Interview mit Boris Blank

electric guillaume

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In der neuen Keyboards gibt es ein Interview mit Boris Blank/Yello das mich doch etwas überrascht hat. Ich hatte den den Mann zwar immer für einen Innovator in Sachen Sampling gehalten aber ansonsten eher für einen Verfechter analoger Poduktionsmethoden.
Und jetzt outet der sich als Software und Plug-In-Junkie...
 
Die Klänge selbst sind bei Yello doch schon seit Erwerb des Fairlights (1982?) überwiegend digitalen Ursprungs.
Was Boris Blank noch sehr lange analog, also mit Bandmaschinen, gemacht hat, war Aufnahme und Mastering.
 
Ich find´s cool - schließlich waren Yello schon früher für innovative Klänge bekannt. Frei nach der Devise: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.
 
RetroSound schrieb:
er steht wenigstens dazu. :mrgreen:
Was heisst hier steht dazu?
Seine Zielgruppe sind letztlich die Musikhörer und nicht die Musiker (ok nicht unbedingt in Keyboards).
Wenn er sich dieser Zielgruppe als mit toller Technik arbeitender, interessanter Musiker präsentieren will, dann muss er heute einen möglichst großen Bildschirm haben, auf dem möglichst viele bunte Audiosnipplets rumgeschoben werden. Echte Instrumente machen uns anachronistischen Musikern die Augen glänzen, aber Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher wollen sich mit dem Star im Interview identifizieren, indem sie sagen können "sowas hab ich auch". Früher hat die Neue Revue Herrn Wakemans Keyboardburg gezeigt und Lieschen Müller konnte sich diesen Satz angesichts der eigenen Heimorgel sagen. Heute nennt Lieschen Müller keine Heimorgel mehr ihr Eigen, sondern einen Aldi Laptop mit vielen Viren und einer Raubkopie von CoolEdit und verweist halt darauf, wenn sie den Blank'schen Logic-Screen sieht.


Ansonsten: ich habe ein oder zwei mal mit Boris Blank im Auftrag von Keys telefoniert, und habe ihn immer als extrem offenen und ergebnisorientierten Musiktechniker erlebt. Von daher wundert mich seine Einstellung nicht.

Florian
 
Bin mal gespannt, wo er seine Hardware anbietet. Ist ja gleich um die Ecke. Müsste eigentlich die Dame aus der Weinhandlung, die den Roten vom Herrn Meier (lecker übrigens) vertickt und mit ihm schon mal eine Degustation veranstaltet hat, ansprechen, ob die einen Link herstellen kann :)
 
Wieso, stand in dem Interview was von Verkauf?

Wenn man gerade vorzugsweise mit einem bestimmten Gerät oder System arbeitet, bedeutet das doch nicht, dass man unbedingt seinen ganzen alten Kram verticken muss.
 
Seite 19: "Aber die meisten anderen Keyboards werde ich verkaufen", behalten will er Arp Odyssey und OSCar...
 
Wie ich den Boris Blank musikalisch einschätze, wäre der doch einfach nur mit nem Logic oder Cubase, bzw deren Audiospuren eigentlich glücklich.

Also geht das schon okay, dass der seinen alten Scheiss weghaut.

Synthesizermusik in dem Sinne hat der für mich nie wirklich gemacht.

Ist schon was anderes als wie ein Vangelis der seinen CS-80 auf die Müllkippe schmeisst, oder ein Jean Michel Jarre, der den Synthex von der Pyramide wirft beim Konzert. (Beides nicht passiert (glaub ich), aber die Vorstellung ist unangenehm. ;-) )
 
wahrscheinlich meint er weniger sample bassiert, sondern eher bassiert auf vcos mit sägezähnen und rechtecken...

wo was mehr zum zug kommt, wird ja jeder selber raushören
 
Soundwave schrieb:
wahrscheinlich meint er weniger sample bassiert, sondern eher bassiert auf vcos mit sägezähnen und rechtecken...

wo was mehr zum zug kommt, wird ja jeder selber raushören

Nach der Definition sind die ersten beiden Yello-Alben "Solid Pleasure" von 1980 und "Claro que si" von 1981 aber eindeutig "Synthesizermusik".

