ohne die Aura des vergänglichen Augenblicks (kein zitat) zu beginnen.
 
@professor Simon
Ich habe mich gefragt, ob wir nicht vielleicht schon manchmal die Autoren aus Fritz Leibers Roman sind ....
 
Also so eine Wortmaschine fände ich gar nicht schlecht! Für mich persönlich interessanter wäre aber noch eine Musikkiste, also so ein Teil wo man auf Play drückt und es wird automatisch Musik komponiert und gespielt. Groovebox 2.0.
Das Ding muss ja irgendwann mal programmiert werden, und dazu müsste man ein riesiges theoretisches Wissen über Musik und deren Wahrnehmung in Software packen. Allein die Herstellung würde saumäßig Spass machen und das was dann rauskommt erst recht. Die Groovebox 3.0 hat noch entsprechende Sensoren um zu jedem Zeitpunkt automatisch die "richtige" Musik zu komponieren um alle Menschen in seiner Gegenwart glücklich zu machen.

Meine kindliche Seite sagt, so eine Maschine würde die Musik enorm weiterbringen.
Allerdings bin ich erwachsen, seit ich Demolition Man gesehen habe; wahrscheinlich würde die Groovebox 2.0 nur dazu führen, dass (wir) Musiker vollends zu Marionetten werden.
 
mink99 schrieb:
@professor Simon
Ich habe mich gefragt, ob wir nicht vielleicht schon manchmal die Autoren aus Fritz Leibers Roman sind ....

Solange wir uns zu denen machen ja, also so, wie ich weiter oben argumentierte. Wenn wir nach unserem Gusto gehen, experimentieren etc. und nicht nach bewährten Mustern im Grunde nur bereits geschaffenes neu aufgiessen, dann ist die Gefahr nichts sehr gross, denke ich.

Ich kann im Grunde ja nur durch meine eigenen Augen sehen, und da versuche ich immer etwas neues zu machen, nicht einen Hit wie "XY" zu produzieren. Als Fingerübung, oder um andere Produktionsweisen zu lernen ist das Nachbauen vollkommen okay. Aber nach dieser Maxime zu produzieren und es dann "Meine Musik" zu nennen, mh, das ist nicht meine Tasse Tee. Musik die es schon gibt, muss ich nicht machen, die gibt es ja schon und ich habe wenig Anlass zu glauben, dass ich dass besser kann. Weiss nicht, ob ich das verständlich dargelegt habe.
 
psicolor schrieb:
Also so eine Wortmaschine fände ich gar nicht schlecht! Für mich persönlich interessanter wäre aber noch eine Musikkiste, also so ein Teil wo man auf Play drückt und es wird automatisch Musik komponiert und gespielt. Groovebox 2.0.
Das Ding muss ja irgendwann mal programmiert werden, und dazu müsste man ein riesiges theoretisches Wissen über Musik und deren Wahrnehmung in Software packen. Allein die Herstellung würde saumäßig Spass machen und das was dann rauskommt erst recht. Die Groovebox 3.0 hat noch entsprechende Sensoren um zu jedem Zeitpunkt automatisch die "richtige" Musik zu komponieren um alle Menschen in seiner Gegenwart glücklich zu machen.

Meine kindliche Seite sagt, so eine Maschine würde die Musik enorm weiterbringen.
Allerdings bin ich erwachsen, seit ich Demolition Man gesehen habe; wahrscheinlich würde die Groovebox 2.0 nur dazu führen, dass (wir) Musiker vollends zu Marionetten werden.

Exakt DAS ist mein persönlicher Albtraum!!!
Ausserdem glaube ich, das es so etwas (vielleicht moch nicht in der best möglichen Form) bereits in Software gibt. Im Bereich Drehbucherstellung ist das bereits lange Realität.
 
Das ist so, als wenn man die glattesten Teile zu einem "perfekten" Ganzen zusammenfügt.

Es funktioniert immer!

Leider.
 
Das ist kein Witz. Ich weiß zwar auch nichts genaueres, aber ich hab vor einigen Jahren auch von der Software gehört.
 
dbra schrieb:
Das ist kein Witz. Ich weiß zwar auch nichts genaueres, aber ich hab vor einigen Jahren auch von der Software gehört.

