E-Musik und warum ich damit Schwierigkeiten habe

sadnoiss

....
angeregt durch den Grusel-Musik Thread hier ein Versuch zum Gedankenaustausch über sogenannte E-Musik.

Ich selber habe Probleme damit, trotz ernsthaftem Interesses und ebenso ernsthafter Versuche weil

  • mir dieser ganze "Kulturbetrieb" mitsamt seinen Epigonen äußerst suspekt ist. All diese rotgesichtigen Post-Menopause Frauen, die hochwichtig über Kunst reden, die sie im Zweifelsfall gar nicht verstehen, die aber gerade in ist :wuerg:
  • ich auf Konzerten meine Wohlfühlklamotten anhaben will und nicht irgend einen Anzug
  • sich mein Hirn querlegt, wenn etwas als "ernsthafte" Musik bezeichnet wird, nur weil es alter Kram ist, in Wirklichkeit aber Popmusik einer anderen Epoche ist (Mozart etc.)

mehr fällt mir später noch ein ...
 
Die Schwierigkeiten verschwinden sofort, wenn Du Dir sagst, dass die Musik nicht weiß, ob sie E sein soll oder nicht. Es sind ja letztlich unschuldige Schallschwingungen.
Deine Probleme sind sozialer Art, das ist nicht musikimmanent.
Auch muss heute niemand im Konzert mehr einen Anzug anziehen.

Gruß,
Markus
 
Klar sind die genannten Probleme eher gesellschaftsbezogen, aber mein Unterbewußtsein hat sich noch nicht überzeugen lassen, daß diese irrelevant sind.

Was den Anzug betrifft: Wenn ich denn mal ein solches Konzert aufsuche tue ich das mit meiner Freundin, und die besteht auf Anzug (zum Glück nicht auf Krawatte :) )

Bei solchen Konzerten (zumindest hier in Bonn) nervt mich auch immer die Zusammenstellung - da gibt es Shostakovich (den ich durchaus schätze wegen großem Pathos, auch wenn ich ihn nicht schreiben kann) aber es muß unbedingt noch ein Beethoven oder gar Mozart dabei sein. Da kriege ich echtes Hirnsausen!!!
 
Fahr halt ein paar Kilometer weiter nach Köln.
Da gibt es so viele interessante Konzerte, dass Du sicher auch eine Zusammenstellung findest, die Dich anspricht.
Komm doch am 22. August zum Stockhausen-Geburtstagskonzert im WDR. Könen wir am Sonntag ja mal drüber sprechen.

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Auch muss heute niemand im Konzert mehr einen Anzug anziehen.

Ne Freundin war unlängst mit Sportschuhen und Jeans in der Oper - in Sydney. Ja, man muss tatsächlich keine besonderen Klamotten tragen, und nein, man wird wohl immer noch sehr schief angeschaut.

Ich selber habe mit Jeans Sportschuhen eigentlich keinen seltsamen Erlebnisse, wobei ich ich nicht in die Oper gehe, sondern bestenfalls in die Musikhochschule, um da mal was anzuhören...
 
Alex schrieb:
nein, man wird wohl immer noch sehr schief angeschaut.

In Köln eher nicht.

Wobei ich aber ohnehin nicht gerne Jeans trage. Ist mir zu uniform. Und Turnschuhe finde ich auf die Dauer unbequem.

Ansonsten ist mir egal, welche Leute sonst noch im Publikum sind. Wobei ich allerdings sagen muss, dass ich mich allgemein in "Klassik"-Konzerten wohler fühle, weil die Leute da ruhig sind. Ich komme schließlich zu einem Konzert, um mir die Musik anzuhören und nicht das Gequassel meiner Nebenleute. Es ist natürlich nicht immer so schlimm, bei Tom Waits in Paris neulich oder bei Klaus Schulze auf der Loreley waren die Leute auch ruhig, aber bei einigen Konzerten hat es mich doch sehr gestört. Saufen und quatschen kann man doch auch anderswo, warum muss man dazu ein teures Konzertticket kaufen.

