Swam Engine by Audio Modeling

ich arbeite mit Samplemodeling Instrumenten seit sie auf dem Markt sind, war viele Jahre auch Betatester. Das erste Instrument war übrigens eine Trompete. Erst später kamen andere Blasinstrumente dazu, noch später die Saiteninstrumente. Die selbstentwickelte SWAM Engine war zu Beginn in der Firma Samplemodeling, aber da hat sich ein Streit entwickelt, und die SWAM Entwickler spalteten sich von Samplemodeling ab, um die neue Firma Audio Modeling zu gründen.
 
Ah. @Phil999

Ich frage, weil ich mir im Bereich Bläser und Streicher mal ein bisschen was zulegen will.
Jetzt habe ich mir schon sehr sehr viel Video-Material angeschaut. Hauptsächlich das teure Zeug.
Was brauche / will ich eigentlich:

1. Ich will einen Bläsersatz haben, für Reggae/Ska/Funk-Geschichten.
Da wären mal drei Kandidaten:

• NI Session Horns Pro
• Chris Hein Horns
• Straight Ahead Jazz Horns

Die Jazzhorns gefallen mir so vom Hören am besten.

2. Ich will ein paar Solo-Instrumente wie Chello, Posaune, Saxophon, die eher stimmungsvoll sein sollen.

Da kommt's jetzt. Der Verstand sagt:

Sample = starr.
Modeling = dynamisch.

Deshalb finde ich die Idee hier auch sehr interessant als Alternative zu den gängigen Sample-Libaries
wie VSL, OT Berlin Brass / Strings oder East West etc.
Auch, dass da nicht 50GB Daten benötigt werden finde ich sehr schön.

Jetzt ist mir der Begriff Samplemodeling neu. Frage: Ist das noch mal was anderes?
Wenn ja, welche Anbieter gibts da, die gut sind?

Und wie würdest du den Vor- oder Nachteil zu den genannten "Klassikern" sehen?
Auch im Vergleich zu dem Audiomodeling hier?
 
1. Ich will einen Bläsersatz haben, für Reggae/Ska/Funk-Geschichten.
da liegst Du genau richtig. Mit ein oder mehreren Bundles* von Samplemodeling. Die laufen auf der Kontakt Plattform. Bin mir nicht ganz sicher ob sie auf dem Kontakt Player laufen, oder ob man die Vollversion haben muss. Eine Bläsersektion wie in den 60er-70er Jahren, ein Saxophonquartett wie in "Savoy Truffle" von den Beatles, das kriegt man sehr glaubhaft hin mit Samplemodeling. Je mehr Aufwand, desto realistischer. Meine Vorgehensweise ist so: die Harmonien/Akkorde erstellen (mit Notation oder im Kopf), dann mit einem Windcontroller (EWI4000s) jede einzelne Stimme separat einspielen als MIDI. Wenn man gut ist auf dem Controller (Keyboard geht auch, für mich persönlich jedoch viel schwieriger) kann man natürlich gleich Audio aufnehmen. Ich nehme stets zuerst MIDI auf, da ich eine zu frühe oder zu späte Note bequem nachkorrigieren kann, und Fehler beim Greifen beheben kann ohne die Stimme noch mal von vorne spielen zu müssen.

Ich kann Dir sagen, es haut Dich um. Das ergibt enorm realistische Brass Sections. Samplemodeling hat für jedes Instrument, z.B. French Horn, nicht nur ein French Horn, sondern deren drei oder vier. Jedes dieser French Horns hat eine kleine unhörbare Abweichung im Klangcharakter, was im Zusammenspiel eben das ausmacht, was in Realität bei einer Brass Section der Fall ist. Was durch monophones sorgfältiges Einspielen noch mehr zur Geltung kommt.

Solos gelingen meiner Meinung nach nicht so grossartig. Selbst geschulte Musiker, die auch mit Windcontrollern Erfahrung haben, bringen die Illusion eines akustischen Instruments nicht so richtig hin. Also ich müsste erstmal so ein Beispiel hören und sehen (live Einspielung, nicht am Computer korrigiert). Natürlich kann man auch Soli erst mit MIDI einspielen und nachträglich herumfeilen, aber was ich sagen will ist, dass sich die Samplemodeling Instrumente vor allem für Ensembles eignen. Den Beweis habe ich erleben dürfen, weil ich kein guter Spieler bin, und mit relativ wenig Aufwand fast perfekte Brass Sections hingekriegt habe.