Okay, dann war's ein unfreiwilliger Witz. Lustig wars trotzdem :supi:
Wobei ich zugeben muss, dass ich schon lange keinen Film mehr gesehn hab, der so schlecht war, dass das Drehbuch automatisch generiert sein könnte. Ganz im Gegenteil, ich hab das Gefühl dass die miserablen Hollywood-Filme der 2000er dem europäischen Film richtig Antrieb gegeben haben!
 
dbra schrieb:
Das ist kein Witz. Ich weiß zwar auch nichts genaueres, aber ich hab vor einigen Jahren auch von der Software gehört.
Das ist vermutlich Überhöhung von Fakten. Es gibt ja Dialog-Programme, die aus eingegebenen Sätzen Gegenfragen formulieren. Daraus wurden dann wohl per Gerüchteküche "Drehbuchschreibprogramme".

Ein drehbuchschreibender Freund von mir hat früher gerne mal ELIZA verwendet. Ob er das heute noch macht, weiss ich nicht.

Von einem (nicht unbekannten) Schlagertexter weiss ich, dass er eine Art Reim-Datenbank hatte. Letztlich war das ein Excel-Sheet, in dem er alle Zeilenenden sammelte, die er schrieb. Dann gab es eine zweite Spalte in der der Eintrag in einer stark vereinfachenden Laut-Umschreibung stand, und dann eine dritte Spalte, in der der gleiche Lautschrifteintrag in invertierter Silbenreihenfolge stand. Nach dieser dritten Spalte konnte man dann alphabetisch sortieren, was letztlich einer Reim-Sortierung entspricht. Er meinte, dass er das letztlich selten benutzt hat, dass aber das Aufarbeiten, seinen Sinn fürs Reimen massiv geschärft hat (der Typ ist auch unschlagbar, wenn es drum geht neue Begriffe fürs Gemischten Doppel zu erfinden).
 
psicolor schrieb:
dbra schrieb:
Das ist kein Witz. Ich weiß zwar auch nichts genaueres, aber ich hab vor einigen Jahren auch von der Software gehört.

Nee, war kein Witz, aber ich freue mich natürlich immer, wenn ich jemandes Tag erhellt habe :mrgreen:

Das sind aber keine Filmdrehbücher, sondern Soap-Drehbücher - daher auch sehr gut in diesen Thread passend. Filme sind meist doch künstlerischer herrgestellt. Das mit der Software kommt aus Amerika und ich glaube, ich habe das schon Anfang der 90er gelesen.

EDIT: Siehe Post hierüber...
 
vollkommen inhaltsfrei eine Form zu schaffen

Meiner meinung nach - ist das ein interessanter versuch (wenn auch nicht neu (Siehe Donald Judd, oder früher Mondrian oder Suprematismus (Malevitch)
der aber an den anderen scheitert :)

Einfach ausgedrückt: Es gibt keine form. die nicht kommuniziert (Man kann nicht "nicht kommunizieren", so auch eine Form - Schweigen ist auch kommunikation.

Und die autorenschaft des künstlers, stellen die künstler ja selber schon seid 100 jahren in frage...

Ich weiß ist bestimmt auch wieder am thema vorbei :)

ps: W Benjamin - Sorry
 
großes Thema mit vielen Ansichtsmöglichkeiten:

alles was sich klar in Zahlen benennen lässt, lässt sich auch programmieren, besonders wenn man am Ende das gleiche Ergebnis haben will. Musik ist reine Mathematik egal wie komplex sie gestaltet ist, denn unabhängig vom Stil stehen hinter jedem bestimmte Variablen. Das ist bei Schlager so und das ist auch bei komplexem IDM und klassischen Spitzenwerken so. Wer es nicht glaubt: Noten lesen lernen und das dann mal in den DAW Sequenzer oder in Excel übertragen. Manches hochkomplexe und anmutige Wunderwerk sieht in reinen Zahlen eher sogar armselig easy aus.

Natürlich kann man um alles herum aber auch große Wissenschaften stricken und Millionen von Fachsimpelei Begriffen erfinden, um Studiengänge zu füllen und massenweise Bücher zu verkaufen, am Ende jedoch sind das praktische Wissen und der Baukasten das immer gleiche, lediglich die beschreibenden Worte und die Herangehensweise unterscheiden sich. Ne C-Dur Tonleiter ist und bleibt ne C-Dur Tonleiter völlig egal was und wie darüber geplaudert wird und das gilt für alles andere auch.

Alles was sich programmieren lässt, lässt sich dann wiederum auch industrialisieren.