Gruß,
Markus
 
Mein Problem ist weniger die Musik, die mich im Zweifelsfall nicht anspricht -- wobei es dann auch egal ist, ob es Mozart oder Bartók ist, und auch die Frage "alt/neu" oder "gut/schelcht" spielt da keine Rolle --, sondern vielmehr der Apparat und die Haltung, die dahinter steckt. Wobei ich persönlich Mozart ganz widerlich finde, sorry. Gepuderte Rokoko-Zuckerwatte, mit Körpergeruch unter zig Schichten von Parfum begraben...

Das läßt sich weder verbal exakt beschreiben, noch wissenschaftlich-rational definieren. Es ist für mich einfach so, daß ich diesen völlig veralteten, eitlen, auf Kommunikation hehrer kultureller Inhalte ausgerichteten spieß- und bildungsbürgerlichen Apparat ablehne. Das legt immer eine Attitüde nahe im Sinne von "was wir hier machen, ist richtig und wertvoll; was die anderen machen, ist wertlos und falsch, weil..." Sich anzumaßen bestimmen zu wollen, was richtig und was falsch ist, was Hochkultur und was nicht, hat schon etwas Bräunlich-Anrüchiges für mich.

Ich habe auch ein Problem mit Musikern, die sich damit brüsten, jahr(zehnt)elang ihr Instrument und ihre Partituren auswendig gebuckelt zu haben, aber den Kontakt zu sich selbst und zur eigentlichen Musik verloren haben. Nichts gegen Beherrschung des Handwerks, aber wenn man darüber den Blick für´s Wesentliche -- wo kommt die Musik her, was will sie erreichen, was soll sie beim Hörer anrühren? -- verliert, dann läuft da grundlegend etwas schief. Ich habe mehrmals erlebt, wie aufgeschmissen klassisch ausgebildete Orchestermusiker waren, wenn man ihnen die Noten wegnahm und sagte, sie sollten einfach mal improvisieren. Ja, aber, dafür brauchen wir Noten. Diese Leute können in den allermeisten Fällen nur reproduzieren, selbst kreativ zu werden kommt ihnen dabei nicht in den Sinn. Und ich werde nie vergessen, was eine klassisch ausgebildete Musikerin über mein Zeug sagte: "Klanglich ganz nett, aber kompositorisch ohne jeden Anspruch." Da mag sie ja vielleicht sogar Recht gehabt haben, aber hallo, ich bitte Euch: Was ist das für eine bornierte Einstellung?

Vielleicht ist es das implizite Selbstverständnis des klassischen Musikapparates, daß sich Musiker nicht als kreative Persönlichkeiten emanzipieren sollen, sondern der ganze Apparat der Reproduktion der Gedanken eines anderen dient, da -- rein technisch gesprochen -- die Möglichkeit der Musikkonserve zu Zeiten Beethovens nicht bestand, sodaß Musik nicht zu jeder Zeit an jedem Ort verfügbar war. Da wurde dann die Qualität der Darbietung über die Fähigkeiten des Zusammenspiels der engagierten Musiker definiert, so, wie wir heute Qualität über Behringer oder Neve definieren ;-).

Was mich dann an diesem Reproduktionsgedanken stört, ist, daß es -- gerade im Bereich der MuWi im spziellen und der klassischen Musik im allegemeinen-- Leute gibt, die so tun, als wäre Beethoven ihr Duzfreund gewesen, und nur sie -- und sonst niemand -- wüßten genau, was uns der Komponist mit seiner Arbeit sagen wollte. Das hat im schlimmsten Fall etwas von intellektueller Masturbation an sich, aber das dient der Musik nicht. Allenfalls der eigenen Eitelkeit im Sinne von "ich bin ja so clever, und ihr nicht!".

Ralf Hütter hat´s vielleicht mal für mich am treffendsten auf den Punkt gebracht, als er sinngemäß sagte, daß der ganze klassische Musikkomplex wegbräche, wenn er nicht als ein aus öffentlichen Mitteln subventionierter Kulturbetrieb fortbestünde. Und mir wird´s dann im Mund sauer: "Achtung! Kultur! Wertvoll!" Da habe ich dann immer so eine Ahnung davon, welche Muffigkeit in der Ära Adenauer geherrscht haben muß, genauso wirkt Hochkulturbetrieb im allgemeinen und klassische Musik im speziellen auf mich. Erzkonservativ bis hin zur Diskriminierung: Wir sind da, ihr nicht!

