Gibt es musikalische Gesetzmäßigkeiten?

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Anonymous

Guest
Ich merke, dass alle meine postings hier im bereich darauf hinauslaufen!

Meine antwort: Ja! (und das wird wohl auch keiner abstreiten, aber reden drüber ist irgendwie nicht angesagt)

Und zwar unabhängig von genres oder klassisch oder e-musik oder u-musik; ob punk oder geistliche! musik oder acid ob gebildet oder un(aus)gebildet.(daher kann ich sagen: js bach stockhausen autechre sind gleich).

Und auch unabhänig davon, ob ich sie berücksichtige oder verneine oder gar bekämpfe:

Der "Goldene Schnitt" wirkt immer, ob ich ihn kenne oder nicht.

Ich glaube, das ist die motivation meine postings: Was sind die musikalischen gesetzmäßigkeiten?
daher auch:

- Form
- Maß
- Gestaltungswille
- soll nicht vorhersehbar sein, also überraschen - experimentierfreudig
- konzeptionell
- sexy oder vergeistigt
- die Summe mehr als seine Elemente
- Proportionen
- verhältnismäßigkeit und relationalität der mittel

---

Ein beispiel aus einem bereich indem ich mich besser auskenne (visuell):
Mir ist mal aufgefallen, dass gesprühte graffiti-codes (also gesprühte buchstaben) den gleichen gesetzmäßigkeiten folgt
wie sie in China seit jahrhunderten in der Calligraphy gelehrt wird und auch immernoch den lehren der griechen von der "schönheit" entsprechen!!! und das, obwohl sie vorgibt, ja anti alles zu sein!

Das finde ich doch sehr erstaunlich und "bemerkenswert"

peter
 
Gesetze sind von Menschen gemacht um andere in Grenzen/Zaum zu halten, gilt sicherlich auch für Musik. Viel Spaß bei deiner Suche nach Wahrheit innerhalb von Grenzen und Gesetzen, die irgendwelche alten Säcke meinen anderen über stülpen zu müssen. Wer selbst nicht an seine Fähigkeit zum aufrechten Gang in diesem Zusammenhang glaubt, sollte es dann wohl wirklich lieber mit "Malen nach Zahlen" in diesem Bereich versuchen.

Das wäre für mich musikalischer Knast. Einfach grauenhaft diese Vorstellung, das jemand so etwas braucht, ihm daran auch noch gelegen ist und wohl meint sich so besser entfalten zu können. Widerlich!
 
Scheint dir ja ein Bedürfnis zu sein, wenn du so ein Wert auf Gesetzmäßigkeiten legst. Auch hier holt sich eben jeder ab was er zu brauchen meint, ist immer so.
 
Glaube Peter meint was ganz anderes! Es geht ihm nicht darum, die Musik in irgendwelche willkürlichen Fesseln zu legen, er meint mE vielmehr, ob es Gesetzmäßigkeiten in der Musik selbst gibt.
 
sadnoiss schrieb:
Glaube Peter meint was ganz anderes! Es geht ihm nicht darum, die Musik in irgendwelche willkürlichen Fesseln zu legen, er meint mE vielmehr, ob es Gesetzmäßigkeiten in der Musik selbst gibt.
Ich sage es ja, Malen nach Zahlen (aussieben hatten wir ja auch schon wo anders) also nach irgendwelchen Gesetzmäßigkeiten und das wäre innerhalb von Grenzen. Wer das braucht darf sich gerne in diesen Knast begeben, aber dann nicht ankommen und nach Freiheit schreien. Man befindet sich doch schon in diesem Knast der begrenzten eigenen Fähigkeiten, da braucht es nicht noch EU-Richtlinien nach denen jemand gefälligst zu musizieren hat. Es sei den man macht Musik für gleich geschaltete und erfreut sich auch sonst an Marschmusik. Links zwo drei vier..
 
peter uertz schrieb:
Ein beispiel aus einem bereich indem ich mich besser auskenne (visuell):
Mir ist mal aufgefallen, dass gesprühte graffiti-codes (also gesprühte buchstaben) den gleichen gesetzmäßigkeiten folgt
wie sie in China seit jahrhunderten in der Calligraphy gelehrt wird und auch immernoch den lehren der griechen von der "schönheit" entsprechen!!! und das, obwohl sie vorgibt, ja anti alles zu sein!

