kleingewerbe aufmachen für diy-musikzeuch-wer hat erfahrung?

stereoping

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hallo,

ich trage mich mit dem gedanken nebenher als 2. standbein midi-microcontroller-musikgadgets zu entwickeln (Sonderanfertigungen, Interfaces, Mididatenmanipulation, FX und Klangerzeugung) und in kleinst-stückzahlen international zu verscheuern. Evt. nur auf Bestellung, keine 'Kreditfinanzierung' (geht ja zur Zeit eh nicht), Preisspanne/Stück ca. 50-500 EUR, Stückzahl vielleicht in Tranchen à 30 Stück, alles mit Steckernetzteil wegen 220V-Gefahr/Haftung. Wenns im ersten Jahr vielleicht 3000 EUR abwirft wäre das Plansoll schon erfüllt.

Und NEIN! ich plane NICHT, einen Minimoog-Clone zu bauen :lol:
hier soll es weniger um meine konkreten gadgetideen gehen, als viel mehr um Probleme, Hürden und all die 'Instanzen' (IHK, BG, Krankenkasse, Rentenkasse, Arbeitslosenvericherung, GEZ, Finanzamt ...) die unweigerlich aus ihren Löchern kriechen, wenn irgendwo wertgeschöpft wird um was vom selbstgebackenen Kuchen abhaben wollen. Ich bin schon seit 13 jahren selbständiger Grafikdesigner (GbR), also nicht ganz doof was Selbständigkeit, Finanzen, Planung usw. angeht.

Konkret interessiert mich sowas wie CE-zertifizierung, 'Elektro-Meisterzwang', Zwangsmitgliedschaften in IHK oder sonstige Verbände (bin schon in der Berufsgenossenschaft Druck&Papier), Haftungsausschluss/-grenzen, Internationaler Vertrieb+Zoll, Rechtsform, typische Fallstricke, bleifreies Löten (haben Amis und Japaner auch bleifreie Platinen?)

Klar kann man alles googlen und ja, ich habe auch einen Steuerberater, so gehts aber halt schneller und 'praktischer'.

hat hier jemand erfahrung?

danke schonmal,

Gregor
 
Hi Gregor,

ich kann Dir hier vielleicht mit wertlosem Halbwissen weiterhelfen. ;-)

Gegründet bin ich in dem Bereich zwar schon, aber mich schreckten bisher diese ganzen deutschen Zwangsverordnungen und die Abmahnkultur ab ,ein Produkt auf den Markt zu bringen und dafür zu werben.

Besonders krass und unverhältnismäßig für Kleingeräte-Hersteller mit geringen Stückzahlen ist die Elektroschrott-Verordnung. Eventuell kann man die umgehen, wenn man nur Bausätze verkauft, hier gibt es leider auch widersprechende Meinungen.

Steckernetzteil ist wahrscheinlich der einzig gangbare Weg. CE mußt Du meines Wissens nur selbst bestätigen, aber natürlich sollten Deine Gadgets keine hochfrequenten Strahlungen nach außen lassen.

Wenn Du bereits selbständig bist, ich nehme an als Freiberufler, brauchst Du nur einen Gewerbeschein, Rechtsform reicht erstmal Einzelgesellschaft.
 
Über Selbständigkeit kann ich was erzählen, generell aber eher. ICh glaub aber, du brauchst eher diese Standards.

CE, TÜV, VDE0100 abschreiben ;-)

Gewerbeschein: ab 440€ /mtl bei DIESER Sache würde ich das tun, du wirst dann Zwangsmitglied bei der IHK und musst mtl etwa 52€ mind. bezahlen, unter 5200€ gibt es Freistellung davon.

Den Schien kannst du beim Einkauf gebrauchen, Großhändler und so, ich denke für dich lohnt sich evtl auch MwsT-Abrechnung.

Rechtsform: Für sowas geht zwar Gbr oder Einzelperson, wenn du Elekroschocks und so deiner Kunden erwartest, empfehle ich aber eher ne Llimited oder ne "kleine GmbH" zu gründen. Das ist wie GmbH, nur mit weniger bis fast keiner Kapitaleinlage aber diese Rechtsform ist eine rechtliche Person. Das hängt auch damit zusammen, welche Art von Buchführung du machen kannst/willst.