In dem Zusammenhang fällt mir das alljährliche Kaschperletheater zu Bayreuth ein... Du lieber Himmel! Tokyo Hotel für Bildungsbürger oder solche, die sich dafür halten... Erwachsene, die draußen ihr Lager aufschlagen, um Karten für den Ring der Zwiebeljungen zu bekommen. Oder Lohenhäuser Tannengrün oder sowas, keine Ahnung, was da gerade zelebriert wird... man schaue sich den Wagner´schen Clan in seiner selbstgerechten Selbstgefälligkeit an, und es dürfte deutlich werden, worauf ich oben hinauswollte.

Ich bin mir sicher, daß Markus mich in den allermeisten Fällen widerlegen kann, aber hier geht es ja nicht um Widerlegung einer wissenschaftlichen These, sondern um subjektive Wahrnehmungen und Befindlichkeiten. Besser kann ich meine nicht auf den Punkt bringen.

Stephen

"Herr Parsick, Musik und Emotion, das schlagen Sie sich am besten mal ganz schnell wieder aus dem Kopf!" -- Dr. Dörte Schmidt, MuWi-Propädeutikum RU-Bochum, WS 1994/95
 
ppg360 schrieb:
Ich bin mir sicher, daß Markus mich in den allermeisten Fällen widerlegen kann

Natürlich.
Du redest ja gar nicht von Musik, sondern von sozialen Phänomenen und vor allem von Deinen eigenen Empfindungen.
Meine Meinung ist, dass man sich von beidem frei machen muss, bevor man ernsthaft über Musik an sich diskutieren kann.

Zumindest sollte man es versuchen, ich bemühe mich zumindest darum. In dem Sinne z.B., dass ich Punks, Raver, Gothic-Typen und Metal-Fans doof finde und deshalb nicht mit denen abfeiern würde, aber ich die Musik unabhängig von ihren überwiegenden Rezipienten möglichst vorurteilsfrei auf ihren musikalischen Gehalt prüfe.
Versuche das doch einfach auch mal mit sogenannter E-Musik und Klassik.

Gruß,
Markus
 
Ich bin mit "E-Musik" nie wirklich in Berührung gekommen, außer im Musikunterricht an der Schule. Mir ist das also fremd geblieben, und ganz ehrlich, ich kann mit meiner Zeit auch was besseres anfangen als mich mit Musik zu beschäftigen die mich emotional nicht im geringsten berührt. ;-)
 
ppg360 schrieb:
Oder Lohenhäuser Tannengrün oder sowas, keine Ahnung, was da gerade zelebriert wird... man schaue sich den Wagner´schen Clan in seiner selbstgerechten Selbstgefälligkeit an
Wie selbstgefällig dieser Kulturbetrieb ist, konnte man ja an den mehr als verhaltenen Reaktionen auf Schlingensiefs Parsifal ("Hasifal")-Inszenierung erkennen - "Hochkultur" und Subversion geht eben nicht - statt dessen leider eher Masturbation und Nabelschau (inklusive Diskussionen über das Dekolleté der Kanzlerin bei ihrem Besuch der Festspiele) :sad:
 
Das stimmt doch alles gar nicht.

Natürlich ist es kein Beinbruch, wenn man von etwas keine Ahnung hat. Und das fällt auch nicht auf, wenn alle anderen ebenfalls keine Ahnung haben.
Nur sollte man sich halt auf letzteres zumindest in diesem Forum nicht (mehr) verlassen.

Gruß,
Markus
 
Klassische Musik (Ist damit E-Musik gemeint ?) ist nicht mein Ding, mit fehlt der Groove.
Musik nach meinem Gusto braucht auch Eier, Bauch und Herz. Klassik ist mir zu sehr auf den Intellekt ausgelegt, zumindest berührt sie mich anderweitig nicht.

