Modularsynths + Erwartungen

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Anonymous

Guest
Samstag abend und es fehlt noch ein heißer Thread. Wie wäre es damit:

Bei den Diskussionen rund ums Modularzeugs habe ich den Eindruck,
dass nicht nur an die Besitzer von Modularsynths hohe Erwartungen ge-
stellt werden, sondern dass der ModSynth schlichthin als "Gotteswerkzeug"
gesehen wird, welches alle Wünsche erfüllen kann/muß.

Also mal alle Nullrunden beiseite und zur Hardware:
Irgendwo hab ich mal gelesen, das selbst Schulze mit seinem Großsystem
nur etwa ein Drittel aller VCO nutzen konnte, weil der Rest ins Nirwana
driftete (seine Musik letztendlich mit weniger Modular produziert wurde).
Könnte es sein, das wir im Laufe der Zeit ein verzerrtes Bild davon be-
kommen haben, was ein Modular wirklich in der Musik leistet und was die
heutigen modernen Nichtmodular-Synthesizer leisten können?
Gibt’s da – insbesondere bei uns älteren Synthesisten* hier im Forum – eine
romantisch verklärte Sichtweise? (Die ich natürlich nicht verdammen will,
da ich mich wohl selbst dazu rechnen muß. ;-) )

* "Disclaimer": dies soll kein Thread über gute und schlechte Musiker werden,
sondern über das, was ein Modularsystem in der Musik wirklich geleistet hat,
bzw. ob diese Funktion auch ein anderes Gerät hätte übernehmen können.
 
Hm, das gilt glaube ich nur, wenn man ganz bestimmte, besondere Erwartungen hat.

Für einen Musiker, der mehr Wert auf Spielfertigkeiten legt, für den der Klang vielleicht nicht so wichtig ist wie Harmonie, Rhythmik und die ganzen anderen Metriken aus der prä-synthetischen Zeit, für den sind auch die Möglichkeiten eines Modularen sicherlich nicht das Kriterium für Göttlichkeit, dem reicht je nach Ausrichtung ein einfacher Rompler oder meinetwegen auch eins der One-Trick-Ponys wie E-Klaviere und Clavias Orgelserie.

Für einen Musiker, der viel über Klang macht, den er nicht durch "handwerkliches" Geschick, sondern über entsprechendes Patching verformt, ist hingegen die gewichtete Tastatur verzichtbar, dafür darf´s dann gerne mehr Modulation und Potis haben. Für Soundbastler ist so ein Modularsystem also eine gute Möglichkeit, sich auszutoben - da wird dann ein Gerät dieser Klasse schnell mal zum heiligen Gral.

Das eine schließt das andere übrigens nicht aus und es gibt beliebige Mischformen inkl. aller Extreme. Der Durchschnittssynth findet sich irgendwo in der Mitte, ist ein bißchen modular, aber nicht zu viel und bedient auf die Tour die Masse der Musikschaffenden, die mit einer Heimorgel nicht genug Abwechslung haben und auf das "jedesmal bei Null anfangen" beim Modularmonster auch verzichten können. Ich hab da grad eine Gaußkurve vor Augen mit den beiden extremen "Konzerpianist am Rompler" und "Dronefreak mit Modularsynth ohne Keyboard" am jeweiligen Ende.
 
@b166er:
Du beschreibst die Sicht des Musikers, bzw. des Modular-Users. Gut.

Wie siehts aber mit dem unbedarften Hörer aus, der sich nicht unbedingt selbst
ein Bild machen konnte, der zwar riesige Keith-Emerson-Synths kennt (die zum
Teil auch noch gefaket waren, bzw. viele Module nur Show waren), jedoch
nur sehr rudimentäre Kenntnisse von der wahren Natur der Modularsynthesizer
hat?
Bleibt bei dem nicht der Eindruck, dass bestimmte Sounds nur mit dem ModSynth
gehen?