Das finde ich doch sehr erstaunlich und "bemerkenswert"

peter


interessant. geht bestimmt in richtung goldener schnitt,eine natürliche gesetzmässigkeit oder so ähnlich.
proportionen.

sowie allgemeine schönheit. ich denke jeder halbwegs normal veranlagte mensch wird einen sonnenuntergang am meer als schön bezeichnen. überall auf der ganzen welt. in der musik ist es ähnlich.
wobei es regionale unterschiede gibt.
wir hier in europa sind ja musikalisch klassisch konditoniert. kirchentonleitern..
in anderen ländern/ siehts da ganz anderst aus, zb ,china, polynesien usw. andere meldodien, bzw tonskalen. gegenläufige rhythmen.

aber eigentlich ist die frage nicht wirklich schwer zu beantworten, und du kennst die antwort sicherlich auch:

musikalische gesetzmässigkeiten sind eben zeit und klang. simpel.


alle töne ,ob jetzt tonal oder perkussiv die du in einer zeitleiste anordnest ist musik, oder rhythmus.
es spielt ja auch die herzfrequenz eine rolle. das menschliche herz schlägt ca 60+- mal in der minute.
doppelte herzfrequenz wäre demnach 120--> 120 bpm. house. gediegenes tanzen,stundenlang.
in stressituation ca 75 herzschläge -doppelte herzfrequenz 140 bpm --> da wird schon ganz anderst getanzt.
weiss jetzt nicht die herzfrequenz im schlaf, aber geht bestimmt richtung chill out , :D

zb gegenläufige 8/3 rhythmen zb indien.. kann man in trance fallen, wobei die indische tabla sich ja auch tonal spielen lässt,im sinne vom kleinen basslines..

alles mal so aus dem halbwissen laut gedacht, gibt aber studien darüber.


musikalische gesetzmässigkeiten bedeuten für mich demnach:

zeit, ton, übung.

übung im sinne von instrument üben,
aber auch als hörer /konsument üben... fremd, bzw neuartige klänge/rhythmen usw hören/verstehen lernen,
mit dem körper/geist syncronisieren.
spass haben.
flow
 
Ich will mal weiter auf den Rhythmus eingehen. Alles in der Natur folgt ja einem bestimmten Rhythmus.
Der goldene Schnitt folgt ja auch einer Art Rhythmus, der Fibonacci-Zahlenreihe. Diesen Rhythmus (Zahlenreihe) findet man überall in der Natur wieder. In Schneckenhäusern, Baumkronen, Gliedmaßen(jeder kennt die Davinci-Grafik mit dem nackten Typen, der seine Gliedmaßen von sich spreizt) An einem "ästhetischen" Menschnen ist der goldene Schnitt sogar mehrmals zu finden.
Beispiel: Kleinwüchsige haben sehr unharmonische Körperformen. Sie sehen einfach unförmig aus. In Ihnen ist der goldene Schnitt(Verhältnis von Ober- zu Unterkörper usw.) nicht so oft "enthalten" wie in einem "ästhetischem" Körper.

Wenn irgendein visuelles Verhältnis den goldenen Schnitt aufwirft, dann sieht es harmonisch aus. Der goldene Schnitt in der bildenden Kunst ist jedoch etwas "fast" anderes.
Jedoch geht es dabei immer um eine Art Komposition.
Beispiel: Ein Bild von einem Horizont, sieht langweilig aus, wenn der Horizont genau durch die Bildmitte läuft. Ein kleiner Versatz wirkt Wunder.
Solche Kompositionen können (mit lediglich schwarzen Kreisen als Motiv) verschiedenste Wirkungen haben.

