Philicorda erzeugt Dauertöne

Q

Quiddel

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Hallo,

ich habe mir letzte Tage eine schöne alte Philicorda AG 7500 besorgt. Bis auf zwei defekte Teiler funktioniert sie auch ganz gut. Schalte ich sie aber an, klingt es so, als wenn alle hohen Töne gleichzeitig heruntergedrückt werden. Diese sind aber deutlich leiser als die normalen Töne, die beim Tastendruck kommen.

Die Töne verändern sich je nachdem welche Register drin sind. Soweit ich das verstanden habe, werden die Töne ja in der höchsten Oktave erzeugt und dann nach unten hin immer wieder geteilt. Da ja nur die hohen Töne dauernd erklingen, müsste also bei den Oszillatoren der Defekt liegen. Vermutungen lass ich jetzt mal bleiben, Philosophie hilft selten bei Elektrotechnik.

Kann mir da jemand weiterhelfen? Ich bin mit meinem Elektrotechnikwissen so ziemlich am Ende.

Vielen Dank, LG,

Matthias

P.S. Schaltplan gibts unter http://www.drummachines.de/beatboxer/ph ... a/7500.htm
 
Quiddel schrieb:
Soweit ich das verstanden habe, werden die Töne ja in der höchsten Oktave erzeugt und dann nach unten hin immer wieder geteilt. Da ja nur die hohen Töne dauernd erklingen, müsste also bei den Oszillatoren der Defekt liegen.
Das ist richtig und falsch.
Es werden die höchsten 12 Töne der Oktav erzeugt und diese sind auch einzeln stimmbar.
Alle weiteren Töne werden durch Frequenzteilung (per Glimmlämpchen) erzeugt.
Es werden also permanent alle Töne erzeugt.

Unter jeder Taste befinden sich drei Tastenkontakte. Möglicherweise liegt dort ein Fehler vor:
Service Handbuch schrieb:
Wird eine Taste eingedrückt, werden die drei Tastenkontakte an die drei Schienenkontakte gedrückt, und zwar für die 2'-, 4'-, und 8'-Bereiche. In der Ruhestellung der Taste liegen die Tonkontakte an Erde. Damit wird Übersprechen zwischen Ton- und Schienenkontakten vermieden.
Es wäre also möglich, daß entweder die Kontakte in Ruhestellung nicht sauber an Masse liegen, weil die Kontakte verschmutzt oder verbogen sind, oder aber es ist irgendwo ein Massedraht lose, so daß die Signale eben nicht an Masse liegen, sondern irgendwo in der Luft hängen.


ACHTUNG: Bitte vor dem Öffnen den Netzstecker ziehen und nicht unter Spannung drin rumwerkeln. Es handelt sich um Röhrenschaltungen mit entsprechend hohen und lebensgefährlichen Spannungen!
 
Vielen Dank für die nette Antwort und vor allem für den Hinweis mit dem Netzstecker. Ich lass sie aber auch noch ein bisschen stehen danach, wer weiß wo sich in der Schaltung immer noch Spannungen halten. (Selbst auf den Trimmern, mit denen man stimmt, liegen 175V an, total belämmert)

Ja stimmt, das mit der Masse kann sein. Die Tastenkontakte, die Taste und Leiterbahnen verbinden, sind nicht verbogen, aber die Masseverbindung müsste ich mal prüfen. Dummerweise kommt man da ja erst dran, wenn das Ding ganz zerlegt ist. Bald sind ja meine letzten Osterferien meines Lebens und dann wird das Schätzchen mal zerlegt! Wie einfach das doch immer ist, seine Abiturlernphase zu verplanen! :D

LG,

Matthias
 
Hallo,

ich habe die Philicorda wegen des Dauertons aufgeschraubt und habe folgendes Gefunden: Die Tastenkontake drücken, wenn sie nicht bei Tastendruck hochgedrückt sind, gegen einen Metallstab. Den kann man aber weder ausbauen noch säubern, weil er quasi eingeschoben ist und danach verbogen wurde. Ich hab ein bisschen gedreht, aber wirklich sauber bekommt man dadurch natürlich nicht.

Der Draht, an dem der Stab hängt, ist sauber verlötet, verliert sich dann aber im Kabelsalat. Ist es möglich, dass die Stiftchen, die vergoldet aussehen, durch so schlechten Kontakt zur Masse diesen Dauerton erzeugen? Oder gibts evtl. andere Gründe, die Lötstellen sehen eigentlich solide aus. Ich werde die Tage nochmal Fotos davon machen...

Die andere Sache, die ich mir nicht erklären kann ist folgende: Wenn ich das B stimme, schlägt der Ton kurz bevor der saubere Ton erreicht ist um. (Ich stimme natürlich am höchsten Ton) Der Ton ist dann etwa 2,5 Halbtonschritte tiefer und schlägt an dieser Grenze immer wieder reproduzierbar um. Da ich mich bei Hartley-Oszillatoren nicht so auskenne, könnte mir jemand sagen, woran das liegt? Äußerlich scheinen alle Widerstände und Wachspapier-Kondensatoren in Ordnung zu sein.