Nachtrag: Weiteres Beispiel: Ihr hört irgendwelches altes Zeugs vom Schulze
und schaut Euch die Cover mit den riesigen Modularsystem an. What you see
is what you get? Nö, wie es aussieht kamen viele Sounds auch nur von dem
"Kleinzeug", wie Odyssey oder Minimoog.
 
dotterl schrieb:
Nachtrag: Weiteres Beispiel: Ihr hört irgendwelches altes Zeugs vom Schulze
und schaut Euch die Cover mit den riesigen Modularsystem an. What you see
is what you get? Nö, wie es aussieht kamen viele Sounds auch nur von dem
"Kleinzeug", wie Odyssey oder Minimoog.
Musste ja auch so sein. Wenn der verlinkte Blick auf Schulzes Modularsystem korrekt ist, dann hatte er zwar viele VCOs (aus bekannten Gründen, waren wohl immer nur ein paar stimmstabil - jeweils wechselnd), aber im Grunde nur ein Hochpass- und ein Tiefpassfilter, sowie die nicht spannungssteuerbaren Filter 991 und Fixed Filterbank. Damit kann man zwar recht nett komplexe Sounds patchen, aber nur schwer ein ganzes Stück alleine bestreiten:
http://www.till-kopper.de/ksmoog.html

Andreas
 
Ein weiteres Beispiel wird in dem Link benannt:
Gershon Kingsleys "Popcorn". Angeblich mit einem Modularsynth
produziert. Hier hätte ich eher auf "Kleinzeug" getippt!
 
Zu Schulze:
In älteren Modularsystemen sind meistens zu viele VCOs verbaut, da man damals ja auch polyphone Sounds damit spielen wollte. So viele Alternativen gabs ja nicht und Memorymoog & Co auch waren nicht gerade Schnäppchen.
Später hat man Modularsysteme kaum noch dafür eingesetzt, das ist auch bei meinen Systemen so.

Mein PPG300 hat 10 VCOs aber nur drei Filter, das System würde heute niemand mehr so zusammenstellen.
Genutzt werden heute meistens nur 1-3 VCOs für Sequenzersounds, nicht, weil sie abdriften, sondern weils einfach nicht wirklich besser klingt, wenn 10 Oszis gleichzeitig den Bass machen.
 
b166er schrieb:
Das eine schließt das andere übrigens nicht aus und es gibt beliebige Mischformen inkl. aller Extreme. Der Durchschnittssynth findet sich irgendwo in der Mitte, ist ein bißchen modular, aber nicht zu viel und bedient auf die Tour die Masse der Musikschaffenden, die mit einer Heimorgel nicht genug Abwechslung haben und auf das "jedesmal bei Null anfangen" beim Modularmonster auch verzichten können. Ich hab da grad eine Gaußkurve vor Augen mit den beiden extremen "Konzerpianist am Rompler" und "Dronefreak mit Modularsynth ohne Keyboard" am jeweiligen Ende.
Das ist wirklich gut! Wobei ich hinzufügen möchte, dass viele Synths mit fester Architektur (z.B. Waldorf Q, DSI Prophet etc.) heute 98% der Anwendungen abbilden, die in der Synthesizer-Pionierzeit mit Modularsystemen gemacht wurden - und in vielerlei Hinsicht ja durchaus auch noch MEHR können (Polyphonie, Speicherbarkeit etc.). Von daher würde ich den Nutzen des Modularsynthesizers rein als effizientes Musikinstrument heutzutage doch in Frage stellen wollen.

@dotterl:
Für den Hörer, der nicht selbst Musiker ist, ist es, glaube ich, nicht entscheidend, ob er auf dem Plattencover ein Modularsystem sieht oder das Portrait-Foto des Musikers.
 
dotterl schrieb:
Ein weiteres Beispiel wird in dem Link benannt:
Gershon Kingsleys "Popcorn". Angeblich mit einem Modularsynth
produziert. Hier hätte ich eher auf "Kleinzeug" getippt!

