Es gibt neue SSM Chips!

Geht auch nicht um Spezifikationen - in der Halbleiterfertigung bezieht sich der „Prozess“ insbesondere auf die Strukturbreite. Die Strukturen der Chips aus den 70er/80ern sind um Größenordnungen größer und bisher gibt es die überwiegende Ansicht hierzu, dass diese Dinge klangbeeinflussend sind. Ein Grund warum bei der Wiederauflage alter Synthesizer-Chips idR alte Fertigungsprozesse reaktiviert werden.

Bei Sound Semiconductor jetzt offensichtlich nicht... deshalb interessant
Neben so eher esotherischen Dingen wie SMD vs. THT oder hier nun die Strukturbreiten im Fertigungsprozess kommt es meinem Verständnis ja auch auf die Verfügbarkeit eines passenden Designs an. Wenn man "einfach" die alten Designs kopiert, ohne die Hintergründe verstehen zu können (oder zu wollen), so muss man es entsprechend im alten Prozess machen. Wenn man auf diesen nicht zurückgreifen kann, weil gerade keine passende Fab existiert, dann muss man eben neu entwickeln und kann es offenbar auch an einen neuen Prozess anpassen. Dave Rossum hat das wohl noch drauf.

Wenn da jemand verlässliche Details hat, bitte melden. Ist ja eher ein spezielles Thema und Leute, die damit direkt Kontakt haben, sind doch eher selten im Bekanntenkreis zu finden.

Hier die Wikipedia-Artikel zum Thema:
https://en.wikipedia.org/wiki/Semiconductor_device_fabrication
https://de.wikipedia.org/wiki/Halbleitertechnik
https://de.wikipedia.org/wiki/Halbleiterprozess
 
Vor einigen Jahren gab es ja mal einen interessanten Großversuch zum Thema Miniaturisierung, als das Team das damals den Alesis Andromeda entwickelt hat, den Alesis-Boss in die Entwicklung eines eigenen Synthesizer-Chips reingequatscht hatte.

Nach Auflösung des Projekts haben einige Entwickler ja ausführlich über die damals gemachten Erfahrungen berichtet (Links zu seitenlangen Nerdpostings in diversen Synth-Mailinglisten sollten sich auch heute noch finden lassen).

Für alle die es nicht verfolgt haben: Das Team entschied sich nach langem Auswahlprozess damals für Filterschaltungen angelehnt an Moog-Ladder und Oberheim SVF. Als die Schaltungen fertig designt waren und alle Erwartungen an den gewünschten Sound erfüllten waren gaben sie die Pläne an weitere Teams, die sich um das ASIC-Design kümmerten.

Als sie die ersten Samples des (sündhaft teuren) Unterfangens zurück erhielten, war die Verwunderung groß, das der Sound inzwischen deutlich von den ursprünglichen Prototypen abweichte.

Als Gründe habe die beteiligten Entwickler immer wieder die Miniaturisierung als Teil des Chipdesigns genannt.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: Max
Mein Bruder hat mal einen kleinen ASIC machen lassen, ist Jahrzehnte her, war nicht sooo wahnsinng teuer.
Etwa so teuer wie ein Auto glaube ich.
Wenn ichs richtig weiß (ohne Gewähr) hat er nur die Schaltung abgegeben um den Rest kümmert sich der Hersteller.
Das war auch so ungefähr der Komplexitätsgrad (denke ich, war irgend eine Steuerung oder so was) wie ein Synthchip.

Ich denke das wird im Synthbereich nicht anders sein, ich denke nicht daß jemand alte Masken rauskramt
und alte Maschinen anwirft um einen Synthchip exakt wieder auferstehen zu lassen es sei denn er war selber der Hersteller.
Sondern daß halt die Schaltung neu aufgelegt wird und den Prozess bestimmt der Hersteller.

Das ist aber nur was ich glaube, ich kann da falsch liegen.
 
