Behringer Model D - Frequenzdrift Oszillatoren

Hico

...
Hallo zusammen,

nachdem ich vor einigen Monden mal zwei Minimoogs besessen habe (den letzten habe ich vor ca. 12 Jahren abgegeben), in den letzten Jahren nur E-Bass gespielt habe, habe ich grad mal wieder Lust bekommen, ein wenig Knöpfchen zu drehen. Da ich mir aktuell keinen Moog leisten möchte, habe ich mich für den Kauf eines (gebrauchten) Behringer Model D entschieden und hatte auch schon einiges an Spass mit dem kleinen Boog. :phat:

Gestern habe ich mal zum Spass eine Messreihe der Oszillatorfrequenzdrift nach dem Einschalten des Gerätes aufgenommen und die gemessenen Daten in den beiden nachfolgenden Grafiken festgehalten. Zur Erklärung: Ich habe direkt nach dem Einschalten des Boog zuerst jeden Oszillator auf 440Hz getuned und danach in einem Zeitraum von 180 Minuten (3h) alle 5 Minuten die Frequenz jedes Oszillators gemessen (iPhone App "Schall") und im Anschluss jeweils die Temperatur im Geräteinneren erfasst. Diese Temperatur habe ich mit einem Fernfühler eines Multimeters innerhalb des geschlossenen Gehäuses des Synthesizers gemessen. Leider kann das Multimeter nur ganze Grad Celsius anzeigen. Ich habe immer dann, wenn die Temperatur "nervös" zwischen zwei Werten hin- und hergewechselt ist einfach den Mittelwert genommen, d.h. wenn es eine Schwankung zwischen 26 und 27 Grad in der Anzeige gab, habe ich 26,5 Grad in die Messwerttabelle eingetragen. Die Raumtemperatur habe ich mit einem klassischen, analogen Raumthermometer mit Zeiger erfasst.

Mir ist natürlich bewusst, dass ein iPhone, ein Multimeter das nur "ganze Grad Celsius" anzeigen kann und ein einfaches Raumthermometer alles andere als Laborbedingungen darstellt :roll:, dennoch zeigt auch dieser einfache Aufbau schon ganz gut, wie sich die Frequenzdrift nach dem Einschalten des Synths entwickelt und das ein halbwegs stabiler Zustand erst nach ca. 45 Minuten eintritt, vorausgesetzt die Raumtemperatur bleibt konstant. Da ich mir dachte, dass das auch für den ein oder anderen User hier im Forum interessant sein könnte, möchte ich das Ergebnis meiner Messungen gern hier mit euch teilen.

Model_D_FrequenzDrift_hm.PNG

Model_D_TemperaturDrift_hm.PNG

Viele Grüße an alle ... bleibt gesund ... :huhu:
Heiko
 
Die Frequenzdrift des Behrimoog ist tatsächlich ziemlich heftig.
Man gewöhnt sich aber daran.
Ich lasse den Behrimoog eine halbe Stunde warmlaufen, bevor ich mit ihm spiele.
Und im Laufe des Abends ab und zu etwas nachstellen.
Der Matrixbrute braucht ca. 15min und ist danach stabil.
Richtig gut ist der Behringer Odyssey, der nach ca. 5min wie festgenagelt bei seiner Frequenz bleibt.
 
Moog hat ja nicht ohne Grund einen Upgrade auf das uA726 basierte Design vorgenommen. Dennoch wird die im Moog Reissue und im Behringer Model D verwendete 2te Revision der VCOs von der Internetgemeinde seit Anbeginn wegen der musikalischen Drift gelobt.
 
Drift ist ja auch OK, ist halt auch eine Frage der Quantität. Und das ist schon recht heftig! Ich liebe den Sound aber trotzdem ...

@Hico: Gute und IMHO sinnvolle Idee, wenn man das weiterspinnt und künftig auf alle Analogen anwendet ...
 
@Horn
@SynthGate
Es geht hier nicht um die Stimmung sondern das spezielle Verhalten der VCOs, das fette oder sahnige Klangbild. Thema OB-X vs. OB-8 vs. Xpander. Oder der "steril" klingende Andromeda. Siehe Vintage Knopf beim P5 Rev4.
Das ist so wie mit der Quantenmechanik. Oder wie mit dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach. Oder wie mit dem Fünfer und dem Weggli.
 
@Horn
@SynthGate
Es geht hier nicht um die Stimmung sondern das spezielle Verhalten der VCOs, das fette oder sahnige Klangbild. Thema OB-X vs. OB-8 vs. Xpander. Oder der "steril" klingende Andromeda. Siehe Vintage Knopf beim P5 Rev4.
Das ist so wie mit der Quantenmechanik. Oder wie mit dem Spatz in der Hand und der Taube auf dem Dach. Oder wie mit dem Fünfer und dem Weggli.
Letzteren Vergleichen kann ich nicht ganz folgen. Quantenmechanik ist bei mir zu lange her, die Analogie zu Spatz und Taube verstehe ich nicht. Kannst Du das noch mal näher erläutern?