Gab's damals halt noch nicht, außerdem kann man mit nem Modular doch auch Sachen machen, die auch mit 'Kleinzeug' machbar sind, nur umgekehrt geht einiges nicht, was nicht mal unbedingt besonders auffällig sein muss, manchmal merkt man das nur an Nuancen.
Bei dem Original-Popcorn wär ich mir auch nicht so ganz sicher, ob das mit 'Kleinzeug' geht, das wird gegen Ende recht schräg (Frequenzmodulation?).
 
Bernie schrieb:
Mein PPG300 hat 10 VCOs aber nur drei Filter, das System würde heute niemand mehr so zusammenstellen.

Warum denn nicht? Nach wie vor macht das klassische Modell bei Monosynths Schule: 3 VCOs bei einem VCF.
Da sind doch 10 VCOs auf drei Filtern nicht wirklich ungewöhnlich.
 
XCenter schrieb:
Bernie schrieb:
Mein PPG300 hat 10 VCOs aber nur drei Filter, das System würde heute niemand mehr so zusammenstellen.

Warum denn nicht? Nach wie vor macht das klassische Modell bei Monosynths Schule: 3 VCOs bei einem VCF.
Da sind doch 10 VCOs auf drei Filtern nicht wirklich ungewöhnlich.

Ferner sind die "überflüssigen" VCO zu nutzen als "LFO" oder z. B. für
FM-Sachen. Wer Spaß und Nerven hat kann auch mal additive Synthese
probieren usw.
 
@MarkusHorn
Für den Hörer, der nicht selbst Musiker ist, ist es, glaube ich, nicht entscheidend, ob er auf dem Plattencover ein Modularsystem sieht oder das Portrait-Foto des Musikers.

War von mir wohl suboptimal formuliert: Das müßte ein Hörer sein, der selbst
kein (langjähriger) Modular-User ist, aber schon Berührungspunkte damit hatte
und nun versucht das Equipment (kann auch ne Auflistung auf dem Cover sein!) und
das Hörbare miteinander in Verbindung zu bringen und sich wundert, wie dünn oder
wie "normal" ein Modularsynth klingt.

Weiteres Beispiel: vergiß Musiker/Hörer. Mir gehts um die Diskrepanz zwischen dem,
was ich sehe (Riesenteil) und dem was ich höre => Erwartungshaltung.
 
