Tangerine Dream, Soundtrack Thief instrumentell sezieren

microbug

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Hi,

durch ein paar Sounds aus meinem Kurzweil angeregt, hab ich mal wieder die TD-CD "Thief" eingelegt und blieb bei "Scrap Yard" hängen:



Ich versuche gerade, die jeweiligen Parts den entsprechenden Instrumenten zuzuordnen, bei den Polysynths hab ich aber dann doch so meine Probleme.

Ich liste mal auf was ich so vermute und bitte um Ergänzung bzw Korrektur.

Bass: wahrscheinlich Moog Modular
Strings: Solina
Leadsynth: OB-X
Begleitakkorde?
rhythmische Akkorde im Hintergrund?

Außerdem versuche ich gerade, diesen Baß nachzubauen, hab allerdings nur nlog auf dem iPad zur Verfügung. Grundwelle klingt bissl hohl, vermute also Rechteck, aber möglicherweise ungleiches Tastverhältnis. 2 Oszis auf Oktave. Klingt aber noch nicht so wie das Original, da komme ich gerade nicht weiter (und mir auch etwas blöd vor, so schwer kann das doch nicht sein, verflixt).

Vielleicht hat von Euch jemand einen heißen Tip? Wäre klasse, danke schonmal.
 
Ich höre gerade Scrap Yard.

Mit der Solostimme liegst Du höchstwahrscheinlich richtig, das klingt wie ein OB-X (könnte aber auch der Prophet 5 sein). Ich denke, die beiden werden sich Akkorde und Leadstimme geteilt haben, haben ja klanglich eine gewisse Schnittmenge. Die Bass-Sequenz ist Prophet 5, da bin ich mir ganz sicher, der ist auf "Thief" sehr intensiv benutzt worden (Froese und Franke hatten ja auch jeweils einen). Die Hauptsequenz von "Diamond Diary" ist der Prophet in unisono mit viel Polymodulation (daher so fauchend), dafür lege ich meine Hand ins Feuer, ebenso die flirrenden Sync-Sweeps (ist sogar ein Werksprogramm...). Rhythmus ist wahrscheinlich der Rhythmin´ Robot, womöglich in Kombination mit Froeses PPG 340/380/390 System (welches höchstwahrscheinlich für das gesamte Sequencing herangezogen wurde). Der PPG 360 ist ganz deutlich im Hintergrund von "Trap Feeling" zu hören (Preset 18).

Stephen
 
Ah, danke Dir. Ja, daß bei "Trap Feeling" ein PPG dabei ist, dacht ich mir fast schon. Da ist auch wieder dieser Leadsound, der schon auf "Tangram" zum Einsatz kam, hört man jedenfalls bei TD in dieser Zeit öfter, auch bei "Diamond diary" gleich zu Anfang, erinner mich aber, schon auf "Force Majeuere" exakt diesen Lead gehört zu haben.

Wenn der Baß vom P5 stammt, dann kann das ja auch ein durchaus komplexer Sound sein. Waren das eigentich SSM-Prophets oder schon REV3?

Die Hauptsequenz mit den Franke-Trillern ist immer wieder geil, das ganze Album ist neben "Exit" und "Tangram" eins meiner liebsten von denen.

Weißt Du zufällig auch, was die für die Drums eingesetzt haben? Das klingt so fürchterlich trocken-pappig.

Ok, wenn ich das, was Du schreibst, gerade mal zu dem, was ich höre in Verbindung bringe, kann ich die Sachen auch besser zuordnen. Die schönen Leads und schwebenden Flächen sind Oberheim, die Sync-Sachen, kräftigen Akkorde und Bässe dann von den Prophets.

Den Lead bei "burning bar" würde ich allerdings auch eher dem Prophet zuordnen, der klingt anders als der sonst verwendete Sound.

Der Baßsound muß doch irgendwie hinzubekommen sein, mal meinen nlog bissl ärgern gehen :)

Gerade noch entdeckt:



Der OB-X schien zu dieser Zeit sein Haupinstrument zu sein, zusammen mit dem Wave ne sehr nette Kombi. Gegen Ende hört man auch den hier schonmal gesuchten Anfangsklang der "Poland"-CD.
 
microbug schrieb:
Der Baßsound muß doch irgendwie hinzubekommen sein, mal meinen nlog bissl ärgern gehen :)

Ist ein ganz normaler PWM Bass.
 
microbug schrieb:
[...] Weißt Du zufällig auch, was die für die Drums eingesetzt haben? Das klingt so fürchterlich trocken-pappig. [...]

