Obertongesang: Alleine mehrstimmig singen!

Der unübertroffene Meister auf dem Gebiet ist für mich Michael Vetter. Ich kaufe mir immer alles an Tonträgern, was ich von ihm bekommen kann. Live ist er ein Erlebnis.

Er hat auch eine ganz interessante Homepage:
www.vetter-transverbal.de


Gruß,
Markus
 
Ich habe Michael Vetter in Aachen in der Annakirche gesehen (gehört) und muss sagen, daß ich bei all den Vorschusslorbeeren sehr enttäuscht war.

Da war zunächst das Umfeld: Es war kalt, die Kirche nicht geheizt, die Bänke schmal und hart. Keine gute Voraussetzung, um ein Konzert zu genießen. Das wurde dann nach einer Stunde schon zur Qual, die völlig vom musikalischen Geschehen ablenkte.

Musikalisch fand ich ihn recht uninteressant. Eher eine egozentrische Befriedigung seiner eigenen Fähigkeit.
Da ich selber Erfahrung mit Obertonsingen habe, konnte ich allerdings seine Fähigkeiten diesbezüglich zumindest anerkennen und muss sagen, daß das schon beeindruckend ist, was er kann.
Aber das ist halt nicht allles.

Ich hätte eine eher kontemplative Erfahrung erwartet, was aber in diesem Umfeld einfach nicht möglich war. Ein Musiker sollte auch bei der Auswahl seines Auftrittortes wählerisch sein und das Publikum mit einbeziehen, den für dieses tritt er ja schließlich auf. Hier bestätigt er seine musikalische Darbietung: zu egozentrisch.


Als Gegenbeispiel habe ich Christian Bollman erlebt und das war wesentlich musikalischer und insgesamt beeindruckender, hat mich selber viel mehr dazu inspiriert, selber Obertöne zu singen.
 
Ich denke, er wählt seine Konzertorte eher unter akustischen und architektonischen Gesichtspunkten aus als unter solchen des Komforts.
Und ein Entertainer ist er definitiv nicht, falls Du das meinst mit "das Publikum einbeziehen".

Gruß,
Markus
 
Markus Berzborn schrieb:
Ich denke, er wählt seine Konzertorte eher unter akustischen und architektonischen Gesichtspunkten aus als unter solchen des Komforts.
Und ein Entertainer ist er definitiv nicht, falls Du das meinst mit "das Publikum einbeziehen".

Gruß,
Markus

Akustische Gesichtspunkte kann ich nachvollziehen, da schneidet eine alte Kirche immer gut ab.
Von Architektur habe ich zu wenig Ahnung, um die Annakirche als etwas Besonderes im Rahmen von alten Kirchen zu sehen.

Einen Entertainer erwarte ich nicht.
Allerdings stellt Bollmann einen persönlichen Kontakt zum Publikum her, indem er ein wenig über Obertonsingen erzählt.
Das finde ich gerade bei diesem "Genre" nicht schlecht, da ich viele Leute erlebt habe, die gewissermassen ungläubig dem gegenüberstehen.
Bei einem Konzert hatte ein Kollege gemischt. Nach dem Konzert stand ich bei ihm am Mixer und es kamen Leute, die meinten "Da ist doch bestimmt etwas elektronisch getrickst".

Michael Vetter hingegen hat kein einziges Wort gesagt. Sehr unnahbar.

Einbeziehung des Publikums heißt für mich in dem Fall, daß ich als Künstler auch auf den Komfort des Publikums achte, in diesem Falle sogar sicherlich mehr, als bei einem Rockkonzert.

Mag sein, daß es eine sehr subjektive Sache meinerseits ist, ich kann z.B. auch nicht im Schneidersitz meditieren, da mir nach kürzester Zeit die Knie schmerzen.
 
serenadi schrieb:
Allerdings stellt Bollmann einen persönlichen Kontakt zum Publikum her, indem er ein wenig über Obertonsingen erzählt.

Stimmt, das macht Vetter nicht. Bei ihm ist es eher wie ein Ritual, auf das man sich eben einlassen kann oder nicht, wobei er selbst den Eindruck macht, als ob es ihm egal ist, ob da 100 oder 10 Leute oder gar keine im Publikum sitzen. Oder er will sich nicht selbst Konkurrenz zu seinen Kursen machen, die er ja auch anbietet. ;-)

Das Beeindruckendste, was ich mit Michael Vetter erlebt habe, war die Uraufführung der integralen Version von Stockhausens Spiral in Köln - glaube, das war 1997. Über zwei Stunden ohne Unterbrechung in höchster Konzentration (die entsprechende Doppel-CD kann ich nur empfehlen).

Übrigens finde ich auch die Instrumentalplatten von Vetter sehr hörenswert - er ist ja weit mehr als "nur" ein Obertonsänger.

Gruß,
Markus
 
Ja, danke für den Hinweis. Vielleicht habe ich ja mal die Muße, mich da reinzuhören.

@schaf: danke für den link.
sehr interessante Themen übrigens im podcast.
 
Bollmann_Christian.gif


Christian Bollmann - der Roger Whittaker des Obertongesangs


R_Bollmann_Obertonchor.jpg


Christian Bollmann als Gotthilf Fischer der Meditation
 
Ich habe mal das Glück vor 4 Jahren 4 Obertonsängerinnen aus Tuva (eine südrussische provinz) auf ihrer Tour durch Deutschland in 2 Tage in meiner Wohnung zu haben. hab sie auch gesampelt und ein elektrostück draus gemacht.

War allerdings vor 4 Jahren und da ist so einiges zu kritisieren Soundmässig und so weiter. War aber ne geniale Erfahrung.
 
Tuva ist in der Tat eine musikalisch und kulturell höchstinteressante Gegend mit schon sehr starkem schamanischen und buddhistischen Einfluss.

Gruß,
Markus
 


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