Als Ende der 60er/Anfang der 70er die Modularsysteme einer breiteren Musikerschicht zugänglich gemacht wurden und sich dank Carlos, Emerson, Kingsley und Co. auch erste musikalische Erfolge einstellten, war eigentlich nichts anderes als diese Schränke und das Beistelltischchen VCS3 am Markt. Die anschließende Geschichte der Kompaktsynthesizer zur schnelleren, wenn auch eingeschränkteren Bedienung ist den meisten ja geläufig.
Was blieb war Leuten wie KS und TD vorbehalten: Der Beginn der Synthesizermusik mit Unterstützung der Sequencer. Diese waren zu Anfang eben nur in den großen Systemen enthalten.
Zurück in der Gegenwart fällt mir dazu eigentlich nur ein, dass heute alles viel einfacher geht, mit kleineren, dennoch leistungsfähigeren Geräten oder sogar im Computer.
Insofern sollte man diesem Mythos, dass ein Modularsystem, egal ob in Ausbaustufe "übersichtlich" oder "völlig durchgeknallt" mit allen Zwischenstufen, die alleinige Glückseligkeit im Allgemeinen bietet, schnell ein Bein stellen.
Für viele heißt es doch: The show must go on, denn die meisten Geräte erregen kaum genug Aufmerksamkeit, um von deren Aura persönlich profitieren zu können. Der eigentliche Musiker bedient sich doch eher eines gängigen, wenn auch äußerlich völlig unspektakulären Synthesizers wie Motif, Fantom o.ä., um möglichst schnell an sein Ziel zu gelangen.
Der gemeine Modularsystemanwender hat hingegen Zeit, sich in sein Schätzchen einzuarbeiten (oder hat Zeit seines Lebens keine Ahnung davon und freut sich, dass die Lämpchen alle noch gehen) und natürlich Schaltungen auszuprobieren, die außer ihn selbst nicht wirklich jemanden interessieren, weil sie zum großen Teil auch zu nichts taugen außer zur Darstellung physikalischer Gesetzmäßigkeiten.
Bevor es los geht: Dieser Finger zeigt auch auf mich!
Worauf ich hinaus möchte ist einfach die Erklärung meiner Motivation, solch ein Gerät auch heutzutage noch zu nutzen: Es ist die Freiheit, ohne Druck (temporär wie monetär, da meine Intention nicht darin besteht, meine Umwelt mit meinen klanglichen Ergüssen und Fotostrecken dauerhaft zu nerven) an bestimmten Dingen wie Klängen und Abläufen arbeiten zu können und, um mal wieder das alte Zitat von KS symbolisch zu nutzen, um Musik zu machen, die ich hören möchte und die es entweder nicht gibt oder die ich nicht kenne. Natürlich probiere ich auch bekannte Muster aus und bewege mich auch zum Teil deutlich im musikalischen Rahmen meiner Vorbilder, aber ich habe festgestellt, dass es manchmal doch das Instrument ist, das einen führt, allein durch die Philosophie, die der Entwickler in sein Instrument integriert hat. Und das ist der Punkt, an dem ich ein Instrument wirklich schätzen lerne, sei es ein simples wie ein Memotron oder ein komplexes wie ein CotK-Modularsystem. Aber andererseits sind das genau die Empfindungen, die ich nicht auf einen anderen Menschen übertragen kann, der lieber mit Rhodes und Minimoog arbeitet, weil er sich von diesem Equipment besser geführt fühlt, wobei ich das "Führen" nicht als Passivität ausgelegt verstanden wissen möchte.
Deswegen kann ich jedem nur raten, nicht immer zu viel zu erwarten, ein Instrument muss auch zu jemandem passen, es ist eine Frage des Gefühls und nicht zuletzt auch eine Frage des Intellekts.
 
@phaedra + Rest

Der Faktor ZEIT, in dem das Equipment zur Verfügung stand, ist natürlich ein wichtiger
Punkt: Wendy Carlos hatte damals "nur" das Modularsystem; sie vollzog aber die ganze
Digital-Entwicklung und produzierte später eben mit State-of-the-art-Werkzeug.

In den kleinen aktuellen Kisten steckt viel drin, gemessen am Volumen; die Klänge sind dort
gut versteckt, verbergen sich hinter irgendwelchen Submenüs. Bei einer Modularkiste erkennst
Du gleich die Module und weißt was damit geht - oder auch nicht.

Der Mythos Modularsystem soll hier keineswegs demontiert werden, zumal ich selbst sowas
herumzustehen habe und auch verwende. Viele Forumsmitglieder geben hier tausend von
Euronen für ein Modularsystem aus, obwohl sie dafür auch ne dicke polyphone Emma kriegen
könnten.

Am Threadstart brachte ich den Begriff des romantisch-verklärten Blickes und auch die
Erwartungshaltung die mitschwingt (vielleicht damit die gleiche Musik zu machen, wie
einst TD & Co ???). Es scheint aber auch eine Art Lebenshaltung/-einstellung zu sein!

Mit dem Modularsystem kriegst Du z. B. keine schnellen Wechsel hin (abgesehen von
Mehrspurverfahren a l a W.Carlos) , die Stücke entwickeln sich langsamer. So gesehen
ist der ModSynth auch eine Art Zeitmaschine, mit
der Du einfach anders arbeiten mußt...bzw. auch gern willst.