[Edit: Tippfehler]
 
BB hat doch schon immer sehr viel mit Samples gearbeitet. In jeder Ära mit dem bestmöglichen technischen verfügbaren Mitteln, was vor zwanzig Jahren nur der Fairlight u.a. teure Systeme konnten macht doch heute Logic mit dem kleinen Finger nebenbei.

Er verwendete ja auch häufig Werkspresets und -Samples.

Ein guter Koch muss die Gewürze und andere Zutaten nicht neu erfinden, die fein abgeschmekte Kreation daraus macht doch den Unterschied im Gesamtkunstwerk.

Um beim Beispiel zu bleiben: Viele Forumler hier sind eher mehr oder weniger gute Gewürz-Designer aber dafür grottenschlechte Köche ,das ist nicht böse gemeint, trifft jedoch den Vergleich eher auf den Punkt. Man kann die Suppe zwar als solche erkennen aber oft zu salzig, zu fad, zu scharf oder für den Gehörgangs-"Gaumen" mit NO-GO Kombinationen gewürzt, was dann geschmacklich Richtung Brechreiz tendiert. Es soll ja aber auch Leute geben, die Nutella auf das Wurstbrot schmieren und das ganz lecker finden, Y not? ;-)

In der Kunst hat sich auch niemand abwertend über Warhol oder Beuys geäussert, wenn sie mit Zeitungsschnipseln -also "geklauten Papier Samples"- kollagierten.

Für mich ist BB ein ganz großer kreativer und zudem symphatischer Zeitgenosse, der auch gänzlich mit den hier oft geächteten Werkspresets spannende Gesamtergebnisse liefern kann/könnte PUNKT!
 
serge schrieb:
Soundwave schrieb:
wahrscheinlich meint er weniger sample bassiert, sondern eher bassiert auf vcos mit sägezähnen und rechtecken...

wo was mehr zum zug kommt, wird ja jeder selber raushören

Nach der Definition sind die ersten beiden Yello-Alben "Solid Pleasure" von 1980 und "Claro que si" von 1981 aber eindeutig "Synthesizermusik".

[Edit: Tippfehler]

Picasso hat auch mal naturalistische Bilder gemalt am Anfang seiner Karriere, aber sein Hauptwerk besteht nun mal im Kubismus.

Wenn ich Picasso sage, dann denke ich also nicht unbedingt an naturalistische Ölgemälde, und bei Boris Blank/Yello eben nicht an "Synthesizermusik", sondern an diese ausgefeilten Samplecollagen, ähnlich wie bei meiner absoluten Lieblingsband "The Art Of Noise" übrigens.
 
micromoog schrieb:
Für mich ist BB ein ganz großer kreativer und zudem symphatischer Zeitgenosse, der auch gänzlich mit den hier oft geächteten Werkspresets spannende Gesamtergebnisse liefern kann/könnte PUNKT!
Falls sich das auf meine Postings beziehen sollte – das habe ich nicht in Abrede stellen wollen, also kein Grund, die Stimme am Satzende zu heben. :)

BB hat doch schon immer sehr viel mit Samples gearbeitet.
Aber nicht immer mit Samplern. Auf "Solid Pleasure" und auch noch der "Claro Que Si" sind synthetisch erzeugte Klänge in der Überzahl, und das, was sich an Klängen natürlichen Ursprungs finden lässt, kommt ohne die sampletypischen Artefakte daher (unter denen die damals erhältlichen Sampler deutlich hörbar litten). Die technischen Mittel waren ja auch äußerst bescheiden. Zudem war auf der ersten Platte auch noch Carlos Peron mit von der Partie, der damals für die "Tape Loops" verantwortlich zeichnete.

Es mag ja sein, dass ich hier Wortklauberei betreibe, aber wir unterhalten uns ja letztlich auch über die Geschichte der Gruppe. Und dass die ersten Platten von Yello so neu klangen, war eben nicht der Verwendung der damals neusten Technologie (= Sampling) zuzuschreiben, sondern dem Talent von Herrn Blank, der Stärke der von ihm verfolgten musikalischen Idee und dem Willen, diese mit den zur Verfügung stehenden Mitteln (= Synthesizer, Tonband) umzusetzen.