Denn hier wird es etwas schwerer "euch beide" - als du und die Firma über ein Konto zu verwalten. Es gibt auch die kleinere Frickelbude, bei der ich bestenfalls ne Limited machen würde. Die kostet fast nix. ISt quasi deren From von GmbH "klein".

Am einfachsten mit den Büchern ist natürlich eine Einzelunternehmen, in dem du komplett als Person haftest und sogar bei nicht allzu hohem Gewinnerwartungsbereich würde ich das zunächst erstmal vorziehen. Weiss ja nicht, wie dick das werden soll.

Also: 3k€ ist noch unten, das geht sogar knapp unterm Gewerbeschein, wenn du noch arbeitest, kannst du das sogar gut verbinden, wenn du es ganz offiziell machst.

Die Kassen: Du bist, wenn du sonst keinen Angestelltenjob hast oder keine Ich-AG machst (das lohnt sich, als einSteigehilfe!!)
- Also als Sprung ins kalte Wasser ist das als Ich-AG nicht falsch oder als KLeinstunternehmen. DA das keine künstlerische Sache ist, musst du dich normal versichern, jedoch kannst du auch die Vers. aussetzen lassen, was ich aber niemandem raten würde.

Die Sache kostet so etwa 200-300€ /mtl mit den Kranken/Plege/Renten, wenn du die unterste Grenze angibst, als Ich-AG muss man jedoch vorher arbeitslos gemeldet sein und von dort aus rübergehen, dann bist du zwanghaft bei der BfA rentenversichert, kostet etwa 100€. Der Rest ist dann auch noch mal so viel. KSK geht da nicht.

Da du das aber vermutlich hier und da schon kennst. Was fehlt dir noch? Die Tech.Fallstricke kann ich dir leider nicht so gut sagen. CE ist ein PRüfverfahren, kostet.

Aber du musst nicht in die Handwerksrolle und so weiter. Also auch kein Eintrag ins Register oder sowas. Das kostet nämlich mehr als die 52€.

ROHS solltest du beachten!! Ist eh Pflicht überall sonst.
ZOll: Wie für andere auch, kannst aber via Steuer und EU div. Rechenspielchen machen. Hängt damit zusammen, ob du UST abführen kannst, das ist eigentlich bei allen großen Formen so, aber nicht bei KLeinstunternehmung.

ROHS ist weltweit. Inkl Japan, USA,..

Steuerberater: Geil, der wird dir den Krams fast komplett abnehmen können! Wohl dem, der das kann!

Ich mach alles selbst,
ist aber auch von der Wahl der Sache abhängig, ..
 
danke schonmal, da ist ja ne menge unerfreuliche info. An Elektroschrott-Verordnung hatte ich noch gar nicht gedacht.

ein jammer, es scheint tatsächlich immer mehr in die richtung zu gehen, welche die paranoiker schon seit jahrzehnten an die wand malen. immer grössere strukturen die dem einzelnen immer weniger freiheiten lassen. kein wunder, kleinunternehmer haben keine kohle für grossangelegte eu-lobbyaktionen ... maul mecker nörgel.
 
Es ist aber auch denkbar, dass du erstmal kleiner anfängst, und deine Teile bringst und quasi dann später in die Sache reinwächst.

Wenn du das so sympathisch machst wie mit deinem Nickname und Avatarbild, dann wirds klappen.
 
danke :)

Ja ich schätze auch es ist am schlausten sich erstmal auf Gadgetkonzept, Software, Design und Marketing/Support zu konzentrieren und die Technik+Fertigung irgendwo zu beauftragen. Bleibt immer noch die Elektroschrottverordnung und Patentverletzungsgefahr. Bin da jetzt aber erstmal nicht weiter gekommen mit Recherche ... mc4, magst Du uns hierzu noch etwas an Deinem 'wertlosem Halbwissen' teilhaben lassen :) Muss man da Rücklagen bilden und Nachweisen wegen Rücknahmegarantie?

NOCH ein Konzept wäre, nur per Einzelauftrag Einzelstücke zu fertigen. Für Promis, Scheichs, Banker (dann allerdings mit gelegentlichem Stromschlag am Cutoffregler ;-) ), Sammler und anderes Gewürm. Dann könnte es vielleicht als künstlerische Tätigkeit durch gehen, Künstler arbeiten ja auch mit Gewinnerziehlungsabsicht oder?
 