Mir ist klar dass das Thema Alesis Andromeda in dem Kontext dieses Threads slightly offtopic ist, da es um die Neuauflage früherer Synthesizer-Chips geht -- dennoch hier noch ein Hinweis von Mike Peake (Ex-Alesis Entwickler) der die Spannung der ASICs als klangbeeinflussenden Faktor anführt:
The sound of the A6 is not as large as a Minimoog, or a Moog Modular. I said this on the AH mailing list just prior to its release, that it won't replace either of those synths. Something about the 5V unipolar ASICs (3.3V effective operating range) changed the sound of the original circuitry. The filters were breadboarded and sounded pretty close to our vintage units, with as much variance from an original than any original shows against another[...]

An anderer Stelle schreibt er noch zum Dynamikumfang:
Obviously, the VCAs don't have the dynamic range that vintage units have.

Und zuletzt noch:
If I could, I would re-engineer the voice chips to have the proper oscillator sonic oomph, a signal path with the punch of a modern analog such as the Wiard or Technosaurus, the filters to sound like the things they were genuinely derived from, and a modern uP to snap up those envelopes and raise the nyquist so that the LFOs could be opened up to higher rates.

Die Zitate stammen alle aus diesem Posting:
http://forum.vintagesynth.com/viewtopic.php?p=341796#p341796

Mich würde interessieren wie ihr das interpretieren würdet. Diese Statements ließen ja die Annahme zu, dass es in der Tat das "ASIC-Design" ist (was genau fällt eigentlich hierunter?) welches den Klang am Ende ausmacht. Dieses Design könnte man demnach ja so oder so beeinflussen. Welche Grenzen hierbei durch den Fertigungsprozess und die Kosten gesetzt werden wäre allerdings interessant.

Viele weitere Postings von Mike Peake, Dave Bryce und weiteren Beteiligten lassen sich heute noch in den Analogue Heaven archives finden:
http://search.retrosynth.com/ah/
 
Zuletzt bearbeitet:
Super interessantes Thema - Klangbeeinflussung durch Chip-Technologie, Design(-limitierungen) und Spannungslagen. Wäre eigentlich mal ein eigener Diskussionsthread. Welche Merkmale prägen die Klangformung der Maschine und an welchen Beispielen kann man das sehen/hören. Zum Beispiel:

- Spannungslagen der analogen VCF/VCA Chips
- Fertigungsgrößen im Chiplayout
- Toleranzen der analogen Bauteile (früher: hohe Toleranzen -> "Vintageklang", jetzt: geringe Toleranzen -> "klingt nicht wie das Original")
- Bei Hybrid-Architekturen:
+ Separater DA Wandler pro Voice (Fairlight, NED Synclavier) oder Multiplex-Verfahren 16-32 Stimmen über einen DA Wandler (z.B. Roland D20 -> ganz gruselig, kein Druck im Sound)
+ Auslesen/Transponieren von Samples mit variabler Samplerate (Fairlight, Prophet VS, Emulator II+/III -> klingt super chrisp) gegen Interpolationsverfahren beim Auslesen (spätere EMUs -> klingen anders, für mein Empfinden nicht so schön)

Mal angenommen die Digitalisierung / der Fortschritt in der Digitaltechnik damals wäre 10 Jahre früher passiert und einen DX-7 hätte es schon 1973 gegeben. Die Analogepoche mit den stilprägenden Analoggeräten von damals wäre ausgefallen! Die Musikgeschichte müsste dann neu geschrieben werden...

PS. Warum arbeitet eigentlich SPL (und andere) in den High-End Studio-Produkten (Analogmischer, Summierer) mit Spannungslagen von 120V und Synth-Hersteller nicht? Kann mir das jemand beantworten?
 
Der neue "SSI2164 Quad VCA" ist da - ein direkter SSM/V2164 Ersatz!


http://www.synthtopia.com/content/2018/03/09/sound-semiconductor-ssi2164-quad-vca-now-available/


Sound-Semiconductor-SSI2164S.jpg
 
Tolle Sache, da könnte man ja wirklich mal einen eigenen kleinen Analog Synthesizer bauen ohne dass dies all zu teuer wird.
 
