Steve Reich Piano Phase

k-stone

Naturbursche
Vielleicht hat ja jemand schon was von diesem fiesen Eklat in der Kölner Philharmonie mitbekommen? Naja, auf jedem Fall hab ich dann mal nach dem besagten Stück, daß gestört wurde, gesucht, und ich finde das Stück sehr cool.



Irgendwie eine tolle Entdeckung für mich. Eigentlich interessiere ich mich nicht für zeitgenössische Musik.


 
neben "clapping music" einer DER klassiker von reich. einfach trancemugge mit 2 verschobenen layern;-))) gibt sogar einen pianisten, der das allein (mit 2 händen und die dann verschoben) spielen kann-der muß ne gespaltene persönlichkeit sein;-)
 
Man hat als Künstler der live auftritt leider immer das Risiko auf ein dummes oder ignorantes Publikum zu treffen.

Ich persönlich würde mich als Zuhörer damit beschäftigen was mich im Konzert erwartet. Natürlich kann man das nicht zwingend voraussetzen. Ebenso ist es noch ok wenn Leute erst im Konzert feststellen, dass der Zugang zur Art der Musik halt nicht besteht. Aber wer eh ein Abo dort hat, kann sich im Bedarfsfall auch mal gegen einen Besuch entscheiden. Schlau machen hilft halt...

Was ich wirklich als absolute Grenzüberschreitung sehe sind Störungen jeder Art während der Darbietung. Hier geht es ja nicht um handwerkliche Defizite. Insofern ist die Ansicht im Artikel absolut richtig, dass man auch mal 20 Minuten eine Darbietung die einem nicht zusagt aushalten kann. Da kann man mal sehen, dass heutzutage ein Philharmonie Publikum nicht mehr zwangsläufig Anstandsregeln beachtet. Anstand und Umgang sind aber Bestandteile der Kultur. Und das in einem kulturellen Umfeld so zu vermasseln ist mehr als peinlich.

Und ich finde es ein zusätzliches Armutszeugnis, dass hier kein Veranstalter dem Künstler in dieser Situation beisteht. Das kann sich die Kölner Philharmonie nicht all zu oft erlauben, denn das spricht sich rum und als Künstler habe ich auf "alle gegen mich" ganz bestimmt wenig Lust.
 
ich glaub die sind alle geschockt. eben, weil es hier bei dem fall absolut unüblich ist/war! normalerweise gebe ich deinem ersten satz recht, aber nicht im klassikpublikum. hier war irgendwie irgendwas megaunglücklich und dumm gelaufen.
 
Hoffe, das hatte nichts mit dem Iranischen Interpreten zu tun, wie in der Presse kolportiert.

...als vor ca. 10 Jahren hier in Baden-Baden (Kleinstadt im Süden) im Festspielhaus die Steve Reich Tage waren (ist zwar keine Philharmonie, aber durchaus eine anerkannte Spielstätte), konnte man das typische Publikum dort auch teilweise verwundert schauen sehen.

Gerade Drumming & Co. verlangen dem "normalen" Klassik-Hörer schon so einiges ab.

Dass das bei Stücken wie "Tehillim" und "Music for 18 Musicians" mit eher weniger experimentellem Charakter (quasi mehr hin zum Orchestralen) etwas besser wurde, war (für mich) im Vorfeld schon klar.

Da wurde das aber per Booklet musik-historisch erörtert und man kann IMHO verlangen, dass sich die Leute auch vorher damit beschäftigen.

"Piano-Phase" und so Sachen wie "Six Marimbas" liegen dann sicherlich irgendwo dazwischen.

Der Meister hatte damals die Tage himself begleitet und auch teilweise mitgespielt - was für ein Erlebnis und was für ein cooler Typ.

Wie läuft das sonst in Köln ab, gibt es auf besagter Ebene (Konzertbesucher, Connaisseure) in dieser Stadt ein eher gut situiertes Publikum oder gar Prolls?
 
k-stone schrieb:
Vielleicht hat ja jemand schon was von diesem fiesen Eklat in der Kölner Philharmonie mitbekommen?
Andererseits schrieb der Künstler dazu auch:
I’m also fairly sure that the harpsichord has never been in a situation which has inspired total order breaking down in a concert hall. For me, that’s indescribably awesome.

Find's eigentlich ganz geil, dass "moderne" Musik noch so heftige Emotionen hervorrufen kann ... vor 100 Jahren war es Usus, dass Aufführungen so enden. :D
 
Ja, das ist der Punkt - uralte Musik (1967) macht überhaupt noch was..
Es gab in den 70ern ja noch so einige Skandale und im TV Begriffe wie "Scheiße" zu sagen war sowas wie ein absolutes No-Go.