Und dabei geht es meiner Meinung nach. Um Ästhetik. Jeder hat eine gewisse eigene Ausprägung für Ästhetik, aber irgendwie haben wir alle diesen gemeinsamen Nenner, harmonische Formen ästhetisch zu finden.
In diesem Sinne kann man Intervalle auch als Rhythmen betrachten, wobei der goldene Schnitt meines Erachtens hier keine "Anwendung" findet. Jeder hört sofort wenn ein einfacher Akkord schief gespielt wird. Da muss das Gehör nicht gut ausgebildet sein. Da Verhältnisse, die nicht aufgehen, sofort unangenehm auffallen.
Eine Frequenzmodulation klingt nur harmonisch, wenn die Operatoren harmonisch zu einander gestimmt sind.

Also überall spielt ein gewisser Rhythmus (als Abfolge von Verhältnissen) eine Rolle. Zahlenreihen. Da sind wir wieder bei unserer lieben Mutter Lehrerin, der Mathematik..
Und das menschliche Gehirn ist der Superrechner, der den ganzen Brei entschlüsselt und sagt: mööööb, das mog ih ja goa net----

Anderes Beispiel: Einem Menschen, der in einem abgehackten Rhythmus spricht, hört man weniger gerne zu.
Wohingegen ein schweizer Akzent schon sehr sexy und reizend sein kann. :mrgreen:
Diese Vorlieben, die von einer gewissen Harmonie/ Norm abweichen, kann man dann auch als Perversion verstehen.

Es gibt auch Normen, die harmonische Verhältnisse zum Standard machen. ZB DIN-Formate, oder voll retro 16:9 Breitbildfernseher; Harmonielehre

Mein Fazit: Der Rhythmus ist einer der wichtigsten Merkmale, wenn man etwas ästhetisch finden will.

Grüße

Edit: Kunst kommt von Können. Ein wirkliches Meisterwerk entsteht nur dann, wenn man sich jedes Pinselstriches und seiner Wirkung bewusst ist. Durch Zufall dürften die wenigtens "großen" Kunstwerke entstanden sein.
 
Wert auf Gesetzmäßigkeiten legst

@ Illya F. Eine weitere unterstellung von dir!

("Jeder holt sich das ab was er braucht" gebe ich an Dir zurück!


ICH HABE AN KEINER STELLE GESAGT DAS MAN IHENEN FOLGEN MUSS

ICH SAGE NUR ES IST BESSER SIE ZU KENNEN! WAS IST DARAN SO DRAMATISCH!

peter
 
Grenzen sind da um sie zu brechen :)

Ich versteh eigentlich die ganze Fragerei nach Ausdrücken für die Musik nicht, da ja nicht jeder das gleiche Gefühl für Was entwickelt und es somit dann bestimmt auch anders ausdrücken wird als andere???!!!
Ich würd mich da mehr aufs Musik-Machen versteifen anstatt zu versuchen einen Musik-Duden zu schreiben:)Gibts sowas eigentlich, dann wärs die beste Lösung man würde den hier posten :)
.............oder suchst du Wörter womit du dann deine Musik zum Verkauf anpreisen kannst..Genre ect ect???..................................

Greeeez
 
naja. sowas wie harmonielehre begegnet uns eigentlich immer wieder. Und ist populär. Ich kenne keinen Chart-hit, der nicht irgend einer Gesetzmäßigkeit folgt.
Aber in die Charts will hier ja freilich niemand. Daher kann man auch seine eigenen Regeln schaffen.

Ein Grundsatz ist auch:
Man sollte die Regeln kennen, bevor man sie bricht. Sonst entsteht die Auflehnung gegen Regeln nur selten und zufällig.

Dabei trennt sich die Spreu vom Weizen, würde ich sagen..
Picasso, Davinci, Goethe.

Sie alle haben Gesetze befolgt und sogar welche in der Kunst aufgestellt.
 
Glaube Peter meint was ganz anderes! Es geht ihm nicht darum, die Musik in irgendwelche willkürlichen Fesseln zu legen, er meint mE vielmehr, ob es Gesetzmäßigkeiten in der Musik selbst gibt.