Nur weil man Dinge noch per Hand von Grund auf enstehen lässt, heißt das noch lange nicht, dass ein besseres Ergebnis heraus kommt.

So steht man vor der Wahl was man tut, ist man Purist und besteht auf reine Handarbeit oder nutzt man alle Möglichkeiten und cheatet mit?

Wie man sich entscheidet ist völlig egal, denn am Schluss zählt und interessiert wieder nur das Ergebnis.

Warum man dann aber trotzdem die aktuelle Musikindustrie so kritisiert, könnte vielleicht daran liegen, dass man sich dort mittlerweile immer mehr auch zu fein zu sein scheint, wenigstens noch halbwegs intelligente Algorithmen einzusetzen oder vielleicht sogar nicht mal das mehr kann? Man kann einfache Dinge automatisieren aber könnte genauso auch komplexe Dinge automatisieren, man kann RTL Niveau ausrechnen oder das von ARTE ... somit richtet sich auch die Kritik wohl wieder an das Endergebnis?
 
Für mich soll Musik in erster Linie eines: Gefühle transportieren. Das wird kein Automat jemals leisten können. Das Musik voller Mathematik steckt, will ich garnicht bestreiten, aber das tut die Natur auch. Guckst du dir lieber einen echten Baum an oder die Plastiktanne?
 
dbra schrieb:
Für mich soll Musik in erster Linie eines: Gefühle transportieren. Das wird kein Automat jemals leisten können. Das Musik voller Mathematik steckt, will ich garnicht bestreiten, aber das tut die Natur auch. Guckst du dir lieber einen echten Baum an oder die Plastiktanne?

Ja was Du da beschreibst ist so der typische Künstlergedanke. Den hatte ich auch ne lange Zeit ... das Problem ist nur, dass Musik nicht nur voller Mathematik steckt sondern reine Mathematik ist! Da gibst nicht echt und unecht, da gibts nur das Gesamtwerk also das Endergebnis. Und egal wie das gemacht wurde, ob per Hand oder per Computer, wenn es gut gemacht wurde, transportiert es auch gut die Gefühle. Man kann schließlich auch schlecht mit der Hand spielen und genauso kann man auch den Computer schlecht programmieren.

Daher gucke und höre ich eben nur auf das Endergebnis, wie das praktisch gemacht wurde ist mir völlig egal.

EDIT:
Ach ja, elektronische Musik ist von Grund auf schon reine Mathematik und vorprogrammiert, das ist hoffentlich klar?
 
Wenn du so argumentierst, *ist* auch die Natur reine Mathematik. (Biologie, Physik etc...) Im Endeffekt ist alles, aber auch wirklich alles Mathematik.

Da steckt die gleiche Technikgläubigkeit und der gleiche Größenwahn hinter, wie bei den "Künstliche Intelligenz-Leuten". Die behaupten auch seit Jahrzehnten, das sie in zehn Jahren dem Rechner das Denken beibringen können. Ich sage: Sie werden es niemals schaffen. Genauso verhält es sich mit dem Schaffen von Kunst. Natürlich kann der Mensch durch den Einsatz von Technik seine Möglichkeiten erweitern. Aber auch das Klavier ist dann ein Werkzeug zur Klangerzeugung und genauso sehe ich auch den Computer und die elektronsichen Klangerzeuger. Aber der Mensch gibt immer die Richtung vor, in die es gehen wird.
 
dbra schrieb:
Wenn du so argumentierst, *ist* auch die Natur reine Mathematik. (Biologie, Physik etc...) Im Endeffekt ist alles, aber auch wirklich alles Mathematik.

Da steckt die gleiche Technikgläubigkeit und der gleiche Größenwahn hinter, wie bei den "Künstliche Intelligenz-Leuten". Die behaupten auch seit Jahrzehnten, das sie in zehn Jahren dem Rechner das Denken beibringen können. Ich sage: Sie werden es niemals schaffen. Genauso verhält es sich mit dem Schaffen von Kunst. Natürlich kann der Mensch durch den Einsatz von Technik seine Möglichkeiten erweitern. Aber auch das Klavier ist dann ein Werkzeug zur Klangerzeugung und genauso sehe ich auch den Computer und die elektronsichen Klangerzeuger. Aber der Mensch gibt immer die Richtung vor, in die es gehen wird.

Also erst mal muss man mit so Begriffen wie "Größenwahn" ein bisschen aufpassen! Das wirkt direkt ein bisschen arrogant und ist völlig unangebracht!

