Röhrenvorstufe als (sanften) Kompressor?

Rough

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Habe da mal eine technische Frage:

Höre im Hifi-Bereich nur Röhre, weil ich den Klang etc. mag. Jetzt würde ich gerne wissen, ob es technisch gesehen hinhaut, wenn ich von meinem Mixer-Master-Out in eine Stereo-Röhren Vorstufe gehe, von dort aus in mein Interface? Röhrenkompressoren für´s Studio sind mir doch etwas zu teuer, hätte aber einen Zugang zu einer recht hochwertigen Röhrenvorstufe. Würde das gehen (habe in einem Artikel gelesen, dass Röhren die Eigenschaft besitzen, von Natur aus zu komprimieren. Würde halt gerne mein Setup (was ja schon rein Analog ist) noch gerne etwas verdichten und mit dem Klang der Röhre einfärben/noch zusätzlich anwärmen.

Oder vielleicht weiß jemanden eine andere Möglichkeit eine Röhre sinnvoll einzubinden, wäre sehr dankbar.

Danke und Gruß :)
 
gibt ja einige kisten die das machen, etliche mic pres, opto compressoren, warum also nicht auch eine lineare hifi vorstufe?? klar doch, es geht was gefällt, röhre fettet das signal eh an, aber auch gerne richtung verzerrung, reussenzehn hatte gerade ein ganzes röhrenpult gebaut :).
 
Cool, dann werde ich es mal probieren (ist ja auch ein gewisser Aufwand).

Habe z.B. bei den Produktionen von Trente Moller sofort (sehr angenehm) rausgehört, dass hier anscheindend ein Röhrenkompressor dem analogen Setup von ihm noch das Sahnehäubchen aufsetzt. Etwas später habe ich in einem Interview von ihm gelesen, dass er tatsächlich einen aus den 60érn verwendet. Gerade seine Elektro-Produktionen klingen unvergleichlich warm/emotional und man empfindet die Röhre als Ohrenschmeichler ;-)

wer mal hören will:
https://www.youtube.com/watch?v=U18Ru3k5HrM
https://www.youtube.com/watch?v=M6xcEkRf67M

Bin gerade beim rumsuchen auf Ebay auf gebrauchte und bezahlbare Studio-Röhren Teile gestoßen...muss ich mal schaun, wäre ja auch was.

PS.: Der Reussenzehn hat ja mal richtig heiße Teile ;-) Ich kann seine Passion absolut verstehen.
 
Hallo,

ich glaube hier werden einige Sachen durcheinander gebracht. Die gewünschte Summenkompression mit Röhrentechnik
erzielt man mit einem Kompressor, wie beschrieben. An dieser Stelle benutzt man gerne u.A. Vario Mu oder optische Kompressoren. Neben dem Kompressionsprinzip sind auch die, in der Röhrentechnik notwendigen, verbauten Übertrager massgeblich für den Sound verantwortlich, viel mehr als die eigentlichen Röhren.Es gibt auch sehr hochwertige, gutklingende Transistor oder digitale Kompressoren. Unabhängig welche Technologie benutzt wird, summentaugliche Kompressoren sind in der Regel nicht billig!

Ein einfache Linestufe oder Preamp in Röhrentechnik erzeugt im Normalbetrieb keine Kompression. Die oft beschriebene "Softkompression" von Röhren ist eher ein Übersteuerungsverhalten, d.h. es werden Verzerungsprodukte dem Nutzsignal hinzugefügt, was je nach Zusammensetzung dieser als "Wärme" interpretiert werden kann. Das kann auf der Summe, je nach Musikstil und Geschmack durchaus Sinn machen, ist aber keine klassische Kompression im Sinne von regel- und anpassbarer Dynamikbegrenzung. Bei Röhrengitarrenverstärker spricht man auch gerne von Endstufen-"Kompression" oder auch Sag bei hohen Lautstärken, was tatsächlich eine dynamische Begrenzung ist, weil die verbauten Röhrengleichrichter schlicht die geforderte Strommenge nicht mehr liefern können und es dadurch zu einer dynamischen Begrenzung kommt.

Also ich würde hier tatsächlich zwischen richtigen Kompressoren und Effektgeräten, die die Klirrzusammensetzung des Nutzsignals verändern, unterscheiden. Ein einfache Linestufe ist kein Kompressor und wird das Summensignal an der genannten Stelle im Normalbetrieb, wenn überhaupt hörbar, nur geringfügig verändern. Wenn diese Linestufe "Kompressionseffekte" erzielen soll, muss man sie völlig überfahren was zu heftiger Übersteuerung und sehr hörbaren Verzerrungen führen wird, dann spricht man, abhängig von der Stärke von Overdrive oder Distortion. Will man das in dieser Reinform auf der Summe? :phat:

Grüße und viel Spaß!
 
Ein einfache Linestufe oder Preamp in Röhrentechnik erzeugt im Normalbetrieb keine Kompression. Die oft beschriebene "Softkompression" von Röhren ist eher ein Übersteuerungsverhalten, d.h. es werden Verzerungsprodukte dem Nutzsignal hinzugefügt, was je nach Zusammensetzung dieser als "Wärme" interpretiert werden kann.

Perfekt auf den Punkt gebracht!

Eine kräftige (auch Röhren-) Verzerrung will man wohl nur in den seltensten Fällen auf das Summensignal anwenden. Es sei denn, es soll bewusst "trashig" oder auch "experimentell" klingen.

Denkbar ist aber, bei der üblichen 4/4 Takt Dance-Mucke die krasse Summenverrzerrung nur über wenige Takte laufen zu lassen, bevor das "Uffz Uffz" wieder losgeht. Als Break sozusagen.

Sorry für die Wortwahl, ich mach halt andere Musik :)
 
soderstrom: sehr gut erklärt! macht es trotzdem sinn mit summenröhren zu arbeiten, wegen der wärme? also: ist dieser wäremeffekt in der summe eben dann überhaupt so da, oder greift das eben nicht, weil man die röhre in der summe nicht wirklich groß überfahren kann?

2.frage: das mit den übertragern klingt logisch und spannend: kannst du da etwas mehr dazu sagen? ich habe z.b. palmerübertrager (passiv) gegen brummen. kann man so etwas auch nutzen? (sind hochwertige trafos drin) worauf käme es bei übertragern an, damit sie den sound andicken, oder anwärmen?
 
Hi Leute,

im Internet lernt man nie aus. Bei einem bekannten Musiker Portal wird in einem Artikel geschrieben "Röhren besitzen von Natur aus eine Kompression", hier wird mir erklärt, dies wäre letztlich nicht so, sondern ein anderer Effekt.

Wie auch immer, es scheint mir dann wohl das beste zu sein, ich liebäugle mal mit einem gebrauchten Drawmer Röhrenkomp., der als Kompressor (Röhre hin oder her) arbeitet, aber durch die Röhre dem Ganzen noch einen Anstrich verleiht, der mir gefällt. Vielleicht bin ich mit dieser Lösung auf der sicheren Seite.

Danke für eure Hilfe und Erklärungen :)
 


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