Das frage ich mich auch immer, die klingen so dermaßen anämisch, daß es schon wieder toll ist. Meine Vermutung ist PPG 390, gesteuert vom 380 Event Generator (der wahrscheinlich auch die anderen Geräte sequenzermäßig gesteuert hat).

Was auch sein kann, ist ein Roland MC-8 für das Sequencing: Franke hatte in einem 1980er Interview mit der US-KEYBOARD erwähnt, daß er einen hat -- und Suzanne Ciani hatte ihren P5 dahingehend modifizieren lassen, daß sie jede Stimme individuell vom MC-8 ansteuern kann. Frankes P5 hatte sogar Einzelausgänge, damit er jede Stimme durch einen separaten Big Muff schicken konnte. Custom Engineering war also definitiv mit im Spiel.

TD hatten wohl beide Versionen des P5; beim Konzert im Palast der Republik im Januar 1980 ist Franke mit einem Rev. 2 zu sehen (keine Digital Interface Buchsen auf der Rückseite, großes Prophet-Schild), der Rev. 3 wurde im Frühjahr 1980 erstmals vorgestellt (könnte also rechtzeitig zur Produktion von Thief beschafft worden sein), und Froese ist zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Rev. 3 zu sehen (im Booklet dieser CD, die er mit Schmoelling ohne Franke gemacht hatte).

"Burning Bar" fällt so ein bißchen raus; ich meine, sehr viel PS-3100 zu hören, v. a. für das Solo und die S&H-Effekte. Der 3100 war ja sozusagen der Signature Sound der Force Majeure. Das Stück habe ich irgendwann Anfang der 1980er aus dem Radio aufgenommen, und ich denke, das war einer der wichtigsten Einflüsse für mich, was Sequencing angeht. Diese Triller... das versuche ich heute noch auf die Reihe zu kriegen.

Stephen
 
Sounds gut und schön, aber musikalisch kann ich dazu nur frei nach Hildegard Knef sagen: Von da an ging's bergab. 8)
 
microbug schrieb:
[...] @Stephen: willste die Triller etwa per Hand einspielen? Nimm eine prellende Tastatur ... *duw*

:mrgreen:

Hähä, mein Pro DGX macht das... ein paar Tasten prellen und das "Steel Drum"-Preset klingt dann echt nach Peter Baumann.

Nee, im Ernst, beim Odyssey kann man schön zwischen externem Trigger (Sequenzer) und internem Trigger (schnelllaufender LFO) umschalten. Wenn man modular also so etwas aufbaut, mit einem oder zwei Electronic Switches, die zwischen verschiedenen Triggern umschalten können, ist das eigentlich ziemlich simpel. Ich wollte mir immer mal eine Schaltbuchse in den Odyssey einbauen lassen, damit ich diesen Vorgang automatisieren kann...

@mink: In einem anderen Thread spricht man auch von der "Ratsche" oder dem "Ratcheting". Es gibt von MOTM, Dotcom und COTK ein paar Module, die sowas erzeugen können. Ich empfehle Dir das Finale des TD-Stückes "Horizon" (Poland-Album), um dieses Stilmittel in aller Brachialität zu hören.

Stephen
 
microbug schrieb:
@Summa: ah, danke, lag ich mit dem Rechteck doch nicht ganz falsch.

Ist vom Huellkurvenverhalten vielleicht was haarig nachzubauen, wenns mit dem Original nicht ueberein stimmt und man keine Moeglichkeit hat an der Steigung zu feilen. Der Filter klingt was Bandpassig, was ich heute nacht mit 'ner LP/BP Kombination getestet hab.
 
Summa schrieb:
Ist vom Huellkurvenverhalten vielleicht was haarig nachzubauen, wenns mit dem Original nicht ueberein stimmt und man keine Moeglichkeit hat an der Steigung zu feilen. Der Filter klingt was Bandpassig, was ich heute nacht mit 'ner LP/BP Kombination getestet hab.

Wohl wahr, jetzt fehlt mir echt eine Kiste mit Knöppen und ich fürchte, daß sich das mit dem Nlog nicht so wirklich nachbauen läßt. Dort geht nämlich nur entweder LP oder BP und PWM auch nur bei einem Oszillator. Reiner Bandpaß ist es jedenfalls nicht, und allein die Kombi LP/BP spricht schon gegen den Prophet 5 als Baßlieferant (und für meine Anfangsvermutung mit dem Modular). Braucht auf jeden Fall schnelle Hüllkurven.