Dann muss man natürlich gut überlegen mit was man da vergleicht.

Ne reine künstliche Intelligenz als Abbild von nem Menschen z. B. hat natürlich ein ganz anderes Niveau wie ein Song! Aber selbstverständlich ist auch das rein mathematisch möglich man muss nur die Denkweise ein bisschen ändern. Denn ne künstliche Intelligenz ist einfach nur ne Datenbank die desto größer sie ist, auf mehr auch reagieren kann. Das fängt bei ner kleinen If Anweisung an (Wenn-Dann-Sonst ... ) und je nachdem wie hoch man das strickt und wie fein man da den Algorithmus erzeugt, desto mehr kann so ne Intelligenz dann auch selbstständig leisten. Datenbanken sind auch künstliche Intelligenzen aber natürlich nur ganz kleine.

Bei der Natur wirfst Du dann noch ein viel höheres Niveau mit rein, das in keinem Verhältnis zur Einfachheit von Musik steht. Also auch das ist ein Vergleich der hinkt von A-Z. Ob man die Natur nachprogrammieren kann ist ne ganz andere Bausteile, das wird vielleicht mal in 1.000 Jahren möglich sein aber das ist viel zu hoch, für uns alle, soweit sind wir vom Hirn her noch gar nicht entwickelt um das überhaupt einschätzen zu können oder?

Musik ist weit mehr begrenzt wie das Denken von einem durchschnittlichen Menschen! Guck Dir Musik Theorie mal genau an, dann wirst Du feststellen, dass ein Mensch viel mehr denken kann als die Musik an Denkprozessen überhaupt zu bieten hat.

Man hat bei der Musik eigentlich nur das Problem hinter die ganzen wissenschaftlichen "Weisheiten" zu kommen. Denn im Bereich der Musik ist Dampfplaudern ja eins der höchsten Güter. Das fängt schon beim Dominanten Spiel an usw. und endet in der völlig unnötigen Verkomplizierungen von eigentlich einfachen Dingen. Und DAS ist neben dem Üben und dem Ohrentraining auch der einzige Grund warum man Jahrzehnte braucht um Musik vielleicht mal wirklich zu begreifen!

EDIT:
Aber natürlich gibt der Mensch bisher noch alles vor, aber Dir wird auch schon aufgefallen sein, dass es immer weniger wird, was der Mensch vorgibt oder? Wer weiß, vielleicht muss man irgendwann nur noch den Strom anschalten ? Es gibt ja schon auch elektronische Geräte bei denen das so ist oder nicht?

EDIT:
Mein Wecker z. B. macht alles automatisch, ich muss nur die gewünschte Weckzeit einstellen, den Rest, also Zeit umstellen, Radiosender suchen, Datum einstellen ... macht er selber ohne das ich was tun muss, warum soll das nicht auch mit Sequenzen, Beats ... möglich sein? Guck dir mal Korg Karma an, genauso fängt sowas an!
 
Erstmal zum Anfang: Eine Datenbank hat nichts mit Intelligenz zu tun. Auch eine noch so verschachtelte IF-Then-Programmierung wird niemals zu Intelligenz führen. Du wirst bestenfalls eine Nachahmung menschlichen Verhaltens bekommen. Du sprichst übrigens mit einem Informatiker (und Sci-Fi-Fan... :) )

Warum ich die künstliche Intelligenz einbezogen hab: Musik (oder auch Kunst im allgemeinen) ist für mich ein Abbild menschlichen Denkens, womit ich auch die Gefühlswelt ausdrücklich mit einschließen möchte. Ein Automat, der des Denkens nicht fähig ist, wird also auch immer nur Imitationen von Kunst liefern können, da er keine Erlebnis- und Gefühlswelt besitzt.
 
dbra schrieb:
Erstmal zum Anfang: Eine Datenbank hat nichts mit Intelligenz zu tun. Auch eine noch so verschachtelte IF-Then-Programmierung wird niemals zu Intelligenz führen. Du wirst bestenfalls eine Nachahmung menschlichen Verhaltens bekommen. Du sprichst übrigens mit einem Informatiker (und Sci-Fi-Fan... :) )

Warum ich die künstliche Intelligenz einbezogen hab: Musik (oder auch Kunst im allgemeinen) ist für mich ein Abbild menschlichen Denkens, womit ich auch die Gefühlswelt ausdrücklich mit einschließen möchte. Ein Automat, der des Denkens nicht fähig ist, wird also auch immer nur Imitationen von Kunst liefern können, da er keine Erlebnis- und Gefühlswelt besitzt.