Micht interessiert die Begegnung der alten und neuen Kisten bzw. auch die Verquickung
der jeweiligen Arbeitsweisen.
 
dotterl schrieb:
@phaedra + Rest

Der Faktor ZEIT, in dem das Equipment zur Verfügung stand, ist natürlich ein wichtiger
Punkt: Wendy Carlos hatte damals "nur" das Modularsystem; sie vollzog aber die ganze
Digital-Entwicklung und produzierte später eben mit State-of-the-art-Werkzeug.
Wendy Carlos ist ein sehr gutes Beispiel.
Man vergleiche nur einmal "Switched on Bach", das sehr aufwändig mit Moog Modular und Bandmaschine produziert wurde
mit dem Nachfolger "Switched on Bach 2000", das komplett mit digitalen Synthies, Midi und Computer erstellt wurde.
Absolut kein Vergleich! Die Sounds sind kalt, synthetisch, das Album ist total gefloppt.
 
dotterl schrieb:
Mit dem Modularsystem kriegst Du z. B. keine schnellen Wechsel hin (abgesehen von
Mehrspurverfahren a l a W.Carlos) , die Stücke entwickeln sich langsamer.
Carlos hat doch ein ganzes Jahr nur damit verbracht, die einzelnen Bandschnipsel, teils nur 4 Takte lang, wieder zusammenzupappen. Das gibt sich heute niemand mehr.
 
Mal was zu meiner Motivation "Modular":
was Phaedra meint, mit dem Instrument, das einen "führt", das ist genau der Knackpunkt, warum ich zum Modular-Addict geworden bin. Wenn ich Sounds patche, dann setz ich in der Regel als erstes eine klare Klangvorstellung um. Dabei bleibt es dann allerdings nie. Ich spüre regelrecht, wie das Gerät mich mitnimmt und motiviert aus dem Patch was wirklich Individuelles zu machen. Das empfinde ich als unglaublich befriedigend und passiert mir mit geschlossenen Systemen in diesem Maße nicht.
Ich habe mich ein paar Jahre intensiv mit Softwaresynths auseinander gesetzt, eine Folge meiner musikalischen Entwicklung weg von reiner MIDI-Produktion hin zu aufwendiger Postproduktion am Rechner. Dieser erste Weg war gut, der Zweite hin zu Softwareklangerzeugern war falsch, sodaß ich vor ein paar Jahren wieder konsequent auf Hardwaresynths umgestellt habe. Der Modular markiert sehr deutlich den konsequenten Endpunkt dieser Entwicklung und passt perfekt zu meiner Produktionsweise, einzelne Tracks zu recorden und den eigentlichen Titel daraus am Rechner zu montieren.
Zum Mythos: ich hab meine Wurzeln auch in der angesprochenen Berliner Schule, wobei mich ursprünglich eher die spätere TD-Ära mit Schmoelling fasziniert hat und da waren Modularsysteme bereits weitestgehend verschwunden. Ich bin dem Mythos nie verfallen, konnte mir bis vor wenigen Jahren garnicht vorstellen selbst mit einem Modularsystem zu arbeiten. Geflasht hat mich letztlich die Arbeitsweise mit dem Gerät.
 
Bernie schrieb:
Carlos hat doch ein ganzes Jahr nur damit verbracht, die einzelnen Bandschnipsel, teils nur 4 Takte lang, wieder zusammenzupappen. Das gibt sich heute niemand mehr.

Heute macht man das Gleiche im großen Stil, aber mit anderen Werkzeugen: Ableton sei Dank.
 
Ich habe mir letztes Jahr ein DotCom-System gekauft. Ich bin Player, und wollte einen analogen Lead-Synthesizer mit ein paar sehr persönlichen Spezifikationen, die es bei keinem der "festverdrahteten" Kandidaten (Moog Voyager, Alesis Andromeda, Mopho etc.) so gibt. Monatelang hatte ich deren Architekturen studiert, ausprobiert etc., und kam zum Schluss dass es für mich keine andere Lösung gab als Modular. Es war also keineswegs irgendwelche Old-School-Romantik, sondern reiner Pragmatismus.