Ja!
 
Risiko Patienten schrieb:
Ein Grundsatz ist auch:
Man sollte die Regeln kennen, bevor man sie bricht. Sonst entsteht die Auflehnung gegen Regeln nur selten und zufällig.


Oder folgendes Paradoxon:


"Es gibt keine Regel, halte dich daran"

das wäre dann wohl die erste und die letzte Regel....
 
Ich will ja nich spitzfindig werden, aber REGELN sind was anderes als GESETZMÄ?IGKEITEN!

Oder?

Regel sind von menschen gemacht und bergen (natürlich) die gefahr des dogmatismus!!!!

peter
 
warum gesetze befolgen,wenn man selbst welche erlassen kann?

freundlichst, ihr politanarchist.


musik ist ja auch frei.
aber freiheit macht doppelt soviel spass wenn man die geheimen trampelpfade ode rautobahnen zu den geheimplätzen/xyz kennt, so bildlich gesprochen.
alles andere ist ja umherirren und per glück oder zufall dann.

random auch ok.
 
Bach funkt halt s gut weil in dieser Epoche die Instrumente bereits komplett ausgetüfteltg waren und die Leute damit nach Jahrhunderten umgehen konten.


Synthis sind erst sehr jung , die Menschen haben sich noch nicht an die neue Komponierungsmethodik gewöhnt, haben auch meist ein schlechteres Gedächntnis als damals.

Kein Wunder das Bach mehr entspannt als Autechre oder so.

Wir befinden uns halt wieder am unteren Bereich der "Schwingungskurve".

Gebe man den Menschen noch 200 Jährchen Assimilierung damit sie sich an die Elektroküche gewöhnen und schätze ich dann kommen ähnliche Höhen der Musik halt mit Synthese und Compi--Warum das so ist denke ich ist dass der Mensch von der Technik dermassen unterdrückt wird dass der sein Potential in der Elektro musik erst spährlich einsetzten kann.


Ende
 
@Peter: Du hast meiner Ansicht nach teilweise recht. Natürlich gibt es implizit überall diese Gesetze. Ich denke, man kann sie aber nur zum Teil ausformulieren, die Ausformulierung ist wesentlich beschränkter als der kleine Kasper in Deinem Hirn, welcher für Dich die Entscheidungen fällt. Wenn man dann aber dieser Formulierung des Gesetzes folgt, mit sehr viel Nachdenken und so, gehts echt eher in die Richtung Malen nach Zahlen. Der Knackpunkt ist, nochmal, daß Du die Regeln nicht in ihrer Gänze durchschauen kannst, weil das nunmal keinem Menschen zugänglich ist:
Eine der wichtigsten Eigenschaften des Hirns ist die Mustererkennung. Bedeutet: Deine Hörgewohnheiten beeinflussen ganz stark Deine Auffassung von Ästhetik, und diese impliziten Regeln sind niemandem bewusst. Das einzige, was man wirklich tun kann, ist, sich anhand der Exemplare (also z.B. alle Stücke die Du so magst), etwas von diesen Gesetzen zu erklären, und zusammenzureimen. Aber das ist immer nur ein müder Abklatsch. Und das merkt man dann an den vielen "Ausnahmen", die solche Ausformulierungen haben. ("Eigentlich mag ich ja gar kein..., aaaaaber")

Ein gutes Beispiel dafür sind diese gemittelten Gesichter, oder die "Formeln" für ästhetische Menschen. Das alles stimmt zwar im Mittel (denn genau so wurden diese Formeln auch konstruiert), aber jeder kennt Leute, die wesentlich hübscher sind. Symmetrie ist die Kunst der Dummen und so.

Also nochmal zur Verdeutlichung meiner Gedanken zu dem Thema: Dein Hirn regelt das mit der Ästhetik für Dich & Du bist zum großen Teil dabei eigentlich nur Zuschauer. Das ist so die Quintessenz. Und deswegen würde ich auch den Schluß ziehen, daß Du die Regeln nicht explizit kennen mußt, weil Du sie implizit längst drinne hast, und sie explizit sowieso niemals erfassen können wirst. Und demzufolge, daß Experimentieren und Musik hören besser ist als Regeln zu "kennen".