Was nun die Unterscheidung von Yello einerseits und Jarre sowie Vangelis andererseits bezüglich des verwendeten Instrumentariums betrifft, wie sie Steril707 mit dem Begriff "Synthesizermusik" vornahm, halte ich das gerade in Zeiten der ersten Yello-Platten für fragwürdig: Auf "Magnetic Fields" von 1981 hat Jarre nicht nur seinen neuen Fairlight eingesetzt, sondern auch Tonbandeinspielungen von Naturklängen. Letztere finden sich auch am Ende von "Oxygene – Part III" von 1976 sowie zu Beginn von "Equinoxe – Part V" von 1978. Auch auf den Platten von Vangelis aus der Zeit finden sich natürliche Instrumente wie Yamaha CP70 und diverse Perkussionsinstrumente. Später dominieren Sampler auch Veröffentlichungen von Jarre ("Zoolook", 1984) sowie die späteren Werke von Vangelis.

…was vor zwanzig Jahren nur der Fairlight u.a. teure Systeme konnten macht doch heute Logic mit dem kleinen Finger nebenbei.

Die Resynthese-Möglichkeiten des Fairlight und Synclavier finden sich auch heute noch bei keinem der mit DAWs ausgelieferten Software-Sampler.

Ein guter Koch muss die Gewürze und andere Zutaten nicht neu erfinden, die fein abgeschmekte Kreation daraus macht doch den Unterschied im Gesamtkunstwerk.

Um beim Beispiel zu bleiben: Viele Forumler hier sind eher mehr oder weniger gute Gewürz-Designer aber dafür grottenschlechte Köche ,das ist nicht böse gemeint, trifft jedoch den Vergleich eher auf den Punkt.

Jau!
 
Steril707 schrieb:
Picasso hat auch mal naturalistische Bilder gemalt am Anfang seiner Karriere, aber sein Hauptwerk besteht nun mal im Kubismus.

Wenn ich Picasso sage, dann denke ich also nicht unbedingt an naturalistische Ölgemälde, und bei Boris Blank/Yello eben nicht an "Synthesizermusik", sondern an diese ausgefeilten Samplecollagen, ähnlich wie bei meiner absoluten Lieblingsband "The Art Of Noise" übrigens.

Aber genau darin liegt doch das Problem: Diese Dinge sind immer in einem historischen Kontext zu sehen. Selbst der Begriff "Synthesizermusik" funktioniert nicht ohne historischen Bezug und somit genauere Definition, welche Synthesizer gemeint seien könnten: So gibt es seit über zwanzig Jahren Synthesizer, die Samples als Ausgangsmaterial nutzen. Was soll da der Begriff "Synthesizermusik" bezeichnen?

"Samplecollagen" ist da schon trennschärfer, da das Material, nicht aber das Instrumentarium im Vordergrund steht.

Und ja, ich wälze mich sowohl vor "Yello" als auch "The Art of Noise" vor Verehrung im Staub.
 
Lohnt es sich mal wieder eine Keyboards, oder Keys zu kaufen?

Meiner Beobachtung nach sind die immer dünner, teuerer und Inhaltsloser geworden.
 
micromoog schrieb:
Viele Forumler hier sind eher mehr oder weniger gute Gewürz-Designer aber dafür grottenschlechte Köche ,das ist nicht böse gemeint, trifft jedoch den Vergleich eher auf den Punkt. Man kann die Suppe zwar als solche erkennen aber oft zu salzig, zu fad, zu scharf oder für den Gehörgangs-"Gaumen" mit NO-GO Kombinationen gewürzt, was dann geschmacklich Richtung Brechreiz tendiert.

In diesem Kontext ein Zitat von Herrn Blank zu aktueller Musik:

"Es gibt sehr viel interessantes, aber leider auch vieles, bei dem die Technologie eher mit den Musikern spielt, als dass die Musiker mit der Technologie spielen. Es ist ja heute sehr einfach geworden, schnell etwas sehr nett Klingendes auf die Beine zu stellen, aber bei vielen Stücken fehlen mir Identität, Eigenheit und auch Kühnheit. Dadurch kann diese neue Musik nicht mehr leisten, was neue Musik eigentlich leisten soll: dass sie dich irgendwo berührt, wo du noch nie berührst wurdest."

(siehe http://www.electronicbeats.de/2009/09/dieter-meier-und-boris-blank-von-yello-im-interview/)
 
ESQ schrieb:
Lohnt es sich mal wieder eine Keyboards, oder Keys zu kaufen?