Danke an Dich für Details und das Testen :)
 
ppg360 schrieb:
Nee, im Ernst, beim Odyssey kann man schön zwischen externem Trigger (Sequenzer) und internem Trigger (schnelllaufender LFO) umschalten. Wenn man modular also so etwas aufbaut, mit einem oder zwei Electronic Switches, die zwischen verschiedenen Triggern umschalten können, ist das eigentlich ziemlich simpel. Ich wollte mir immer mal eine Schaltbuchse in den Odyssey einbauen lassen, damit ich diesen Vorgang automatisieren kann...

Das wäre doch was für eine Aftertouch-Triggerung, aber per clock syncbar :)

Hab jetzt mal den vom iPad verbannten Sunrizer wieder reaktiviert, weil der 2 Filter hintereinanderschalten kann. Als Ausgangspunkt bietet sich das Preset 21 "Tronik bas" an, wenn man da an Filterfrequenz und Hüllkurve schraubt, sowie einen Bandpaß dazunimmt, kommts dem Originalsound schon ziemlich nahe, man kann gar die Steilheit der Hüllkurven einstellen. Allerdings sind die Oszillatoren nicht auf Oktave gestimmt, sondern gleich, das hatte ich Anfangs falsch eingestellt.
 
ppg360 schrieb:
Meine Vermutung ist PPG 390, gesteuert vom 380 Event Generator
Das glaube ich weniger, weil die PPG 390 Drum-Unit bereits auf Samples basierten und die Drums auf Thief noch richtig analog klingen.
Die Akkorde klingen für mich auch mehr nach Oberheim als nach Pro5.
Die Sequencen könnten auch vom Moog Modular stammen, da liegen aber auch so einige Delays drauf. Für einen Unisono Sound klingt die Line
dann doch zu präsent. Unisono verwischt ja immer etwas das Attack.
 
intercorni schrieb:
ppg360 schrieb:
Meine Vermutung ist PPG 390, gesteuert vom 380 Event Generator
Das glaube ich weniger, weil die PPG 390 Drum-Unit bereits auf Samples basierten und die Drums auf Thief noch richtig analog klingen.
Die Akkorde klingen für mich auch mehr nach Oberheim als nach Pro5.
Die Sequencen könnten auch vom Moog Modular stammen, da liegen aber auch so einige Delays drauf. Für einen Unisono Sound klingt die Line
dann doch zu präsent. Unisono verwischt ja immer etwas das Attack.

Die Drums in "Dr. Destructo" (und später auf der "Exit") klingen für mich alles andere als analog. Dieses rhythmisierte white noise lasse ich ja noch als analog durchgehen, aber den Rest? Niemals. :opa:

Stephen
 
intercorni schrieb:
Für mich klingen die Drum echt Analog.

Die Drumsounds sind auf dem ganzen Album die gleichen und garantiert nicht analog, sondern Samples. Zeig mir einen Synth aus der Zeit des Albums, der sowas hinbekommen kann, ich wüßte keinen. Die klingen wie ein Stück Pappe.
 
microbug schrieb:
Dort geht nämlich nur entweder LP oder BP und PWM auch nur bei einem Oszillator.

Ein Oszillator hat mir fuer den Nachbau des Sounds gerreicht, die Schwebung kommt durch die Pulsbreitenmodulation unter Umstaenden mit vorsichtiger FX Unterstuetzung, z.B 'nen Chorus.

Reiner Bandpaß ist es jedenfalls nicht, und allein die Kombi LP/BP spricht schon gegen den Prophet 5 als Baßlieferant (und für meine Anfangsvermutung mit dem Modular). Braucht auf jeden Fall schnelle Hüllkurven.

Koennen auch zwei leicht gegeneinander verschobene seriell verschaltete -12dB LP Filter sein, kommt immer auch ein wenig auf den Charakter des LP Filters an, der kann bei manchen Synths auch schon ganz alleine wie 'ne LP/BP Kombination klingt.
 
Hattest Du LP/BP seriell verschaltet? Das hab ich am Sunrizer jedenfalls gemacht, parallel paßte es nicht.
 
microbug schrieb:
intercorni schrieb:
Für mich klingen die Drum echt Analog.

Die Drumsounds sind auf dem ganzen Album die gleichen und garantiert nicht analog, sondern Samples. Zeig mir einen Synth aus der Zeit des Albums, der sowas hinbekommen kann, ich wüßte keinen. Die klingen wie ein Stück Pappe.
Die hatten spezielle analoge Drummodule. Daher die Vermutung.
 
microbug schrieb:
Hattest Du LP/BP seriell verschaltet? Das hab ich am Sunrizer jedenfalls gemacht, parallel paßte es nicht.