Der Psychologe hat gesprochen. :)
 
peter uertz schrieb:
Ich will ja nich spitzfindig werden, aber REGELN sind was anderes als GESETZMÄ?IGKEITEN!

Oder?

Regel sind von menschen gemacht und bergen (natürlich) die gefahr des dogmatismus!!!!

peter

Wenn ich Dich richtig verstehe geht es Dir um sowas ähnliches wie Naturgesetze, oder?
Ab wann fing etwas an Musik zu sein? Bevor es den Menschen gab der zum ersten mal zwei Äste rythmisch gegeneinanderschlug? Oder, Walgesänge, Vogelgezwitscher etc.?
 
Ab wann fing etwas an Musik zu sein?

Das finde ich eine interessante frage! auch weil man sich dem musikalischen der musik annähnern muss
und zwar mit hilfe der sprache!

(Ich weiss garnicht wovor die leute hier angst haben: Ich mag anarchos!)


peter
 
@moogli: soweit ich das verstehe, kann das vollkommen unterschreiben. Gewohnheit ist der größte Indikator für Vorlieben (Perversionen :twisted: ), aber ich will mal auf einer Aussage rumhacken

moogli schrieb:
Ein gutes Beispiel dafür sind diese gemittelten Gesichter, oder die "Formeln" für ästhetische Menschen. Das alles stimmt zwar im Mittel (denn genau so wurden diese Formeln auch konstruiert), aber jeder kennt Leute, die wesentlich hübscher sind. Symmetrie ist die Kunst der Dummen und so.

Ist Davinci also dumm gewesen? Die Sixitinische Kapelle ein dummes Werk? Oder bin ich nur zu dumm, deine rhetorischen (Rhetorik->grob: Redekunst) Mittel zu deuten. ;-)
Die wesentlich hübscheren wird nicht jeder als wesentlich hübscher ansehen. Genau hier ist der gemeinsame Nenner. Die Harmonie. Ab hier spaltet es sich durch Gewohnheiten in Vorlieben bis hin zu Perversionen.
 
Sixitinische Kapelle

Sie wird nicht 100% symmetrisch sein, es wird elemente geben die diese strenge symmetrie aufhebt!

Und diese elemente werden etwas sehr lebendiges haben und die wahrnehmung der symmetrie beeinflussen!

p
 
Risiko Patienten schrieb:
moogli schrieb:
Symmetrie ist die Kunst der Dummen und so.

Ist Davinci also dumm gewesen? Die Sixitinische Kapelle ein dummes Werk? Oder bin ich nur zu dumm, deine rhetorischen (Rhetorik->grob: Redekunst) Mittel zu deuten. ;-)
Die wesentlich hübscheren wird nicht jeder als wesentlich hübscher ansehen. Genau hier ist der gemeinsame Nenner. Die Harmonie. Ab hier spaltet es sich durch Gewohnheiten in Vorlieben bis hin zu Perversionen.

Pardon, meine Rhetorik war wohl unvollständig: Das mit der fehlenden Symmetrie war ein Bild für die "Luft" zwischen den ausformulierten Regeln, also auf das, was durch die "Regelmäßigkeit" eben nicht erfasst wird, und imo gerade das Salz in der ästhetischen Suppe ist. Und davon gibts bestimmt ne ganze Menge in der sixtinischen Kapelle. Und zwar nicht für alle, aber für jeden, der diesen "Verstoß" mag, weil die impliziten Regeln hier mehr wissen, als die "expliziten" (also nachträglich "über viele" konstruierten) Regeln.

Für mich bedeutet Kunst/Musik mögen auch, daß man sozusagen einen gemeinsamen Nenner mit eben diesem Künstler findet, was wahrscheinlich dann Ähnlichkeit impliziter Regeln in einem bestimten Bereich bedeutet. Und hier könnte man sich darüber streiten, wer dabei nun eigentlich wen versteht.
 
