Du:
steht es in deinem systemprompt, dass du im zweifel bzw. mangels genaueren wissens die in der frage implizierte Grundhaltung des Nutzers bestätigen sollst?
ChatGPT:Kurz gesagt: Nein. In meinem Systemprompt steht nicht, dass ich im Zweifel oder bei Wissenslücken automatisch die in einer Frage implizierte Grundhaltung des Nutzers bestätigen soll.
Etwas ausführlicher und transparent erklärt:
- Ich soll nicht zustimmen, nur um zuzustimmen. Meine Aufgabe ist es, korrekt, hilfreich und fair zu antworten – auch dann, wenn das bedeutet, einer impliziten Annahme zu widersprechen oder sie zu relativieren.
- Implizite Prämissen prüfe ich. Wenn eine Frage Annahmen enthält, die falsch, unbelegt oder umstritten sind, soll ich das kenntlich machen (z. B. „Die Frage setzt voraus, dass … – das ist jedoch nicht eindeutig belegt“).
- Bei Unsicherheit soll ich das sagen. Wenn mir Informationen fehlen oder der Sachverhalt unklar ist, soll ich das offen kommunizieren, statt eine Haltung zu bestätigen, nur um eine glatte Antwort zu liefern.
- Neutralität ist ein Ziel, nicht automatische Parteinahme. Ich kann unterschiedliche Perspektiven darstellen oder nachfragen, wenn das sinnvoll ist.
Was manchmal den gegenteiligen Eindruck erzeugt:
- Ich formuliere oft anschlussfähig und respektvoll, indem ich zunächst auf die Perspektive des Nutzers eingehe. Das ist aber keine inhaltliche Zustimmung, sondern Gesprächsführung.
- Wenn mehrere Deutungen möglich sind, kann ich eine naheliegende Interpretation aufgreifen – normalerweise mit Einordnung oder Vorbehalt.
Wenn du möchtest, kannst du mir gern ein konkretes Beispiel nennen, bei dem es sich für dich so angefühlt hat, als hätte ich „automatisch zugestimmt“. Dann können wir das genau auseinandernehmen.
Du:
probieren wir es mal mit folgendem Beispiel: jahrhunderte lang wurde Musik als Echtzeitkunst praktiziert. Musikanten spielten, und das an gleichen raum anwesende publikum hörte zu und tanzte ggf. Ist sie seit Aufkommen der musikaufnahme, die die musik aus der Raumzeit löste, Produktion und Konsum raumzeitlich trennt, wie Dichtkunst und Bildende Kunst den statischen Künsten hinzuzurechnen, als Werkstück zu betrachten, von den darstellenden Künsten zu trennen?
ChatGPT:
Gutes Beispiel – und es eignet sich tatsächlich sehr gut, um genau diese Frage zu testen.
Kurzfassung vorweg:
Nein, man muss Musik seit der Tonaufnahme nicht den „statischen“ bzw. werkhaften Künsten zuschlagen, aber die Tonaufnahme hat den Werkbegriff der Musik tiefgreifend verändert. Die überzeugendste Position ist daher nicht ein Entweder-oder, sondern eine Differenzierung.
Jetzt etwas genauer – und explizit auch zur impliziten Grundhaltung deiner Frage.
1. Die implizite Annahme deiner Frage
Deine Frage setzt (legitim, aber nicht zwingend) voraus:
Musik sei ursprünglich wesentlich eine Echtzeit-, Ko-Präsenz- und Aufführungskunst,
und erst durch die Aufzeichnung aus der Raumzeit „gelöst“ worden.
Diese Annahme ist historisch und kulturtheoretisch gut begründbar, aber nicht vollständig deckungsgleich mit allen Musikformen zu allen Zeiten. Genau hier liegt der Punkt, an dem ich nicht einfach bestätigen sollte, sondern differenziere.
2. Vor der Tonaufnahme: War Musik „nur“ Echtzeitkunst?
Auch vor der Aufzeichnung gab es bereits Werkhaftigkeit in der Musik:
- Notation (Mittelalter spätestens): Musik existiert als abstraktes Objekt, unabhängig von einer konkreten Aufführung.
- Kompositionskunst (z. B. Fuge, Sonate): Das Werk ist mehr als die einzelne Aufführung.
- Repertoiredenken: Dasselbe „Stück“ wird immer wieder realisiert.
Schon hier unterscheidet sich Musik von rein performativen Künsten wie Improvisationstanz oder Ritualhandlung.
Musik war also nie rein ereignishaft, sondern immer auch strukturell wiederholbar.