Aber wer es gerne hört hat meinen Segen. :supi:
 
Die Oper war das Musical der damaligen Zeit. Vermutlich überbewertet, es gibt jedoch einfach zu viele Werke die einfach gut sind. Natürlich werden sie von Nachspielern und Umwimmlern umstellt, aber das macht sich nicht per se schlechter. Dieser komische Rummel ist natürlich bei ganz neuer Musik zunächst nicht vorhanden oder hat bestenfalls "Fans". Es ist nicht so viel anders als bei Popularmusik. Die Beatles werden auch hofiert, überall reproduziert und teilweise von ultraschlechten bis guten Musikern neu interpretiert. Wer's mag: Wiedergekäut und bis zum Erbrechen™. Ich will nur sagen: Über die Musik sagt sowas nicht viel aus. Die alte Musik kann nichts dafür, dass sie nicht neu ist.

Ich bin quasi mit Klassik aufgewachsen und habe mir aus Interesse später die Neue Musik über meine Liebe zur aktuellen Elektronischen Musik damals erschlossen. Finde sichern ebenfalls unterschiedlich gut, was es da gibt - Aber das ist nach meiner Ansicht nicht relevant für die Stücke selbst, wie ich die finde. Nur für mich selbst kann es für einen Zeitraum interessant sein, danach zerfällt ein Bewertungsschema sowieso und es ist sinnvoll noch einmal reinzuhören.

Genau so unvoreingenommen wie in irgendein Album, was man nicht kennt.

Obwohl ich im Lieblingskomponistenthread sicher nicht so danach klingen mag, Musik ist immer wert sie anzuhören. Ich bin allerdings sehr froh, dass es die Elektronische Musik gibt, sonst gäb es auch das Forum wohl nicht. Aber wen interessiert sowas? Es gibt so viele gute Musik.

Nur die Oper halte ich für extrem überbewertet, der Gehalt ist hier oftmals niedriger als der vieler anderer Werke desselben Komponisten - Aber hier ist auch pers. Unwohlsein dabei und das ist ebenfalls uninteressant für die Musik selbst.

Mein Vater fragt dann immer gern "Waaaas? Auch die Zauberflöte?" ;-)
Das Soziale ist hier immer drin..
Aber ich stehe dazu: Opern sind eher wie Musicals.

Das ist damals die Entsprechung zum Kino und Theater, man erzählte Geschichten. Papapapapapagena ... Ppapapapapap... Ja, und wiederholen... Papapapapaapapaapapagena, ja er ist tot, tot, er ist tot.. mein Gott er ist tot..

Süß. Aber..
 
Moogulator schrieb:
Aber ich stehe dazu: Opern sind eher wie Musicals.

Nö, finde ich nicht.
Der Gegenbeweis: Es werden heute noch Opern geschrieben und es werden heute Musicals geschrieben.
Der Unterschied ist zumeist deutlich zu hören.

Gruß,
Markus
 
Im übertragenen Sinne natürlich.
Überbewertet ist es in jedem Falle. Zumindest gegenüber anderen Werken aus ähnlicher Zeit.

Mir gehts hier natürlich nicht darum, "Recht" zu kriegen. Ich bin aufgrund der Stuktur und Machart der Opern schon ertaunt, welchen Stellenwert sie haben, gerade in gewissen Kreisen. Vielleicht kann man sich ja auch damit und mit seinem Geld als Kunstkenner profilieren. Böse Zungen könnten sowas behaupten.

Mir ist klar, dass das kein Argument ist, es ist ja nicht immer von den Hörern und Nutzern auf das Werk zu schließen. Ist mir schon klar. Hat wenig Aussagekraft.
 
Ich habe gar nicht den Eindruck, dass Opern heute so einen großen Stellenwert haben. An der Anzahl der Aufführungen gemessen wird doch deutlich mehr sinfonische und Kammermusik als Oper gespielt. Ist ja auch kein Wunder, eine Oper erfordert schließlich einiges an Vorbereitungsarbeit.

Momentan läuft bei uns übrigens das Opernfestival Monschau Klassik. Ich war letzte Woche zur Eröffnung da. Mozarts Cosi fan tutte in einer neuen Inszenierung. Die Handlung wurde dabei an eine Tankstelle verlegt. War ganz interessant.

