Danke euch allen fürs Reinhören und die netten Beiträge. Ich feue mich, wenn's ein bisschen gefällt. Ich hatte in den letzten Jahren wenig mit elektronischer Musik und dem ganzen Moog- und Synthesizer-Gedöns am Hut und habe mich, einem lauten, deutlichen, inneren Instinkt folgend, intensiv und vor Ort mit finnischer Musik beschäftigt und den dortigen Musik- und Gesangsformen.
Besonders die "kleine", die fünfsaitige Kantele hat's mir angetan, aber auch die Jouhikko-Tradition, Joik und diverse andere Späße (Death Metal weniger) habe ich dort kennen gelernt. Jouhikko fand ich zu schwierig zu spielen, wenngleich sie in den richtigen Händen sehr schön klingt ... Jede Wette, Industrial geht damit auch. Fiele mir zwar nicht im Traum ein, aber warum nicht?
Auf meinen Touren zu Kursen und Workshops im hellen Sommer und kalten, dunklen Winter nach Helsinki, Lappland, Karelien und der übrigen Pampa rund um Turku und Tampere habe ich großartige, klasse nette Lehrer, Lehrerinnen und Instrumentenbaumeister getroffen, die mir viel beigebracht haben, sowohl über Holzarten, Saiten, Formen und Überlieferungen, und natürlich Spieltechnik. Oft fand sich Gelegenheit zum gemeinsamen Spielen und Jammen, vielfach schlicht und spontan. Und lecker Wurst gab's auch. Unvergessliche Sachen jenseits der Verrücktheiten der überall anzutreffenden Gearlust und em ganzen Zinnober erlebt man, und das ist wirklich fein.
Zudem habe ich zu den Bordunzithern gefunden, da sie mir wie eine logische Konsequenz aus der Beschäftigung mit den simplen, monophonen Synthesizern vorkamen. Dazu zählen das Scheitholt und ihre Schwester in den USA, die Appalachian Dulcimer, die Dulcitar, wie im Video zu sehen, und die diversen Bauarten dieses instruments, wie z. B. die wunderschöne friesische Hummel. Von hier wird es vielleicht noch mehr zu hören geben, aber nicht unbedingt hier im Forum, da wahrscheinlich unpassend, wohl aber auf meiner Seite.
Nun habe ich letztens wieder mal meine alten elektrischen Mühlen eingeschaltet, um zu sehen, ob es mir gelingt, eine Art Begleitung zum Spielen zu finden. Mehr als Democharakter spreche ich den Ergebnissen im Video jedoch nicht zu, daher wohl der kritische Blick am Ende ... Dennoch offenbart sich mir dabei eine neue Richtung, die ich mit Dankbarkeit und Freude verfolgen werde, solange das gutgeht.
Ich hoffe, es ist nicht weiter wild, wenn ich diesen Namen Moognase noch immer trage und mich dabei zu allem Überfluss zu Saiteninstrumenten bekenne. Eigentlich geht's mir inzwischen nicht mehr um irgendwelche Hersteller - bei denen ist oft Hopfen und Malz verloren - sondern um Musik allein, und ich finde es schön, immer wieder dasselbe in Grün zu machen, nur ein bisschen anders. Meine Musik kann jetzt auch ohne Elektro auskommen, und statt ganze Festplatten und das halbe Netz vollzumüllen, kann ich Sachen auch einfach bloß notieren, übern, variieren und bei Bedarf vorspielen. Manchmal ist mir der Bedarf auch wurst.
Nichts finde ich heute schöner, als dieses Gefühl der Unabhängigkeit, einfach so mit einem Stücke Holz irgendwo aufzutauchen, kurz durchzustimmen und mit ausgedachtem Firlefanz loszulegen. Auf einer Bühne ist das unglaublich, ohne Netz und doppelten Boden aufzutreten. Und noch viel schöner ist es, mit Leuten aller Erfahrungsstufen zu sprechen, von ihnen etwas zu lernen und zusammen zu spielen.
Nun, diese Erfahrungen hoffe ich in dem Video auszudrücken. Dass da was Elektrisches blinkt ist eher ein Zufall. Säße da ein Trupp Leute mit einer Trommel, einer Jouhikko und einem paar Essstäbchen, ginge es auch. Zugegeben, das elektronische Orchestrieren ist wirtschaftlich und bequem. Und man kann mit Kopfhörern arbeiten und üben. Bei diesen dünnen Pappwänden hierzulande kein geringer Vorteil.
Viel Spaß weiterhin!