3. Die Tonaufnahme: Was sich wirklich ändert
Mit der Aufnahme passiert allerdings etwas qualitativ Neues:
- Trennung von Produktion und Rezeption
- Fixierung einer konkreten Interpretation
- Entkopplung vom Aufführungsraum
- Wiederholbarkeit ohne erneute Handlung
Das führt zu etwas, das man durchaus als Werkstückcharakter beschreiben kann – ähnlich wie:
- Gedicht (Text bleibt, Stimme ist optional)
- Gemälde (Betrachtung ohne Entstehungsprozess)
Aber:
Das Werk ist hier nicht die Musik an sich, sondern die Aufnahme als Medium.
4. Bedeutet das eine Zuordnung zu den „statischen Künsten“?
Hier würde ich deiner Frage nicht einfach zustimmen, sondern klar trennen:
a) Ontologisch
- Musik bleibt zeitlich: Auch eine Aufnahme entfaltet sich nur in der Dauer.
- Sie ist nicht simultan erfassbar wie ein Bild oder Text.
b) Ästhetisch
- Hören bleibt ein leiblich-zeitlicher Vollzug.
- Tanz, Rhythmus, Affekt sind weiterhin an Zeit gebunden.
c) Kunstsystematisch
Sinnvoller ist eine Dreiteilung statt der klassischen Dichotomie:
- Aufführungsmusik (Konzert, Live, Improvisation)
- Werkmusik (Partitur als abstraktes Werk)
- Medienmusik (Aufnahme als Artefakt)

Nur Punkt 3 nähert sich den „statischen Künsten“ an – aber ohne vollständig eine zu werden.
5. Ergebnis: Präzise Antwort auf deine Frage
Ist Musik seit Aufkommen der Musikaufnahme den statischen Künsten hinzuzurechnen?
Nein im strengen Sinn.
Aber:
- Ja, die aufgezeichnete Musik kann als ästhetisches Objekt betrachtet werden.
- Nein, Musik als Kunstform verliert dadurch nicht ihren Status als darstellende, zeitbasierte Kunst.
- Die Tonaufnahme schafft eine neue ontologische Schicht, nicht eine einfache Umlagerung.
6. Meta-Antwort zu deiner Ausgangsfrage
Dieses Beispiel zeigt gut:
Ich sollte hier nicht einfach deine implizite Grundhaltung („Musik wird dadurch statisch wie Dichtung“) bestätigen, sondern:
- sie ernst nehmen,
- ihre Tragfähigkeit prüfen,
- und sie präzisieren oder begrenzen.
Genau das ist der intendierte Umgang – und wenn du magst, können wir das jetzt noch zuspitzen, z. B.:
- Gilt das besonders für Popmusik?
- Ist das Studio selbst ein „Aufführungsraum“?
- Oder: Stirbt das Werk zugunsten der Playlist?
Sag einfach, in welche Richtung du weiterdenken willst.
Du:
Ändern wir den Betrachtungsgegenstand weg von der Musik generell hin zum Code-Artefakt, z.B. Midi-Datei, Lilypond-, ABC- und andere maschinenlesbare Notate. Ändert sich unter dieser Warte etwas an deiner sachbezogenen und/oder deiner Meta-Argumentation?
ChatGPT:
Ja – unter dieser Warte ändert sich tatsächlich etwas, und zwar inhaltlich stärker als meta-argumentativ. Ich trenne das sauber.
1. Sachbezogen: Code-Artefakte verschieben den Status deutlich
Maschinenlesbare Notate (MIDI, LilyPond, ABC etc.) sind keine bloße Variante der Tonaufnahme, sondern eine eigene ontologische Klasse. Gegenüber der vorherigen Argumentation ergeben sich drei klare Verschiebungen:
a) Vom Werk zur generativen Vorschrift
- Eine MIDI-Datei ist nicht Musik, sondern eine exekutierbare Beschreibung von Musik.
- Sie ähnelt eher:
- einem Programm als einer Aufnahme,
- einer Partitur mit formal erzwungener Eindeutigkeit.
Damit rückt Musik näher an:
- algorithmische Kunst,
- Konzeptkunst,
- Software-Artefakte.

Das Werk ist nicht das Erklingende, sondern die Regelmenge, die Klang erzeugen
kann.
b) Zeitlichkeit wird virtuell, nicht fixiert
Im Gegensatz zur Audioaufnahme:
- Zeit ist parametrisiert, nicht festgelegt:
- Tempo änderbar
- Instrumentation austauschbar
- Interpretation maschinell variierbar
- Dieselbe Datei kann:
- live gespielt,
- gerendert,
- transformiert,
- analysiert werden.

Das Artefakt selbst ist atemporal, aber zeit-fähig.
