Toni W. schrieb:
Klingt interessant. Ich finde gerade diese sakrale Stimmung (sagt man das so ?), halt so Kirchenartiges ganz gut momentan.
Du hattest doch irgendwo, in irgendeinem Thread gefragt ob du das mit der od. diesem Kirchentonart-Krams erklären solltest und das es nicht so schwer sei. Also mich würde das interessieren, da ich immer meinen gleichen Stiefel fahre und gern was neues nicht zu schwieriges lernen würde. Also wenn du da Bock drauf hast... mach mal.
Illya
ich hab da mal was zusammengeschrieben. Ist aber recht kompliziert geworden und da ich das auf einer sehr "praktikabelen" Ebene praktiziere, die manche theoretische Spitzfindigkeiten weglässt, dachte ich, dass ich das lieber nicht dem Community zum Fraß vorwerfe
Kirchentonarten:
Ich beschränke mich erstmal auf die Grundlegenden Dinge und Kirchentonarten. Wie immer gibt es sonderfälle, Ausnahmen usw. Die lass ich erstmal weg. Bezugtonart soll mal A-moll sein, da ich beim Schreiben die # und bs weglassen will. es ist aber ganz einfach das dann zu Transponieren.
Gundsätzlich muss man sagen, dass jede Tonart ne Kirchentonart ist also auch Dur und Moll. In unseren Breitengraden ist es 90 % aller Tonleitern zu eigen, dass sie innerhalb einer Oktave 2 Halbtonschritte haben.
Eine Kirchentonart charakterisiert sich dadurch wo (zwischen welchen Stufen) sich diese Halbtonschritte befinden.
Moll: zw 2.&3. Stufe und zw. 5.&6. Stufe
Dur: zw. 3.&4. Stufe und zw. 7.&8. Stufe.
diese beiden sind die zwei geläufigsten Kirchentonarten Äolisch (Moll) und Ionisch (Dur)
Bildung der Kirchentonarten:
Die folgenden Tonarten haben alle die gleichen Töne. Nur die Grundtöne verschieben sich und somit auch die Position der Halbtonschritte innerhalb der Oktave. Wichtig beim Spielen ist das bewusste Empfinden des anderen Grundtones. Bei Ganztonschritten hab ich ein Leerzeichen zwischen den Notennamen und bei Halbtonschritten nicht. zur visuellen Verdeutlichung.
A - Äolisch (moll):
A HC D EF G A
H - Lokrisch
HC D EF G A H (Sehr selten weil der Grunddreiklang vermindert ist. Dazu später mehr. Wenn du das spielst merkst du, dass es hier schwierig ist das Gehör auf den Grundton festzunageln.)
C - Ionisch (Dur)
C D EF G A HC
D - Dorisch (Mollähnlich. Unterscheidet sich nur in einem Ton von D-moll. Anstatt dem B von moll kommt hier das H. Hört man oft in der Irischen Folklore, im Pop oder auch woanders)
D EF H A HC D
E - Phrygisch (Flamenco Si si Claro senor. Naja den Flamenco sollte man nicht darauf beschränken vor allem weil da noch das Phrygisch Harmonische dazukommt welches noch einen dritten Halbtonschritt zufügt in diesem Falle statt dem G ein G# was sozusagen das Maurische Erbe in der Spanischen Musik zeigt dazu später mehr. Der Halbtonschritt als erster Schritt gilt für viele als eine Mystische Komponente)
EF G A HC D E
F - Lydisch (Oft im Jazz zu hören Besonderheit: Einzige Kirchentonart die mit 4 Ganztonschritten anfängt das gibt daher ein fast noch fröhlicheres Gefühl als bei Dur. Unterscheidet sich nur in einem Ton von Dur. Anstatt dem B von F-Dur kommt hier das H)
F G A HC D EF
G - Mixolydisch (Auch Jazz. Unterscheidet sich auch nur in einem Ton von Dur. Anstatt dem F# von G-Dur kommt hier das F)
G A HC D EF A
jo.
wie finde ich jetzt heraus welche töne zu meiner gewünschten Tonleiter gehören?
Ich will jetzt zB ein (teil eines) Stück(es), welches in g-moll geschrieben (Produziert) ist etwas interessanter machen und anstatt moll (Äolisch) Dorisch reinhacken.
g-moll:
G AB C DEb F G
aufgrund der charakteristischen Position der Halbtonschritte innerhal der Dorischen Tonleiter (zw. 2.&3. Stufe und zw. 6.&7. Stufe) kann ich jetzt g-Dorisch bilden.
=> G AB C D EF G
das E ersetzt hier also das Eb
Wenn die Melodie, die nun in G-dorisch erklingt über einem gleichbleibenden Grundakkord, in diesem Falle G-Moll dreiklang (G/B/D) gespielt wird, dann gibts keine harmonischen Probleme. Wenn aber der zu g-Moll Leitereigene Akkord C-moll C/Eb/G in der Begleitung kommt dann "muss" dieser zu C-Dur C/E/G geändert werden. Weil ja die den Akkorden zugrundeliegende Tonleiter anders ist. Wie man sieht ersetzt auch hier das E das Eb.
Zu den Leitereigenen Akkorden würde ich morgen oder übermorgen was schreiben. Da wirds erst richtig Spannend und da merkt man erst wozu das ganze.
Muss man das Wissen? Nope!
Das Ganze bringt einem erst wirklich was wenn man es Intuitiv einsetzt. Aber das kommt relativ schnell.
Gruß