Bislang waren die Preise eher so, dass es noch ganz schön teuer bleibt - es ist eher so, dass Entwurf, Abgleich- und Bestückungsaufwand auf ein auch für DIY realistisches Maß runter gebrochen werden.
Was man aber immer noch braucht, ist eine Controller-Lösung für die Modulationsengine. Denn die ist analog entweder extrem primitiv oder absurd aufwendig.
 
Danke für die Info, sogar 2 pro Stimme. Erinnert mich nun etwas an den Quantum. Kleiner, billiger, weniger Stimmen und noch schlechtere Demos. SCNR.

Vorsicht, das war meins :evil: Bin ich aber gewöhnt :selfhammer:

Aber das war nur ein "Proof of concept", das man 64 single cycle waves reinladen und als Wavetable nutzen kann.
 
Vorsicht, das war meins
Ich hatte mir die Demos beim Hersteller angehört. Die waren alle so kein Quantum Trost.

Frage zum PolySpaze: Ich bilde mir ein, diesen schon vor einer Weile gesehen zu haben, also bevor die SSI2144 erhältlich waren. Weiter scheint der PolySpaze noch gar nicht ausgeliefert zu werden. Bist Du der Entwickler oder testest Du das Gerät in der Beta-Phase? Kann er auch "normal" und "weich" oder ist "gritty" der zweite Vorname vom PolySpaze?
 
Ich hatte mir die Demos beim Hersteller angehört. Die waren alle so kein Quantum Trost.

Frage zum PolySpaze: Ich bilde mir ein, diesen schon vor einer Weile gesehen zu haben, also bevor die SSI2144 erhältlich waren. Weiter scheint der PolySpaze noch gar nicht ausgeliefert zu werden. Bist Du der Entwickler oder testest Du das Gerät in der Beta-Phase? Kann er auch "normal" und "weich" oder ist "gritty" der zweite Vorname vom PolySpaze?

Also zunächst einmal bin ich nicht der Entwickler. Der heißt Flemming, kommt aus Dänemark und baut alle Gotharman Geräte in Handarbeit! Hier stimmt Boutique also tatsächlich noch! Ich bin sowas wie ein „Early Adaptor“ und mag die Teile, weil sie eben etwas anders sind und klingen.

Gritty klingen sie, sobald man die FX einsetzt, da Reverb und Delay alle mehr oder weniger granular erzeugt werden. Es gibt keinen klassischen, gut klingenden Hall! Das stammt daher, dass der einzige echte Verkaufsschlager von Gotharman ein Sequencer/Effektgerät/Synthesizer namens Little Deformer war.

Wenn man die FX weglässt und die Pegel nur bis zur Häfte hochzieht, kann man auch alle klassischen Synthsounds erzeugen, trotz digitaler Oszillatoren und VCAs. Angesichts der unglaublichen Modulationsvielfalt macht das aber keiner der (wenigen) Nutzer. Der Vergleich mit dem Quantum dürfte angesichts der Soundtechnischen Möglichkeiten wirklich nicht einmal allzu daneben liegen, auch wenn der Waldorf Wavetable Sound nicht wirklich möglich ist (vielleicht wenn man die Original-Wavetables als single cycle waves hätte) und sich die Synthesevarianten und ihre Eintichtung doch sehr unterscheiden. Dafür kann der Polyspaze CV/Gate Ein- und Ausgänge haben und mit seinem Sequencer auch ein Modularsystem steuern.

Um nicht allzu offtopic zu werden: Den Polyspaze gibt es schon rund ein Jahr. Es war soviel ich weiß der erste Polysynth überhaupt mit den SSI Chips, wobei Flemming vorher bereits Filter basierend auf diesem Chip für ein Eurorackmodul und für seine modularen Synths Anamonox und Anamono Xmini anbot, die jeweils auswechselbare Analogfilter haben. Den Duosynth mit 2 + 2 Stimmen und der halben Anzahl an SSI Chips gibt es dagegen derzeit noch nicht.
 


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