Risiko Patienten schrieb:
Der goldene Schnitt folgt ja auch einer Art Rhythmus, der Fibonacci-Zahlenreihe. Diesen Rhythmus (Zahlenreihe) findet man überall in der Natur wieder.
Genauer: der Quotient zweier aufeinander folgender Fibonacci-Zahlen nähert sich dem Goldenen Schnitt Φ an.
 
djessay schrieb:
Grenzen sind da um sie zu brechen :)

Dazu muss man sie aber kennen; da es einen Unterschied gibt, zwischen einem aktiven Brechen und einem Irgendwas-über-den-Haufen-zu-laufen.

Illya F. schrieb:
Ich sage es ja, Malen nach Zahlen (aussieben hatten wir ja auch schon wo anders) also nach irgendwelchen Gesetzmäßigkeiten und das wäre innerhalb von Grenzen. Wer das braucht darf sich gerne in diesen Knast begeben, aber dann nicht ankommen und nach Freiheit schreien.

Klingt für mich nach einer sehr romantischen Vorstellung von Freiheit. Das Leben von Menschen ist viel stärker normativ geregelt, als man gemeinhin annimmt. So folgt nach dem Aufstehen i.d.R. nicht die "freie" Entscheidung jetzt einen Kaffee zu trinken, sondern es folgt der übliche Kaffee. Und so kann man auch der Meinung sein, nach dem musikalischen Aftalapufta muss ein Klingpingzerle kommen. Dass das dem eigenen musikalischen Genie ohne soziale Formung entspringt, halte ich für unmöglich.

In diesem Sinne finde ich Frage nach (musikalischen) Regeln berechtigt und sei es nur, damit man sich bewusst macht, womit man brechen möchte. Die Alternative: unbewusst Regeln zu brechen oder ihnen eben zu folgen, da man sich nicht mal bewusst gemacht, dass es sie überhaupt gibt, kann ich nicht mit "Freiheit" verbinden.

[Ohnehin ist "Freiheit" ein fragwürdiger Begriff.]
 
@moogli:
Und jeder der diesen Verstoß nicht mag, wird ihn meiden. Ihn nicht interpretieren wollen.. Freiraum?..
Und eben genau, das macht ein Meisterwerk aus, finde ich. Diese Luft abgesehen von all den Regeln gekonnt in Szene zu setzen.
Ne Art künstlerisch eingesetzter Schwurbel.hihi.. also sehr undefiniert und philosophisch, denke ich.

Ich will ja nicht sagen, dass solche Richtlinien ein heiliger Gral für gute Kunst ist. Mitnichten.
In unserer Band hatte ich mal ein weit größeres Verständnis für Harmonielehre als unser Gitarrist, ich war sozusagen sein Intervallduden. Der konnte nicht mal mit Quinten was anfangen, aber hat trotzdem den Großteil der Songs geschrieben. Soviel dazu..


Eigentlich wollte ich noch ein paar Jahre in die Vergangenheit reisen an den Höhlenmenschen anknüpfend:

Die frühesten belegbaren künstlerischen Aktivitäten der Menschheit sind wohl die Höhlenmalereien. Diese zeugen nicht von sehr viel künstlerischem Verständnis. Es muss also immer wieder Leute gegeben haben, die sagten, so und so wird "besser gemalt". Das hat sich bis heute gemausert. Jede künstlerische Epoche hat fast schon eigene Prinzipien/ Regelungen.
Und da gab es immer Avant-Guardisten, die Pionierarbeit leisteten und die Wege der Kunst regelrecht pflasterten, diese Prinzipien durchsetzten.

Harmonielehren und goldene Schnitte wollten erstmal von genialen Menschen entdeckt werden, bevor sie in der Kunst weitere Anwendung finden.

Künstler des Surrealismus haben andersrum gearbeitet. Sie haben sich mit Drogen vollgestopft und ließen ihr Unterbewusstsein malen. Es geht, was gefällt.