Von der jahrelangen Arbeit mit dem G2 wusste ich sehr genau was ich brauchte, habe in 1-wöchigem Brainstorming mit dem SynthInvent-Tool das Layout gemacht, und alles auf einen Rutsch bestellt. Passte alles auf Anhieb. Mein System ist spezifisch als Players-Synth konzipiert -hat also keinen Sequencer o.Ä., dafür viele CV-Processing-Module für die Verarbeitung von Performance-Controllern (Breath-Controller, Velocity etc.), dynamische Hüllkurven (von MoonModular) etc..

Es ist somit in erster Linie ausdrücklich ein konventionelles Performance-Instrument für expressives Spielen von Melodien, mit Klang und Features die ich so nirgendwo sonst bekommen konnte. Fernziel ist die Anschaffung des AS "French Connection" Ondes-Martenot-Controller. Von diesem, in Kombination mit Breath-Controller, erhoffe ich mir noch mehr Expressivität.
 
Sind ein paar gute Beiträge dabei.Ich zitiere mal – zugegebenermaßen aus dem Zusammenhang rausgerissen;
man kanns ja bei Bedarf oben komplett lesen:

Tim: Es war also keineswegs irgendwelche Old-School-Romantik, sondern reiner Pragmatismus.

XCenter: Geflasht hat mich letztlich die Arbeitsweise mit dem Gerät.

Bernie: Absolut kein Vergleich! Die Sounds sind kalt, synthetisch (aktuellere Produktion W.Carlos)

Phaedra: Insofern sollte man diesem Mythos, dass ein Modularsystem, egal ob in Ausbaustufe "übersichtlich" oder "völlig durchgeknallt" mit allen Zwischenstufen, die alleinige Glückseligkeit im Allgemeinen bietet, schnell ein Bein stellen.

Changeling: außerdem kann man mit nem Modular doch auch Sachen machen, die auch mit 'Kleinzeug' machbar sind, nur umgekehrt geht einiges nicht.

Markus Horn: Von daher würde ich den Nutzen des Modularsynthesizers rein als effizientes Musikinstrument heutzutage doch in Frage stellen wollen.

b166er: Für Soundbastler ist so ein Modularsystem also eine gute Möglichkeit, sich auszutoben - da wird dann ein Gerät dieser Klasse schnell mal zum heiligen Gral
 
dotterl schrieb:
Bei den Diskussionen rund ums Modularzeugs habe ich den Eindruck,
dass nicht nur an die Besitzer von Modularsynths hohe Erwartungen ge-
stellt werden, sondern dass der ModSynth schlichthin als "Gotteswerkzeug"
gesehen wird, welches alle Wünsche erfüllen kann/muß.

So einen Eindruck hab ich auch gewonnen bei machen Threads. Was mich als Quasi-Aussenseiter (bisher "nur" reaktor. Das allerdings sehr exzessiv) so fasziniert am modularen Gedanken ist, dass der Musiker Architekt des Klanges sein kann und sich so die Quelle der Musikalität im Anwender und nicht im Gerät befinden muss. Ist ein wenig wie der Gedanke des weißen Blatt Papieres welches beschrieben werden muss im Gegensatz zu Malen nach Zahlen.
 
so fasziniert am modularen Gedanken ist, dass der Musiker Architekt des Klanges sein kann und sich so die Quelle der Musikalität im Anwender und nicht im Gerät befinden muss. Ist ein wenig wie der Gedanke des weißen Blatt Papieres welches beschrieben werden muss im Gegensatz zu Malen nach Zahlen

Also zumindest eine "kleine Gottheitsangelegenheit": das Erschaffen
neuer (Klang)welten ;-)

Die Faszination eines leeren weißen Blattes kann ich nur allzugut nachvollziehen.
Es hat etwas von Magie, selbst wenn man kein (guter) Autor ist.
 