Ja super, dann treffen ja eigentlich 2 Gleichgesinnte aufeinander. Das If Beispiel war auch nur ein ganz einfaches, weil ich nicht wusste was du so drüber weißt, da Du Dich aber auszukennen scheinst, wirst Du wissen, das es da noch ne Menge viel feinere Funktionen gibt oder?

Bei mir ist das praktisch so:

Ich mach seit einigen Jahren Musik, zumindest versuch ich das, und ich programmier seit ungefähr genauso vielen Jahren beruflich alles mögliche, unter anderem auch Datenbanken, die durchaus intelligent sind weil sie mir Arbeit abnehmen und viele Schritte automatisch machen über die ich nicht mehr nachdenken muss. Ist natürlich die Frage, wie man Intelligenz interpretiert? Ein Sequenzer und ein Klavier ist auch nicht intelligenter oder? Denn je nachdem was man wie drückt, wird eben was abgerufen, also genauso wie bei ner Datenbank oder nicht?

Viele Jahre hab ich Beruf und Musik komplett voneinander getrennt, weil ich auch Künstler sein wollte und für mich die Musik so der Ausgleich sein sollte. Und das war das Dümmste was ich je gemacht hab, denn dadurch hab ich Jahre an verlorener Zeit ins Klo geworfen.

Bis ich mich dann irgendwann fragte, warum können andere nen Remix in ein paar Stunden machen und ich brauch ne Woche dafür, weil ich ja immer brav schön alles selbst gemacht hab von Grund auf, und obwohl mein Ergebnis nicht unbedingt besser ist, sondern eher gleich oder auch mal schlechter.

Und dann brachte ich mal ein bissle was von der Arbeit mit in meine Musik mit rein und plötzlich gehen Dinge zig mal schneller wie zuvor. Dann hab ich mal geguckt wie das so mit anderer Musik ist, also Musik die viel komplexer ist wie meine und auch da klappt das wunderbar! Also Zahlen sind für mich was super intelligentes.

Bedenke auch:

Das Denken an sich ist nichts weiter als eine Reaktion auf gewisse Einflüsse. Ein Mensch reagiert auf zig Millionen Einflüsse also ist natürlich ultra komplex, Harmonielehre aber z. B. ist dagegen schon gewaltig begrenzt.

Um Dich noch ein bissle zu schocken, wir haben hier auch mal ein Projekt angefangen, um zu gucken wie weit man einen menschlichen Berater ersetzen kann ... rein technisch funzt das super, man muss nur alle Eventualitäten zur Verfügung stellen und einprogrammieren und braucht dann noch ne dicke Kiste die das auch variabel abrufen kann ... dagegen ist Musik machen / programmieren ein Klacks! :mrgreen:

EDIT:
Ich würde sogar noch frech einen drauf setzen. Einen intelligenten Algorithmus zu programmieren ist genauso Kunst und kreativ wie ne Oper zu schreiben! :mrgreen:
 
Und würdest du den "automatischen Berater" als intelligent betrachten? Traust du ihm eigenständige Lösungsansätze zu? Wohl eher nicht. Auch was du über die programmierten Datenbanken schreibst, geht für mich mehr in Richtung Automatisierung als in Richtung Intelligenz.

So, jetzt hast du mich aber doch neugirig gemacht: Wie hast du denn deinen Beruf und das Hobby zusammengebracht? Erzeugst du algorithmisch Melodien? Auch dann ist für mich nicht der Rechner der Künstler, sondern der Programmierer. Der beurteilt nämlich das Resultat und sortiert den Mist aus.
 
dbra schrieb:
Und würdest du den "automatischen Berater" als intelligent betrachten? Traust du ihm eigenständige Lösungsansätze zu? Wohl eher nicht. Auch was du über die programmierten Datenbanken schreibst, geht für mich mehr in Richtung Automatisierung als in Richtung Intelligenz.

So, jetzt hast du mich aber doch neugirig gemacht: Wie hast du denn deinen Beruf und das Hobby zusammengebracht? Erzeugst du algorithmisch Melodien? Auch dann ist für mich nicht der Rechner der Künstler, sondern der Programmierer. Der beurteilt nämlich das Resultat und sortiert den Mist aus.