Ich glaube aber, dass ich schon weiß, was Du meinst. VCOs klingen doch noch einmal anders, meinetwegen „fetter“, als DCOs, das habe ich auch so beobachtet. Wichtig ist m.E., dass die Hersteller die Balance hinkriegen zwischen einem guten Klang und trotzdem einer hohen Stimmstabilität. Ist ganz offensichtlich nicht so einfach.
 
Erstaunlich. Ich sehe Drift eigentlich in erster Linie als musikalischen Nachteil, denn es erschließt sich mir nicht, was an einer schlechten Intonation "musikalisch" sein soll.

Warum genau wird dann immer wieder geschrieben, die analogen klängen anders/besser als digitale? Und ich besitze beides und schließe mich dem an (was nicht heisst, dass ich sigitale Synths gar nicht mag). Gerade diese Ungenauigkeiten (bis zu einem gewissen Grad) führen doch zu einem weniger sterilen Sound. Also wenn ich 3*Sägezahn (meinetwegen leicht detuned) auf Ultranova mit dem B Model D verglciche, dann liegen da Welten dazwischen.

Und was macht der Chorus? :xenwink: Wie gesagt: In derMenge liegt die Magie. Just my 5 cents ...


Es geht hier nicht um die Stimmung sondern das spezielle Verhalten der VCOs, ...

Ja, das ist klar. Sagt ja das Diagramm ja auch aus.

Ich frage mich gerade, warum sich die drei so unterschiedlich verhalten (da liegen ja je ca. 5 Hz dazwischen), hat irgendwer eine Erklärung?
 
Letzteren Vergleichen kann ich nicht ganz folgen.
Wie Du schreibst, klingt ein technisch perfekter Oszillator steril und ein klingender Oszillator ist tendentiell out-of-tune. So wie bei der heisenbergschen Unschärferelation. Wenn man den Ort genau bestimmt, vergeigt man die Messung des Impulse und umgekehrt, eben so wie mit den beiden anderen Vergleichen.

@SynthGate
Detuning führt zu Schwebungen und mit 3 Oszillatoren wird das Pattern der Schwebungen weniger statisch. Auch VCO vs. DCO oder Digital unterscheidet sich in der Lebendigkeit der Schwebung. Chorus sorgt für weitere Schwebungen. Auch hier gilt es wieder, einen statischen, eiernden oder repetitiven Klang zu vermeiden.
Ich frage mich gerade, warum sich die drei so unterschiedlich verhalten.
Es wurde ja bei "kaltem" System gestimmt und man schafft es nicht, die Stimmung bei gleichen Randbedingungen aller VCOs durchzuführen. Würde man Einschalten und nach z.B. 15 Minuten stimmen, so wären die VCOs näher zusammen.
 
Es wurde ja bei "kaltem" System gestimmt und man schafft es nicht, die Stimmung bei gleichen Randbedingungen aller VCOs durchzuführen. Würde man Einschalten und nach z.B. 15 Minuten stimmen, so wären die VCOs näher zusammen.
Verstehe, leuchtet ja auch ein, da der Drift anfangs am stärksten ist ... Hätte ich selbst drauf kommen können, war wohl noch ein Becher Kaffee zu wenig zu der Zeit. Danke.
 
Wie Du schreibst, klingt ein technisch perfekter Oszillator steril und ein klingender Oszillator ist tendentiell out-of-tune. So wie bei der heisenbergschen Unschärferelation. Wenn man den Ort genau bestimmt, vergeigt man die Messung des Impulse und umgekehrt, eben so wie mit den beiden anderen Vergleichen.
Danke! Das erinnert mich dunkel an meinen Physik-Leistungskurs vor 30 Jahren. Die Heisenbergsche Unschärferelation war für mich damals der Anlass, mich künftig eher den Geisteswissenschaften zuzuwenden als den den Naturwissenschaften. Wenn selbst die Aussagen der Physik nicht eindeutig sind, dann kann ich auch gleich zur Musik/Literatur/Philosophie wechseln, dachte ich damals ;-) ... oder auch: "Gott würfelt nicht." ;-) ...

Na ja, das nur so als kleine Anekdote am Rande.
 
@swissdoc - Das ist ja alles unbestritten. Aber die Aufklärung ist nicht von Naturwissenschaftlern vorangetrieben worden, sondern von Literaten, Künstlern/Musikern und Philosophen: Lessing ... Rousseau, Kant ... Beethoven ... um nur mal ein paar Leuchttürme zu nennen. Wir haben heute zahlreiche gute Naturwissenschaftler, aber wir haben leider kaum noch einen geisteswissenschaftlichen Überbau - und das ist, was unsere Kultur so schwach und anfällig für die Verschwörungstheoretiker macht. Wir brauchen wieder Kunst, Kultur, Musik, Philosophie, die PRO Aufklärung und naturwissenschaftlichem Fortschritt wirkt (statt oftmals leider sogar dagegen).
 
Zuletzt bearbeitet:
@Horn
Es braucht sicher beides, ich persönlich bin ja Physiker und Kultur findet dann gerne als Hobby statt. Und die Gattin ist Mathematikerin, also eine Geisteswissenschaftlerin.

Mir spült es gerade die alte Kopf um Kopf TV-Show hoch. Lehrer aus den Geisteswissenschaften gegen Schüler aus den Naturwissenschaften. Und als Preis dann Eulen. Leider heute nicht mehr kompatibel.
 


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