Gruß,
Markus
 
Naja, aber es wird doch sehr viel betrieben. Das kommt besonders bei einigen großen Festspielen sehr zum Ausdruck. Das ist natürlich auch ein Genreklischee. Ich höre aber bei den Geldverteilern nicht selten diese Gewichtung. Da landet doch sehr viel bei dort. Dies ist nicht selten etwas, was institutionell gestützt wird. Elektronische Musik wird das teilweise auch, aber sicher nicht in dem Maße. Kammermusik und bestimmte "Hits" sind allerdings auch sehr omnipräsent. Das ist wahr. Ich hab vielleicht ein verzerrtes Bild, aber mir kam es schon recht viel vor. Vielleicht ist es aber auch nur ein Eindruck der Zahlen und der Dinge, die zB in Köln abgingen in den letzten 10 Jahren. Da gibt es natürlich auch vieles vieles andere.

Wenn auch leider ein starkes absenken der elektronischen Popularmusik und Clubkram mit Elektronik. Liegt aber an der Situation der Veranstalter und so, da ist ja sehr viel verändert worden seitens Stadt und Leute.

Naja, diese Inszenierungen waren mal ne Zeit lang besonders "anders". Gehört halt dazu. "I'm so ordinary".
Nackt, und mit Fäkalien oder eben in ner Flugzeughalle oder so. Aber Interpretieren ist eine besondere Sache. Der Remix ist ja auch in der Popularmusik heute stark. Das ist halt eine Variante. Kann sehr witzig sein, sowas.

Ansonsten wollen die Leute heute nicht mehr unbedingt Pina Bausch beim Spaghettiessen zusehen. ;-) (Hab meine Jugend in W'tal verbracht, verrückte Stadt - Auch wenns kaum einer erkennt).
 
Moogulator schrieb:
Aber Interpretieren ist eine besondere Sache. Der Remix ist ja auch in der Popularmusik heute stark. Das ist halt eine Variante. Kann sehr witzig sein, sowas.

Musikalisch wurde selbstverständlich nichts geändert.
Sonst wäre ich auch sofort gegangen.

Gegen moderne Inszenierungen habe ich nichts. Sie dürfen nur nicht den Sinn entstellen, sondern sollen die zeitlose Relevanz eines Werks unterstreichen. Die Thematik von Cosi fan tutte beispielsweise ist ja nicht veraltet. Um die zu präsentieren, muss man sich keine Kostüme aus dem 18. Jahrhundert anziehen.

Gruß,
Markus
 
Ob man eine Oper durch Elektronik so umbauen kännte, dass sie sich sogar für mich angenehm anhört? Ok, passt jetzt hier NULL rein. Aber das wäre eine echte Herausforderung. Aber eigentlich auch nur eine Interpretation. Naja, geändert am Werk vielleicht nichts - Aber jeder spielt es doch anders. Ich gebe aber zu, dass ich bei Carlos' Bach-Interpretationen im Vergleich mit Glenn Gould doch manchmal letztere bevorzugen kann. Auch wenn ich eigentlich fast immer bei gleichwertiger Qualität lieber die elektronischen gut finde. Passt halt zu meiner pers. Vision. Aber ansich ist das eben auch für mich nicht so reizvoll, neu machen ist es dann doch umso mehr.

So, kleiner Abschweif, weil unnötig persönlich, geb ich zu.
 
Es gibt doch einen Opernzyklus mit viel Elektronik: LICHT von Karlheinz Stockhausen.
Ist in seiner Gesamtheit bisher noch nicht aufgeführt worden. Mal gespannt, ob und wann es dazu kommt.

Gruß,
Markus
 
Ist halt eine sehr aufwendige und teure Angelegenheit einschließlich monatelanger Proben. Da muss sich erst mal jemand finden, der das bezahlt.

Gruß,
Markus
 
Ja, ich bezog mich bei den Opern auch mehr auf die klassischen Dinger von Verdi bis Mozart.

Ich verstehe natürlich auch, dass auch diese Geld kosten und neue selbstverständlich auch. Das ist ja nicht unanspruchsvoll in Planung und Personal.

Aber ich schweife mal nicht weiter aus über irgendwelche persönlichen Sachen, die sind nicht so interessant für ein Forum.
 
