Ich lehn mich hier mal ausm Fenster, weil ich wegen Multitimbral-Sehnsucht auch Zielgruppe gewesen wäre:
Kyra hatte mE 4 Probleme:
1. Konzeptstillstand
Das VA-Synth-Konzept des Kyra kommt, wie bei Virus und Nord, aus den Neunzigern – ist also veraltet. Irgendwie fehlen dieser Syntheseart die Optionen: Seit dem Nord Modular G2 hat kein Ingenieur/Musiker/Hersteller der VA-Synthese (Analog-Simulation!) attraktive neue Ideen aufsetzen können. Liegt das in der Natur der Sache? Ich hab nen NMG2E und sage: ja.
2. Schwieriger Markt (also Kundschaft, wie mich)
Der Markt (siehe Zielgruppeninteressen, Punkt 4) in diesem Segment ist zu klein: Wer einen VA-Synth für 1.500 € will und/oder braucht, der hat längst einen: Virus oder Nord. Der größte Konkurrent sind Softsynths. Wäre ein neuer Blofeld mit soviel Knöbben und Einzelausgängen, wie bei Kyra attraktiver - vermutlich ja, da weiss man was man kriegt: Produktpflege 2.0. VA (Analoges) läuft bei der Featurelist von Digitalsynths eh unter "ferner liefen" so mit. Puristen, Nostalgiker und Puritaner haben sowieso einen echten Analogen.
3. Keine Produktpflege
Wo sind die geilen Soundbänke? Mind 5 für mind. 5 Genres? Wo die Crazy-Sound-Action-Wahnsinns-Performances? Wo ist die Kommunikation Hersteller-User? Waldorf hat kommuniziert, dass der Coder "sein" Produkt nicht weiterführt. Ja, nicht einmal pflegt. Kyra ist also keine Zukunftsinvestition, sondern eine statische Sache und möglicherweise sogar riskant (Bugs!!). Das Produkt ist indifferent. Es fehlte das Vertrauen. Und die Sounds, die Appetit machen.
4. Fehlender Insight (bei der Zielgruppe wie mir)
Kein Synthetisist war (klanglich? konzeptionell) freudig überrascht, als Kyra da war: Kyra unterschied sich zu wenig von Virus oder Nord (siehe 1.). Nichts an Kyra hat die üblichen Verdächtigen an Geilheit übertroffen. Es gibt keine Alleinstellungsmerkmale gegenüber den Wettbewerbern über 1.500 Euro, die stark genug sind. Bissl der Klang? Weniger Artefakte durch FPGA? Wars das? Was wollte man eigentlich verkaufen, ausser FPGA, Einzelausgängen und einem Facelift? Die 90er Jahre?
Der aktuelle Markt:
VA (Analog-Simu) macht man im Studio am Rechner und Live gar nicht, da steht dann ein sexy Sequential, Moog oder UDO. Wenn doch, sieht man einen Mac mit Mainstage plus Controllern/Keyb. Wer einen Virus/Nord benutzt, dann deswegen, weil er ihn rumstehen hat, kennt und weiß, was er von dem bekommt. Kauft den noch einer neu bei Thomann? Ja, es gibt den Nord Wave 2 als aktuellen Versuch VA (analoguish) als Instrument zu pflegen, aber der wird ja auch nicht von hunderten Influencern im Netz abgefeiert. Nicht mal von zwei.
So, doch in etwa, oder?
Also finde ich zumindest ...
Und ich kann auch neutralen, digitalen, lediglich aromatischen Synthsounds, die die Musik und nicht nur sich selbst unterstützen, durchaus was abgewinnen.