Für Elektroschrott gibt es Firmen, die es übernehmen, deine Subventionen für die Entsorgung chinesische Ramschware in EU-konforme Bescheinigungen zu transformieren.

Ansonsten ist das brotlose Kunst - das, was halbwegs vermarktbar ist, wird auf einem hart umkämpften Markt auch schon gemacht.
 
Fetz schrieb:
Ansonsten ist das brotlose Kunst - das, was halbwegs vermarktbar ist, wird auf einem hart umkämpften Markt auch schon gemacht.

Im Grunde gebe ich Dir da recht. Hm, aber 'brotlose Kunst' ... naja, ein paar experimentelle, einzelstückige Musikgadgets konnte ich schon loswerden, teils bis 400 EUR (lieber Finanzamt-Mitleser: 'Ja, sie wurden vom Steuerberater vorschriftsmässig als betriebliche Einnahme verbucht'), ca. 2 Wochen Arbeit, nicht der grosse Wurf aber ein paar Brote kann ich mir davon schon kaufen. Besser als 2 Wochen 9live schauen oder in der Nase zu popeln und viel gelernt und beim 2. Mal ginge alles wesentlich schneller. V.a. wenn man anstatt Lochraster mal eine Platine entwickeln würde :)

Und auch den 2. Punkt 'was vermarktbar ist wird gemacht' würde ich so nicht stehen lassen wollen. Das gilt imho nur für Kalkulationen der Big-Firmen die grosse Stückzahlen absetzen wollen/müssen und so nur Produkte entwickeln können, die möglichst breite Käuferschichten abdecken ( so wie Popmusik, die darf sich ja auch nix trauen). Elektron mit ihren Produkten scheint mir ein positives Gegenbeispiel für oben aufgestellte These zu sein, dass es tatsächlich noch Nischen gibt die nicht besetzt sind weil kleine Käuferschicht. Weiss jemand was zu Electron von wegen Stückzahlen oder Tranchen oder Bestelllisten/Wartezeiten? Als Negativbeispiel fällt mir z.B. dieser Leipzig ein, wer in aller Welt braucht noch einen monophonen, 2-oszillator-Analogen mit einem Filter... gähn ...? glatt überbesetzt das Genre, für die Kohle lieber gleich einen 'echten' von damals. Es sei denn das Teil hätte ein exzellentes Design (z.b. Microwave1, Memorymoog, ja ist immer Geschmacksfrage) und/oder innovative Features (z.b. Crumar Spirit, OSCar und co.. )

zurück zum Thema:

Ich will hier auch eher auf etwas anderes raus ... die gesellschaftlichen Gegenbenheiten ändern sich zur Zeit GEWALTIG ... mir ist es allemal lieber von 900 selbstverdienten EUR im Monat 'frei' zu leben und dabei noch ne Menge zu lernen und mich zu entwickeln als in die Mühle zu geraten von irgendwelchen Ämtern in Leiharbeit and Fliessband geschickt zu werden.

Vielleicht bin ich ja paranoid und im Moment bin ich da berufstechnisch zum Glück noch sehr weit entfernt, aber, wie gesagt, die Dinge ändern sich zur zeit global enorm und nicht zum guten. Da find ich es nicht verkehrt alle möglichen Alternativen abzuklopfen und kleine Inseln zu suchen die noch blinde Flecken auf dem wachsamen Auge der grossen Versklavungsmaschinerie sind.
 
Wenn es so läuft, wie du beschreibst, dann kommt eine nette Schmiede raus, die Sachen im Stile eines Ken McBeth oder Dieter Doepfer oder so arbeitet. Das ist ein Kampf, aber denke schon, dass Individualisierung ok ist. Da nur eine kleine Gruppe >2k€ ÜBERHAUPT zahl, ist das eben dann deine Gruppe, vielleicht noch Reparaturen? Das gibt es nämlich immer noch zu wenig, denn ich sehe nur, dass die alle immer überarbeitet sind und recht lange brauchen. Sprich: Da geht noch was.

Ansonsten: Die richtigen Spezialsachen anbieten könnte auch was bringen. Ich brauch noch ne gut klingende Groovebox mit Dynamik, HiRes & Roll/Flam mit Wahrscheinlichkeits-Rhythmusmustern. Nimm ne Tribe und Maschine und nen Speckie zusammen mit Max und ein bisschen Code und dreh es durch den Wolf - Das bau mal, ich zahle gut.