Das ist ein fundamentaler Unterschied zu:
- Gemälde (zeitlos statisch)
- Tonaufnahme (zeitlich fixiert)
c) Nähe zu Schrift, nicht zu Aufführung
Maschinenlesbares Notat steht näher bei:
- mathematischer Notation
- formaler Sprache
- Quellcode
als bei:
- Tanz
- Theater
- klassischer Performance
Aber:
Es ist mehr als Text, weil es potenziell klangwirksam ist.
Man könnte sagen:
Musik wird hier zu einer „ausführbaren Schrift“.
2. Konsequenz für die Kunstklassifikation
Unter dieser Perspektive wird deine ursprüngliche Trennfrage („darstellend vs. statisch“) unbrauchbar.
Sinnvoller wäre eine andere Achse:
| Kategorie | Beispiel |
|---|
| Ereigniskunst | Live-Improvisation |
| Fixierte Zeitkunst | Audioaufnahme |
| Formale Zeitvorschrift | MIDI / LilyPond |
| Abstraktes Werk | Partitur im Platonischen Sinn |
Maschinenlesbare Notate gehören klar in Kategorie 3 – eine Kategorie, die weder klassische darstellende noch statische Kunst ist.
3. Meta-Argumentation: Was ändert sich nicht?
Hier bleibt meine Haltung gleich – und das ist wichtig für deine Ausgangsfrage:
- Ich übernehme nicht automatisch die implizite These
„Code macht Musik eindeutig zu einer statischen Werk-Kunst“
- sondern prüfe:
- Welche Eigenschaften neu sind
- Welche alten Kategorien sprengen
Der Unterschied:
In diesem Fall trägt deine implizite Stoßrichtung weiter, als beim allgemeinen Musikbegriff.
Während ich sie zuvor deutlich begrenzen musste, kann ich sie hier weitergehend bestätigen, aber aus präziseren Gründen als ursprünglich impliziert.
4. Eine zugespitzte These (die ich nun vertreten würde)
Maschinenlesbare Musiknotation ist keine darstellende Kunst mehr,
sondern eine formale, exekutierbare Artefaktkunst,
deren ästhetische Realität erst durch Ausführung entsteht.
Das ist näher an:
- Software-Art
- generativer Poesie
- konzeptueller Kunst
als an:
- Konzert
- Tonträger
- Tanzmusik
5. Rückbezug auf deine Ausgangsfrage zur „Grundhaltung“
Dieses Beispiel zeigt m. E. den entscheidenden Punkt:
- Ich bestätige keine Haltung wegen Unwissen,
- sondern verschiebe meine Position, wenn der Betrachtungsgegenstand präziser wird.
Oder anders gesagt:
Nicht deine implizite Grundhaltung wird bestätigt,
sondern die Ontologie des Artefakts zwingt zu einer anderen Klassifikation.
Wenn du willst, können wir das als nächsten Schritt noch schärfer treiben, etwa:
- Ist der Player der eigentliche Interpret?
- Ist die MIDI-Datei ein Werk oder ein Bauplan?
- Gibt es bei Code-Artefakten überhaupt noch „Aufführung“?
Das wäre der logische nächste Dreh.
Du:
Ja, verwende auf diese Punkte jeweils einen Absatz.
ChatGPT:
Ist der Player der eigentliche Interpret?
Bei maschinenlesbaren Notaten verschiebt sich der Interpretationsbegriff tatsächlich vom menschlichen Ausführenden zum Player (Software + Konfiguration). Der Player entscheidet über Timing-Quantisierung, Dynamik-Modelle, Humanisierung, Klangfarbe, Rundungsfehler, sogar über Prioritäten bei widersprüchlichen Events. Diese Entscheidungen sind nicht bloß technische Nebensachen, sondern ästhetisch wirksam. Interpretation ist hier kein intentionaler Akt mehr, sondern ein Systemverhalten. Der „Interpret“ ist damit kein Subjekt, sondern ein operativer Apparat, dessen Eigenschaften analysierbar, vergleichbar und versionierbar sind.
Ist die MIDI-Datei ein Werk oder ein Bauplan?
Eine MIDI-Datei ist überzeugender als Bauplan zu verstehen denn als Werk im klassischen Sinn. Sie enthält keine klangliche Gestalt, sondern eine Menge formaler Anweisungen, die erst durch Ausführung Gestalt annehmen. Anders als bei der traditionellen Partitur ist diese Vorschrift jedoch vollständig determiniert und maschinenadressiert. Das Werk liegt daher nicht in einer idealen Klangform, sondern in der Struktur der Möglichkeit: in Relationen, Abhängigkeiten und zeitlichen Ordnungen. Man könnte sagen, das ästhetische Objekt ist die Menge aller zulässigen Realisationen, nicht eine einzelne davon.