Bernie schrieb:
Man vergleiche nur einmal "Switched on Bach", das sehr aufwändig mit Moog Modular und Bandmaschine produziert wurde
mit dem Nachfolger "Switched on Bach 2000", das komplett mit digitalen Synthies, Midi und Computer erstellt wurde.
Absolut kein Vergleich! Die Sounds sind kalt, synthetisch, das Album ist total gefloppt.

warum ist es eigentlich für viele ohne weiteres nachvollziehbar, werke, gruppen von werken und ganze musikrichtungen, die mit bestimmten werkzeugen geschaffen wurden, einfach deswegen in windeseile abzuqualifizieren ("kalt", "synthetisch" (?!) ) - ebenso wie die werkzeuge selbst ("tauch nix").

andererseits gibt es allgemeines gezeter, wenn ein altkluges kind bemerkt, dass der hiesige modulare kaiser überhaupt gar nichts an hat.

bernie, ich sage zu deiner musik nichts. ich würde aber nie behaupten, dass deine musik so ist, wie sie ist, weil du bestimmte instrumente besitzt und verwendest. zu bewerten, ob sie anders wäre, wenn du auf wenigen instrumente lange zeit üben würdest, steht mir nicht zu. wäre ich an deiner stelle, würde ich einiges anders machen - bin ich aber natürlich nicht.
 
Wobei die Frage generell im Raum steht, ob es kalte Klänge bzw. Musik überhaupt gibt?
Oder ob es nicht nur, einfach gesagt, Blödsinn ist.
 
dotterl schrieb:
* "Disclaimer": dies soll kein Thread über gute und schlechte Musiker werden,
sondern über das, was ein Modularsystem in der Musik wirklich geleistet hat,
bzw. ob diese Funktion auch ein anderes Gerät hätte übernehmen können.

Ich finde es gibt kein anderes System wo man den Sound so austüfteln kann wie bei einem ausgebauten Modularsystem.
Auch wenn nach einer Stunde patchen nicht unbedingt sofort den Sound findest den du gerade suchst, bleibt die Experimentierfreude doch sehr groß.
Und was ich am meisten dabei mag ist gerade der Zufall !!

Ich sehe ein ModularSystem wie ein Küche wo man würzen kann wie man will, die fertigen Synths stehen dann da fast wie Essen auf dem Tisch.
Der A6 ist wirklich ein großer Fortschritt darunter, hat der beides im Haus mit sehr großer Küche und feinem Geschirr...mmmh lecker !!!

Dabei haben uns die früheren ModularSysteme wohl auch als Eintritt für die heutigen fertigen Presets gedient.
Ohne Memory und mit viel zeit alles eben selber machen !!!
Die Computerwelt damals, hätte das nicht sofort übernehmen können da wahr die Rechenleistung viel zu klein.

Heute sieht es anders aus, trotzdem bleiben die Modularsysteme immer noch aktuell und leisten weiter... :mrgreen:
 
intercorni schrieb:
Wobei die Frage generell im Raum steht, ob es kalte Klänge bzw. Musik überhaupt gibt?
Oder ob es nicht nur, einfach gesagt, Blödsinn ist.
Um bei dem Beispiel Switched on Bach / Switched on Bach 2000 zu bleiben, hier hört man einfach im Vergleich den himmelweiten Unterschied zwischen einem analogen Moog Modular und einem digitalen Roland D-50.
 
Ich finde es gibt kein anderes System wo man den Sound so austüfteln kann wie bei einem ausgebauten Modularsystem.
Auch wenn nach einer Stunde patchen nicht unbedingt sofort den Sound findest den du gerade suchst, bleibt die Experimentierfreude doch sehr groß.

DAS ist aus meiner Sicht ein unschlagbares Argument für den Frickler:
(aus)gelebte Experimentierfreude; unabhängig vom Niveau des Ergebnis.
 


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