IdR ist es aber so, dass man dann doch mehr als eins davon verkaufen müssten, damit es sich lohnt.
 
Ja, natürlich. Mit allen Punkten des Bedenkens. Aber es ist auch nicht mehr so viel Platz für 34466 Opelmitarbeiter und Angestellte. D kann ja auch mal lernen, dass individuelle Ideen auch gehen - Evtl würde dann auch die politische Landschaft ein bisschen geändert. Naja, eher wohl nicht. Die meisten sind noch immer bei Gewerkschaft und Arbeiter und viel Papierkram. Damals vor 100 Jahren klappte das ja auch, woll? ;-)
 
Moogulator schrieb:
Ja, natürlich. Mit allen Punkten des Bedenkens. Aber es ist auch nicht mehr so viel Platz für 34466 Opelmitarbeiter und Angestellte. D kann ja auch mal lernen, dass individuelle Ideen auch gehen - Evtl würde dann auch die politische Landschaft ein bisschen geändert. Naja, eher wohl nicht. Die meisten sind noch immer bei Gewerkschaft und Arbeiter und viel Papierkram. Damals vor 100 Jahren klappte das ja auch, woll? ;-)

Es sind 27.661, aber das nur am Rande.

Du hast Recht, denn D ist derzeit kein Land der potentiell Selbstständigen. Obwohl es D mal ganz gut täte.

Daher begrüße ich die Ambition des Threadstarters. Dass es schwierig wird und all das, und wenn man sich in der Branche erst einen Namen machen muss usw., das merkt man dann im Alltag noch früh genug. Ich meine sogar, dass es egal ist, Ausnahme sind total superexotische Geschäftsideen. Aber selbst da, wer weiß schon wie sich die Dinge in den nächsten 5 Jahren entwickeln? Außerdem sind Kontakte eh was Allerwichtigste, und gerade als Selbstständiger lassen die sich ganz gut knüpfen. Machermentalität ist das worauf es ankommt, und eine ordentliche Portion Selbstbetrug, damit man nicht von vornherein die Flinte ins Korn schmeißt :D
 
(als Antwort auf den obigen Beitrag von Moogulator ;-))

Naja, das Thema interessiert mich halt auch, da ich noch nicht weiß, was ich mit meinem BWL-Diplom anfangen soll. Habe das Fach eher aus praktischen Gründen studiert, ohne mich dafür wirklich zu interessieren. Habe dann einfach bis zum Ende durchgezogen, weil ich für einen Fachwechsel keine Nerven mehr hatte, und ein halbes technisches Studium (noch aus der UdSSR) hatte ich ja bereits. Es interessiert mich aber eigentlich immer noch Musik und Musik Equipment. Ursprünglich war mal mein Traumjob Musik-Produzent. Aber inzwischen, wo man jede CD aus dem Netz saugen kann... Und Showbusiness wäre gar nicht mein Ding.
 
Michael Burman schrieb:
Moogulator schrieb:
Wenn es so läuft, wie du beschreibst, dann kommt eine nette Schmiede raus
Da fällt mir dieser (verwandte?) Thread ein:

viewtopic.php?t=29270

Nur so...

Ahh, war mir entgangen, danke. Alles gelesen, tierisch interessant, leider eingeschlafen, v.a. der Teil mit dem 'wer macht denn hier im forum schon wielange was mit synths und arbeitet in der industrie' ...

So langsam formt sich das, wo die Chancen und Risiken liegen. Dank der Rechnung von Fetz auf Seite 1, die mir (als bisherigem Freiberufler ohne Angestellte und Mini-Fixkosten) sehr plausiblel vorkommt und der umfangreichen Darstellung der Risiken durch -FX- auf Seite 3 sehe ich für den 'legalen' Weg erstmal beim besten Willen keine Chance.

Da geht nur a) auf Miniflamme köcheln, b) Auswandern oder c) irgendwo mit einsteigen wo schon was rollt. Menno, warum wird es einem hier in D (bzw. immer mehr EU-weit vereinheitlicht) so schwer gemacht, für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen? Warum kann man nicht einfach ne Garage mieten, Montags das Tor hochklappen und irgendwas verscheuern? Es ist zum heulen ...

Ich werd dann bis auf weiteres einfach mal meine kleinen µController-Projects zum Selbststudium weiterbacken und nachdenken ....
 


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