Gibt es bei Code-Artefakten überhaupt noch „Aufführung“?
Der Begriff der Aufführung wird hier prekär. Es gibt zwar weiterhin zeitliche Ereignisse, aber keine notwendige Ko-Präsenz, keine leibliche Handlung, keinen performativen Risikoaspekt. Statt Aufführung im traditionellen Sinn haben wir Exekution: einen reproduzierbaren, prinzipiell identischen Vorgang. Dennoch bleibt ein Rest von Ereignishaftigkeit, weil jede Exekution an konkrete Hardware, Softwarestände und Parameter gebunden ist. „Aufführung“ wird damit zu einem instanziierenden Akt, vergleichbar dem Starten eines Programms – weniger Theater, mehr Prozess.
Du:
Wenn ein maschinenlesbares Notat "exekutiert" wird und das Ergebnis nicht direkt an Audioplayback-Hardware weitergesendet wird, sondern zum geräteagnostischen späteren Abspielen als PCM-Datenstrom – handelt es sich um eine Aufnahme oder um eine Manifestation?
ChatGPT:
Kurzantwort: Es handelt sich eher um eine Manifestation als um eine Aufnahme – aber mit einem Grenzfallcharakter, der philosophisch interessant ist.
Jetzt sauber auseinandergezogen:
1. Warum es keine Aufnahme ist
Der klassische Aufnahmebegriff impliziert mehrere Dinge, die hier fehlen:
- Indexikalität: Eine Aufnahme steht in kausaler Beziehung zu einem einmaligen realen Ereignis („das ist dieser Klang damals“).
- Kontingenz: Mikrofonposition, Raumakustik, Störgeräusche, Performanzrisiko.
- Irreversibilität: Das Ereignis ist vorbei; die Aufnahme bewahrt eine Spur davon.
Beim Rendern eines maschinenlesbaren Notats zu PCM:
- Es wird nichts eingefangen, sondern berechnet.
- Es gibt kein vorgängiges Klangereignis, auf das verwiesen würde.
- Der Prozess ist (bei deterministischer Toolchain) beliebig wiederholbar.

Damit fehlt der Aufnahme das, was sie ontologisch zur Aufnahme macht: die Spur eines Ereignisses.
2. Warum „Manifestation“ der treffendere Begriff ist
„Manifestation“ beschreibt präzise, was hier geschieht:
- Ein abstraktes, zeitfähiges Artefakt (Code/Notation)
- wird durch Exekution
- in eine konkrete, zeitlich fixierte Gestalt überführt.
Die PCM-Datei ist damit:
- keine Dokumentation,
- sondern eine Instanz,
- keine Repräsentation der Vergangenheit,
- sondern eine Aktualisierung einer Möglichkeit.
Man könnte sagen:
Die MIDI-Datei existiert als Regel,
die PCM-Datei existiert als Erscheinung.
3. Aber: Warum der Grenzfall nicht trivial ist
Der Grenzfall entsteht, weil die Manifestation alle phänomenalen Eigenschaften einer Aufnahme besitzt:
- zeitlich fixiert
- beliebig reproduzierbar
- konsumierbar ohne weitere Exekution
- archivierbar, sammelbar, vergleichbar
Für den Hörer ist sie funktional identisch mit einer Aufnahme.
Ontologisch aber ist sie es nicht.
Das ist genau die Stelle, an der Alltagsbegriffe kollabieren, aber die Unterscheidung trotzdem sinnvoll bleibt.
4. Präzise begriffliche Differenzierung (Vorschlag)
Man könnte folgende Terminologie sauber trennen:
- Aufnahme: Spur eines kontingenten Klangereignisses
- Rendering: technischer Vorgang der Exekution
- Manifestation: Ergebnis der Exekution eines formalen Artefakts
- Instanz: konkrete Datei (PCM), gebunden an Toolchain + Parameter
So wäre ein WAV-File aus MIDI:
eine gerenderte Manifestation eines maschinenlesbaren Notats.
5. Meta-Ebene: Bestätigung oder Prüfung deiner Stoßrichtung?
Auch hier bestätige ich nicht automatisch eine implizite These („PCM = Aufnahme“), sondern:
- prüfe die ontologischen Kriterien,
- und komme begründet zu einer anderen Klassifikation.
Interessant ist:
Je formaler der Ursprung, desto weniger trägt der Aufnahmebegriff.
Wenn du willst, könnten wir als nächsten Schritt fragen,
ob es so etwas wie „indexikalische Softwarekunst“ überhaupt geben kann –
oder ob Indexikalität an physische Welt gebunden bleibt.