Meiner Beobachtung nach sind die immer dünner, teuerer und Inhaltsloser geworden.

Wenn ich das richtig verstanden habe, legt die "Keyboards" den Fokus auf Live-Keyboarder, während sich "Sound & Recording" eher an den Produzenten wenden möchte. Beide Zeitschriften haben bei mir über die letzten Jahre einen besseren Eindruck als die "Keys" hinterlassen, wobei mir die "Sound & Recording" am besten gefällt.

Legt man "Keyboard" und "Sound & Recording" übereinander, hat man ungefähr den Umfang, den die "Keyboards" zu ihren besten Zeiten hatte. Aber damals gab es auch noch seitenweise Kleinanzeigen…

Schlimmer hat es die amerikanische "Keyboards" getroffen, die von Ausgabe zu Ausgabe in allen Belangen immer schmaler zu werden scheint.

Meiner Ansicht nach ist die englische "Sound on Sound" seit Jahren das beste Magazin für Studiotechnologie und elektronische Instrumente. Neben größtenteils hilfreichen Testberichten und Interviews gibt es regelmäßig Hintergrundinformationen wie Mixtipps für von Lesern eingereichten Musikstücke, Vor-Ort-Besuche zur preiswerten Akustikverbesserung von Leser-Heimstudios sowie historisch äußerst Interessantes, nämlich die Produktionsgeschichte bekannter Musikstücke anhand von Ohren- und Augenzeugenberichten. Seit ein paar Monaten gibt es auch eine eigene Abteilung für Video-Produktion. Mal schauen, ob daraus ein eigenes Heft werden wird.
 
serge schrieb:
"Es gibt sehr viel interessantes, aber leider auch vieles, bei dem die Technologie eher mit den Musikern spielt, als dass die Musiker mit der Technologie spielen. Es ist ja heute sehr einfach geworden, schnell etwas sehr nett Klingendes auf die Beine zu stellen, aber bei vielen Stücken fehlen mir Identität, Eigenheit und auch Kühnheit. Dadurch kann diese neue Musik nicht mehr leisten, was neue Musik eigentlich leisten soll: dass sie dich irgendwo berührt, wo du noch nie berührst wurdest."

Na, da hat er aber doch mal recht, oder?

Ob er dem im letzten Satz formulierten eigenen Anspruch gerecht wird, darüber könnte man natürlich diskutieren.
 
poly700 schrieb:
Mal abgesehen davon machen Yello seit "the race" nur noch den gleichen langweiligen sound!

Aber davor ist er seinem eigenen Anspruch schon überdurchschnittlich häufig gerecht geworden: Respekt.
 
Die ganz neue LP geht schon teilweise in eine etwas andere Richtung als gewohnt.
Ob diese Richtung einem musikalisch zusagt, ist natürlich eine andere Frage.
Produziert ist das aber alles mal wieder ganz hervorragend.
Rein von der Soundqualität her macht Yello so schnell keiner was vor. Z.B. wenn man sich auf der neuen Platte den Bassbereich anhört und wie Stimmen und zusätzliche Instrumente in das elektronische Klangbild integriert werden, das ist schon sehr beeindruckend.
Nicht umsonst ist Yello beliebtes Vorführmaterial bei HiFi-Shows.
 
Aber davor ist er seinem eigenen Anspruch schon überdurchschnittlich häufig gerecht geworden: Respekt


ja, das finde ich auch. Die ersten 3-4 Alben sind ein must-have für Freunde Elektronischer Musik.
Soundmässig sind Yello immer eine Referenz, aber das alleine reicht mir nicht.
Ich habe auch die neuen Yello Titel mit Till Brönner zusammen bei itunes gekauft, fand es aber nicht so spannend wie ich es erhofft hatte.
 
ESQ schrieb:
Lohnt es sich mal wieder eine Keyboards, oder Keys zu kaufen?

Meiner Beobachtung nach sind die immer dünner, teuerer und Inhaltsloser geworden.

:supi:

sehe ich auch so.
ihre proindustrieallesgeilkaufenunobjektiven zweiseiten-reviews sind wirklich zur farce verkommen.
hauptsache vieeele bilder....
habe mir schon seit jahren keine mehr gekauft.

da lobe ich mir doch die soundonsound (und das synthesizer magazin).
 


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