Klar, man muss dem ja nicht folgen. Aber dieser Weg ist doch "in der Regel" :twisted: mit viel mehr Irrtümern und Fehlversuchen, also Arbeit behaftet.

Ich liebe es, Regeln nicht zu befolgen. Aber manchmal muss ich dabei viel mehr nachdenken, als wenn ich einfach nur nach meinen bekannten Mustern (wir drehen uns wieder) musiziere und nur ab und zu experimentiere. Luftig werden meine Lieder noch immer eher per Zufall.
 
moogli schrieb:
Das mit der fehlenden Symmetrie war ein Bild für die "Luft" zwischen den ausformulierten Regeln, also auf das, was durch die "Regelmäßigkeit" eben nicht erfasst wird, und imo gerade das Salz in der ästhetischen Suppe ist.
funk ;-)
 
@Risiko: Sehe das auch so wie Du.

Bin skeptisch bei: Mit Regeln brechen wollen... Das ist die Anti-Regel, und die ist nicht weniger streng. Mit Regeln "spielen" und sie nicht ernst zu nehmen, auf gekonnte Art, das ist die Kunst.

Ein bischen Jungfräulichkeit in Bezug auf musikalische Regeln ist nicht schlecht. Wenn man alles drauf hat, muss man sich davon erstmal emanzipieren. Das läuft als "Jungfrau" einfach anders ab, glaube ich. Also wenn es da einfach nichts Explizites gibt, woran man sich halten könnte, wenn man also die Freiheit hat, keine "ausgesprochenen" Bausteine zu kennen, die sich logisch aufdrängen.

Persönlicher Abschnitt, passt hier vielleicht nicht soo hin: Ich selbst habe so einen jungfräulichen Ansatz, wahrscheinlich aus Faulheit, also ohne wirklich guten Grund. Ich habe von Harmonielehre nicht die blasseste Ahnung, und das juckt mich auch gar nicht. Trotzdem schreibe ich gelegentlich Stücke (v.a. für Klavier und Gitarre), die es harmonisch einfach in sich haben, und die ich v.a. diesbezüglich 10mal geschmeidiger finde, als vieles, was ich so höre, und ich bin eigentlich mit mir selbst kritischer als mit anderen. Das passiert zwar leider eher selten, aber manchmal denke ich mir: Hoppla, krasser Shit. Der Zufall spielt da wohl auch immer eine Rolle, aber das ist, denke ich, auch ganz normal.

Manche "jungfräuliche" Frühwerke klassischer Komponisten haben es übrigens in sich. Ich find diese Form von "Naivität" gut.

Ich habe so langsam einfach die Überzeugung, man sollte "es kommen lassen", und den Zielkontrolle-Teil des Hirns abschalten. Also am Besten gar keine allzu "scharfen" Ziele verfolgen, damit die Sache läuft. Also, das geht mir jedenfalls so. Strenge und Kreativität - das beisst sich für mich, und Regeln, mit denen nicht gespielt wird, sind "streng".
 
Das sind doch Ansichten aus der Zeit der Romantik. Dennoch glaube ich, dass i.d.R. Komponisten versuchen, mit Hilfe von bestimmten Konstrukten, egal ob es das Dur/Moll-System oder die Aleatorik ist, ihrem Werk eine äußere Form zu geben, um dann - so hoffen sie - aus der aufgesetzten Stimmigkeit von Form Schönes zu vollbringen. Das ist selbstverständlich ganz großer Quark, denn Schönheit kommt bekanntlich aus innen, und dieses Innere muß aktiviert werden.
Ich möchte da ein Erlebnis schildern, das mich stark geprägt hat. Mit meinem Freund Wolfgang war ich vor einigen Jahren bei einem Konzert von Roger Whittacker in der Köln Arena. Nachdem Herr Whittacker gewhistelt hatte und all die Besucher nachzu ohnmächtig vor Glück waren, stellten sich bei mir tatsächlich religiöse Gefühle ein. Immer wenn ich komponieren will, höre ich mir Roger Whittacker vorher an und verlagere mich so in eine andere Welt voll Glück. Alles ohne Rauschgift.
 


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