Ich hoffe, dass da jemand bei der recht exotischen Elektronik helfen kann, vielen Dank schon einmal,

LG,

Matthias

P.S. Wenn ich die Beine kürze gibt das Ding immer noch einen respektabel aussehenden Couch-Tisch ab. Für ne zukünftige Studentenbutze reichts jedenfalls... :D
 
Das "Springen" der Töne dürfte an den Teilerstufen liegen bzw. an einer fehlerhaften Synchronisation des Sägezahnoszillators mit dem Sinusgenerator. Möglicherweise sind die Kondensatoren in den Teilerstufen gealtert und haben nicht mehr die korrekten Werte. Evtl. könnte man an den Potis was einstellen. - Aber bitte nicht wahllos dranrumdrehen.

Ich gucke mal, ob ich die entsprechenden Seiten aus dem Servicemanual scannen kann. - Etwas Geduld bitte.
 

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Oh, das wäre klasse mit dem Service Manual, leider sind die Links die man im Internet findet alle tot! ...

Genießt den sonnigen Tag (draußen) ... ;-)
 
Vielen Dank, das dürfte mir bei der Fehlersuche extrem helfen, auch für den Hinweis! Ich arbeite aber generell mit isoliertem Werkzeug bei gezogenem Stecker nach einer kleiner Entladepause. :)

Achso, wo bekommt man denn überhaupt noch Anleitung für ne Philicorda her? Flohmärkte und eBay durchforsten, oder gibts noch irgendwo was im Internet?
 
Quiddel schrieb:
Achso, wo bekommt man denn überhaupt noch Anleitung für ne Philicorda her? Flohmärkte und eBay durchforsten, oder gibts noch irgendwo was im Internet?
Keine Ahnung :roll:

Ich habe ca. 20 Ordner voll mit Schaltplänen und Service-Manuals über Orgeln von einem Bekannten übernommen, der sich beruflich damit beschäftigt und sich jetzt aber nur noch auf Service von Geräten weniger Hersteller konzentriert. Er hat die über Jahre hinweg gesammelt und wollte nun die Dinge, die er nicht mehr braucht, loswerden.
 
Quiddel schrieb:
Achso, wo bekommt man denn überhaupt noch Anleitung für ne Philicorda her? Flohmärkte und eBay durchforsten, oder gibts noch irgendwo was im Internet?
Anleitung für 'ne Heimorgel?
Also links oben ist der Schalter für Lambada :P

Was an dem Tonmöbel ist denn unklar?
 

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tulle schrieb:
Quiddel schrieb:
Achso, wo bekommt man denn überhaupt noch Anleitung für ne Philicorda her? Flohmärkte und eBay durchforsten, oder gibts noch irgendwo was im Internet?
Anleitung für 'ne Heimorgel?
Also links oben ist der Schalter für Lambada :P

Was an dem Tonmöbel ist denn unklar?

Die Philicorda ist ein feiner aber verdammt schwerer Haufen. So einen Sound soll erstmal eine Analog-Orgel
oder Synth herausbringen. Nix mit Möbel, aber knapp an der grenze zum Kaffeetisch. :)
 
gringo schrieb:
Die Philicorda ist ein feiner aber verdammt schwerer Haufen. So einen Sound soll erstmal eine Analog-Orgel
oder Synth herausbringen.
Ich hab sowas schon mal gespielt, keine Sorge. Deshalb auch die Frage nach den Problemen.
 
Die Bedienung ist schon klar, ne Anleitung für die paar Knöppkes brauch ich nicht.

Es geht nur um das Service Manual, da ich das gute Stück reparieren will. Übrigens so schwer is die gar nicht. Die GM751 hat einiges an Gewicht, die 7500 geht. Zumal ich auf lange Sicht eh nicht den Verstärker 7600 benutzen werde! :P

Die Defekte sind oben beschrieben, es geht um Dauergefiepe der Töne bei nicht gedrückten Tasten und das Bb, das beim Stimmen kurz vor der richtige Frequenz umkippt.
 
Der Ton, der von den Hauptoszillatoren (Hartlay-Oszillatoren) kommt, ist ein Sinuston. Dieser Ton geht NICHT auf die Tasten/Klangformung, da generell nur mit Sägezahnschwingungen gearbeitet wird. Er dient nur dazu, den nachgeschalteten Sägezahnoszillator zu synchronisieren und das ganze System stimmstabil zu halten.

Wenn Du das System stimmen willst, würde ich dazu den Ausgang der Sinus-Oszillatoren nehmen. Das wäre auf dem gescannten Plan (Seite 2) dann hinter den Widerständen R6. Dort muß der richtige Ton eingestellt werden.
Wenn tiefere Töne falsch sind, dann ist was mit den Teilern nicht in Ordnung. Entweder stimmen Werte von Bauteilen (Kondensatoren) nicht mehr, oder die Potis stehen falsch (RC-Zeit) oder ggf könnte die Diode (BA100) im Eimer sein.
 
Hm, ja! Es ist schon so, dass alle Töne vom hohen an dann gleichermaßen verstimmt sind. Das heißt die Teiler in sich stimmen. Ich stimme generell nur an der Sinusquelle. Der Fehler muss also wirklich irgendwo bei der Erzeugung des Sinustons passieren. Mein Vater (Elektrotechnik studiert) überlegte, ob eventuell der Spulenkern der Stimmspule des Sinustons gebrochen sein könnte, da das plötzlich so derbe umschlägt.

Aber mit den Schaltplänen ist es deutlich einfacher auf Fehlersuche zu gehen, vielen Dank dafür noch einmal!

Hat irgendwer noch eine Idee bezüglich des Dauertons? Ansonsten wäre der Austausch der Kondensatoren mal eine Überlegung wert...
 


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