Eine Mischung aus beidem ca. 80% seriell und 20% parallel, hab den Sound mit Massive nachgebaut.
 
intercorni schrieb:
Die hatten spezielle analoge Drummodule. Daher die Vermutung.

Das mag sein, aber das paßt rein technisch nicht. Welche analoge Klangezeugung kann so klingen wie ein Sample? Ich wüßte keine. Jedenfalls nicht bei den Trommeln. Ich laß mich aber gerne eines besseren belehren :)

@Summa: danke, das kann der Sunrizer so glaubich nicht. Vielleicht doch mal mit VAST probieren, ohauerha.
 
http://m.matrixsynth.com/2008/02/roboterwerke-drum-machine.html
robotwerke2.jpg


robotwerksystem2.jpg


CHRISFRANKEEQUIPMENTREV3_2011.jpg
 
ppg360 schrieb:
Diese Triller... das versuche ich heute noch auf die Reihe zu kriegen.

Stephen

Ich mache das mittlerweilen mit dem Moon M563 plus 2 x Dotcom Q128 switches und einem Moon 568.

Absolut luxuriös isses natürlich mit dem Circklon und der CV-I/O box.
2/3/4 fach repeats auf Knopfdruck plus die Möglichkeit mit +/- Delays
 
Cello schrieb:
ppg360 schrieb:
Diese Triller... das versuche ich heute noch auf die Reihe zu kriegen.

Stephen

Ich mache das mittlerweilen mit dem Moon M563 plus 2 x Dotcom Q128 switches und einem Moon 568.

Absolut luxuriös isses natürlich mit dem Circklon und der CV-I/O box.
2/3/4 fach repeats auf Knopfdruck plus die Möglichkeit mit +/- Delays

So kann man´s auch machen, aber ich habe nichts Modulares und plane auch nicht, irgendwas in der Richtung anzuschaffen. Und der Cirklon ist mir zu verstiegen... dafür habe ich nicht die Geduld :).

Stephen
 
@Cornell: ah, unten rechts ist unser Kandidat: "EPROM based 8 Bit Sampling Drumcomputer". Interessantes Rack.
 
Ja aber hast du mal 8 Bit Samples die sich im Bassbereich abspielen, angehört? Der Bass bröselt auf und in den Höhen hat man Störgeräusche. Und all das höre ich nicht bei TD. Darum bin ich ja auch so skeptisch.
 
intercorni schrieb:
Ja aber hast du mal 8 Bit Samples die sich im Bassbereich abspielen, angehört? Der Bass bröselt auf und in den Höhen hat man Störgeräusche. Und all das höre ich nicht bei TD. Darum bin ich ja auch so skeptisch.

Die ersten samplebasierten Drumkisten waren ja auch 8Bit, also Linn, Oberheim etc. Und bei Toms mit deren kurzen Laufzeiten sind solche Störgeräusche eigentlich nur dann auszumachen, wenn der Konstrukteur geschlafen hat. Das paßt also schon.
 
microbug schrieb:
intercorni schrieb:
Ja aber hast du mal 8 Bit Samples die sich im Bassbereich abspielen, angehört? Der Bass bröselt auf und in den Höhen hat man Störgeräusche. Und all das höre ich nicht bei TD. Darum bin ich ja auch so skeptisch.

Die ersten samplebasierten Drumkisten waren ja auch 8Bit, also Linn, Oberheim etc. Und bei Toms mit deren kurzen Laufzeiten sind solche Störgeräusche eigentlich nur dann auszumachen, wenn der Konstrukteur geschlafen hat. Das paßt also schon.

In der Linn LM-1 sitzen für die Instrumentengruppen Toms/Congas sowie für den Rest (Snare, Kick, Claps, Becken, Cowbell, Rimshot, Cabasas...) jeweils ein Curtis 3320, um die Aliasing-bedingten Störgeräusche herauszufiltern. Die DMX kenne ich nicht, aber ich denke, die Designer bei Oberheim werden ähnlich vorgegangen sein, um den eigentlich fürchterlich schlechten Sound auf diese Weise einigermaßen erträglich zu machen.

Stephen
 
Das war eigentlich Pflicht, da einen entsprechenden Filter dahinterzupacken, denn 3320 hab ich gesehen, und bei DMX/DX gibt's auch sowas, ebenso bei der Yamaha RX11 und den Anderen.
 


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