*ich sehe gerade, dass es keine Bundles für Brass mehr gibt. Und auch keine Saxophone. Die sind nun in Händen von Audio Modeling. Traurige Sache. Ich habe zwar alle Instrumente, erwarb sie aber zu Zeiten wo alles unter Samplemodeling lief. Stimmt, ich muss die SWAM Sachen jetzt bei Audio Modeling registrieren. Also für Dich sieht es auch so aus, dass Du ev. die Posaunen und die Trompeten von Samplemodeling, und die Saxophone, ev. Querflöten und Reeds (Oboe, Klarinette) bei Audio Modeling erwerben und registrieren müsstest. Etwas kompliziert leider, und einiges teurer als früher. Ich hatte als Betatester recht wenig Geld in die Hand nehmen müssen, dafür viel Zeit investiert, was ich aber sowieso gemacht hätte. Sowas Geniales gabs vorher schlicht und einfach nicht, weltweit, und mir war kein Aufwand zu gering, bei dieser Sache dabeizusein. Es war eine klassische Win-Win Situation zwischen Peter Siedlaczek, Giorgio Tommasini und mir. Ich kann übrigens nur das Beste von diesen Gentlemen berichten, ganz feine Leute (nicht nur wegen den Gratislizenzen, sondern wegen ihrer aufrichtigen Art). Von den Audio Modeling Leuten kann ich das nicht behaupten. Ich gebe zu, dass ich eine Aversion habe gegenüber Audio Modeling, und finde es echt schade, dass z.B. die Saxophone nicht mehr bei Samplemodeling erhältlich sind. Das waren nämlich die zweiten Instrumente, die Samplemodeling nach der Trompete herausgebracht haben, und sind eigentlich deren geistiges Eigentum. Die Produktpalette war mal viel grösser.

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Sampling: Samplemodeling Technologie ermöglicht ein Morphen durch Sample-Layer nach Note-on. D.h. der Sample-Layer wird nicht mit Velocity bestimmt, das ja nach Note-on nicht mehr veränderbar ist, sondern mit Breath Expression (MIDI CC2, aber frei wählbar, also auch CC1 Modwheel oder Expression). Das ist das Revolutionäre an Samplemodeling: du spielst eine Note pianissimo, bläst stärker in den Windsensor, und die selbe Note wird lauter und lauter bis zum Überblasen. Einfach genial. Und einmalig, da patentiert von Dr. Giorgio Tommasini, gibt also keine andere Firma die das kann. Ausser Audio Modeling, aber das ist wie gesagt nicht ganz sauber gelaufen. Und ich glaube zu erkennen, dass es von anderen Firmen mittlerweile schon Ansätze gibt in diese Richtung, auch in Bereichen Sprach- und Gesangssynthese. Physical Modeling ist auch mit im Spiel, und vielleicht könnte man die Technologie als Mischung zwischen raffinierter Samplingtechnik und Physical Modeling bezeichnen. Granular Sampling eher nicht, aber was weiss ich schon. Wird auf der Webseite genauer beschrieben, aber ich habe die Sache nie genau durchschauen können. Ist mir eigentlich auch Wurscht. Vom ersten Moment an, wo ich "The Trumpet" auf dem EWI spielte, war mir bewusst, dass Tommasini/Siedlaczek etwas geschaffen haben, was die Samplingtechnologie meilenweit vonangebracht hat.

 
Selbst in Verbindung mit Modular ist das klasse:


https://www.youtube.com/watch?v=-Qp8rrvTWs4

der Patch ist recht interessant, das kann man sagen. Aber will man solche selbstgenerierte Musik auch hören? Die in dem Video erzeugte Musik wahrscheinlich nicht. Aber der Patch kann ja mit etwas mehr Feingefühl "gespielt" werden, und es kann eventuell auch was Interessantes rauskommen. Erinnert an die selbstgenerierende elektronische Musik der 50er Jahre, einfach mit virtuellen akustischen Instrumenten anstatt Oszillatoren.
 
@Phil999 vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Ich muss mir das ganze dann noch mal in Ruhe anschauen.
Und ja, schade, dass die Saxophone da nicht mit bei sind. Die sind wichtig für so einen Bläsersatz.
(für mich persönlich wichtiger als Trompete)
Tuba finde ich wiederum sehr geil, dass das da dabei ist.

Du meinst also, diese Samplemodeling-Variante ist besser als eine der drei von mir angeführten Sample-Bibliotheken?
 
ich kenne die angeführten Sample-Bibliotheken nicht, doch ich denke sie sind sehr gut einsetzbar. Filmmusik wird ja meist mit solchen Libraries gemacht, und man merkt kaum dass es nicht echt ist. Ist sicher der einfachere Weg. Samplemodeling ist für besonders realistische Umsetzung, aber mit mehr Aufwand verbunden.

Vielleicht noch eine Bemerkung nebenbei: ich verwende prinzipiell keine Samples von akustischen Instrumenten. Entweder verwende ich analoge Synthese und bilde den akustischen Klang nach (muss nicht genau sein und darf synthetisch klingen), oder spiele es selbst bzw. lasse es von einem Musiker einspielen. Die einzige Ausnahme ist Samplemodeling.
 


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