Markus Berzborn schrieb:
[
Du redest ja gar nicht von Musik, sondern von sozialen Phänomenen und vor allem von Deinen eigenen Empfindungen.
Meine Meinung ist, dass man sich von beidem frei machen muss, bevor man ernsthaft über Musik an sich diskutieren kann.


Gruß,
Markus

oh, da möchte mich aber dann doch mal trauen, dir zu wiedersprechen: ich denke, VOR ALLEM die eigenen empfindungen/gefühle, die man beim "empfangen" von kunst aller art hat, sollte man beim diskutieren über musik oder literatur oder malerei etc. immer im vordergrund halten. klar kann man kunstwerke AUCH nach handwerklichem können beurteilen, oder -noch schlimmer- nach dem "marktwert", aber ich denke, das allerallerwichtigste bei der beschäftigung mit kunst ist das, was man ganz persönlich als betrachter/konsument von dem vom künstler erschaffenen kunstobjekt erhält. nicht, was man nachrechnen oder ausmessen kann.

und das jeder einzelne dabei was völlig anderes empfindet, das macht "das gute kunst/musikgespräch" ja grade eben schon seit jahrhunderten zu einem mittelpunkt jeder partykonversation oder anbaggerungsaktion.
 
Achja: Ich finde es vollkommen akzeptabel, wenn man mit E-Musik im Sinne von "Ernst" nicht so viel anfangen kann. Ich würde es vollkommen falsch finden, jemandem dies dann quasi aus besserem intellektuellem Stand aufzudrücken.

Es muss letzlich auch schmecken. Der Zugang ist da oder nicht. Der Zugang ist auch unterschiedlich weit offen, jeden Tag. Gilt auch für Musikrichtungen, nicht nur dem Bereich "E.", wobei E ja auch prima für Elektronisch stehen könnte.
 
Natürlich empfindet jeder Musik anders, das stimmt.
Andererseits ist das aber auch wieder ein Problem, weil es schwierig ist, eine Diskussionsbasis zu finden, wenn man gar nicht weiß, wie der Gesprächspartner überhaupt drauf ist.
Streng genommen ist eine solche Diskussion auch sinnlos. "Ich finde das Stück gut" - "ich finde das Stück schlecht"...
Gut, aber zum Stück selbst ist damit noch nichts gesagt.

Worauf es mir nur ankommt - Musik löst Emotionen aus, das ist klar.
Musik ist aber auch Wissenschaft bzw. Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung. Das wird mir einfach zu oft vergessen von den Leuten, die nur dauernd ihre - objektiv relativ bedeutungslosen - Empfindungen in den Vordergrund stellen.

Ich meine, bei ernsthafter Beschäftigung mit Literatur analysiert man ja auch erst mal das Werk unter verschiedenen Aspekten. Eine Analogie wäre, wenn sich im Deutsch-Unterricht der Lehrer damit zufrieden geben würde, wenn der eine in der Klausur schreibt: "James Joyce find ich gut" und der andere "Micky Maus find ich aber besser". Ich denke, so weit sind wir selbst in Deutschland noch nicht, oder? ;-)

Gruß,
Markus
 
das wird so gehandhabt. ich habe das aber schon damals auf dem gymnasium als ziemlich anmassend gefunden, dass man -es ging damals ja hauptsächlich um längst verstrorbene literaten- da so allgemeingültige interpretationen draus ableiten wollte. bin da öfters mit meiner lehrerin aneinandergerasselt, weil ich oft was völlig anderes aus den büchern rausgelesen habe.

interessant wirds meiner meinung nach erst, wenn jeder schüler mal beigebracht bekäme, von sich aus ne meinung zu bilden, warum er denn micky maus oder goethe geil oder scheisse findet. eine daseinsberechtigung als kunstwerke haben ja wohl beide. wenn nicht sogar gleichberechtigt...
 
Am besten wäre in meinen Augen, der Schüler würde seine persönliche Meinung ganz rauslassen.
Oder findest Du es auch OK, wenn Mathematik daraus besteht zu sagen: "Ich liebe die 7 mehr als die 8. Aber die tiefsten Empfindungen vermittelt mir das Wurzelziehen".
:lol:
 


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