Heute, wo alles schon sicher nicht mehr unter "nie gehört" fallen wird, ist das alles doch sehr viel mehr die Begrenztheit oder Erwartung - und es ist sogar schön, dass das noch geht - Leute überfordern. Ich schätze vor einem regulären Meditations-Wohlfühl-Jarre-Publikum wird diverses Musikwerk, was nicht primär dafür gemacht ist auch für Unruhe sorgen. Das ist dann nicht deren Sache. So ist es ja auch hier oder in Zeitungen - man möchte Sparten und ggf. nur Fußball lesen oder sehen oder nur die Themen Analog und Digital - alles andere ist zu viel.

Das gibt es überall und es wäre sogar zu weit wenn man das nur mit fehlender Offenheit belegen würde, andererseits gibt es hier Leute, die zB wegen zu wenig Software betrübt sind und das ist ja nun wirklich etwas, was irgendwie eine Subsparte einer Teilmenge von Musik ist. Und vielleicht mag man in einer Phase X auch nur XY hören, weil das ist gerade der Lebenspuls.

Klassikhörer sind sicher kein offenes Publikum, aber auch Metalfans können eingeengt sein und - Elektronik-Hörer ebenso, nur EBM oder nur EM oder so..
Gibt es doch massenhaft - auch hier - zu lesen. Das ist sozusagen heute mehr soziales Ereignis. Ist es wirklich ein musikalisches, wo filtern und so sogar noch viel selbstverständlicher ist? Ein Zeitalter wo man sich alles on demand holt und es nicht nur 1-2 Sender gibt, die alles an Kultur vorgeben können, weil es eben nur das gibt?

Heute ist Vielseitigkeit eigentlich normal und WEIL man dann so eine Erwartung hat, gibt es dann auch dort genau die gleichen "Probleme".
Die Leute zu Offenheit zwingen kann man nicht, man kann sogar sagen - ok, ich verstehe, dass sie da andere Dinge erwarten und die dürfen eben nicht abgehalten werden, obwohl das hier nicht mal elektronische Musik ist oder etwas, was klanglich total anders ist, es ist eben nur sehr sehr repetitiv.

Minimal Music ist ja eigentlich gerade hier im Forum innerlich wegen div. Moden sehr stark in vielen Konzepten drin, wie Tanzbares, Techno, etc.
Klassik ist natürlich eine alte Institution. Wir könnten da also durchaus prüfen wie durchlässig wer hier wo ist.

Ich gehe gern auf experimentellere Konzerte aber auch gern auf sehr konventionelle Popkonzerte wo ein gut gemachter Song gelebt wird und viel mehr.
Aber ich fühl mich nicht besser deshalb. Ich hab da Bock drauf und vielleicht kann ich morgen schon im Popmodus sein und übermorgen was anderes…
 
Mir sind eingefleischte Klassikliebhaber untergekommen die volkstümlicher Schlagermusik mehr abgewinnen konnten als z. B. Steve Reich oder John Cage - von Stockhausen mal ganz zu schweigen.
Aber unabhängig davon scheint gutes Benehmen wohl Glücksache zu sein.
 
Musikgeschmack X ist eben auch kein Garant für guten Umgang. Eigentlich ist durchaus auch mal ein "neues Durchzählen und nachsehen" ganz interessant, was wo gefördert ist und zwar im Sinne von - es gibt viel wo sich das lohnt, sehr viele Ansätze, die sich lohnen …

Wir werden uns als Menschheit aber auch nie einigen, was die richtige™ Kultur genau ist - sehr gut!
 
Ich bin zutiefst erschüttert. Köln ist eine liberale Stadt! Wäre ich im Konzert gewesen, dann wäre meine Reaktion gegenüber den Störern irrational heftig gewesen. Meine Güte ist das peinlich für Köln. Sowas spricht sich auf jeden Fall herum und die Philharmonie hat ja schon ein Besucherproblem.

Ich kann mir nur vorstellen, dass im Kontext "Alte Musik" hier ein paar, sagen wir mal, "altmodisch geprägte", Menschen (konservativ passt hier nicht) einfach nicht mehr mitkamen und den Faden verloren haben. Eine latent ausländerfeindliche Grundhaltung scheint mir hier auch durchzublitzen - Zeichen der Zeit. Und es gibt nie eine Entschuldigung für schlechtes Benehmen.
 


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