Versuch das mal so zu denken:

wie kriegst Du es als Mensch hin eigenständige Lösungsansätze hin zu bekommen? Das kriegst Du doch eigentlich nur durch den Input hin den Du als Mensch kriegst und durch den sich Dein Gehirn entsprechend entwickeln kann oder? Ohne Wissen über etwas wirst Du auch keine Lösung hinkriegen oder? Denn die Lösung generiert sich aus deinem Gehirn durch die Daten die schon drin sind oder nicht?

Und ne lumpige Datenbank macht das auf ihre beschränkte Weise ganz genauso. Die füttert man mit Input und beschießt sie mit Anfragen zu dem Input, so einfach ist das! Denn desto besser der Input ist, desto mehr weiß die Datenbank und auf desto mehr Wissen kann sie zu greifen. Und desto besser man sie beformelt, desto mehr variabler kann sie dann auch auswählen / reagieren / denken.

Mit der Musik mach ich das mittlerweile so, das ich mir die gesamte klassische Musik Theorie in eigene Zahlensysteme umgeschrieben hab, ist noch nicht ganz fertig, und diese Systeme nutz ich dann für die Programmierung oder eher Eintragung in die Sequenzer Piano Rolle. Für mich ist ne Piano Rolle das ultimative Notenblatt sozusagen, denn da kann man wirklich alles umsetzen. Zur Vereinfachung hab ich mir noch ein paar eigene Bänke für spezielle Midi Plugins gebaut. Und den Rest des Denkens macht Excel ... :mrgreen:

Wobei ich natürlich auch meinen Stil hab und den behalten werde, weil ich ihn einfach mag, und ich hab meine eigene Musik auch in Zahlen gepackt mittlerweile, um die auch schön griffbereit zu haben ...

Also jetzt bau ich tatsächlich Klötzchen aber hab mir ein fettes Lego System zugelegt / gebaut! :mrgreen:
 
Nur ist ein Gehirn kein Rechner im derzeitigen Sinn. Es ist ein neuronales Netz, das durch Sinneseindrücke, Erlebnisse und abstraktes Wissen ("lernen") trainiert wird. Allein was bei der Mustererkennung beim Sehen und Hören vom Hirn geleistet wird, ist von der Leistungsfähigkeiten von Computern Lichtjahre entfernt. Bleibt natürlich auch noch die Frage, ob man so etwas wie eine Seele programmieren kann. (Galactica rules... :) )
 
PS: Würd gern mal was von deiner Musik hören, kannst gern mal was posten (evtl. auch per PN).
 
Ja natürlich ist ein Gehirn komplexer und reagiert auf viel mehr Reize .... aber am Schluss sind das alles Informationen die aufgenommen werden und in die "Hirnsprache" übersetzt werden! Und wie gesagt, man darf ein Gehirn auch nicht auf die gleiche Stufe von Musik stellen! Musik Theorie ist dagegen viel beschränkter, genau darauf will ich ja hinaus, deshalb sag ich auch, bei der Musik geht das auf jeden Fall, denn das ist überschaubar!

Von meiner neuen Klötzchen Musik gibts noch nichts zu hören, weil ich noch nicht alle Bereiche der klassischen Theorie umgeschrieben hab. Das ist ne Menge Arbeit das umzuschreiben, weil es da eben so viele Dampfplauder Wissenschaften gibt, durch die man erst mal durchsteigen und die man dann auch filtern muss. Oft bleibt von ganzen Büchern grad mal eine DIN A4 Seite übrig die wirklich nützliche Informationen beinhaltet, das ist das große Problem wie ich ja oben schon gesagt hab! Denn grad im Musikbereich werden Banalitäten fast schon grundsätzlich völlig übertrieben in Wissenschaften gepackt! Aber so 70% davon hab ich schon ganz gut umgecoded gekriegt ... und wenn das fertig ist, dann hau ich auch wieder neue Tracks raus. Das mach ich dann auch als Beweis, dass es funktionieren kann! :mrgreen:

Also bisher gibts nur alte Musik von mir bis Anfang 2012 und das ist eben Musik die ich so gemacht hab wie viele andere. Einfach drauf los was die Muse sagt ohne Hirn! :mrgreen:

Diese Musik findest Du auf meiner clipnotic Webseite ... aber wie gesagt, das ist nicht aussagekräftig was meine aktuelle Strategie betrifft!
 


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